Fakultät Chemie und Lebensmittelchemie
Inhaltsverzeichnis
Studiengänge im Überblick
Für eine Beratung zu fachspezifischen Fragen können Sie sich immer - unabhängig von der heutigen Veranstaltung - an unsere Studienfachberatung wenden:
Prof. Dr. Tobias A. M. Gulder
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Dr. Philipp Schlender
Neugierig geworden? Noch mehr Infos zum derzeitigen Studiengang Chemie im Studieninformationssystem (SINS)
Programm
13 Uhr – Live-Präsentation des Masters Chemistry
Vortragssprache: Englisch
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15 Uhr – Live-Präsentation des Masters Biochemistry
Vortragssprache: Englisch
Zoom-Link
Instagram-Q&A mit Studierenden Claudia studiert im Master Chemie, hat aber auch ihren Bachelor bereits in Dresden gemacht. Das Q&A wurde im Rahmen von UNI LIVE 2021 durchgeführt.
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Vorstellung der Fakultät
Die Fakultät Chemie und Lebensmittelchemie vereint forschungsorientierte Lehre mit innovativer Grundlagenforschung und ist dabei eng mit den in der Region Dresden ansässigen Forschungsinstituten verbunden. Alle Studierenden werden in Bachelor- und Masterarbeiten sehr frühzeitig in die aktuellen Forschungen eingebunden. Unsere Hauptarbeitsgebiete liegen unter anderem im Bereich materialrelevanten Chemie (z.B. poröse Materialien und Nanotechnologie) sowie der biologisch orientierten Chemie. Die Lebensmittelchemie beschäftigt sich vor allem mit der Wirkung und Bewertung von Lebensmittelinhaltsstoffen. Chemie hilft wie kaum eine andere Naturwissenschaft unseren Alltag zu erleichtern und nachhaltig zu gestalten. Von A wie Arbeitsschutzexperte bis Z wie Zukunftspreisträger - das breit angelegte wissenschaftliche Studium eröffnet unseren Absolventen zahlreiche berufliche Tätigkeitsfelder in Industrie, Wirtschaft, Verwaltung oder Forschung.
Orientierungsplattform Forschung und Praxis (OFP)
Das Studienerfolgsprojekt OFP bietet Studierenden Einblicke in potenzielle Berufsfelder und Tätigkeitsbereiche, zeigt auf welche Kompetenzen wichtig sind für die Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt und verknüpft damit die Theorie mit der Praxis. Für den Studienbereich Mathematik udn Naturwissenschaften wurde von der OFP-Koordinatorin Christina Schulz eine Podcast-Reihe veröffentlicht. tud.de/mn/podcast
Als Führungskraft in einem internationalen Chemieunternehmen
In dieser Folge des OFP Podcasts spricht Christina Schulze mit Dr. Matthias Arend, der in leitender Position beim Chemieunternehmen BASF tätig ist. Sie sprechen über die Tätigkeit in einem großen Chemieunternehmen, über die Vorteile eines Trainee-Programms, über die unterschiedliche Arbeitsweise von deutschen und chinesischen Mitarbeiten-den. Außerdem gibt Herr Dr. Arend noch Tipps für Vorstellungsgespräche.
[Intro-Musik spielt]
Ansage: OFP-Podcast: Hör rein, in die Praxis!
Christina Schulz: Herzlich Willkommen zum Podcast der Orientierungsplattform Forschung und Praxis, kurz: „OFP“. Mein Name ist Christina Schulz und ich bin Koordinatorin der OFP für den Bereich Mathematik und Naturwissenschaften.
Im Podcast spreche ich für dich mit Expertinnen und Experten aus der Praxis. In unseren Interviews erfährst du Tipps und Wissenswertes für deinen Erfolg im Studium.
Mein heutiger Gast ist Dr. Matthias Arend vom Chemieunternehmen BASF in Schwarzheide. Ihr hört, welche Erfahrungen er bei seiner Promotion gemacht hat, was für ein Trainee-Programm spricht, wie sich die Arbeitsweise von Deutschen und Chinesen unterscheidet und worauf Herr Dr. Arend bei Vorstellungsgesprächen achtet.
~ Gesprächsbeginn ~
Christina Schulz: Ja herzlich Willkommen Herr Dr. Arend!
Dr. Arend: Hallo Frau Schulz!
Christina Schulz: Ich freue mich sehr, dass Sie sich die Zeit genommen haben und uns ein paar Einblicke geben werden, in Ihren Lebenslauf aber auch in Ihre Arbeit bei der BASF.
Dr. Arend: Ja sehr gerne.
Christina Schulz: Sie haben Chemieingenieurwesen studiert. Wie haben Sie denn die Entscheidung getroffen?
Dr. Arend: Ja die Entscheidung, Richtung Chemie-Ingenieurwesen zu gehen, das war ein längerer Prozess. Ich hab im Endeffekt in der Schule das erste Interesse entwickelt an Chemie, mir hat Chemie einfach Spaß gemacht. Ich fand das eine sehr logische Wissenschaft, mir ist die leicht gefallen. Ich hab da einfach, ja, Interesse dran entwickelt, hatte aber parallel auch immer einen technischen Hintergrund. Ich hab immer gern gebastelt, hab gern geschraubt. Zuhause in der Werkstatt, in der Garage besser, dann immer Mopeds zerlegt, wieder zusammengebaut. Im Endeffekt ist das dann über die Zeit einfach gereift, ich hab mich dann so gegen Abiturzeiten mal umgehört, umgeschaut: Was gibt’s denn eigentlich, wo will ich denn mal hin, was will ich machen? Und da ist mir dann irgendwann auch der Chemie-Ingenieur über den Weg gelaufen. Tatsächlich hat es dann aber noch ein Stück gedauert, bis ich die Entscheidung genau auch so getroffen hab.
Ich war dann meinen Wehrdienst ableisten. Beim Wehrdienst hab ich mich dann eher noch für den Maschinenbau interessiert, bei der Bundeswehr selber kann man ja auch studieren. Das hab ich auch mal kurz überlegt, hab das relativ schnell dann wieder verworfen und hab mich dann nach dem oder noch während des Wehrdienstes beworben. Ich wollte damals mich in den Maschinenbau einschreiben und das hat dann einfach nicht geklappt. So dann war ich aus der Bundeswehr draußen, hab dann keinen Studienplatz gehabt. Da hab ich ein Jahr gejobbt, hab einfach die Zeit genutzt, hab mir nochmal weiter Gedanken gemacht: Wie und was möchte ich? Und hab das dann auch ein Stück weit als ein Zeichen gesehen, dass der reine Maschinenbau dann vielleicht doch nicht so das Richtige ist.
Hab dann in dem Wintersemester, obwohl ich arbeiten war, nicht eingeschrieben war, hab ich mir dann gedacht: Jetzt guck ich mir auch einfach mal verschiedene Hochschulkonzepte an und hab mich dann einfach mal in Karlsruhe am KIT in eine Mathevorlesung reingesetzt, für Erstsemester und hab dann nicht so den allerbesten Eindruck bekommen. Das war, wahrscheinlich ähnlich wie in Dresden auch, ne riesige Vorlesung. Ich glaube wir waren acht-, neunhundert Studenten, der Professor vorne mit Mikrofon, man hat wenig verstanden, man hat teilweise nicht mal mehr einen Sitzplatz bekommen. Ja, fand ich nicht ganz so prickelnd. Dann hab ich mir die – damals - die Hochschule in Mannheim angeschaut, hab mich auch da mal reingesetzt und war dann da positiv überrascht. Da war die Mathevorlesung, das waren dann nur 40-50 Studenten, sehr interaktiv auch mit dem Professor und hat sich für mich dann relativ schön angefühlt. Dann hab ich mich eben auch für die Hochschule entschieden damals. Die haben Chemieingenieurwesen angeboten und dann hab ich mich da beworben und bin auch genommen worden.
Christina Schulz: Dann ist es also eher die kleinere Hochschule geworden. Wie haben Sie Ihre Studienzeit empfunden?
Dr. Arend: Also die Studienzeit, fand ich, war für mich ganz persönlich, war es eine sehr intensive und auch nicht die allerleichteste Zeit. Ich musste in meinem Studium immer Jobben, also rein vom BAföG hab ich nicht leben können. Ich hab mich dann selber finanziert, das war so ein bisschen die private Herausforderung. Gleichzeitig hab ich natürlich gesagt okay, jetzt warst du beim Bund, du hast noch ein Jahr gejobbt…ich war dann auch nicht mehr der jüngste Student und hab für mich dann einfach auch gesagt ich möchte jetzt einfach hier so schnell wie möglich fertig werden. Das war natürlich auch ein Vorteil an der Hochschule damals, da geht das Studium acht Semester Regelstudienzeit, hab also da relativ schnell durchstudiert.
Christina Schulz: Und welche Erwartungen hatten Sie konkret dann an das Studium und wurden diese Erwartungen dann auch erfüllt?
Dr. Arend: Also die Erwartung war, ganz speziell auch von der Hochschule, eine Verbindung zu liefern zwischen Chemie und Technik. Also ich wollte weder das Eine noch das Andere alleine machen, sondern mich hat einfach die Verbindung gereizt. Ich wollte da ein tieferes Verständnis haben und trotzdem war mir wichtig, im Studium auch den Praxisbezug weiter zu haben, also nicht nur in der Theorie mich zu bewegen, sondern eben auch direkt den Praxis- den Anwendungspart mit abzudecken. Und die Vorstellungen, die haben sich durch den, ja die Praxisorientierung der Hochschule einfach auch bewahrheitet. Wir hatten relativ viele Laborpraktika, jetzt nicht nur die reinen Chemiepraktika, sondern auch z.B. Strömungslehre, Thermodynamik und natürlich auch im Studium gab es ein Semester Praktikum.
Christina Schulz: Und was haben Sie da gemacht?
