Workshop: Verfahrenstechnik für die Weiße Biotechnologie
Biotechnologie eröffnet Potentiale zur Herstellung neuer Produkte, aber auch zu neuen Synthesewegen bereits bekannter Produkte. Zu Recht wird deshalb das Schlagwort „Weiße Biotechnologie“ - die Verwendung der Werkzeuge der Natur in der industriellen Produktion - genannt, wenn es um neue, intelligente Verfahrensent-wicklungen in der Wirtschaft geht.
Am 6. März haben wir zum ersten Workshop zum Thema "Verfahrenstechnik für die Weiße Biotechnologie" im Rahmen eines durch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung finanzierten Projektes eingeladen.
Ziel war es, in einem Auftaktworkshop Firmen aus den Branchen Lebensmitteltechnik, Holz- und Papierverarbeitung und Wirkstoffproduktion mittels Pflanzen zu interessieren als auch das Potenzial der Weißen Biotechnologie aufzuzeigen.
Ein weiteres Ziel bestand darin die Bedürfnisse der beteiligten Unternehmen in einem kreativen Umfeld zu erörtern und für diese gezielt Möglichkeiten innovativer biotechnischer Prozesse darzulegen.
Inhalt:
Inhaltlich wurde der Workshop so gestaltet in einen theoretischen und einen praktischen Teil gegliedert. Folgende Vorträge standen dabei auf der Agenda:
- „Potentiale der Weißen Biotechnologie“Einführung zum Themenkomplex durch Prof. Dr. Thomas Bley
- Kurze Vorstellung der Workshop-Teilnehmer
- „Synthese mikrobieller Exopolysaccharide als Lebensmittelzusatzstoffe mit technofunktionellen Eigenschaften"
- DLC Susann Mende, Lehrstuhl Lebensmitteltechnik, TU Dresden
- „Synthese technischer Enzyme zur produktiven Modifikation von Lignozellulosen“ Dipl. Ing. Holger Unbehaun, Institut für Holz und Papiertech-nik, TU Dresden
- „Synthese von Sekundärmetaboliten durch Pflanzenzellen im Bioreaktor“ Dipl. Ing. Christiane Haas, Professur Technische Biochemie/ Bioverfahrenstechnik, HTW Dresden
Prof. Dr. rer. nat. Thomas Bley eröffnete den Workshop begrüßte recht herzlich alle Teilnehmer und stellte kurz die beteiligten Institute und das Kompetenzzentrum für integrierteNaturstofftechnik (ZINT) vor. Anschließend erfolgte eine kurze persönliche Vorstellung aller Teilnehmer wobei unmittelbar danach die drei Fachvorträge zu den Themengebieten erfolgten. Nach dem gemeinsamen Mittagessen wurden die drei Beispielprozesse vorgestellt, wobei einige praktische Tätigkeiten (Mikroskopie, Joghurtverkostung, Bestimmung der Enzymaktivität, Leitfähigkeitsmessung) durchgeführt und spezielle Fragen beantwortet wurden. Nach dem praktischen Teil war Zeit für die Diskussion in entsprechenden Gruppen geplant.
Es wurden drei Gruppen gebildet wobei alle Interessenten der jeweiligen Fachgebiete in jeweils einer Gruppe konzentriert waren, um Diskussionskerne zu bilden. Am Versuchsstand für die Kultivierung von Haarwurzelnaus Pflanzenzellen im Blasensäulenreaktor wurde eine Leitfähigkeitsmessung durch die Workshopteilnehmer durchgeführt, auch um evtl. Berührungsängsten gegenüber Biotechnologie entgegen zu wirken. Es wurde sehr rege diskutiert (insbesondere mit Dr. Wilken, Vertreter von Bioplanta GmbH). Die Fragen waren von allgemeinen Inhalten bis hin zu sehr speziellen prozessrelevanten Details.
Den Versuchstand zwei bildete die Kultivierung von Lactobacillus casei im 1L-Biorekator zur Herstellung von Exopolysacchariden. Einerseits wurde mikroskopiert, andererseits wurden zwei Joghurts verkostet , um zu zeigen, wie sich die Anwesenheit von Exopolysacchariden auf die Konsistenz auswirkt. Das Interesse an Geschmacksproben war sehr groß und konnte die wesentlichen Unterschiede der Zugabe von Exopolysacchariden am praktischen Beispiel demonstrieren. Während der Versuchsbeschreibung wurde ebenfalls eine Reihe von Fragen gestellt auch im Hinblick auf den Sinn und der Akzeptanz beim Konsumenten. Die lockere Atmosphäre trug sehr Kommunikation der Beteiligten bei.
Am dritten Versuchsstand wurden im 70L-Reaktor Holzhackschnitzel zur Synthese von ligninabbauenden Enzymen fermentiert. Hier wurde demonstriert, wie pilzliche Enzyme im Bioreaktor hergestellt werden können, ihre Wirkung anhand kurzer Enzymtests demonstriert und die Produkte, die man mit den Enzymen herstellen kann - mitteldichte Faser- und Dämmplatten - gezeigt. Als zusätzliches Angebot, das nicht im offiziellen Programm enthalten war, wurde die mikrobielle Wasserstoffproduktion mit Hilfe eines Modellfahrzeuges, dessen Antrieb über eine Wasserstoff-Brennstoffzelle erfolgte, vorgeführt. Die rege Beteiligung an der Diskussion an den verschiedenen Versuchsständen ließ auf großes Interesse seitens der Workshopteilnehmer schließen. Das Ziel dieses Auftaktworkshops , zunächst durch ein breites Themenangebot Interesse zu wecken, kann somit als erreicht formuliert werden.
Kooperationspartner:
- IHK Dresden
- HTW Dresden Professur für Bioverfahrenstechnik
- TU Dresden Professur für Holz- und Faserwerkstoffe
Projektfinanzierung:
- BMVBS
- Projekträger Jülich
Förderkennziffer: 03WWSN026
Laufzeit:
01.04.2008 - 31.12.2010
Projektbearbeitung und Kontakt:
Völker, Bley