Neuroqueer@TUD
Offener Workshop "Neurodiversität und Universität" am 08.10.2024 erfolgreich durchgeführt!
Hinweis: Veröffentlichung der Workmaterialien (Folien, Video) folgt in Kürze
Neurodivergent studieren ist mit großen Potentialen, jedoch auch mit Barrieren verbunden. Die TU Dresden hat sich zum Ziel gesetzt, eine inklusive Universität zu sein und die Studienbedingungen durch den Abbau von Barrieren stetig zu verbessern. Die praktische Umsetzung dieses Ziels für neurodivergente Studierende sowie ggf. bestehender Handlungsbedarf war Gegenstand eines offenen Workshops ,der am 08.10.2024 von 13:00 – 16:00 Uhr in der Fakultät Informatik Raum E023 stattfand.
Der Workshop fand mit etwa 20 interessierten Teilnehmenden parallel zur Erstsemestereinführungswoche statt, sodass vorrangig Studierende aus höheren Semestern bzw. Mitarbeitende teilnahmen. Darüber hinaus meldeten sich mehrere Personen mit Interesse an dem Workshop bzw. den entstandenen Materialien, denen eine Teilnahme nicht möglich war. Die Teilnehmenden äußerten sich per Feedback-Zettel und im persönlichen Gespräch sehr positiv zu den Inhalten und Themen der Veranstaltungund gaben teilweise an, dass die dort präsentierten Informationen sehr hilfreich für sie persönlich seien. Es entstand eine sehr angenehme und persönliche Athmosphäre, die intensive Beteiligungen, individuelle Fragen und persönliche Erzählungen ermöglichte. Innerhalb eines Online-Dokuments konnten die Teilnehmenden Fragen, Hinweise oder eigene Erfahrungen einbringen und mit den anderen Teilnehmenden teilen.
Innerhalb des Workshops wurden neben grundlegenden Aspekten von Neurodiversität, insbesondere von AD(H)S und Autismus, praktische Empfehlungen, Anlaufstellen und Selbsthilfetipps zum Studium mit AD(H)S bzw. Autismus für Betroffene an der TU Dresden gegeben. Anschließend wurden die Ergebnisse qualitativer Befragungen von neurodivergenten Studierenden vorgestellt, die im Rahmen der Projekte Neurodivergent@TU Dresden und Neuroqueer@TUD durchgeführt wurden. Weiterhin werden wurden auf den Ergebnissen der Befragungen basierende Handlungsempfehlungen für die TU Dresden diskutiert.
Hinweis: Die Materialien zum Workshop werden auf dieser Webseite bis Ende Oktober veröffentlicht.
Der Workshop wurd organisiert und durchgeführt vom Forschungsprojekt AutARK sowie der Projektleitung von Neurodivergent@TUD Lars Bönsch.
Sollten Fragen oder Hinweise zum Worksho phaben, kontaktieren Sie uns gern per E-Mail: oder .
Was ist Neurodiversität?
Neurodiversität ist ein Konzept, das die Unterschiedlichkeit von Menschen in ihrem Denken und Fühlen, anerkennt. Der Begriff wird besonders stark im Zusammenhang mit Autismus- und ADHS-Communities sowie deren starken Überschneidungen diskutiert.
Das Neurodiversitäts-Paradigma geht davon aus, dass Betroffene von einer neuronormativen Gesellschaft behindert werden, ihre besonderen neurologischen Gegebenheiten jedoch nicht unbedingt als Störungen angesehen werden. Viele Betroffene nehmen ihr Anderssein als Bereicherung wahr. Welche dieser Facetten überwiegen, ist sehr individuell und kann sich je nach Kontext von Lebensabschnitt zu Lebensabschnitt und von Person zu Person stark unterscheiden.