Dr. Arend: Ich bin damals in dem Praktikum zu unserem Professor gegangen, der Auslandskontakte hat. Das war von der Fakultät ein bestimmter Professor und hab dem eben gesagt: „Hier, ich hätte Interesse ins Ausland zu gehen“, und hab ihm im Endeffekt mitgegeben, „Ich möchte gerne einen Standort irgendwo in die Praxis, wo ich aber auch alleine bin.“ Es gab so ein paar Standorte, da wurden jedes Semester mehrere Studenten hingeschickt und das wollte ich aber nicht. Ich hab mir speziell gesagt, ich möchte halt alleine irgendwo hin, um alleine mal ne Erfahrung zu machen, eine neue Sprache zu lernen, um mich auch auf diese Erfahrung einfach voll und ganz einlassen zu können. Das war so ein bisschen..ich wollte mir da selber eine Herausforderung stellen. Und da kam dann tatsächlich über den Professor der erste Kontakt auch zu BASF zustande. Der Professor hatte noch aus früheren Zeiten einen Kontakt in die USA zu dem Standort in Geismar in Louisiana und hat den Standortleiter einfach mal angeschrieben. Dann hab ich da ganz lang nichts von gehört, bin wirklich da im Dunklen getappt und hatte dann, das weiß ich noch relativ genau, am 23. Dezember 2006 einen unterschriebenen Praktikumsvertrag in meinem Briefkasten. Ohne, dass die mich je gesehen haben, ohne dass wir mal miteinander gesprochen haben. Ich glaube die Amerikaner haben einfach nur gedacht: „Ja komm, Praktikant, stellen wir mal ein.“
Christina Schulz: (lachend) Okay, ganz unkompliziert.
Dr. Arend: Völlig unkompliziert, ja, da sind die Amerikaner uns oftmals einen Schritt voraus.
Christina Schulz: Und wie war denn die Zeit in den USA?
Dr. Arend: Also die Zeit in den USA, das war als Student… ich hatte es ja vorhin schon gesagt, ich hab wenig BAföG bekommen, musste mich immer mit Jobs, mit teilweise auch mehreren Jobs über Wasser halten, das hat gut funktioniert. Und dann kommt man in die USA, Turbokapitalismus, da hat man als Student 2000$ Brutto verdient. Das war für mich eine völlig neue Lebenserfahrung. Ich hab dort ein ganz tolles Team gehabt an Kollegen, die mich von Anfang an mit offenen Armen empfangen haben. Es war auf der Arbeitsseite, war es eine ganz ganz tolle Erfahrung. Wir hatten auch amerikanische Praktikanten, ich hatte Kollegen, die gerade frisch in den Beruf eingestiegen sind, hatte ein relativ spannendes Aufgabenfeld im Engineering. Auf der anderen Seite hatte ich ein Privatleben, wo man einfach auch sagen muss, wenn man als Student mal so viel Geld verdient und das jeden Monat, dann zahlen die Amerikaner auch noch alle zwei Wochen Gehalt aus, also man kriegt dann alle zwei Wochen 1000$ überwiesen, das macht dann schon Spaß, das hat man dann schon genutzt. Also von diesen sechs Monaten, die ich eigentlich geplant hatte dort zu sein, die haben sich dann auch nochmal um einen Monat verlängert. Ich war, wenn ich es richtig im Kopf habe, glaube ich drei Wochenenden nicht unterwegs und das waren drei Wochenenden, wo das Auto kaputt war und wir im Ort selber so einen Karneval hatten, ein Dorffest oder ein Ortsfest.
Christina Schulz: Also es war eine tolle Zeit und Sie haben die auch intensiv genutzt.
Dr. Arend: Genau, es war eine ganz tolle Zeit. Also mich verbindet auch immer noch eine intensive Freundschaft zu mehreren Kollegen von damals, die ich auf der Arbeit kennengelernt habe, mit denen wir dann auch privat, ja, sehr viel unternommen haben. War eine wirklich…eine ganz tolle Zeit für mich. Ich erinnere mich da sehr gerne zurück und hat mich auch, glaube ich, beruflich ein Stück geprägt, weil ich auch damals schon die BASF das erste Mal als ein Unternehmen wahrgenommen hab, das eine sehr schöne Unternehmenskultur und Unternehmensphilosophie hat.
Christina Schulz: Sie sind dann also wieder zurückgekommen, wie ging es denn danach für Sie weiter?
Dr. Arend: So ist es. Ich bin dann zurückgekommen aus dem Praktikum, dann hatte ich noch ein theoretisches Semester und die Abschlussarbeit. Und in der Zeit habe ich dann, während des letzten Semesters, immer wieder mal drüber nachgedacht, wie mache ich weiter. Höre ich nach dem Diplom dann auf, das war ja damals noch ein Diplomstudiengang, höre ich danach auf, oder gehe ich eben nochmal einen Schritt weiter? Hatte in dem letzten Semester mir dann intensiv da die Gedanken drüber gemacht und hab mich dann letztendlich auch dazu entschieden, dass ich nochmal ein Stück akademischer werden möchte. Mich hat dann einfach auch gereizt, diese Verbindung aus Theorie und Praxis einfach nochmal ein Stück weiter in die Theorie zu verlagern. Das war vielleicht so im Nachhinein betrachtet dann doch einer der kleineren Nachteile an einer Hochschule, hat für mich aber keinerlei Nachteile dann im Ende gehabt. Ich hab mich einfach beworben und hab dann eine Promotionsstelle in Aachen bekommen, die auch nochmal eine sehr interessante Stelle beinhaltet hat, oder es war eine sehr interessante Stelle. Eine schöne Kombination aus Theorie und Praxis, die ich dort hatte.
Christina Schulz: Was war Ihr Thema? Können Sie das mal kurz umreißen?
Dr. Arend: Also ganz kurz und grob: Ich hab ein Verfahren entwickelt, um zweite Generation Biodiesel herzustellen. Ganz grob.
Christina Schulz: Und wie war diese Promotionszeit für Sie? Also es gibt ja Berichte von Promovierenden, die diese große Freiheit schätzen, aber eben auch, man muss sich ja selbst strukturieren, da sind ja auch gewisse Herausforderungen damit verbunden. Wie haben Sie das erlebt?
Dr. Arend: Ja, das habe ich auch als einen der großen großen Vorteile erlebt. Wie haben sehr große wissenschaftliche Freiheit bekommen von unserem Professor, auch von meinem Doktorvater, der uns im Endeffekt, mir auch, das Thema gegeben hat, in der ersten Zeit ein Stück enger begleitet hat und dann geguckt hat: Wie findet sich da jeder Doktorand auch in sein Thema ein? Und hat uns dann aber auch (und auch mir) relativ schnell die Freiheit gelassen, hat sich natürlich regelmäßig Projektupdates geholt. Die waren am Anfang dann auch enger getaktet und gegen Ende hab ich ihm dann, glaube ich, einmal im Quartal habe ich ihm dann Projektbericht geschickt. Ich hatte auch einen Industriepartner bei dieser Entwicklung und hab dem Industriepartner auch regelmäßig dann, gemeinsam mit meinem Doktorvater, auch Bericht erstattet. Wir haben dann uns auch immer wechselseitig besucht. Da gab es dann auch ne Versuchsanlage bei dem Industriepartner. Ja und das war für mich insgesamt, wissenschaftlich gesehen, war es dann doch nochmal eine Herausforderung. Das hat sehr viel Spaß gemacht, war eine sehr intensive Zeit. Man muss sich dort wirklich durchbeißen. Ein Kollege hat das immer so schön gesagt: „Eine Promotion verschiebt die persönliche Toleranzschwelle doch recht weit.“ [Beide lachen]
Und das empfinde ich auch so, das war auch so. Man hat da sehr viel investiert, aber auch sehr viel zurückbekommen.
Christina Schulz: [lächelnd] Ja. Wie haben Sie danach Ihren Berufseinstieg gestaltet? Wie sind Sie da vorgegangen?
Dr. Arend: Mein Berufseinstieg…ich wusste ja relativ genau, wann ich an der Universität fertig sein werde. Ich hatte einen Vertrag als wissenschaftliche Hilfskraft und wusste also relativ genau, bis wann ich mit allem fertig sein muss. Das hab ich auch relativ gut eingetaktet und hab dann etwa ein gutes halbes Jahr vorher mit angefangen Gedanken zu machen: Wo möchte ich denn eigentlich hin? Ja, war vielleicht schon ein bisschen früher. Für mich war zum einen relativ schnell klar, das die wissenschaftliche Arbeit, wie ich sie in der Promotion gemacht habe, nichts ist, was ich den Rest meines Lebens machen möchte. Also Labor war eine schöne Zeit, aber war jetzt nicht die Erfüllung, die ich mir für mein Berufsleben vorstelle. Ich wollte also mehr so „back to the roots“ in Richtung Sucherin Stück weit Maschinenbau, oder mehr in Richtung Anlagenbau. Ich bin dann in Aachen, im Januar 2011, gab es dort eine Bonding-Messe. Ich weiß nicht, ob die hier auch bekannt ist in Dresden, das ist im Endeffekt eine Firmenkontaktmesse, wo sich verschiedene Firmen einfach vorstellen.
Christina Schulz: Ja, Bonding gibt es auch in Dresden!
Dr. Arend: Super, hervorragend! Da bin ich hingegangen, hab das Angebot genutzt. Ich fand das eine ganz tolle Geschichte, ich bin da völlig ohne Vorbereitung hingegangen, hab mich mit verschiedenen Firmen unterhalten und hab dort quasi aus dem Stand heraus zwei Einladungen bekommen, zu zwei verschiedenen Firmen. Hab das erstmal als eine wahnsinnige Chance gesehen, auch ne tolle Bestätigung. Das war im Jahr 2011, das war also nach der Krise, nach der Wirtschaftskrise. Da ging es gerade wieder so richtig los, da konnten die Firmen aus den Vollen schöpfen und gut einstellen. Und da habe ich dann die zwei Einladungen wahrgenommen, hab so ein bisschen für mich einfach mal getestet: Wie funktioniert es, wie funktioniert so ein Einstellungsprozess, was für Fragen stellen denn da die Leute… Habe natürlich auch ganz ehrlich meinen Marktwert getestet, hab auch geguckt: Was bezahlt mir denn so eine Firma heutzutage? Und hab dann aber ganz gezielt auch nach diesen ersten zwei Gesprächen im Internet mal geschaut und mich unter anderem auch bei der BASF schlau gemacht. Und hab dort eben eine Ausschreibung gefunden, die mich sehr fasziniert hat. Das war eine Ausschreibung für ein internationales Traineeprogramm, in dem auch drinstand, das ist ein relativ langes Programm, sollte fünf Jahre gehen und davon zwei Jahre im Ausland. Und ich hatte nach dieser Erfahrung in den USA einfach großes Interesse, nochmal auch relativ zügig ins Ausland zu gehen, um da auch einfach meinen persönlichen Horizont zu erweitern. Und ja, so habe ich mich dann bei der BASF beworben. Ich kannte ja im Ungefähren wie so eine Einstellung von statten geht oder so ein Bewerbungsprozess, hab mich beworben und ja, hat funktioniert, hat geklappt.
