PraxisCheckUnterricht - Lehrexpertise verbessern mittels 360°-Videografie und VR-Reflexionsapp
Lehrkräfte sind der Schlüssel für gut ausgebildeten Nachwuchs (auch an den Universitäten). Lehrexpertise erfordert einen besonderen Transfer von der Theorie in die (Schul-)Praxis, daher bilden Unterrichtserprobungen einen Schwerpunkt im Lehramtsstudium. Diese Praxiserfahrungen sollen dank des Projektes "PraxisCheckUnterricht" noch tiefgreifender beobachtet, analysiert und reflektiert werden.
Motivation
Videografie ist eine bewährte Methode, um Studierenden die Reflexion des eigenen Unterricht zu ermöglichen und dabei auf Details einzugehen, die sich der initialen Beobachtung entzogen haben. Außerdem können Situationen mehrfach und ggf. aus verschiedenen Perspektiven betrachtet wrden. Gleichzeitig besitzt klassische Videografie auch Schwächen, wie den fest vorgegebenen Blickwinkel auf das Unterrichtsgeschehen durch die Aufnahme.
Zwei 360°-Kameras zur Aufzeichnung von Unterrichtsvideos
Der Einsatz von 360°-Kameras kann diesen Nachteil ausgleichen, da diese Kameras in der Lage sind, den gesamten Raum um die Kameraposition aufzuzeichnen. So kann in der Betrachtung der Aufnahme der Blickwinkel frei variiert werden. Für die Unterrichtsbeobachtung ist dies von Vorteil, da so mehr Kontextinformationen für die Reflexion einbezogen werden können sowie die Fähigkeit der Studierenden, relevante Details im Unterrichtsgeschehen rechtzeitig zu identifizieren, trainiert werden kann.
VR-Brille zur Betrachtung von Unterrichtsvideos
Für die Betrachtung von 360°-Aufnahmen können Laptops oder Tablets zum Einsatz kommen, jedoch kann hier immer nur ein Ausschnitt der Aufnahme gezeigt werden, was eine mehr oder weniger komplizierte Navigation innerhalb der Aufnahme erfordert. Intuitiver ist die Betrachtung mit VR-Brillen, welche es den Studierenden ermöglicht vollständig in die Unterrichtssituation einzutauchen und sich in der Szene umzuschauen als ob sie sich tatsächlich im Klassenzimmer befinden würden.
Iterative Entwicklung
Ein Student mit einer VR-Brille zur Betrachtung von 360°-Unterrichtsvideos
Im Lernlabor EduInf wurde ein Konzept zum Einsatz von 360°-Kameras und VR-Brillen iterativ im Rahmen des Moduls "Fachdidaktik Informatik - Ausgewählte Aspekte" iterativ entwickelt. Dazu wurden Unterrichtserprobungen mithilfe von 360°-Kameras live gestreamt sowie aufgezeichnet. In der finalen Version können Dozierende wie Studierende mittels selbst entwickelter VR-Reflexionsapp das Lehr-Lern-Setting aus verschiedenen Perspektiven beobachten, ohne dieses durch physische Anwesenheit zu beeinflussen. Die gezielt für den Einsatz in Seminaren des Lehramtsstudiums entwickelte VR-App ermöglicht es Szenen mit Zusatzinformationen, wie einer Beschreibung des unterrichtlichen Kontexts, sowie Aufgabenstellungen für gezielte Auswertungen zu versehen. So können mehrere Studierende flexibel zwischen Szenen und Perspektiven wechseln, gemeinsam Diskutieren oder individuell Reflektieren. So wird das Potenzial von Lehrerprobungen aus Perspektive der lehrenden und beobachtenden Studierenden optimal ausgeschöpft.
Erste Pilotierung durch 4 Perspektiven während einer Unterrichtsdurchführung von Studierenden
Transfer und Kontakt
Die Entwickelte Software für das Streaming und die Betrachtung der Aufnahmen auf VR-Brillen wurde unter einen freien Lizenz entwickelt und kann gern von Interessierten Akteur:innen der Lehrkräftebildung eingesetzt werden. Eine kurze Beschreibung der Schritte zum Einsatz befindet sich neben dem Code im Repository.
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
NameMr David Baberowski
Send encrypted email via the SecureMail portal (for TUD external users only).
Visiting address:
Andreas-Pfitzmann-Bau, Raum 2100 Nöthnitzer Str. 46
01187 Dresden
Förderhinweis