Prof. Dr. sc. techn. Eberhard Heidenreich
(5.7.1936 – 24.4.2019)
Im Studienjahr 1969 / 1970 wurde an der TU Dresden die Sektion Verarbeitungs- und Verfahrenstechnik gegründet, die prozessorientierte Disziplinen des Maschinenbaus mit produktorientierte technologischen Fachrichtungen zusammenführte. Innerhalb dieser Sektion erfolgte eine verfahrenstechnische Ausbildung für ca. 250 Studenten, in der die Mechanische Verfahrenstechnik (MVT) einen Grundpfeiler bilden sollte. Die Organisation und Durchführung der MVT-Ausbildung wurde im Juli 1970 Dr.-Ing. Eberhard Heidenreich übertragen.
Eberhard Heidenreich hatte in den 1950er Jahren an der (damals) Technischen Hochschule Dresden in der Fachrichtung Strahltriebtechnik studiert und danach mehrere Jahre am Institut für Thermodynamik und Energiewirtschaft gearbeitet. 1968 wurde er mit einem "Beitrag zur Analyse von Mikrokörnungen" zum Doktor-Ingenieur promoviert. Im Anschluss wirkte er zwei Jahre bei Aufbau der Universität von Aleppo (SAR) mit.
In den ersten Jahren als MVT-Dozent musste Eberhard Heidenreich zunächst seine Mitarbeiter im Fach MVT weiterbilden. Parallel dazu begann er mit seinen Forschungsaktivitäten auf dem Gebiet der Granulometrie. Zu diesem Themenfeld, insbesondere zur technologischen Relevanz des granulometrischen Zustandes, verfasste er seine Habilitationschrift, mit der im Jahre 1974 zum Dr. sc. techn. habilitiert wurde. Schließlich wurde er 1974 zum ordentlichen Professor für Mechanische Verfahrenstechnik und Verfahrenstechnologie berufen. Unter seiner Ägide erfolgte die Konzeption und Gründung des methodisch-diagnostischen Zentrums "Granulometrie", das im Frühjahr 1979 als zentrale Forschungs- und Dienstleistungseinrichtung auf dem Gebiet der Partikeltechnik eröffnet wurde. Dieses Zentrum ("Partikeltechnik/Granulometrie") dient bis heute als Analysen- und Entwicklungslabor und gibt somit den wissenschaftlichen Tätigkeiten unserer Arbeitsgruppe ein solides Fundament. Prof. Heidenreich gelang es ferner, der Dresdner MVT international ein hohes Ansehen zu verschaffen. Dazu trugen zahlreiche gerätetechnische Neuentwicklungen aber auch eine rege Tagungstätigkeit bei (wie die Dresdner Fachtagungen "Granulometrie"). Einen Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Tätigkeit in Dresden bildete die Granulometrie; später kamen die Fest-Flüssig-Trennung, die Aerosolfiltration und die Zerkleinerung hinzu. Der wachsende Umfang der Forschungsprojekte und die steigende Anzahl an Mitarbeitern führte Ende der 1970-er Jahre zur Gründung des weitgehend eigenständigen Wissenschaftsbereichs MVT (gemeinsam mit der Systemverfahrenstechnik), dem Eberhard Heidenreich vorstand. Darüber hinaus wurden ihm in den 1980er Jahren diverse akademische Funktionen übertragen; u.a. fungierter er 1981-1985 als 1. Prorektor der TU Dresden und von 1987 bis 1990 als Direktor der Sektion Verfahrenstechnik und Umwelttechnik..
Im Zuge der universitätsinternen Umstrukturierungen während der Nachwendezeit verließ Prof. Heidenreich 1991 die Technische Universität Dresden und stand danach dem IFF-Forschungsinstitut Futtermitteltechnik in Braunschweig-Thune bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2002 vor.