Christina Schulz: Super! Dann haben Sie also als Trainee angefangen bei der BASF. Wo würden Sie sagen sind die Vorteile von so einem Trainee-Programm?
Dr. Arend: Ja die Vorteile sind ganz klar, dass man in relativ kurzer Zeit einen guten Überblick bekommt. Die Heutigen oder gerade so ein Großkonzern, wie es ja auch die BASF ist, die ist ja eine unglaublich große Firma mit ganz ganz vielen verschiedenen Facetten, ganz viele Fachrichtungen. Der Stammsitz in Ludwigshafen der hat über 30000 Mitarbeiter, also eine wahnsinnige Menge an Manpower, auch an Wissen, die sort gebündelt ist und das kennenzulernen ist gar nicht mal so einfach. Und deswegen hab ich da einfach auch einen Riesen Vorteil gesehen und das ist jetzt auch so im Nachhinein betrachtet der ganz große Vorteil von so einem Trainee-Programm gewesen. Da auch bewusst zu sagen, auch wenn ich promoviert habe, ich gehe auf eine Trainee-Stelle, weil ich dort Vorteile sehe, wie ich schnell einen Überblick über auch so eine Firma bekommen kann.
Christina Schulz: Also sind Sie dann dort auch verschiedene Abteilungen durchlaufen?
Dr. Arend: Genau, das Grundprogramm ist so gestrickt: Fünf Jahre und man soll in diesen fünf Jahren fünf Stationen durchlaufen und pro Station in etwa ein Jahr verbringen. Bei mir hat es angefangen, ich war im Anlagenbau, also wirklich in der Montage, die Kollegen, die auf der Baustelle die Rohrleitungen zusammenschweißen, Behälter für die Reaktoren hinstellen. Das war etwas völlig anderes, als das was ich in der Promotion gemacht habe, hatte aber immer noch sehr starken Bezug zu meinem Chemieingenieurstudium. Und das war für mich genau einer der Gründe, ich wollte ja aus diesem Laborfeld, aus diesem wissenschaftlichen Umfeld weg und wollte wieder ein Stück in diese, ja ich will es mal „Bastelmentalität“ nennen. Und die Montage, das sind jetzt keine Bastler in diesem Sinne, sondern das ist wirklich auch ne Wissenschaft für sich, wie sowas funktioniert. Ich hatte da aber aus dem Studium wenig Erfahrung. Man lernt, wie man einen Reaktor auslegt, man lernt, wie man eine Rohrleitung auslegt, man lernt, was dort für fluiddynamische Prozesse von statten gehen. Aber wie es dann im Anlagenbau wirklich ist… Wie kriegt man eine Rohrleitung, die einen halben Meter dick ist, wie kriegt man die denn um die Ecke? Oder wie schweißt man eigentlich richtig Rohrleitungen zusammen? Das sind vordergründig einfache Fragen, die aber wenn man ins Detail reinschaut unglaublich komplex werden. Dieses Bild kann man immer größer ziehen. Also das war dann quasi mein erstes Jahr.
Ich bin dann dort, also nach einem knappen Jahr, bin ich dann gewechselt. Da gab es dann ein Großprojekt in Ludwigshafen, ich war da am Stammsitz und für dieses Großprojekt habe ich dann, ja, eine Chance gesehen, da ein Stück weit mit reinzukommen und bin dann in die Fachabteilung der Rohrbrücken gewechselt. Ich weiß nicht, ob das jedem ein Begriff ist? In so einem Chemiewerk liegen ja ganz viele Produktrohrleitungen auf Rohrbrücken zwischen den Betrieben und Ludwigshafen hat es natürlich mit über 200 Produktionsbetrieben schon auf einem Qualitätsniveau, das seinesgleichen sucht. Also da liegen, glaube ich, über 2000km Rohrleitungen auf den Rohrbrücken und da was neues dann reinzuplanen und reinzubauen, ist gar nicht so einfach. Und da habe ich dann ein Teil von diesem Projekt bearbeitet und hab mich dann um die ganzen Energierohrleitungen, also um Dampf, um Druckluft, um Stickstoff gekümmert und hab da eben die Rohrleitungen für dieses Großprojekt gebaut. Das war dann mein zweites Jahr und in diesem zweiten Jahr habe ich natürlich dann schon angefangen zu überlegen, wo könnte ich denn meinen nächsten Schritt hinmachen. Und das ist einer der großen Vorteile an so einem Unternehmen, ich hab dann zu dem Zeitpunkt schon relativ viele Kollegen gekannt und hab dann für mich beschlossen okay, als nächstes würde ich dann gerne den Schritt ins Ausland machen. Und hab für mich überlegt: Wo will ich denn hin?
Das war 2013, da war unter anderem ja China in aller Munde, jeder hat über China gesprochen und ich kannte China nicht. Ich war noch nie in China, ich war zu dem Zeitpunkt auch noch nie in Asien und dann hab ich einfach gesagt: „Ja, BASF ist sehr stark investiert in China, wir haben einen großen Verbundstandort in China, also warum nicht. Dann würde ich doch gerne an diesen großen Verbundstandort gehen.“
Und tatsächlich habe ich dann einen Vor-Vorgesetzten gehabt, der kam gerade aus China, gerade von diesem Verbundstandort. Und als der das gehört hat, dass ich da Interesse dran habe, hat der das sofort aufgegriffen und hat mir das dann ermöglicht, dass ich für tatsächlich auch zwei Jahre nach China durfte. Ich habe dann in China zwei verschiedene Positionen, einmal in der Planung und einmal in der Produktion gehabt.
Christina Schulz: Man hört ja manchmal vom Kulturschock. War das für Sie einer oder wie haben Sie die Zeit in China empfunden?
Dr. Arend: Also ein Kulturschock war es tatsächlich nicht, weg zu gehen. Da ist man vorbereitet, man bereitet sich geistig ja darauf vor: Jetzt komme ich in ein Land, das ich nicht kenne, ich kann die Sprache nicht, ich weiß nicht, was da so wirklich passiert… Das fühlt sich mehr an wie so ein Abenteuer. Der tatsächliche Kulturschock, und das war das Interessante, der war mehr, wenn man zurückkommt. Also nach zwei Jahren in China, ich war in diesen zwei Jahren zwar ein paar Mal in Deutschland, aber man ist nicht so wirklich darauf vorbereitet, wie viel sich auch in der Heimat weiter-entwickelt.
Da sind Freunde umgezogen, das fängt mit ganz banalen Dingen an. Jemand ist weggezogen, der Freundeskreis hat sich geändert, der Freundeskreis dünnt sich auch ein Stück weit aus über eine so lange Zeit. Das ist auch völlig normal, aber es gab auch so Kleinigkeiten. In China gab es im Supermarkt beispielsweise fast kein Müsli, ist für Chinesen uninteressant. Es gab dann so ganz ausgesuchte Läden, ich glaub zwei oder drei, die haben Müsli geführt. Und jedes Mal, wenn die Müsli bekommen haben, dann ging das unter den Delegierten, unter den Expats, ging das dann ganz schnell hin und her. Dann hat einer dem anderen eine Nachricht geschrieben, hat gesagt: „Du, im Supermarkt gibt’s wieder Müsli!“ Und dann ist man da schnell hin und hat sich eben so zwei, drei Kilo Müsli eingekauft und war einfach nur glücklich, dass man sowas hatte.
Christina Schulz: (lacht)
Dr. Arend: Und dann kommt man zurück nach Deutschland und steht vor so einer ganzen Regalreihe mit Müsli und denkt sich: „Um Gottes Willen, welches Müsli möchte ich denn jetzt?“ Also so als kleine Anekdote, das ist jetzt nicht wirklich ein Kulturschock, aber das ist so, das ist einem doch schon im Gedächtnis geblieben.
Gut und China an sich, das ist ein hochspannendes Land, das ist ein extrem schnelles Land, wandlungsfähig, anpassungsfähig, die sich in einer Geschwindigkeit entwickeln, die wir glaube ich in Deutschland gar nicht kennen. Also ich kannte sie zumindest nicht. Abgesehen von dieser Schnelligkeit hab ich auch wahrgenommen, China ist ein ganz starkes Land der Kontraste. Da gibt es so den Kontrast arm und reich, laut und leise, Gesundheitsbewusstsein gegen Umweltverschmutzung, also ganz viele Kontraste. Die dort für die Menschen glaube ich völlig normal sind, die aber einem Außenstehenden wie mir einfach erstmal auffallen. Ich will die nicht bewerten, die sind weder gut noch schlecht, sondern sie sind einfach nur auffällig.
Ansonsten, ja, Chinesen arbeiten ganz anders als wir Deutschen. Die Chinesen sind auch in ihrer Arbeit sehr viel flexibler, schneller. Wo wir Deutschen immer den Drang haben: „Wir planen jetzt erstmal alles durch und überlegen erstmal, legen uns erstmal unseren Schlachtplan zurecht, mit am besten noch allen Eventualitäten, das wir für alles gewappnet sind.“ Da sind die Chinesen anders, die Chinesen machen erstmal los und gucken dann, wo stoßen sie auf ein Problem. Und wenn sie dann auf ein Problem stoßen, dann sind sie ganz fix und laufen dann um dieses Problem herum und das muss man erstmal verstehen, verarbeiten. War aber eine ganz spannende Lernerfahrung, auch für mich, dass man, wo ich auch den persönlichen Drang hätte erstmal zu sagen: „Jetzt nehmen wir uns erstmal die Zeit und überlegen uns mal, was könnte denn wie noch passieren?“ Da fangen die Chinesen einfach mal an. Und beides funktioniert. Wenn man das schafft, das in eine Kombination zu bringen, da kann man ganz ganz viel lernen. Auch rausholen, kann vieles schneller, einfacher machen, manchmal aber auch vielleicht den bewussten Schritt gehen, anzuhalten und erst nochmal drüber nachzudenken.
