ING-Portraits
Inhaltsverzeichnis
Die Entscheidung für ein Studium ist eine wichtige Weichenstellung für die eigene Zukunft. Besonders in den MINT-Fächern sind Frauen häufig noch immer unterrepräsentiert. Ziel der TUD ist es deswegen, junge Frauen über ihre Studienmöglichkeiten zu informieren und sie zur Aufnahme eines technischen oder naturwissenschaftlichen Studiums an der TUD zu motivieren. Dabei ist die Sichtbarmachung weiblicher Vorbilder und die Vermittlung von Informationen über zukünftige Studieninhalte sowie von Praxiserfahrungen und Kenntnissen über mögliche Anwendungsgebiete der MINT-Fächer im „echten Leben“ ein wichtiger Baustein. Auf dieser Seite wollen wir Ihnen in Form kurzer Portraits interessante MINT-Frauen vorstellen.
Ingenieurinnen
Tina Bobbe
Wissenschaftliche Mitarbeiterin Professur Technisches Design
Mit einem Faible für Mathe und Physik begann ich euphorisch ein Maschinenbaustudium in Berlin. Diese Wahl traf ich vor allem aufgrund der unzähligen Vertiefungsmöglichkeiten im Bereich Maschinenbau. Der Plan ging auf: Ein paar Semester später erfuhr ich vom Technischen Design an der TU Dresden, in welchem sich der konstruktive Entwicklungsprozess und das kreative Industriedesign treffen. Hier betrachten wir Bedürfnisse der Gesellschaft bis hin zum Nutzer, bevor es zum konkreten Produktkonzept kommt. In meiner Diplomarbeit habe ich zusammen mit geflüchteten Menschen in Dresden einfache Lösungen vor Ort entwickelt. Inzwischen arbeite und promoviere ich an der Professur für Technisches Design an der TU Dresden und erforsche wie Industriedesign helfen kann einen Dialog zwischen aktueller Wissenschaft und der Gesellschaft herzustellen. Konkret geht es dabei um das „Taktile Internet“, welches in Zukunft viele neuartige Anwendungen für Menschen ermöglicht. Diese Technologien verantwortungsvoll und im Austausch mit der Gesellschaft zu entwickeln, ist dabei im Exzellenzcluster CeTI (ceti.one) zentral.
Dr. Sabine Apelt
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Werkstoffwissenschaft
Schon wenn ich als Kind mit meinen Eltern im Garten war, habe ich immer die Bäume, Häuser und Steine angeschaut und mich gefragt, woraus die Dinge wohl bestehen. Ich hatte mir vorgestellt, es gibt ein Element Holz, ein Element Stein, ein Element Gras ... und mir überlegt, was diese Elemente wohl ausmacht und was sie unterscheidet, warum manche Dinge hart und manche Dinge weich sind, manche dunkel und manche hell. Welche Antworten ich für mich selbst auf diese Fragen gefunden hatte, weiß ich heute nicht mehr.
Als in der Schule das Periodensystem behandelt wurde, war ich völlig fasziniert davon, dass die gesamte mich umgebende Vielfalt an Dingen aus einer überschaubaren Menge verschiedener Elemente besteht, die sich eigentlich nur in ihrer Anzahl an Elektronen, Neutronen und Protonen unterscheiden. Mit der jugendlichen Motivation, Kernenergie sicher und damit die Welt zu einem besseren Ort zu machen, bin ich nach der Schule direkt in ein Physikstudium gestartet. Es hat leider nicht lange gedauert, bis mich die Realität eingeholt hat und mir zeigte, dass theoretische Elektrodynamik und andere Fächer irgendwie sehr weit weg sind von dem, was ich eigentlich machen wollte. Zum Glück hatte ich schon nebenbei bei Fraunhofer als wissenschaftliche Hilfskraft gejobbt. Im Vergleich zu den meisten Inhalten aus meinen Vorlesungen fand ich es superspannend, womit die Wissenschaftler:innen sich dort den ganzen Tag beschäftigen. Es ging um reale, alltägliche Probleme und deren technische Lösungen. Ich habe dann so nebenbei rumgefragt, was meine Kolleg:innen alle so studiert haben: Neben Chemie und Physik kamen viele dort aus der Werkstoffwissenschaft. Ich bin sicher nicht die Einzige, die bis Anfang zwanzig noch nie was von "Werkstoffwissenschaft" gehört hat, also fing ich an, mich darüber zu informieren. Aha, also quasi wie Maschinenbau, aber mit dem Fokus auf den verwendeten Materialien und Werkstoffen, klingt doch eigentlich spannend. Es hat noch etwas gedauert, bis ich mir eingestehen konnte, bei der Studienwahl wirklich einen Fehler gemacht zu haben. Nach vier Semestern Physik habe ich dann im Werkstoffwissenschaftsstudium an der TU Dresden noch einmal ganz von vorn angefangen. Nach dem eher allgemein gehaltenen Grundstudium fingen im Hauptstudium die wirklich spannenden Spezialvorlesungen an. Ich habe wahnsinnig nette Kommilitonen kennengelernt, mich auf Funktionswerkstoffe spezialisiert und es bis heute keinen einzigen Tag bereut.
Was wir im Studium gelernt haben, ging weit über das Schulwissen hinaus: Was Metalle, Keramiken und Polymere eigentlich ausmacht und wie sie im Inneren aufgebaut sind, um genau die Eigenschaften zu besitzen, weswegen wir sie gezielt in allen möglichen Anwendungen einsetzen. Heute bin ich wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Werkstoffwissenschaft und beschäftige mich mit der Wechselwirkung von Werkstoffoberflächen mit ihrer Umgebung. Auch wenn ich mich jetzt schon so lange mit Werkstoffen beschäftige, haben sie nichts von ihrer Faszination verloren. Ganz im Gegenteil, ich habe eine noch größere Neugier auf all die Dinge, die ich noch nicht weiß, entwickelt.
Anjana Krishnan
Studentin Nanoelectronic Systems
Actually, I did not expect myself coming out of all the stereotypes existing in my society. From a girl who was not allowed to take her own decisions to a person who is now here in Germany, it feels more like a dream! I come from southern part of India. With the love for Mathematics and problem-solving, I completed Bachelors degree in Electrical and Electronics Engineering from India and then worked as Graduate Apprentice at Indian Space Research Organization (ISRO) for an year. It was the turning point in my life, which paved my door to Germany. The frequent conversations with ISRO scientist on the ongoing miniaturization in the microelectronics industry and the knowledge they shared about the vast opportunities in Semiconductor Industry helped me explore a new field in Nanotechnology. I was at first not much confident to take this stream but now I think it is the strongest decision I made in my life. Now as a Masters degree student in Nanoelectronic Systems at TU Dresden, it is very fascinating to learn about different nanomaterials like quantum wells, quantum dots, nanowires, etc. and their diverse practical applications. Moreover, the lab sessions with practical programming tasks to deal the problems in the field of Computer science helps in gaining skills in programming.
Dr. Anja Winkler
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Leichtbau- und Kunststofftechnik
Wie funktioniert ein Flugzeug, oder eine Dampfturbine? Welche Rolle spielen dabei Werkstoffe, die Konstruktion und die Herstellungsverfahren der Bauteile? Was steckt eigentlich dahinter, wenn ich im Auto oder im Zug von A nach B fahre oder mit dem Flugzeug fliege? All das sind Fragen, die ich mir immer wieder gestellt habe und die ich für mich selbst verstehen wollte. Hierfür bot sich zunächst ein Studium des Maschinenbaus an, wobei jede Menge Mathematik, Physik, Mechanik und Elektrotechnik die Basis für eine spätere Vertiefung legten. Die Studienrichtung Leichtbau hatte dann für mich die größte Vielfalt und auch die interessantesten Themen, die meinen Wissensdrang begegnen konnten. Kernthemen des Leichtbaus sind nicht nur leichte und feste Werkstoffe, sondern auch die Bestimmung und Berechnung ihrer Eigenschaften, die Konstruktion von Bauteilen und Systemen in Abhängigkeit ihrer äußeren Belastung sowie die Simulation als Mittels zur Auslegung von Bauteilen und der Vorhersage von kritischen Zuständen. Zusätzlich kommen weitere Themen, wie z.B. Elektromobilität oder „Künstliche Intelligenz“ mit hinzu, welche eine unendliche Vielfalt an Fragestellungen und Lösungsstrategien aufwerfen. Besonders die Mischung aus klassischen technischen Aufgaben kombiniert mit neuen Ansätzen, welche z.B. die Integration von Sensoren und Aktoren in kritische Bauteile zur Erfassung deren Zustandes sein können, ist für mich immer wieder interessant und motivierend.
Durch die Vielfalt der Themen, mit denen ich mich tagtäglich beschäftige, habe ich im beruflichen als auch im täglichen Leben viel gelernt und kann mir nun die Antworten auf meine alltäglichen Fragen auf Basis meines erworbenen Wissens herleiten.
Josephine Mehlhorn
Studentin Verfahrenstechnik und Naturstofftechnik
Schon immer entfaltete ich mich gerne kreativ in der Küche. Pralinen, Torten, Brot und Joghurt - selbst gemacht schmeckt nicht nur besser, es machte mir auch seit jeher Spaß, mich dahingehend zu verwirklichen. Doch ich wollte mehr. Mehr wissen, zum Beispiel wie gefüllten Pralinen, für die ich Stunden brauche, zu tausendfach pro Stunde hergestellt werden können. Mehr verstehen, warum Milch flüssig, der Joghurt aber fest ist. Doch will ich mich ein Leben lang mit Lebensmitteln beschäftigen oder ist das nur eine Phase? Nach dem Abi war ich mir da nicht so sicher. Die TU Dresden bietet mit dem Studiengang Verfahrenstechnik und Naturstofftechnik einen sehr flexiblen Studiengang. Die ersten vier Semester hat man Zeit, sich mit allgemeinen Ingenieurfächern zu beschäftigen und in die verschiedensten Richtungen, wie z.B. Biotechnologie, Holz- und Fasertechnik oder Lebensmitteltechnologie hineinzuschnuppern, bevor man sich für eine der Richtungen entscheidet. Mit meiner Wahl, mich auch weiterhin mit Lebensmitteln zu beschäftigen, bin ich sehr glücklich. Am Institut für Lebensmitteltechnik werden nicht nur grundlegende Verfahren vermittelt, sondern auch das, was hinter den Vorgängen steckt. Natürlich spielt die Praxis dabei eine große Rolle. Viele Exkursionen, Praktika und Verkostungen machten das Lernen leichter. Auch die aktuelle Forschung kommt nicht zu kurz. Vor allem die ganzheitliche Verwendung und somit Ressourcenschonung und Entwicklung neuer Einsatzmöglichkeiten von Lebensmitteln ist ein wichtiges Thema.
Prof. Nadine Bergner
Professorin Didaktik der Informatik
Ich bin Professorin für Didaktik der Informatik an der TU Dresden. Und damit hätte ich selbst wohl am allerwenigsten gerechnet! 2005 habe ich Abitur gemacht und mich dann an der RWTH Aachen für ein Lehramtsstudium mit den Fächern Mathe, Informatik und Physik eingeschrieben. Die Entscheidung für Informatik war mehr ein Zufall, da ich etwas Neues ausprobieren wollte. Ich konnte bis dahin weder programmieren noch hatte ich eine Ahnung, wie ein Computer aufgebaut ist. Im Studium hat mich dieses Fach so begeistert, dass ich dies unbedingt weitergeben wollte. Deshalb entschied ich mich 2010 für eine Promotion über ein Schülerlabor Informatik. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin konnte ich sowohl Studierenden als auch Kindern und Jugendlichen aufzeigen, wie spannend und vielseitig die Informatik ist. 2015 hatte ich dann nach ein paar herausfordernden Jahren meinen Doktortitel in der Tasche und 2019 ergab sich dann die große Chance an der TU Dresden eine Professur anzutreten.
Nele Liebold
Studentin Maschinenbau
Der Grund, warum ich mich nach dem Abitur für Maschinenbau entschieden habe? Spaß an Mathematik und großes Interesse an Technik. Was sehr plump daher gesagt klingt, trifft aber zusammengefasst den Nagel auf den Kopf. Nun bin ich in der Hälfte meines Studiums angekommen. Mein Grundstudium ist beendet. Und ich kann auf Grundlagen, wie Mathematik, Technische Mechanik, Konstruktionslehre, Elektrotechnik und vieles mehr, aufbauen. Doch ein, für mich, wegweisendes Fach war bei der Aufzählung nicht dabei. Fertigungstechnik. Das Fach hat mich sehr fasziniert und war der ausschlaggebende Punkt für mich, die Vertiefung Produktionstechnik zu studieren. An Produktionstechnik fasziniert mich die ganzheitliche Betrachtung des Lebensweges eines Produktes. Auf welche Parameter muss beim Konstruieren und Auswählen von Fertigungsverfahren geachtet werden? Wie werden die Teile gefertigt? Mit welchen Maschinen lässt sich die Produktion umsetzen? Wie lange dauern die einzelnen Schritte in der Fertigung? Welche Teile fertigt ein Unternehmen überhaupt selbst und welche werden eingekauft? ... Fragen über Fragen, auf die ich mich freue, Antworten in der Produktionstechnik zu finden.
