TH und TU verfügten über beliebte Ferienheime
Erholungsheim Schloss Gaußig
Das Schloss Gaußig wurde im Herbst 1946 der damaligen TH Dresden durch die Landesregierung Sachsen, im Besonderen durch den damaligen Ministerpräsidenten des Landes Sachsen, Rudolf Friedrichs, als Erholungsheim für die Professoren und Lehrkräfte der TH übergeben. Ursprünglicher Besitzer war der Graf von Schall-Riaucour, welcher 1945 vor der Roten Armee in den Westen floh.
Die Intuition der Landesregierung und des Denkmalsschutzes für diese Entscheidung war dahingehend, das denkmalgeschützte Ensemble durch eine behutsame, aber gleichzeitig dauerhafte Nutzung durch die Professorenschaft zu erhalten und damit gleichzeitig vor Diebstahl, Plünderungen und Abholzungen des wertvollen, umfangreichen Baumbestandes im Park zu schützen.
Der damalige Rektor Enno Heidebroek zeigte sich von diesem »Geschenk« überrascht und wies umgehend auf die hohen laufenden Kosten und die zusätzliche Arbeitsbelastung für die TH hin.
Die Auslastung und Nutzung des Heimes durch Professoren und Lehrkräfte der TH war in diesem Zeitraum sehr gering, da Bettdecken, Bettwäsche, Handtücher, Besteck und Lebensmittelmarken oder sogar eigene Lebensmittel mitgebracht werden mussten. In der kalten Jahreszeit war kaum ein Beheizen der hohen Räume möglich und der Fußmarsch zum Haus dauerte von der damaligen Bahnstation Seitschen etwa 45 Minuten.
Trotz anfänglich großer Schwierigkeiten wurde das Schloss 1948 der TH Dresden übereignet. Der Park kam 1951 in den Besitz der Hochschule.
Der bald darauf eingesetzte »Gaußig- Ausschuss«, dem vorrangig eine Auswahl der Professorenschaft angehörte, kümmerte sich trotz der beschränkten Mittel aktiv und fachkundig um die Instandhaltung, den Ausbau und die Inneneinrichtung des Gebäudes sowie die Pflege der weitläufigen Außenanlagen.
Die Übergabe von Grund und Boden an die TH hatte zumindest in der Anfangszeit durchaus auch einen Vorteil für die Dresdner Hochschule. Zusätzlich produziertes Gemüse, Getreide und sogar Fleisch konnte für die Linderung der größten Not bei der Essensversorgung der Mensa genutzt werden.
Um die laufenden Kosten wenigsten etwas abzufedern, wurde das Heim ab 1950 als Wochenendheim ausgewiesen, welches auch den Mitarbeitern der Bergakademie Freiberg zugänglich gemacht wurde. Die Unterkunft war nicht mehr kostenfrei und stand nun allen Mitarbeitern der TH zur Verfügung. Nur im Einzelfall und meist auf Vorschlag konnten sozial benachteiligte oder chronisch kranke Personen einen Aufenthalt in Gaußig kostenlos erhalten.
Immer wieder wurden in der Zeit Wert- oder Kunstgegenstände in verschiedenen Verstecken gefunden. Helle Aufregung herrschte in Gaußig beim Auffinden und der Öffnung eines unterirdischen Ganges. Die dort aufgefundenen Kunstgegenstände aus Meißner oder chinesischem Porzellan wurden anschließend durch die Staatlichen Kunstsammlungen begutachtet und geborgen.
Bis ins Jahr 1992 war das Schloss im Besitz der TU Dresden. Aus Kostengründen musste es aufgegeben werden. Große Teile der Inneneinrichtung wurden 1998 in einem Stuttgarter Auktionshaus versteigert und damit auseinandergerissen.
Seit 2005 bemüht sich die Familie des Grafen von Brühl-Pohl um die Erhaltung des Hauses und baute es vor allem zum Hotel mit gehobenem Standard aus.
Weißig
Das Erholungsheim Weißig bei Rathen war das ehemalige Gästehaus der Landesregierung Sachsen und wurde 1951 an die TH Dresden übergeben. Dementsprechend war es für die damalige Zeit sehr gut ausgestattet. Das Erholungsheim diente bis 1990 ausschließlich der Erholung durch das Lehrpersonal.
Nach der Wende wurde es kurzzeitig als Tagungsstätte der TU Dresden genutzt. Da eine wirtschaftliche Auslastung des Hauses nicht absehbar und die anstehenden Sanierungskosten für die TU nicht mehr tragbar waren, wurde das Heim im Jahr 1993 dem Staatlichen Liegenschaftsamt übergeben.
Oelsengrund
Am Anfang des Jahres 1951 monierte der Studentenrat der TH Dresden, dass den fast 4000 Studenten der Hochschule kein eigenes Erholungsheim zur Verfügung stehen würde. Kurze Zeit darauf wurde der Hochschule die idyllisch aber auch abseits gelegene Clemensmühle im Tal der Gottleuba nach Enteignung durch das Kreisratsamt Pirna zur Nutzung übergeben.
Die sehr spartanische Unterkunft im Oelsengrund war von Anfang an vorrangig für die Nutzung durch die Studenten vorgesehen. Anfangs standen den Studenten etwa 40 Betten zur Verfügung. Durch Ausbaumaßnahmen konnte die Bettenanzahl auf etwa 60 gesteigert werden.