Christina Schulz: Sie sind dann aus China wieder zurückgekommen. Wie ging es denn für Sie in Deutschland weiter?
Dr. Arend: Nach meiner Rückkehr hätte ich ja eigentlich theoretisch noch ein Jahr in diesem Trainee-Programm gehabt. Das Jahr haben wir dann quasi nicht gemacht, sondern ich bin aus China zurückgekommen und wurde dann von meinem Chef in eine normale, feste Stelle, auch in eine Linienhierarchie gebracht. Ich hab dann damals eine Teamleitung übernommen, für wieder Montagemitarbeiter. Das waren dann insgesamt ein bisschen über 30 Leute, für die ich verantwortlich war. Etwa 20 Mitarbeiter waren ausgebildete Meister, also Handwerker, die noch einen Meisterbrief draufgesetzt haben, und eben so 10-15 Handwerker waren es in Summe. Mit denen habe ich verschiedene Anlagen in Ludwigshafen betreut, war also verantwortlich dann, dass dort arbeiten umgesetzt werden. Also im Endeffekt haben wir dieses Trainee-Programm um ein Jahr eingekürzt und dann bin ich eben schneller in diese Funktion gekommen.
Christina Schulz: Jetzt hatten Sie ja Personalverantwortung. Wie haben Sie die empfunden? Was waren dort die Herausforderungen?
Dr. Arend: Ja Personalverantwortung ist noch einmal eine ganz neue Art der Verantwortung, die man, oder die ich, im Studium nicht beigebracht bekommen habe, die ich nicht kannte. Wo man aber mit ein bisschen Grundgefühl relativ schnell, finde ich, auch reinkommt und zurechtkommt. Man muss das wollen, es ist nicht immer einfach. Personalführung ist nicht immer nur Befehl und Gehorsam, sondern man muss zusammenarbeiten, man muss miteinander arbeiten, man muss auch mal unangenehme Dinge machen. Man muss auch unangenehme Entscheidungen treffen, man muss oft Fragen auch beantworten und man muss als Vorgesetzter von Mitarbeitern…man muss einfach auch ein Stück Empathie entwickeln. Man möchte ja auch keinen Vorgesetzten haben, der so robotermäßig mit einem umgeht, sondern man will ja schon, dass einer einen versteht, dass er sich reinversetzen kann in jemanden. Das sind so dann die berühmten Softskills, die dann da gebraucht werden.
Christina Schulz: Und wie ging es dann danach für Sie weiter?
Dr. Arend: Ja nach der Station in Ludwigshafen, diese Position dort als Teamleiter habe ich knappe zweieinhalb Jahre gemacht, das war auch nicht die längste Zeit. Und dann hat mich mein ehemaliger Chef, der schonmal in China mein Vorgesetzter war, der hat mich angerufen. Der war mittlerweile aus China zurück und wurde direkt weiterdelegiert, an den Standort nach Schwarzheide. Der hat mich angerufen und hat mir gesagt: „Du Matthias, hier ist ne Position frei, hast du nicht Interesse, nach Schwarzheide zu kommen?“ Er hat mir dann erklärt, um welche Stelle es geht. Das war für mich nochmal eine Beförderung, in eine „Director“-Position für das Site-Engineering, also für die Planung des Standorts, Anlagenplanung. Und dann habe ich mir das durch den Kopf gehen lassen, hab Zuhause einfach mit meiner Dame drüber gesprochen und dann haben wir uns entschieden, dass wir oder dass ich das mache und dass ich den Job in Schwarzheide annehme.
Christina Schulz: Die Position heißt „Director Site Engineering and Construction Services” – Was macht man denn in dieser Position?
Dr. Arend: Ja, die Stelle hat sich seit Antritt und bis heute ein Stück gewandelt, wir hatten eine Umstrukturierung am Standort, da hat sich bei mir der Verantwortungsbereich nochmal erweitert. Am Anfang war das ganze nur die Planung und jetzt gehört auch wieder die Montage mit dazu. Das heißt, ich bin im Endeffekt verantwortlich für eine Einheit, die sich um die Umsetzung von Anlagenbauprojekten kümmert.
Das beginnt ganz vorne, bei uns kommt quasi eine unserer Business-Units mit einer Idee an, sie möchte irgendeine neue Chemikalie herstellen. Dann haben die in der Regel eine Forschung schon gemacht, die wissen schon ungefähr, wie das ganze funktioniert und suchen dann einen Platz, wo sie so eine Produktionsanlage hinstellen können. Das ist der Punkt, wo wir dann mit einbezogen werden. Ich setze dann meine Teamleiter mit drauf an, dann werden dort Kollegen identifiziert, die entsprechend Zeit haben, sich auch um so eine Anfrage noch zu kümmern und dann fangen wir an, so eine Anlage zu planen. Das geht los mit: Auf welches Blockfeld könnte die? Haben wir genug Platz? Muss da vielleicht eine neue Straße hingebaut werden? Welche Versorgungsleitungen brauchen sie? Dampf, Strom, Wasser usw. und das geht dann bis hin zu der eigentlichen Produktionsanlage selber. Auch das machen wir, bis zu einem gewissen Investitionsvolumen, machen wir das hier am Standort selber. Wenn es zu groß wird, dann gibt es immer noch in der großen BASF-Welt Kollegen, die uns dann für diese ganz großen Projekte unter die Arme greifen und uns dann mit ihren Ingenieuren da noch unterstützen. Und wenn wir geplant haben, dann geht es auch in meiner Einheit in die Umsetzung. Das fängt an mit dem Hoch-, Tief- und Stahlbau, also wirklich das Loch buddeln, Fundamente reinsetzen, den Stahlbau aufbauen… Dann den eigentlichen Anlagenbau, die Rohrleitungen, die Reaktoren reinsetzen, zuschweißen, zumachen. Wir machen auch einen Drucktest und einen Dichtigkeitstest zum Schluss und dann übergeben wir zum Schluss eine fertige Anlage an den eigentlichen Betreiber.
Christina Schulz: Das ist ja beeindruckend. Gibt es einen typischen Tagesablauf bei Ihnen?
Dr. Arend: Eigentlich nicht. Ein typischer Tagesablauf ist bei mir so, ich versuche, oder vor Corona, machen wir es mal so, vor Corona hab ich immer so…gegen 7:30 Uhr war ich im Büro und hab mir einen Kaffee geholt und dann war mein regulärer Tag eigentlich schon beendet, weil es dann mit allen möglichen Meetings losgeht, die auch oftmals nicht planbar sind. Also ganz viele Meetings sind geplant, aber oft kommen dann einfach auch Tagesanbrüche Themen mit rein, wenn irgendwo was passiert, wenn sich, was wir alle nicht hoffen, irgendwo auf der Baustelle jemand verletzt. Das ist immer so ein Thema, wo man dann den ganzen Tag in der Regel umbauen muss, oder sich dann auch freischaufeln muss. Ansonsten ist es sehr von Besprechungen geprägt, ganz viele Besprechungen gehen in der Regel den ganzen Tag über, man läuft von einem Meeting ins nächste. Das geht dann so bis 16/17 Uhr und dann im Anschluss fängt man dann an, sich mit seiner Arbeit zu beschäftigen. Fängt dann an also, seine Emails abzuarbeiten, Themen voranzutreiben oder Themen auch selbst zu bearbeiten, die man eben noch selber bearbeiten möchte. Aber ganz viel meiner Arbeitszeit ist eben in Besprechungen, in Meetings, wo wir dann zum Beispiel die Projekte, die ich vorhin beschrieben habe, in einem Lenkungskreis überschauen und notwendige Entscheidungen zum Beispiel treffen.
Christina Schulz: Welche Kompetenzen brauchen Sie hauptsächlich in Ihrem Berufsleben und sind das welche, die Sie schon während ihrer Studien- oder Promotionsphase, oder während Ihrer Auslandsaufenthalte mitgenommen haben? Oder welche mussten Sie sich noch neu aneignen?
Dr. Arend: Ich glaub die wichtigste Eigenschaft, die man aus dem Studium, oder die ich aus dem Studium mitgenommen habe ist, die richtigen Fragen zu stellen. Wie gehe ich an ein Thema ran, wie versuche ich, ein Thema zu begreifen und welche Fragen muss ich stellen, um das Thema auch mit seinen eventuellen Schwachstellen richtig zu hinterfragen. Das ist so ein bisschen, ja, das kann man natürlich auch erlernen. Man braucht aber glaube ich, oder das ist zumindest bei mir so - ich hab da einfach viele dieser Fragen, die ich für mich gestellt habe, wie gehe ich an sowas ran, im Studium erlernt. Ansonsten ist es natürlich, in der Position, in der ich jetzt auch bin, ich hab ein sehr sehr breites Themenspektrum, ich kann in den Themen fachlich nicht mehr überall mit im Detail drin sein. Dafür ist es viel zu viel, dafür habe ich auch viel zu viele Mitarbeiter. Das heißt, für mich ist eine der wichtigsten Aufgaben, den Überblick zu behalten, den Gesamtüberblick zu behalten und zu merken, zu spüren, herauszufinden, auch in vielen Gesprächen, wo klemmt es denn. Wo sind irgendwelche Hürden, die Steine, die im Weg liegen, die die Mitarbeiter auch daran hindern, ihre Arbeit möglichst effizient und effektiv zu machen. Und das ist dann natürlich was, da muss man dann ran, da sucht man dann nach dem eigentlichen Problem und versucht dann in der Regel, das über ein kleines Team auch bearbeiten zu lassen.