Studieren an einer so großen Universität wie der TU Dresden, kann durch die Vielfalt an Beratungsangeboten und Interessengruppen sehr berreichernd sein. Jedoch können Freiheiten und das Fehlen von Strukturen insbesondere Menschen auf dem ADHS-Spektrum überfordern. Auch durch Verwaltungsprozesse sowie Probleme beim Zugang zu Nachteilsausgleichen fühlen sich viele Betroffene gemäß den Ergebnissen einer Befragung neurodivergenter Studierender an der TU Dresden 2023/2024 mit ihren Bedarfen nicht gesehen, wodurch das Handlungspotential zur Verbesserung der Studiensituation neurodivergenter Studierender deutlich wird.
Studieren mit Autismus
Autistische Menschen sind an Universitäten überrepräsentiert. Für viele Personen ist es herausfordernd sozialen Anschluss zu finden. Meist sind sie aber auch eher mit kleineren sozialen Netzwerken zufrieden.
Ungewöhnliche Kommunikations- und Verhaltensweisen führen häufig dazu, dass autistische Studierende missverstanden werden und z. B. bei Lehrkräften anecken oder Aufgaben nicht bzw. anders verstehen. Hilfreich kann hier die Sensibilisierung von Lehrkräften sein, um ein Verständnis für die Bedürfnisse und Verhaltensweisen aufzubauen.
Im Workshop werden Autist:innen im Studium mit einem Input speziell adressiert. Dabei werden sowohl grundlegende Herausforderungen und Hinweise zum Studium als Autist:in gegeben als auch ein zahlreiche Tipps zur Selbsthilfe sowie Kontaktadressen für weiterführende Angebote aufgezeigt.
Studieren mit AD(H)S
Studierende mit AD(H)S sind neigen eher dazu von den zahlreichen Freiheiten und teilweise geringen Strukturen überfordert zu sein. AD(H)S ist eine unsichtbare Behinderung, deren Herausforderungen von außen häufig gar nicht ersichtlich werden. Von Außenstehenden wird die ADHS-Symptomatik häufig eher als eine starke "Verpeiltheit" wahrgenommen, was Grundlage für Konflikte an Universitäten sein kann.
Im Workshop wird ein grundlegendes Verständnis vom Studium mit AD(H)S gegebenen und weiterhin Tipps zu Herausforderungen des Alltags, Kompensationsstrategien im Studium und Anlaufstellen bereitgestellt.
Neurodivergent studieren@TUD: Befragungungen neurodivergenter Studierender an der TU Dresden
Dieser Workshop bildet den Abschluss zweier Projekte - neurodivergent@TU Dresden und neuroqueer@TUD - die 2023 und 2024 an der TU Dresden initiiert und begleitet vom Forschungsprojekt AutARK unter der Koordination von Lars Bönsch durchgeführt wurden. Ziel der Projekte war es, Inklusion und Barrierefreiheit für neurodivergente Studierende, mit besonderem Blick auf Studierende mit AD(H)S und Autismus, zu verbessern. Hierfür wurden in beiden Jahren insgesamt 16 ausführliche Interviews mit Studierenden geführt, bei denen vor allem das Studium sowie bestehende Hürden und Herausforderungen im Fokus standen. Die Ergebnisse der Befragungen werden im Herbst 2024 in Form eines ausführlichen Berichts hier veröffentlicht. Außerdem werden interessante Aspekte der Befragungen beim Workshop “Universität und Neurodiversität” am 08.10.2024 präsentiert, wobei die Vortragsfolien im Voraus bereitstehen werden. Die Ergebnisse bilden die Grundlage, um die praktische Umsetzung der Inklusionsziele für diese Zielgruppe zu eruieren und Handlungsempfehlungen abzuleiten, die nachhaltig den Studienerfolge, Lebensqualität und Teilhabe für neurodivergente Menschen verbessern können.
Die Ergebnisse der Befragungen deuten darauf hin, dass für die Betroffenen insbesondere der Zugang zu Nachteilsausgleichen, die Auffindbarkeit von studienrelevanten Informationen sowie Konflikte mit Verwaltung und Prüfer:innen Hürden im Studium darstellen.