Die Unterbringung und vor allem die Verpflegung der Gäste waren anfangs sehr problematisch. Jedem Gast stand 1951 eine tägliche Ration an Lebensmitteln zur Verfügung, die u. a. 65g Fleisch, 30g Marmelade und 30g Magerquark beinhaltete. Um die Lage etwas zu entspannen, wurde z.B. im Tausch gegen das anfallende Heu zum Jahresende 1951 ein Schlachtschwein beschafft.
Zur Erhöhung des Erholungswertes sollte ein Sportschwimmbecken gebaut werden, welches durch die Gottleuba gespeist werden sollte. Diese ambitionierten Pläne, für die es sogar Gutachten durch den Dresdner Wasserbauexperten Prof. Zuncker gab, mussten auf Grund der hohen Kosten stark zusammengestrichen werden. Nur durch Arbeitseinsätze von Studenten war es möglich, ein einfaches Naturschwimmbecken zu errichten.
Der Bau der Trinkwassertalsperre Gottleuba, welche auch die häufigen Hochwasser entschärfen sollte, war der Grund zum Verkauf des Heimes an die Wasserwirtschaft der DDR. Ab 1965 wurde das Dorf aufgegeben und Teile des landschaftlich reizvollen Tales geflutet.
Die TH verfügte somit in den 1950er Jahren über drei Erholungsheime und einige Kinderferienlager. In den 1960er Jahren wuchs die Zahl an Erholungsheimen und Ferienlagern weiter an. Insgesamt standen nun den Mitarbeitern der TU Dresden sechs hochschuleigene Heime und eine Vielzahl an Kinderferienlagern in der gesamten DDR zur Verfügung.
Kölpinsee
Hier befand sich eins der bekanntesten Ferienlager der TU Dresden. Seit 1956 konnte in Kölpinsee auf der Insel Usedom an der Ostsee ein einfaches Zeltlager eingerichtet werden. Mit großem finanziellem Aufwand erfolgte die Erweiterung zum Jugendlager und der Aufbau einer Bungalowanlage mit über 20 Einheiten und einer großen Holzbaracke.
Auch ein Erholungsheim »Kölpinhöhe« wurde errichtet. Umgebaut und auf den neuesten Stand gebracht, dient es heute als Rehabilitationszentrum.
Erholungsheim in Geising (Haus am Aschergraben)
Der Bau des Hauses oder die Übernahme des Objektes an der ehemaligen Zinnwäsche durch die Hochschule können etwa auf den Zeitraum um 1956 datiert werden. Das Haus wurde anfänglich vorwiegend für Lehrgänge und Weiterbildungen genutzt. Die verstärkte Nutzung des Hauses für Erholungs- und Ferienzwecke, konnte erst nach der Errichtung der dringend benötigten Sanitäranlagen sowie weiteren Renovierungsmaßnahmen und Erweiterungsbauten erfolgen.
Gerade Wintersportfans nutzten das Heim rege. Durch ein bereits vorhandenes Schwimmerbecken zog es auch im Sommer Gäste zur Erholung an. Das Haus wurde 1993 ebenfalls an das Staatliche Liegenschaftsamt abgegeben.
Private Investoren renovierten und sanierten das Objekt ab dem Jahr 1998 grundlegend. Heute steht das ehemalige Heim als modernes 3-Sterne-Hotel der Allgemeinheit zur Verfügung.
Haus Bergwacht in Altenberg
Bereits 1952 wurde das damalige Fremdenheim durch die Wirtin der TH zur Miete oder zum Kauf angeboten. Das für damalige Verhältnisse gut eingerichtete Haus wurde gern genutzt und die Kochkünste der damaligen Wirtin hoch gelobt. Somit übernahm im Jahr 1956 die TH die Verwaltung des Objektes. Schließlich wurde das Haus 1966 käuflich erworben.
Nach der Wende wurde in diesem Haus wieder eine Privatpension eingerichtet und an Feriengäste vermietet.
Johanngeorgenstadt
Das Ferienheim am Alten Schwefelwerk konnte durch die Mitarbeiter der TH Dresden ab dem Jahr 1959 für Urlaubsaufenthalte gebucht werden.
Außerhalb der Ferienzeiten wurde dieses Heim häufig für Tagungen und Lehrgänge gemietet. Anfangs noch ohne Ausgabe von Mahlzeiten, entwickelte es sich zu einem beliebten Ferienheim mit gutem Service- und Freizeitangebot. Highlight waren ein Hallenbad und beste Wintersportbedingungen.
Der Heimleiter versuchte über Jahre hinweg, gute Freizeitangebote bis zu abendlichen Discotheken anzubieten. Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Vorhaben bereitete gerade ab den 1980er Jahren das zunehmend fehlende Personal.
Neben den Erholungsheimen gab es zunehmend Bungalowanlagen vor allem an Seen. So entstanden beispielsweise das Naherholungsgebiet Burk bei Bautzen mit familienfreundlichen Reihenbungalows sowie Unterkünfte in Moritzburg in der Anlage »Bad Sonnenland«.
Der Austausch vom Plätzen in FDGB-Ferienheimen in der gesamten DDR sowie die Möglichkeiten, seine Ferien im sozialistischen Ausland zu verbringen, war ab den 1970er Jahren verstärkt möglich. Die Organisation und die Vergabe der Ferienplätze für die TUD-Mitarbeiter, wurde überwiegend in Eigenregie durch die TU Dresden durchgeführt und lag in den Händen der damals bestehenden »Abteilung Feriendienst«.
Jutta Wiese
Ferien- und Erholungsheime der TH/TU Dresden