Ansonsten braucht man glaube ich eine gute Portion Menschenkenntnis und Empathie. Das sind so diese Softskills, wie ich sie vorhin schon auch mal erwähnt hab, die wichtig sind als Führungskraft, gerade wenn man sich ins Management entwickeln möchte und Personalverantwortung übernimmt, braucht man da ein gewisses Fingerspitzengefühl.
Christina Schulz: Inwiefern würden Sie sagen, war Ihre Promotion wichtig für die aktuelle Tätigkeit?
Dr. Arend: Also für die aktuelle Tätigkeit… ja ich sag mal so, der Titel an sich, würde ich sagen, ist heute nicht mehr wichtig. Der war auch nicht wichtig, um in diese Funktion zu kommen oder in diese Position zu kommen, in der ich bin.
Inhaltlich, was meine Fähigkeiten, meinen technischen, naturwissenschaftlichen Hintergrund angeht, glaube ich war es trotzdem wichtig. Man baut ja im Studium und vor allem auch in der Promotion verschiedene Kompetenzen auf, selbstständiges Arbeiten, Thema Fragenstellung, was ich vorhin erwähnt habe. Also wie stelle ich eigentlich die richtigen Fragen, wie finde ich heraus, was ist das eigentliche Problem, eine Aufgabenstellung auch umzusetzen in einen Lösungsfindungsprozess.
Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen war für mich auch in der Promotion ein ganz ganz wichtiges Thema. Ich bin selber Ingenieur, hab aber in einem Institut gearbeitet, wo wir ein bisschen mehr als die Hälfte Chemiker hatten und da lernt man dann auch das erste Mal, dass sich Ingenieure und Chemiker nicht unbedingt auf anhieb verstehen. Das hängt mit Vokabular zusammen oder auch mit den Gedanken, die ein Chemiker hat und die ein Ingenieur hat. Und dort einfach zu lernen, wie kann man mit naturwissenschaftlichen oder ingenieurwissenschaftlichen Kollegen…wie findet man eine gemeinsame Sprache. Das hört sich banal an, ist aber ganz häufig ein Problem, das zum Schluss zu Missverständnissen und dann auch falschen Ergebnissen führen kann. Und das herauszufinden, wie man da zusammenarbeitet, ist sehr interessant gewesen. Und das natürlich nicht nur mit den Akademikern, sondern wir hatten auch Nicht-Akademiker, hatten Laboranten, Kollegen, die uns da einfach unterstützt haben mit verschiedenen Themen, mit Analytik etc., und auch mit denen zusammenzuarbeiten, muss man auch erst einmal lernen.
Christina Schulz: Sie führen ja auch Bewerbungsgespräche durch. Haben Sie vielleicht den ein oder anderen Tipp für die Studierenden?
Dr. Arend: Ja Bewerbungsgespräche sind sehr interessant, die bilden ungemein. Also man lernt ganz viele Menschen kennen, man lernt ganz viele Facetten kennen und sieht natürlich häufig Menschen, die sich natürlich von ihrer besten Seite zeigen wollen. Und da ist es dann wichtig, herauszufinden, wie kann man Menschen in einer kurzen Zeit einschätzen, wie schätzt man Menschen auch richtig ein. Man kann da ja auch leider brachial falsch liegen mit seiner Einschätzung, das ist für jeden auch ein Lernprozess. Man achtet auf Zwischentöne, also das ist schon eine Herausforderung, das muss man auch erstmal lernen, wie man sowas richtig macht. Ist aber dann eine ganz ganz spannende Geschichte, weil man eben in kurzer Zeit sehr viele Menschen auch kennenlernt.
Ja, welche Tipps habe ich auch für Studierende? Ich glaube, jeder der Bewerbungsgespräche führt, also der jetzt auf der Seite der Arbeitgeber sitzt ist natürlich anders, deshalb kann ich jetzt nur für mich sprechen. Ich mag es, wenn Studierende, oder auch generell Bewerber, einfach ehrlich und authentisch sind. Es passiert häufiger, dass sich Leute versuchen in so einem Bewerbergespräch irgendwie anders darzustellen oder in ein noch besseres Licht zu rücken und das vielleicht auch ein bisschen sehr stark ausschmücken. Da kann ich direkt sagen: „Vergessen Sie es, das findet man sofort heraus.“ Das spürt man sofort, das bringt nix.
Das Zweite, was ich persönlich mag, sind tatsächlich Lebensläufe, die nicht so ganz gerade sind. Also ein Stück ungerader Lebenslauf ist für mich oftmals interessanter, wenn er denn richtig erklärt werden kann. Also ich mache mal ein Beispiel. Es gibt immer wieder Bewerbungen von Studierenden, die kommen nach dem Abitur direkt an die Uni, studieren und haben einen tollen Lebenslauf. Waren vielleicht sogar ein, zwei Mal im Ausland und stellen sich dann bei uns vor, sind Anfang 20 und sagen dann, sie möchten jetzt Personalverantwortung. Das funktioniert nicht. Da fehlt mir persönlich ein Stück Lebenserfahrung, wo ich einfach auch mal sag: „Hast du eigentlich mal was anderes gesehen, als einen Ausbildungsbetrieb, Schule, Universität? Hast du mal ein Praktikum gemacht, hast du mal irgendwo, im Ausland vielleicht, gearbeitet?“ Nicht jeder, der im Ausland war, macht ja dort eine Arbeitserfahrung. Manche sind ja dann über ein Semester oder auch nur weniger im Ausland und da mag ich einfach, wenn Leute zum Beispiel auch mal ganz bewusst sagen, so, ich hab im Studium mal ein Semester Pause gemacht und bin mit dem Rucksack durch wohin auch immer gelaufen und hab mir das Land und die Leute angeschaut. Und dann kann man da richtig schön hinterfragen und herausfinden, was nimmt man denn auf so einer Reise auch mit. Also das ist so zum Beispiel ein Thema, was ich immer sehr schön finde. Das merkt man auch bei den Menschen, die so Erfahrungen gemacht haben, sich auch mal auf was Unbekanntes einzulassen, was Neues. Loslassen zu können, aus ihrer Komfortzone rauszugehen, das bildet und das spürt man auch in so einem Gespräch.
Vielleicht noch ein anderer Tipp, den ich auch extrem wichtig finde und den ich sehr gerne mitgebe ist, dass sich Bewerber in dem Gespräch ja nicht nur präsentieren, sondern dass auch die Studierenden für sich entscheiden müssen und ein Gefühl entwickeln sollten: Passen sie eigentlich auch zu den Leuten, die da vor einem sitzen. Wir machen das Gleiche, auch wir gucken in unseren Gesprächen, passt denn dieser Mensch, der da vor einem sitzt, passt der aus meiner Einschätzung ins Team. Passt der in meine Einheit, in mein Team, kann das Probleme geben? Glaube ich, dass der vielleicht mit anderen Kollegen nicht kann oder zu introvertiert oder zu extrovertiert ist. Das sind alles Fragen, die man sich auf der Arbeitgeberseite stellt, aber ich glaube andersherum muss dieser Prozess auch durchdacht werden. Also auch der Studierende oder der Bewerber sollte sich die Gedanken machen, sind denn diese drei, vier, fünf Leute, mit denen er oder sie an dem Tag gesprochen hat, sind denn das Menschen, mit denen man wirklich jeden Tag zusammenarbeiten möchte. Geben die mir ein gutes Gefühl, habe ich Wertschätzung erfahren, glaube ich, dass die in der Firma, auch wenn es nur ein kleiner Einblick ist, glaube ich, dass die mit mir als potenziellem Mitarbeiter auch richtig umgehen? Das sind in meinen Augen völlig legitime Fragen, die man sich stellen muss und die man sich auch dann im Nachgang beantworten soll.
Christina Schulz: Es ist sozusagen ein beidseitiges Bewerbungsgespräch.
Dr. Arend: Genau so ist es. Vielleicht sollte man auch immer daran denken, man wird sehr sehr viel Zeit auf der Arbeit verbringen. Die meisten Menschen verbringen irgendwie acht, neun Stunden auf der Arbeit am Tag plus Pausen, dann ist man irgendwo bei zehn Stunden. Das kann mal mehr mal weniger sein, also das ist schon ein signifikanter Anteil des Tages und da muss man sich dann auch wirklich so sicher wie nur möglich sein, dass man das in einem Umfeld verbringt, das einem auch zusagt.
Christina Schulz: Ja, auf jeden Fall. Welche Möglichkeiten sehen Sie bei BASF für Chemiker? Wir haben ja jetzt viel über Chemieingenieurwesen auch gesprochen, aber uns hören bestimmt auch Studierende der Chemie zu.
Dr. Arend: Ja da würde ich die Antwort gerne ein bisschen zweiteilen und einmal auf hier Schwarzheide beziehen. In Schwarzheide haben wir für Chemiker so den klassischen Einstieg in eine Einheit, die nennt sich bei uns „Prozess- und Verfahrensoptimierung“. Das sind Kollegen, die Prozesse, die in einer Chemieanlage laufen, also wirklich die chemischen Prozesse oder auch das chemische Verfahren, sich anschauen. Die machen nicht nur das, die machen aber auch diesen chemischen Prozess, schauen sich den an und gucken dann, wo ist denn mein berühmtes „Bottleneck“ in der Herstellung. Also wo ist in dem Gesamtprozess der Schritt, der meinen Gesamt-Output limitiert, dass ich zum Beispiel einfach mehr Produkt herstellen kann. Oder der Schritt, der am energieintensivsten ist. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich sowas anzuschauen und da nimmt man in der Regel auch gerne Chemiker, die dann eben von der Chemieseite auf so einen Prozess drauf schauen können und dann gemeinsam mit dem Betriebspersonal, also mit dem Betreiber einer solchen Anlage, dann Verbesserungen entwickeln, vorantreiben. Und im Idealfall kommt dann ein Projekt raus, ein Optimierungsprojekt. Dann landet es wieder bei mir in der Einheit und wir bauen so eine Anlage um.
