Individuelle Lebens-, Gesundheits- und Pflegesituation von Seniorinnen und Senioren in Dresden ab dem 60. Lebensjahr (LAB60+)
Inhaltsverzeichnis
Projektbeschreibung
Das Projekt Lebenslagenbericht 60 plus (LAB60+) wird von der Landeshauptstadt Dresden (Geschäftsbereich Arbeit, Soziales, Gesundheit und Wohnen) gefördert und befasst sich mit der Analyse aktueller Lebenslagen, Erwartungen zur gesellschaftlichen Teilhabe und der Gesundheitsförderung von Dresdner Seniorinnen und Senioren. Ziele sind zum einen Empfehlungen zu zielgruppenspezifischen Maßnahmen für den präventiven Erhalt der sozialen Teilhabe älterer Personen abzuleiten sowie zum anderen ein selbstbestimmtes Leben in der eigenen Häuslichkeit zu fördern. Weiterhin sollen die Gesundheits- und Pflegeinfrastruktur sowie Pflegeangebote im Quartier im Hinblick auf die Pflegeplanung eingeschätzt werden können.
Die Studie ist ein gemeinsames Forschungsvorhaben von Prof. Andreas Seidler (Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin) sowie Prof. Jürgen Wegge (Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie) und Prof. Gesine Marquardt (Professur für Sozial- und Gesundheitsbauten), welche das Centrum für Demografie und Diversität (CDD) der TU Dresden vertreten. Am Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin (IPAS) wurde die repräsentative Befragung, insbesondere durch Dr. Janice Hegewald und Dr. Karla Romero Starke, federführend koordiniert.
Durchführung
Für LAB60+ wurden Mitte Februar bis Mai 2021 mehr als 6.000 Dresdnerinnen und Dresdner ab 60 Jahren und alle Pflegeeinrichtungen der Landeshauptstadt Dresden postalisch, online, persönlich oder telefonisch anhand eines Fragebogens zur persönlichen Lebenslage, Wohnsituation, Mobilität, sozialen Teilhabe sowie zur Gesundheit und Pflegesituation befragt. Auch die Auswirkungen der Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19 Pandemie wurden im Rahmen der Befragung berücksichtigt. Die Stichprobe wurde zufällig aus dem Melderegister der Stadt Dresden auf Grundlage des Bundesmeldegesetzes ausgewählt. An der Befragung nahmen 2.399 Personen teil. Die Rücklaufquote von 40 Prozent zeigt ein großes Interesse an gesellschaftlicher Teilhabe sowie die aktive Mitwirkungsbereitschaft der Zielgruppe. Zusätzlich konnten Telefoninterviews mit 74 stationäre Pflegeeinrichtungen und 97 ambulante Pflegediensten durchgeführt werden.
Herzlichen Dank an alle Personen, die an der Befragung teilgenommen haben!
Studienergebnisse
- Die große Mehrheit der Studienteilnehmer (94 Prozent) lebt in Wohnungen und Häusern mit teils erheblichen baulichen bzw. räumlichen Barrieren. Beratungsstellen und Förderangebote, mit deren Hilfe Wohnraum senioren- oder behinderungsgerecht angepasst werden kann, sind den Betroffenen allerdings nicht ausreichend bekannt. Die Stadt plant deshalb Aktionen, um die Wohnberatung und Möglichkeiten zur barrierefreien Gestaltung von Wohnraum bekannter zu machen.
- Barrierefreiheit im öffentlichen Raum sowie seniorenfreundliche Freiflächen und die ausreichende Beleuchtung von Fußwegen sind den älteren Dresdnerinnen und Dresdnern ein zentrales Bedürfnis. Die Stadtverwaltung wird prüfen, welche Maßnahmen priorisiert werden müssen.