Wendy Siabato Hooper
Studentin Maschinenbau, Vertiefung Luft- und Raumfahrttechnik
Schon seit meiner frühen Kindheit ist meine Begeisterung für den Weltraum entstanden. Alles begann, als ich in den USA in die Grundschule gegangen bin und damals mehrmals Ausflüge von der Schule in verschiedenen Museen über Astronomie und Raumfahrt gemacht hatte. Ich wohnte auch zum Teil in der Nähe von der NASA Langley Research Center in Virginia und fand damals schon die Idee einfach toll, wie man Menschen in den Weltall bringen kann und wie viele Sachen wir über unseres Universum noch nicht wissen und verstehen.
Ein paar Jahren später bin ich in meine Heimat, Panama, zurückgekehrt. Leider gibt es dort noch keine Raumfahrtbehörde, trotzdem war das kein Hindernis für mich. Irgendwann in der 11. Klasse habe ich angefangen mich darüber zu informieren, welche Studiengänge sich für mein Traum mit Astronauten zu arbeiten am besten eignen. Bei meiner Recherche bin ich auf das Studium Luft- und Raumfahrttechnik aufmerksam geworden und es hat mich angesprochen. Am Ende hat die Finanzierbarkeit und die Qualität eines Studiums in Deutschland dafür gesprochen, hier zu studieren.
Direkt nach meinem panamaischen Abitur bin ich nach Deutschland eingewandert, habe die Sprache ein halbes Jahr intensiv gelernt und ein Jahr lang ein Studienkolleg zur Anrechnung meines panamaischen Abiturs absolviert. Erst danach konnte ich mein Studium an der TU Dresden beginnen. Auf die TU Dresden bin ich gekommen, als ich nach den besten Universitäten in Deutschland für Luft- und Raumfahrttechnik recherchiert habe. Am Ende entschied ich mich dafür, weil kein Vorpraktikum zwingend notwendig war, um sich zu bewerben. Außerdem habe ich gehört, dass Diplomingenieure in Deutschland besonders gut angesehen werden.
Nun studiere ich ein Maschinenbau Diplom mit Vertiefungsrichtung in Luft- und Raumfahrttechnik. Im Grundstudium, also in den ersten 4 Semester, haben wir Maschinenbau als Grundlage. Ab dem 5. Semester beginnt man das Hauptstudium und dort habe ich die Vertiefungsrichtung Luft- und Raumfahrttechnik ausgewählt. Dadurch, dass das Studium aus Maschinenbau und Luft- und Raumfahrttechnik besteht, habe ich nach dem Studium eine große berufliche Auswahl. Ich bin mit meinem Abschluss nicht nur auf Luft- und Raumfahrttechnik beschränkt, sondern kann ich auch in vielen anderen ingenieurtechnischen Richtungen beruflich gehen.Ich empfehle das Studium, wenn ihr neugierig seid und Dinge gern verstehen möchtet. Ihr müsst aber euch auch bewusst sein, dass es nicht immer leicht und einfach sein wird. Aber mit der richtigen Motivation schafft ihr das! Ich freue mich auch, wenn immer mehr Frauen sich dieses Studium und ingenieurtechnische Berufen zutrauen.
Mein Ziel ist es eines Tages bei der ESA mit Astronauten zusammenzuarbeiten und ein Teil des Teams von Wissenschaftlern und Ingenieuren zu sein, die in das Vorantreiben von neuen und innovativen Technologien sowie die Weltraumerforschung mitwirken. Ich bin zuversichtlich, dass mein Studium an der TU Dresden den ersten Schritt zur Erfüllung dieses Ziels ist.