Zum Zweiten gibt es natürlich die Einstiegsmöglichkeit auch in den Produktionsanlagen selber. Da gibt es Prozessmanager, das sind bei uns Funktionen, das sind in der Regel auch Akademiker, die den Prozess einer Anlage sehr sehr gut verstehen müssen und dann den Prozess kontinuierlich verbessern müssen. Das ist quasi das Pendant zu dem, was ich gerade erzählt habe. Das sind aber Leute, die wirklich in der Produktion sitzen und nochmal einen noch intensiveren Blick aus der Brille des Betreibers heraus haben. Und ansonsten gibt es dann auch nachfolgend eine riesige Bandbreite, wo man sich auch als Chemiker hin entwickeln kann. Klar, wir sind ein Chemieunternehmen. Wenn man mal nach Ludwigshafen schaut, dann kann ein Chemiker alles werden. Also unsere Vorstände sind, da sind ein nicht unerheblicher Teil Chemiker, auch in der Hierarchie bei und gibt es ganz viele Chemiker, also das ist ein buntes Sammelsurium. Dementsprechend ist es auch in Ludwigshafen so, da gibt es den klassischen Einstieg über die Forschung und Entwicklung. Wir haben in Schwarzheide keine Forschung mehr, die Forschung findet in Ludwigshafen statt und da ist das ein ganz klassischer Einstieg als Laborleiter. Da hat man dann, ja, eine geringe Anzahl von Mitarbeiter, zwei, drei, vier, fünf Mitarbeiter, Laboranten, die mit einem gemeinsam dann in einem Labor Forschung machen. Von denen man auch der Vorgesetzte ist, das ist so ein typischer Einstieg.
Oder man geht in die Produktentwicklung, aber ich hab auch schon von Kollegen gehört, die aus der Chemie direkt im Marketing eingestiegen sind. Es ist dann glaube ich mehr so das Thema, was passt persönlich zu einem Menschen. Und der Ausbildungshintergrund, der ist natürlich ein Türöffner, aber ich würde es nicht nur limitieren auf: „Jeder Chemiker muss jetzt im Labor, in der Forschung und Entwicklung, anfangen“. Da hat man ganz viele Möglichkeiten, im Zweifelsfall mein Rat: immer einmal bewerben und mal gucken was passiert. Unverhofft kommt oft und wir haben auch schon, hab ich auch schon ganz persönlich, häufig mal einfach Leute eingeladen, die so auf den ersten Blick überhaupt nicht auf die Stelle passen, aber dann auf den zweiten Blick doch hochinteressant sind.
Christina Schulz: Gibt es etwas, was Sie den heutigen Studierenden gern mit auf den Weg geben möchten?
Dr. Arend: Ja, was kann ich Studierenden mit auf den Weg geben… Ich glaube ganz viel haben wir schon gesagt. Seien Sie neugierig und offen, kommen Sie mal aus ihrer Komfortzone raus, probieren Sie was Neues. Gehen Sie durch die Welt, gehen Sie mal aus ihrem gewohnten Umfeld raus, probieren Sie es mal. Ein Praktikum ist eine super Möglichkeit, weil man eine relativ begrenzte Zeit nur hat, das kann man auch mal durchhalten, wenn es nicht ganz so toll läuft. Und ansonsten meine persönliche Meinung: Machen Sie einfach Erfahrungen, trauen Sie sich auch, Erfahrungen zu machen und sprechen Sie da auch in einem Bewerbungsgespräch drüber. Für mich persönlich gibt es den perfekten Lebenslauf nicht, sondern der Mensch ist mir persönlich viel wichtiger, als der perfekte Lebenslauf.
Christina Schulz: Das ist ja ein sehr schönes Schlusswort. Herr Dr. Arend, ich danke Ihnen sehr für das Gespräch!
Dr. Arend: Vielen Dank auch an Sie Frau Schulz!
~ Gesprächsende ~
[Outro-Musik spielt]
IN A NUTSHELL with chemist Dr. Imge Namal
Dr. Imge Namal is a chemist who works as Team Lead Process Support Engineer at Applied Materials (AMAT). The company supplies equipment and software for the manufacture of semiconductor chips. In this episode she will give a little insight into her working life.
[Intro-Musik spielt]
Ansage: OFP-Podcast: In a Nutshell.
Christina Schulz: Herzlich Willkommen zum Podcast der Orientierungsplattform Forschung und Praxis, kurz: „OFP“. Mein Name ist Christina Schulz und ich bin Koordinatorin der OFP für den Bereich Mathematik und Naturwissenschaften. Im Podcast spreche ich für dich mit Expertinnen und Experten aus der Praxis. In unseren Interviews erfährst du Tipps und Wissenswertes für deinen Erfolg im Studium.
Here with me today is Dr. Imge Namal, Team Lead Process Engineer at Applied Materials.
~ Gesprächsbeginn ~
Christina Schulz: Hello Imge, nice to meet you!
Dr. Imge Namal: Hi Christina, nice to meet you. Thanks for having me here!
Christina Schulz: Okay so, let's get started! Office or home office?
Dr. Imge Namal: Normally I am for having the flexibility of both the office and home office in a week, but after this long period of working from home...well I miss my colleagues and and also my customers, so I will definitely say office.
Christina Schulz: Coffee or tea?
Dr. Imge Namal: Coffee, definitely! Because I like coffee and also I think it has a social aspect, it's like the coffee break, coffee talk, coffee corner, so yay for coffee!
Christina Schulz: Are you a morning person or a night owl?
Dr. Imge Namal: I'm a night owl and actually in the traditional work setting, being a morning bird is actually more advantageous. But I work in an international company, so we have people from different time zones, from different countries. I actually sort of benefited from being a night owl, when I was doing my 7 to 8 pm online meetings.
Christina Schulz: Ah, that's great! Teamwork or working alone?
Dr. Imge Namal: Definitely teamwork. So there is a saying: at the end you are only as successful as your team, so yeah, teamwork!
Christina Schulz: Phone call or E-Mail?
Dr. Imge Namal: Well actually, under normal circumstances, I would choose face to face conversation. But as we already mentioned, it's not possible due to different circumstances for a long time now and I would actually choose phone call in between these two, because you can actually miss or misread some information in E-Mails. On the phone, even with the tone of voice from your counterpart, you can have a feeling, or you can have some information in between the sentences and I would not like to miss that through E-Mail.
Christina Schulz: Can you describe your career path and did you always want to work in the semiconductor industry?
Dr. Imge Namal: Well my career path...my background is chemistry and I did my Bachelors in chemistry and then did my Master in electrochemistry. This was back in Turkey, then I received a Marie Curie scholarship from the European Union and moved from Turkey to Germany and did my PhD in the University of Würzburg, in physical chemistry. There I was building transistors and building solar cells from carbon nanotubes. And in my PhD I actually had the opportunity to have research stays, which were in the Imperial College London and in Belectric. There I focused more on the device properties of the solar cells or the field-effect transistors. And up until that point in my studies, I was doing both the material science, let's say the preparation of the thin-film material and optimisation of the surface interactions and also doing the device engineering, which involves the measurement of the film or measurement of the device properties. And I actually realised, that the device properties or the device engineering part is what I am more interested in and that I would like to focus more on the device engineering than the fundamental science that I actually had the background for.
So I started my job search mainly focusing on the semiconducting industry, because I also thought it’s a very exciting industry and as I also experienced it for myself, it's a fast moving industry. And the innovations in this industry have a great deal of impact on everyone's daily lives, let's say from computers to e-cars or cell phones. And I am actually very happy that I now work for one of the biggest tool suppliers for this industry and I work, as you said, as a team lead for the process support engineers for electrochemical deposition and chemical-mechanical polishing tools.
Christina Schulz: What is the most important thing you learned during your studies?
Dr. Imge Namal: The most important thing...well, actually we all mostly consider the university as a place where you get your background for what you are going to do in the future as an occupation. And depending on whether you decide to go for the dominant road, let's say from Bachelors to the end of PhD, the amount of detail or the depth of knowledge actually increases. Without a doubt, my background in physical chemistry or electro-chemistry, basically in chemistry, helps me a lot every day. Because of that I understand and control the phenomena, what's actually happening on my wafers day-to-day, and what I work on. But also my PhD gave me some skills that are actually beyond that. I learned how to systematically analyse data, the different aspects of a problem and where to search for some information, where to look at. Also how to design the experiments with this collected information and then collect the data, the summarising of the data and communicating that in a meaningful way that is understandable and digestible for the people that I am communicating with. And actually also finding the right audience to collaborate and get the best results. So these are actually the key aspects that I also use in my day-to-day job or throughout my life. And my studies taught me to be open-minded towards both data, not to be sided by the data that you had or the person that communicated the data and also being open-minded towards the people that you are interacting with. As I said it's lucky for me that I had this in my studies and I am able to use this information to succeed in my day-to-day job.
Thinking about that, probably because of this reason, we have in the company a lot of colleagues from different backgrounds, different educational backgrounds let’s say, either from chemistry, physics or maybe electrical engineering. And as I said, we have different theoretical backgrounds, but because we probably gained the information that I mentioned earlier being so important, we are able to work together in harmony. And I think one should not forget that during or after university, it is not only the theory of the topic you learn, it's more about the information that you get and how you use that information and how you communicate that. So that's the most important thing I think.
Christina Schulz: What does a typical workday look like for you?
Dr. Imge Namal: A typical workday as a team lead process support engineer has two aspects: as the name of it says, the process engineering and the team leading.
So with these two aspects, as a process support engineer in the first place, I am focused on the process performance of our tools. Let’s say it's the installation phase or further in production in a customer fab, I start from the time where our customer has an inquiry, has a need to buy one of our tools and is maybe not sure which type and which configuration. And we start with the conversation and asking our customer and determining what kind of tool would be perfect for them and for our customer and their purpose and for their needs of production. And then after having this decision and fast forwarding to the time that the tool is set in the customer fab, I come in again and I travel to the site of the customer, the fab of the customer, and design some tests, make some adjustments and make sure that the process specifications that we agreed on in the beginning are actually met. And that the customer is actually able to produce the product with the highest possible quality and highest possible efficiency with the technical specifications in mind and in the most effective way.
