Nobelpreisträger zu Gast an der TU Dresden 2018
Eingesperrten Lichtteilchen, abnehmenden Kilos und molekularen Motoren für Spritztouren durch den Körper – diesen Themen widmeten sich drei Nobelpreisträger in der öffentlichen Vortragsreihe „Nobelpreisträger zu Gast an der TU Dresden“ 2018. Organisiert durch den Bereich Mathematik und Naturwissenschaften der TU Dresden brachte die erfolgreiche Veranstaltungsreihe im dritten Jahr in Folge Nobelpreisträger nach Dresden - und bis zu 1000 Gäste pro Vortrag in den Audimax der TU. Am 11. und 18. April sowie am 27. Juni jeweils ab 19 Uhr teilten die Stockholmer Laureaten für je 60 Minuten ihre preisgekrönten und aktuellen Forschungsprojekte mit allen Interessierten – und mit ihnen den Geist des Nobelpreises!
Wir bedanken uns herzlich bei unseren Förderern: Novaled, KBA-Sheetfed Solutions AG & Co. KG, das Hotel Taschenbergpalais Kempinski und die Gesellschaft von Freunden und Förderern der TU Dresden e.V.
Klaus von Klitzing
1985 Nobelpreis für Physik
Mittwoch, 11. April 2018 um 19 Uhr: Ein neues Kilogramm im nächsten Jahr und was das mit meinem Nobelpreis zu tun hat (Vortragssprache: Deutsch)
Klaus von Klitzing (*28.06.1943, Schroda, Reichsgau Wartheland, Polen)
Max Planck Institut für Festkörperforschung, Stuttgart
Einem Kilogramm bei Paris widmete sich am 11. April Physik-Nobelpreisträger Klaus von Klitzing in seinem Vortrag: Ein neues Kilogramm im nächsten Jahr und was das mit meinem Nobelpreis zu tun hat. Die Auszeichnung erhielt der Direktor des Max-Planck-Instituts für Festkörperforschung (Stuttgart) 1985 für die Entdeckung des Quanten-Hall-Effekts: Bei tiefen Temperaturen und starken Magnetfeldern tritt in einer stromdurchflossenen Halbleiter-Struktur eine Hall-Spannung auf, die sich stufenförmig ändert – gemäß der nunmehr sogenannten „von-Klitzing-Konstante“. Aber: Was hat dies mit dem Urkilogramm zu tun, gegen dessen langsamen Zerfall selbst aufwändige mechanische Schutzvorrichtungen in seinem Pariser Aufbewahrungsort machtlos sind? Können von Klitzings Ideen das Problem des abnehmenden Kilos lösen? In jedem Fall brachten sie Erkenntnisse des Mikrokosmos für jedermann in den Hörsaal: „Der Nobelpreis ist für mich Verpflichtung, die Begeisterung für die Naturwissenschaften zu fördern“, so der Vater der Von-Klitzing-Konstante.
Klaus von Klitzing im Interview
Zum Rückblick auf Klaus von Klitzings Besuch an der TU Dresden geht es hier.
Ben Feringa
2016 Nobelpreis für Chemie
Mittwoch, 18. April 2018 um 19 Uhr: The Art of Building Small (Vortragssprache: Englisch)
Bernard Lucas "Ben" Feringa (*18.05.1951, Barger-Compascuum, Niederlande)
University of Groningen, Niederlande
Auf molekulare Spritztour ging es am 18. April mit Chemiker Ben Feringa in seinem Vortrag "The Art of Building Small". Er fand heraus, wie man Motoren aus Molekülen herstellen kann. 1999 baute er mit seinem Team an der Universität von Groningen, Niederlande, das erste lichtbetriebene Mikro-Auto aus einigen wenigen Molekülen: Als kleine „Räder“ aus chemischen Verbindungen befördern Molekülketten die „Karosserie“ aus einem weiteren Molekülstrang. Einsatz können die molekularen Motoren im menschlichen Körper finden, beispielsweise im Aufbau von Muskelelementen oder Mikromaschinen – ebenso als Transportmittel für Medizin. 2016 erhielt der niederländische Forscher gemeinsam mit Jean-Pierre Sauvage und Fraser Stoddart für diese Errungenschaft, „das Design und die Synthese von molekularen Maschinen“, den Chemie-Nobelpreis.
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Ben Feringa im Interview mit der TU Dresden
Serge Haroche
2012 Nobelpreis für Physik
Mittwoch, 27. Juni 2018 um 19 Uhr: Juggling with atoms and photons in a cavity: from fundamental tests to quantum metrology (Vortragssprache: Englisch)
Serge Haroche (*11.09.1944, Casablanca, Marokko)
Collège de France, Paris, Frankreich
Serge Haroche teilt am 27. Juni seine Einsichten in die Wechselwirkungen von Licht und Materie. Nicht Schrödingers Katze, sondern ein kleines Lichtteilchen – ein Photon – sperrte der Physiker in eine Kiste, um quantenmechanische Auswirkungen bei der Kollision von Licht und Materie zu untersuchen: In einer verspiegelten Box hielt er ein Photon – das sonst beim Kontakt mit Materie verschwindet – für eine Zehntelsekunde gefangen: Genug Zeit für das Lichtteilchen, um eine Milliarde Mal mit der Spiegelfläche zu kollidieren und reflektiert zu werden – und für die experimentellen Physiker, um einzelne Atome durch die Box zu leiten und deren Wechselwirkung mit dem Photon zu untersuchen. Sowohl das komplizierte Unternehmen, ein Photon einzufangen, als auch die anschließende Analyse der mit dem Lichtteilchen verschränkten Atome benötigten eine geniale Herangehensweise. Für sein raffiniertes Experiment an der École normale supérieure in Paris, für seine quantenmechanischen Entdeckungen, die neue Einblicke in die Mikrostruktur der Welt ermöglichen, erhielt Haroche zusammen mit David Wineland 2012 den Physik-Nobelpreis.