- Die Mehrzahl (63 Prozent) fühlt sich nicht einsam und relativ gut in soziale Gruppen integriert. Tatsache ist allerdings auch, dass sich etwa ein Drittel der befragten Personen etwas bis stark einsam fühlt. Das allgemeine Wohlbefinden in Dresden liegt unter dem deutschen Durchschnitt. Während der Corona-Pandemie wurden die Kontakte weiter reduziert. Es gilt deshalb Ansätze und Instrumente zu entwickeln, die Teilhabe am kulturellen, sozialen und gesellschaftlichen Leben für alle Menschen ab 60 Jahren ermöglichen.
- Viele Seniorinnen und Senioren sind übergewichtig. Die gesunde Ernährung liegt hinter den Empfehlungen zurück, der Alkoholkonsum ist vor allem bei Jüngeren der befragten Altersgruppe bei einem Drittel oberhalb der Empfehlungen. Die körperliche Betätigung erscheint zu gering. Deshalb bleibt das aktive gesunde Altern ein wichtiges Handlungsfeld der Stadt.
- Die stationären Pflegeeinrichtungen in Dresden sind nahezu vollständig ausgelastet (98 Prozent). Die Einrichtungen beschreiben die Personalsituation als angespannt. Notwendig seien innovative Versorgungskonzepte und ausreichend Plätze für Pflegebedürftige mit besonderen pflegerischen Bedarfen. Weiterhin wünschen sich die Träger eine verstärkte Fachkräftegewinnung. Dazu ist ein Fachdiskurs im PflegeNetz Dresden bzw. mit den beteiligten Leistungserbringern geplant.
- Die Mediennutzung der Studienteilnehmer ist sehr heterogen. Erwartungsgemäß nutzen vor allem ältere Menschen eher klassische Medien. Jüngere nutzen in hohem Maß digitale Informationskanäle und Kommunikationsplattformen. Daher sollen Informationen auch in Zukunft adressatengerecht veröffentlicht werden und digitale Angebote gezielt weiterentwickelt werden, damit sie eine höhere Bekanntheit und Anwendung finden.
- Viele engagieren sich ehrenamtlich oder wollen sich bis ins hohe Alter ehrenamtlich engagieren, beispielsweise mit Hilfeleistungen in ihrer Nachbarschaft. Bürgerschaftliches Engagement unterstützt die Bildung bzw. den Erhalt sozialer Netze. In Zukunft soll darauf hingewirkt werden, zielgruppengerechte und wohnortnahe Angebote auszuweiten und noch besser zusammen zu bringen.
- Der Dresdner Weg zu einer seniorenfreundlichen Infrastruktur soll weiterentwickelt werden. Viele Wünsche der Seniorinnen und Senioren sind bereits im neuen Fachplan Seniorenarbeit und Altenhilfe verankert und werden in Zukunft weiter ergänzt und vertieft. Um dies zu ermöglichen, soll es auch zukünftig eine regelmäßige Befragung geben, um die Bedürfnisse der Einwohnerinnen und Einwohner ab einem Alter von 60 Jahren kontinuierlich zu erheben und die aktuellen Entwicklungen und Förderungen daran anzupassen.
Hier finden Sie den vollständigen Abschlussbericht zum Download.
Hier finden Sie ergänzende Daten und Tabellen im separaten Anhang.
Medienberichte
Dresdner Amtsblatt: So geht es Seniorinnen und Senioren in Dresden (20.01.22)
Dresdner Neueste Nachrichten: Wie altersfreundlich ist Dresden? (20.01.22)
Pressemitteilung der Stadt Dresden: So geht es älteren Menschen in Dresden (19.01.22)
Radio Dresden: So geht es älteren Menschen in unserer Stadt (19.01.22)
Sächsische Zeitung: Älteren Menschen geht es in Dresden nur mäßig gut (19.02.22)
Weitere Informationen
Hier finden Sie die ausführliche Studieninformation (auch als PDF zum Download).
Hier finden Sie die Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) zu LAB60+.
Ansprechpartnerin/Projektkoordinatorin:
Wissenschaftlerin
NameDr. rer. medic. Karla Romero Starke M.Sc. Chemie Ingenieur, M.Sc. Epidemiology
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