On the other side, as a team lead, I am actually more on the planning part of the whole process. I plan the upcoming projects for us, I plan our time and the availability of my team and communicate that plan to our team and also to our management. And also to our customer, so that we have.an understanding of what amount of time we have on hand and how long our project is going to go on and maybe what are the milestones and when the milestones are going to be reached. And I actually make sure that the information is flowing successfully through all the way to my team, to the management and to the customer and I lead my team in a sense through communicating and coordinating. And with these two aspects at the end my day is full of data collection, data analysis, communication through E-Mails, calls or meetings and I am in interaction with my colleagues and customers and management. And it is actually a technical job on one side and it is full of interactions with different people in very different settings and I actually love that for my job, that it's so multi-facetted, that I am able to switch gears throughout the day and that is the thing actually that I love about my job.
Christina Schulz: What is your favourite part of your job?
Dr. Imge Namal: Well I already mentioned a bit about it, the favourite part of my job is actually, as I said, that it has the two aspects and is multi-facetted. I have a good balance I think in those facets and in my job I can do both engineering and leading, coordinating and collaborating. This allows me to have a wide angle on either the technical subjects, the technical knowledge, because we are also, as Applied Materials, a company that is producing tools for almost every step of producing the microelectronic products. It's even metal deposition, polishing, edge or ion implantation to count some of the stations and we are actually proud to say that virtually almost every chip and every advanced display in the world were once produced using one of the Applied Materials tools.
Christina Schulz: Oh wow, impressive!
Dr. Imge Namal: I think so too and if you think about that, you have the ability to gain the knowledge about so many different aspects of this production and you also gain the wider angle for where it starts to when it's shipped out as a product. And this is why I love the job in the company that I am already in. It enables me to have this wide angle on technical knowledge and for the more human interactive part of my job, I also have a wide variety of customers. I am in contact with them sometimes on a daily basis, depending on the project and they may be from the biggest semiconductor manufacturing companies or from one of the most successful research institutions in Europe and they have different points of view in different projects. And adding the interactions with all my colleagues from Applied Materials, either from Sales or Marketing or Strategy or Mechanical Engineering, I can also develop myself through these interactions in my job. That is also a favourite part of my job for me.
Christina Schulz: So with your interesting background and all your experiences, what advice would you give students today?
Dr. Imge Namal: Well yeah, let me think. So in my studies, I mentioned it before, so I studies in Turkey for my Bachelor and during my Bachelor I had the opportunity to have an ERASMUS-exchange in my Bachelor studies and I actually traveled from Turkey to Germany, tio Bremen, for having a semester in a foreign country back then for me. And then after my Masters I won or I gained a Marie Curie scholarship for my PhD and I was again able to travel abroad, to Germany again, and study in a country which was actually back then foreign to me. And in all these experiences, I was faced with different cultures and different languages and different people from different backgrounds. Let's say it was a research stay or the various conferences that I was in, they all allowed me to meet a lot of different people, from Europe, North America or Asia and they all had different points of view that they brought in either daily live or at the study groups or in the work that I am in. And being faced with so many differences in how these people are learning or thinking or experimenting or communicating with you, you actually start to widen your view. It’s like you have a glimpse of the core of it while at the same time widening your own view about the world. What they all have in common also brought me empathy and understanding towards people in a more universal context. By being able to look from other people's perspective, no matter what their background is, is actually the most valuable tool in life I think and also for the workplace. So I would advise the students today, who may have just started their Bachelor or are maybe in the middle of it or doing their Masters or PhD, in any studies there are opportunities, and I would recommend them to leave their comfort zone. Maybe consider traveling or studying abroad and having interactions with different, maybe foreign, people for a period of time and try to widen their horizon in that sense.
Christina Schulz: Imge, it was nice talking to you, thanks for your time!
Dr. Imge Namal: Thank you very much Christina, it was really nice talking to you too!
~ Gesprächsende ~
[Outro-Musik spielt]
Einspieler: Weitere Informationen und Veranstaltungen findet ihr unter: tud.de/deinstudienerfolg/ofp
IN A NUTSHELL mit Lebensmittelchemikerin Dr. Gesche Schött
Dr. Gesche Schött hat an der TU Dresden Lebensmittelchemie studiert und ist heute Abteilungsleiterin bei der Eurofins GfA Lab Service GmbH, einem weltweit agierenden Dioxinlabor. Das Unternehmen Eurofins ist ein Anbieter von bioanalytischen Dienstleistungen u.a. von Analytik für Lebensmittel, Umwelt, pharmazeutische und kosmetische Produkte sowie von agrarwissenschaftlichen Auftragsforschungs-Dienstleistungen.
[Intro-Musik spielt]
Ansage: OFP-Podcast: In a Nutshell.
Christina Schulz: Herzlich Willkommen zum Podcast der Orientierungsplattform Forschung und Praxis, kurz: „OFP“. Mein Name ist Christina Schulz und ich bin Koordinatorin der OFP für den Bereich Mathematik und Naturwissenschaften. Im Podcast spreche ich für dich mit Expertinnen und Experten aus der Praxis. In unseren Interviews erfährst du Tipps und Wissenswertes für deinen Erfolg im Studium.
Heute spreche ich mit Dr. Gesche Schött. Sie ist Abteilungsleiterin bei der Eurofins GfA Lab Service GmbH.
~ Gesprächsbeginn ~
Christina Schulz: Hallo Frau Dr Schött! Ich freue mich sehr, dass Sie uns heute Einblicke in Ihren Berufsalltag geben möchten.
Dr. Gesche Schött: Hallo, ja sehr gerne!
Christina Schulz: Dann starten wir mit unserer Schnellfragerunde. Kaffee oder lieber Tee?
Dr. Gesche Schött: Da ich überhaupt keinen Kaffee trinke, ganz klar Tee!
Christina Schulz: Home Office oder eher Büromensch?
Dr. Gesche Schött: Hm, die Mischung macht’s. Also ich bin sehr gerne im Büro mit den Menschen aktiv im Austausch, aber man kann auch konzentriert im Home Office sehr gut an Aufgaben arbeiten.
Christina Schulz: Urlaub am Meer oder lieber in den Bergen?
Dr. Gesche Schött: Meer! Das gute Wetter möchte ich gerne genießen.
Christina Schulz: Teamarbeit oder lieber Einzelarbeit?
Dr. Gesche Schött: Teamarbeit.
Christina Schulz: Und: Telefonat oder E-Mail?
Dr. Gesche Schött: Telefonat.
Christina Schulz: Wunderbar, vielen Dank! Sie haben an der TU Dresden Lebensmittelchemie studiert. Warum haben Sie sich damals für das Studium entschieden?
Dr. Gesche Schött: Ja, nach dem Abitur steht man ja vor der Vielzahl an Möglichkeiten, die man machen kann als junger Mensch und eigentlich wollte ich auch was ganz anderes studieren. Da hat das dann mit dem Studienplatz nicht so geklappt und ich bin dann erstmal zu Plan B übergegangen und ins Ausland. Ich war da ein halbes Jahr in der Ukraine und habe mir da dann auch Gedanken gemacht, wie geht es mit mir weiter? Und mir so die klassischen Fragen gestellt: Was kann ich eigentlich? Was macht mir Spaß? Und bin dann auf die Chemie gekommen, aber Chemie ist natürlich breit. Also es war für mich als junger Mensch auch total schwer zu fassen, was macht denn eigentlich ein Chemiker dann am Ende des Studiums und welcher Bereich ist da für mich der Richtige? Und ja, durch meine weiteren Recherchen bin ich dann auf die Lebensmittelchemie gestoßen und das hat mir super gut zugesagt, weil man eben doch irgendwie schon eine Spezialisierung vorweg hat. Es ist irgendwie eine greifbare Wissenschaft und die Probleme sind auch irgendwo real, also die betreffen uns alle, wir alle essen, wir alle trinken. Ja, das fand ich total spannend, diesen Zusammenhang und deswegen habe ich mich dann für die Lebensmittelchemie entschieden und bin auch mittlerweile ganz froh, dass das mit dem anderen Studiengang nicht geklappt hat, es hat sich alles ganz gut so gefügt.
Und dass ich dann in Dresden gelandet bin, das war tatsächlich eine spontane Entscheidung, ich kannte Dresden vorher nicht. Aber es war auch eine sehr gute, wie sich auch das am Ende herausgestellt hat. Ich fand es ganz super, es ist zwar für Lebensmittelchemie ein vergleichsweise großer Studiengang, aber es ist ja immer noch sehr überschaubar von den Kommilitonen her. Es ist eben klein genug, dass man nicht nur eine Nummer ist, sondern eine Person. Und man hat auch einen super guten Zusammenhalt im Studiengang gehabt. Also sowohl unter meinen Mitstudierenden, aber auch mit den Professoren und den Dozenten. Ein großer Vorteil war auch, dass es eben ein Diplomstudiengang war und man nicht zwangsläufig das Staatsexamen machen musste im Anschluss zum Studium. Ich habe auch das Staatsexamen nicht gemacht, habe mich dagegen entschieden. Ja und letztendlich ist auch Dresden eine ganz ganz tolle Stadt, wo ich immer noch gerne wieder hinfahre!
Christina Schulz: Welche Station in Ihrem Lebenslauf hat Ihnen vor der jetzigen Stelle am meisten Erfahrung gebracht?
Dr. Gesche Schött: Ich glaube grundsätzlich bringt jede Station, die man so in seinem Leben absolviert, irgendwas mit sich, man kann aus jedem was ziehen. Am meisten für meine jetzige Stelle sicherlich auch der Berufseinstieg dann bei Eurofins WEJ Contaminants. Dort bin ich gestartet nach der Promotion als Stabsstelle Forschung und Entwicklung, habe später dann auch ein Labor-Team mit übernommen und das war aber für mich so ein super gleitender Übergang aus der reinen Forschungsarbeit an der Universität in die Wirtschaft. Ich hab da super viele spannende Projekte betreut und auch mit gestaltet, klassisch im Bereich Methodenentwicklung aber auch viel im Bereich der Automatisierung. Also auch neue Themen, die vielleicht im reinen Studiengang Lebensmittelchemie gar nicht so Thema waren, auch in wechselnden Teams zusammengearbeitet. Und ich hatte zwar einen Einfluss auf die Produktion, klar man setzt natürlich Kundenanforderung um, man optimiert Prozesse, aber man ist eben nicht total direkt in der Produktion. Und ich fand es immer sehr spannend, auch diese Produktion zu sehen und das sind eben andere Aufgaben und andere Herausforderungen als in der Entwicklung. Ich habe dann im Rahmen dieser Position einen Exchange gemacht und zwar gibt es ein Nachwuchsführungskräfte-Programm bei der Eurofins, ich war da Mitglied in einem Jahrgang. Und da ist vorgesehen, dass man für einen Zeitraum X in eine andere Eurofins Unit wechselt und dort andere Aufgaben übernimmt. Und ich bin dann zur GfA Lab Service gewechselt und habe dort dann eben interimsweise eine Abteilungsleitung für den Bereich Dioxine und PCB in Umweltproben übernommen. Ja und das hat mir supergut gefallen und daraus hat sich dann auch unmittelbar der nächste Karriereschritt ergeben, dass ich dann eben auch dauerhafte zu GfA gewechselt bin und jetzt die Abteilungsleitung für den Bereich POPs und das Sonderlabor übernommen habe, dauerhaft.
Christina Schulz: Und welche Tätigkeiten umfasst Ihr derzeitiges Berufsbild?
Dr. Gesche Schött: Genau, also ich bin die Abteilungsleitung Bereich persistente organische Verbindungen, also alles ist da drunter gefasst, was eben nicht Dioxine und PCBs bei uns sind, die laufen in extra Abteilungen. Also PAHs, PFAs, Flammschutzmittel und ich habe auch noch das Sonderlabor unter mir. Das sind dann relativ selten gefragte Analyten, die aber eben auch zu unserem Angebot gehören. Und das heißt am Ende bin ich eben fachlich und disziplinarisch für drei Teams verantwortlich. Das ist einmal der Laborbereich, wo die Proben nasschemisch aufgearbeitet werden, aufgereinigt werden und die zweite Gruppe ist die Messtechnik, wo dann die Messung erfolgt, mit GC oder HPLC. Und das Sonderlabor ist dann eben auch noch mal angegliedert, da ist so beides ein bisschen zusammen, weil das eben auch ein kleineres Team ist. Ja, und diese drei Teams leite ich eben, bin also fachlich verantwortlich auch für das Handeln meines Teams, steh am Ende gerade für die Ergebnisse die wir berichten, befasse mich mit Themen wie Neueinstellungen, Personalentwicklung, Personalgespräche, alles was eben dazu gehört. Ich habe auch immer noch viel mit Projekten zu tun, muss mich auch mit der Weiterentwicklung bestehender Methoden befassen oder Implementierung auch neuer Methoden. Da gibt es natürlich diverse Kundenwünsche oder auch Rechtsanforderungen, die wir erfüllen müssen. Gerade im Sonderlabor haben wir sehr häufig Spezialprojekte, die wir betreuen. Ich optimiere aber natürlich auch Prozesse, unsere Abläufe, da muss ich ein Auge drauf haben und auch den Qualitätsstandard wollen wir natürlich stetig verbessern. Das sind alles so übergeordnete Begriffe, die mir so dann begegnen.
Christina Schulz: Mhm, das klingt sehr spannend und abwechslungsreich!
Dr. Gesche Schött: Ja, das ist es auch wirklich!
Christina Schulz: Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus, gibt es den?
Dr. Gesche Schött: Also den ganz typischen Arbeitsalltag gibt es eigentlich nicht, aber klar gibt es Themen, die mich immer wieder beschäftigen und die auch täglich wiederkommen. Da ist natürlich ganz als erstes unser Production Monitoring, das heißt wir schauen jeden Tag gemeinsam im Team unsere Kennzahlen an. Also was für Proben sind im Haus, wie bewegen sich die Proben, wo gibt es vielleicht Engpässe, wo müssen wir nachsteuern? Ja, da sind wir eben im Austausch, auch mit meinen Gruppenleitern und mit den anderen Abteilungen, um da eben den bestmöglichen Fluss hinzubekommen und Probleme dann frühzeitig zu erkennen und auch reagieren zu können. Da treffen wir uns wie gesagt jeden Tag, jeden Vormittag, einmal. Dann habe ich die Kostenstellen-Verantwortung, das heißt also am Ende wollen wir natürlich auch wirtschaftlich arbeiten und müssen da die Kosten im Blick haben. Da muss man sich auch immer mal wieder regelmäßig damit auseinandersetzen.
Dann gibt es ganz viele verschiedene Themen, also mich erreichen sehr viele diverse Anfragen aus verschiedensten Kanälen, Telefon, Mail, mittlerweile auch Teams, wo es eben um ganz unterschiedliche Sachen geht. Also zum einen aus meinem Team heraus, dass vielleicht Fragen kommen, wie man mit schwierigeren analytischen Proben umgeht, wo ich dann eben fachlich mit Rat und Tat zur Seite stehe. Aber auch von den Kundenbetreuern weitere Fragen, die vom Kunden fachlicher Seite kamen, und die dann weitergespielt werden, geht XY in Probe AB. Also diverse Sachen können einem da begegnen, das kann man gar nicht so pauschal vorhersagen. Ich bin aber auch jeden Tag irgendwie in dieser teambasierten Projektarbeit mit tätig. Wir wollen uns natürlich immer kontinuierlich verbessern und das betrifft dann alle Bereiche. Also sowohl natürlich die Analytik, also klassisch Methodenentwicklung, aber auch unsere Qualität wollen wir verbessern, unsere Prozesse wollen wir optimieren, da fließen auch IT-Themen mit ein. Und da bin ich immer involviert, es kann sein dass ich Projekte anstoße, dass ich einfach sage: „Ich brauche XY!“ Es kann aber auch sein, dass ich Projekte mitgestalte, also dass ich in einem interdisziplinären Team tätig bin und wir gemeinsam an Projekten arbeiten. Oder es kann auch sein, dass ich innerhalb Teams selber, neben der Routine, an gewissen Themen arbeite, Ressourcen dafür freisetze, die nächsten Schritte bespreche. Also auch dann eben nicht nur das Analytische betreffend, sondern auch andere Bereiche. Dann bin ich eigentlich auch täglich mit Personalthemen konfrontiert, also da geht es allgemein um Teamentwicklung, Mitarbeitergespräche, Recruiting, das kommt eben auch alles auf meinen Tisch. Wir haben auch wiederkehrende Aufgaben, Audit-Vorbereitung und die fachliche Begleitung von Audits wären da so ein Beispiel.
Und am Ende gibt es natürlich auch immer das Unvorhergesehene, da muss man unter Umständen auch mal schnell reagieren, wenn es ganz blöd läuft vielleicht auch Reklamationen fachlich bearbeiten. Das sind so die großen Themen, die mich jeden Tag so begleiten. Und man kann eigentlich davon ausgehen, was man sich morgens vorgenommen hat, das wird sich im Laufe des Tages nochmal ändern. Es bleibt spannend und wird einem definitiv nicht langweilig!
Christina Schulz: Und was machen sie in ihrem Job am liebsten?
Dr. Gesche Schött: Also ich mag diese Abwechslung und auch diese Herausforderung, also dieses wenn plötzlich was aufploppt, dass man da reagieren muss, ich finde das total spannend. Ich brauch das auch, dass für mich der Tag rum geht sozusagen. Ich mag eben nicht so gerne die Routineaufgaben, die sich immer wiederholen, das ist sicherlich auch eine Typfrage, das muss jeder für sich selber beantworten. Und was ich auch sehr gut finde ist, dass ich eben auch einen sehr großen Freiraum habe, Dinge zu gestalten. Klar, also das Ziel ist irgendwo vorgegeben, aber die Fahrtrichtung kann ich ganz frei vorgeben. Also so bildlich gesprochen, wir wollen nach Italien, aber ich kann selbst entscheiden, ob ich Fahrrad fahre, im Flugzeug fliege oder vielleicht das Boot nehme. Also das finde ich total gut, dass mir da auch der nötige Freiraum gegeben wird, die Ziele zu erreichen. Und ja, ich arbeite halt auch viel mit Menschen zusammen, ich sitze nicht in meinem Kämmerchen und mache reine Naturwissenschaft, sondern bin am Menschen, arbeite mit anderen Menschen, mit meinem Team. Das finde ich gut, das finde ich spannend.
Christina Schulz: Was möchten Sie heutigen Studierenden mit auf den Weg geben?
Dr. Gesche Schött: Also die Studienzeit fand ich eine super tolle Zeit. Die sollte man unbedingt genießen, das kommt dann so schnell nicht wieder, das darf man sich dann auch gönnen. Aber man muss natürlich auch sagen, manchmal muss man auch investieren, um die Früchte zu ernten. Man wird nicht von der Studentenparty im Chefsessel aufwachen. Da muss man glaube ich den spannenden Mittelweg finden.
Ja, ich finde die Arbeit im weltweiten Handelslabor super spannend, sehr vielfältig, da kann man viel Erfahrung sammeln, viele Sachen einsetzen. Und man kann auch was werden ohne Staatsexamen als Lebensmittelchemiker, das ist überhaupt gar kein Problem. Am Ende würde ich vielleicht auch nochmal mitgeben für die Frauen unter uns: Familie, Beruf und Erfolg, das geht alles zusammen. Sicherlich braucht man da auch den geeigneten Arbeitgeber, der eine gewisse Flexibilität einräumt, aber mit einem modernen Unternehmen ist das alles überhaupt kein Problem mehr.
Christina Schulz: Wunderbar! Frau Dr. Schött, ich danke Ihnen ganz herzlich für das Gespräch!
Dr. Gesche Schött: Vielen Dank auch, dass ich Teil dieses Podcasts sein durfte!
~ Gesprächsende ~
[Outro-Musik spielt]
Einspieler: Weitere Informationen und Veranstaltungen findet ihr unter: tud.de/deinstudienerfolg/ofp
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