Apr 28, 2022
Down to Earth. Kunst und Bodenwissenschaften im Dialog - ein Ausstellungsprojekt der Kustodie der TU Dresden
Bereits im 16. Jahrhundert schrieb Leonardo da Vinci, dass „wir mehr über die Bewegung der Himmelskörper als über den Boden unter unseren Füßen wissen“. Über 500 Jahre später hat dieser Befund nichts an seiner Aktualität verloren.
Seit rund vierzig Jahren werden wir Zeugen, dass sich die Erde zurückmeldet und häufig unmittelbar auf unsere Eingriffe reagiert. Die durch Klimaveränderung und Übernutzung heraufbeschworenen globalen Katastrophen machen unser Abhängigkeitsverhältnis immer deutlicher. Diese Auswirkungen zeigen sich nicht zuletzt in den sich verändernden Ökosystemen und Landschaften auf der ganzen Welt. Die Böden selbst sind es, die von diesem unaufhörlichen Prozess am stärksten betroffen sind.
In dem gemeinsamen Ausstellungsprojekt „Down to Earth. Kunst und Bodenwissenschaften im Dialog“ zeigen die Kustodie der TU Dresden und die Galerie Ursula Walter (Dresden) in Kooperation mit dem Institut für Bodenkunde und Standortslehre (Forstwissenschaften Tharandt) der TU Dresden sowie der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft (DBG) ab dem 9. Mai, dass der Boden unter unseren Füßen nicht nur die wesentliche Grundlage unseres Lebens ist, sondern sogar Kunst.
Für das Ausstellungs- und Lehrprojekt „Down to Earth“ an fünf Orten in und um Dresden wurden die international bekannten zeitgenössischen Künstler:innen Betty Beier (*1965), Anne Carnein (*1982), Veronika Pfaffinger (*1990) und Asad Raza (*1974) eingeladen, sich mit dem Thema Boden als Naturkörper und Umweltmedium auseinandersetzen. In enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Bodenkunde und Standortslehre der TU Dresden schufen sie eigens für die Ausstellung ortsspezifische Kunstwerke, die in der Galerie der Kustodie, der Galerie Ursula Walter, im Botanischen Garten der TUD und der Zweigbibliothek Forstwesen in Tharandt der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) zu sehen sind.
Die Künstler:innen
Der international renommierte amerikanisch-pakistanische Künstler Asad Raza (*1974 in Buffalo, USA, lebt in Berlin und New York City) zeigt dafür in der Universitätsgalerie im Görges-Bau die für Dresden weiterentwickelte Arbeit „Root Sequence. Electric Company. Raza präsentiert diese Arbeit erstmals in einem nicht-musealen Raum und verdeutlicht dabei das enge Geflecht von Kunst, Natur und Technik.
Zu „Root Sequence. Electric Company“ in der Universitätsgalerie und der Installation „Pyramide Scheme“ aus Neo-Soil sowie einer aktuellen Videoarbeit in der Galerie Ursula Walter findet sich eine Gruppe von „Kultivator:innen“ bzw. „Caretakern“ zusammen, die an beiden Ausstellungsorten verschiedene Aufgaben im Zusammenhang mit den Installationen übernehmen: Interaktion mit den Besucher:innen, Vermittlung des Werks sowie die Pflege der 26 lebenden Bäume in ihren Bodengefäßen und der Erde.
Im Anschluss an die TUD-Ausstellung werden die 26 Bäume auf dem Campus ausgepflanzt und bleiben damit der TUD-Community erhalten.
Anne Carnein bewegt sich mit ihren Stoffinstallationen von Pflanzen und Wurzeln in der Abbildtradition von Maria Sybilla Merian und greift gleichermaßen zurück auf die uralte Überlieferung in Kräuter- und Bestimmungsbüchern oder auf Herbarbelege in Botanischen Sammlungen. Ausgehend von abgelegten Kleidungsstücken, Stoffresten und gefundenen Textilien entstehen zarte Transformationen von Naturstücken, die das Verhältnis von Menschen und Natur, von Körpern an sich untersuchen und dabei Fragen nach dem „memento mori“ in einer sehr eigenwilligen und außergewöhnlichen bildhauerischen Praxis stellen.