Zuträglich zum Erfolg von neurodivergenten Studierenden hingegen sind die vielfältigen Beratungsstellen der TU Dresden und das universitäre Umfeld, das oft als angenehmer beschrieben wurde, als das, was die Befragten zuvor kannten. Viele Bedarfe von Betroffenen finden sich bereits in Qualitätszielen der TUD - auf dem Weg zur inklusiven Hochschule bedarf es jedoch noch an einigen Stellen eine praktische Umsetzung und Etablierung der Ziele in den Universitätsalltag.
Die Ergebnisse der Befragungen sollen zusammen mit den Diskussionsergebnissen des Workshops eine Reihe von Möglichkeiten zur Verbesserung der Studienbedingungen für neurodivergente Studierende aufzeigen.
Handlungspotentiale und Chancen für die TU Dresden
Der Workshop “Universität und Neurodiversität” am 08.10.2024 soll nicht nur hilfreiche Informationen und Tipps für interessierte Mitarbeitende und Studierende sowie Betroffene liefern, sondern vielmehr auch als Austauschforum dienen. In diesem Sinne werden zusammen mit den Workshopteilnehmenden die Handlungspotentiale zur der Universität diskutiert und anschließend zusammengefasst veröffentlicht.
Zusätzlich werden die Materialien des Workshops, d. h. Grundlagen zu Neurodiversität, Selbsthilfe für Studierende mit AD(H)S und Autismus sowie die Befragungsergebnisse frei veröffentlicht, sodass für Sensibilisierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen weiter verwendet werden können. Ziel ist es, Multiplikator:innen der Universität, d. h. Beratende aus den Bereichen Gleichstellung und Inklusion, Lehrende sowie weitere Mitarbeitende der Universität, für die Bedarfe und ggf. ungewohnten Verhaltensweisen neurodivergenter Studierender zu sensibilisieren.
Dadurch können nicht nur Studienbedingungen verbessert werden, sondern auch die gewinnbringende Zusammenarbeit von neurotypischen und neurodivergenten Menshcen gefördert werden, die aufgrund der teils unterschiedlichen Fähigkeiten enorme Potenziale für die Universität birgt. Grundlage dafür ist zunächst Verständnis und Akzeptanz der verschiedenen Lebensrealitäten, Fähigkeiten und Herausforderungen, was nicht zuletzt durch den Abbau von Barrieren erreicht werden kann.
Informationen zum Projekt Neuroqueer@TUD
Das vom Anreizfond Gleichstellung und Diversität geförderte Projekt neuroqueer@TUD startete im März 2024. Das Projekt setzt den Fokus auf die akademische Studiensituation und -bedingungen von neurodivergenten, queeren Studierenden an der TU Dresden.
Das Projekt kann als Nachfolgeprojekt von neurodivergent@TUD betrachtet werden, was die Bedürfnisse von neurodivergenten Studierenden im Jahr 2023 intensiv untersucht und einen gemeinsamen Austausch in Form eines Stammtisches etabliert hat.
Kurzbeschreibung des Projektes
Geschlechtsidentität und Erfahrungen im neurodivergenten Spektrum stehen in Wechselwirkung. Ungenaue Diagnoseverfahren führen u. a. dazu, dass Autismus bei als Mädchen sozialisierten Menschen oft erst nach der Schulzeit erkannt wird. Da jedoch frühzeitige therapeutische Unterstützung für neurodivergente Menschen ein wichtiger Studienerfolgsindikator ist, kann dies Folgen für den universitären Alltag haben. neuroqueer@TUD baut auf den Ergebnissen von neurodivergent@TUD auf und untersucht intersektionale Aspekte von Geschlechtsidentität und Neurodivergenz mit Auswirkungen auf den Studienerfolg.
Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Freistaat Sachsen im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern.