28.02.2022
Nachruf auf Prof. Dr. sc. techn. Karl Vogt
Am 16. Februar 2022 ist Professor Dr. sc. techn. Karl Vogt in Dresden im Alter von 98 Jahren verstorben. Sein Name ist eng verbunden mit seinem mehrfach verlegten Standardwerk zur Berechnung elektrischer Maschinen.
Der gebürtige Dresdner besuchte ab 1937 die Höhere Gewerbeschule und schloss 1938 die Lehre zum Elektromechaniker ab. Nach dem Besuch der Technischen Mittelschule arbeitete er ab 1942 als Versuchsfeldmechaniker im Sachsenwerk Dresden-Niedersedlitz. Der Kriegsdienst von 1943-1945 unterbrach seine Berufslaufbahn, die er 1945 als Gruppenleiter im Labor der Sowjetischen Aktiengesellschaft Kabel, der späteren SAG Sachsenwerk, fortsetzen konnte. Nach Erlangung der höheren Reife nahm er 1947 das Studium der Elektrotechnik an der TH Dresden auf, das er 1952 mit dem Diplom absolvierte und an das sich direkt eine Anstellung als wissenschaftlicher Assistent und ab 1955 als Oberassistent anschloss. Ab 1954 war er zugleich Lehrbeauftragter am Institut für Elektrische Maschinen und Antriebe der TH/TU Dresden, an der er 1962 zum Dr.-Ing. promoviert wurde. Parallel zu seiner Position als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut war er nebenberuflich als Ingenieur im VEB Elektromaschinenbau Sachsenwerk Dresden-Niedersedlitz tätig. 1963 wurde ihm die Dozentur für Theorie und Berechnung elektrischer Maschinen an der Fakultät Elektrotechnik übertragen. 1978 erfolgte die Promotion B zum Dr. sc. techn. an der TU Dresden zur Weiterentwicklung des Fachgebiets Berechnung elektrischer Maschinen. Von 1969 bis 1988 war er ordentlicher Professor für Elektromaschinen an der damaligen Sektion Elektrotechnik der TU Dresden. Die von ihm initiierten und betreuten wissenschaftlichen Arbeiten standen stets in engem Kontext mit der Industrie und beschäftigten sich mit der mathematischen Durchdringung und dem rechnergestützten Entwurf elektrischer Maschinen. Prof. Vogt war darüber hinaus langjährig als stellvertretender Sektionsdirektor an der Sektion Elektrotechnik für Forschung und Wissenschaft zuständig. In diesen Jahren pflegte er fachlich und auch persönlich sehr enge Kontakte mit Fachkollegen der TU Warschau.
Nach seiner Emeritierung begann Karl Vogt ein zweites Leben, er erfüllte sich seinen Traum eines theologischen Fernstudiums und engagierte sich über viele Jahre in leitenden Positionen katholischer Laienverbände (Gemeinschaft der Vinzenz-Konferenzen Deutschlands).
Seine Studenten und Schüler schätzten seine brillanten Vorlesungen, die er in leicht verständlicher Sprache mit sympathischem sächsischen Dialekt vortrug, und seine gütige, menschenzugewandte Art, mit der er jedermann begegnete. Davon sind auch die von ihm betreuten Promovenden des Lobes und Dankes voll. Mit seinem Fachbuch Berechnung elektrischer Maschinen hat er ein Standardwerk geschaffen, das für viele Generationen von Elektromaschinenbauern in Ost und West während des Studiums und im Beruf zu einem unverzichtbaren Begleiter wurde.
Die ehemaligen und aktuellen Mitarbeiter des Elektrotechnischen Instituts werden dem Verstorbenen stets ein ehrenvolles Andenken bewahren.
Prof. Dr.-Ing. Wilfried Hofmann
Professur Elektrische Maschinen und Antriebe