Veronika Pfaffinger konzipierte gemeinsam mit dem Bodenkundler Prof. Karl-Heinz Feger ein künstlerisches Analogiesystem aus gebrannten Tongefäßen für den Botanischen Garten der TUD und will so auf die zunehmende Versiegelung und das Fehlen intakter Böden aufmerksam machen. Die „Trichter" über der Erde verweisen auf bzw. „in" das Ökosystem Boden, dessen Wert und Leistungsfähigkeit im Naturhaushalt. Damit lassen sich auch zentrale Fragen der Anpassung an den Klimawandel (Flut vs. Dürre), etwa im Rahmen der Städte- und Landschaftsplanung vermitteln und intuitive Hinweise auf Lösungsmöglichkeiten geben. In der Galerie Ursula Walter zeigt sie eine begleitende Audioinstallation.
Betty Beier dokumentiert in ihrem „Erdschollenarchiv“ seit rund 30 Jahren menschliche Eingriffe und Abdrücke in Landschaften, die einem stetigen Transformationsprozess unterworfen sind. Die Künstlerin konserviert Boden-Zustände und ihren Wandel durch menschliche Interventionen, in dem sie sogenannte Erdschollen sichert.
Die Ausstellung zeigt darüber hinaus historische und aktuelle Objekte aus den Lehrsammlungen der TUD, dem Institut für Bodenkunde, dem Herbarium Dresdense, der Historischen Farbstoffsammlung, der Sammlung Farbenlehre und den Sammlungen der 1811 gegründeten Forstakademie Tharandt. Der Dialog an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft zu dieser Thematik erlaubt es, eine breite Öffentlichkeit für aktuelle Herausforderungen zu sensibilisieren und dabei die Möglichkeiten der Kunst als Erweiterung des Diskurses um Nachhaltigkeit, Ökologie und Klimapolitik sichtbar und erlebbar zu machen.
Ausstellungsdauer, Besucheranschrift und Öffnungszeiten
Veranstaltungsorte / Venues
Galerie der Kustodie im Görges-Bau
Helmholtzstraße 9, 01069 Dresden
Barrierefreier Zugang über die Rückseite des Gebäudes Barrier-free access on the backside of the building
Öffnungszeiten / Opening hours: Mo/Mon – Fr/Fri 10 – 18:00
Eintritt / Admission: frei / free
Galerie Ursula Walter
Neustädter Markt 10, 01097 Dresden
Öffnungszeiten / Opening hours: Do/Thur – Fr/Fri, 15-18:00, Sa/Sat 12 – 16:00
Eintritt / Admission: frei / free
Ausstellungssatelliten
Botanischer Garten der TU Dresden mit Arbeiten von Veronika Pfaffinger und Anne Carnein, Eröffnung 8. Mai, 11 Uhr
Zweigbibliothek Forstwesen in Tharandt der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) mit Arbeiten von Veronika Pfaffinger, Lehrobjekten und Archivmaterial, Eröffnung 30. Mai, 16 Uhr)
Hochschule für Bildende Künste Dresden (HfBK), Brühlsche Galerie: Studierendenausstellung „Boden Schatz“, Eröffnung 30. Juni 2022, 18 Uhr
Weiterführende Informationen zur Ausstellung
Näheres zur Ausstellung: https://tu-dresden.de/kustodie/ausstellungen/altana
Pressefotos: https://cloudstore.zih.tu-dresden.de/index.php/s/SxETbW2ZYnP75ND
(Der Ordner wird fortlaufend mit aktuellen Aufnahmen ergänzt)
Facebook-Kanal der Kustodie: https://www.facebook.com/officeforacademicheritage/
Instagram-Kanal der Kustodie: https://www.instagram.com/kustodie_tudresden
Kontakt:
Gwendolin Kremer, Kuratorin
Kustodie der TU Dresden
oder kustodie@ tu-dresden.de