Mitbestimmung ermöglichen
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Wenn darüber gesprochen wird, wie interessante und inklusionssensible Lehr-Lern-Settings gestaltet werden können, taucht Mitbestimmung oftmals nur als Konsequenz von Methoden auf. Manchmal wird sie auch thematisiert, wenn es um den Einbezug der Interessen der Lernenden geht. Dabei kommt Mitbestimmung eine wichtige Bedeutung für gelingende Lern- und Entwicklungsprozesse zu. Denn die Lernenden mitbestimmen zu lassen, bedeutet nicht nur, individuell selbstbestimmt handeln zu können, sondern ermöglicht den Lernenden auch positive Selbstwirksamkeitserfahrungen.
Im Grunde genommen hat jeder Mensch die Motivation und das Bedürfnis, “sich mit anderen Personen [...] verbunden zu fühlen, [...] zu wirken (zu funktionieren) und sich dabei persönlich autonom und initiativ zu erfahren” (Deci, Ryan 1993: 229). Selbstwirksamkeit und Selbstbestimmung sind demnach Grundbedürfnisse von Menschen. Beide zeigen sich demnach auch in Lern- und Entwicklungsprozessen als beeinflussende Faktoren. Lernende nehmen dann ein Angebot als interessant und wertvoll wahr, wenn sie in diesem Selbstwirksamkeit und Anerkennung erfahren können (Besand, Hölzel, Jugel 2018: 104). Mitbestimmung wird also zur Stellschraube bei der Gestaltung von inklusionssensiblen Lehr-Lern-Settings.
Auch Aspekte wie Selbstregulation, Selbstorganisation und Motivation werden durch Mitbestimmung positiv beeinflusst. Autonomes Handeln und aktive Teilnahme an Lern- und Entwicklungsprozessen bestärken die Ausbildung von Selbständigkeit bei Lernenden (ebd.) Das ist nicht nur wichtig für ihr alltägliches Leben, sondern auch mit Blick auf Selbstregulation im Lernprozess. Mitbestimmung ermöglicht somit auch die Entwicklung intrinsischer Motivation. Denn Mitbestimmung ermöglicht das Erleben positiver Erfahrungen hinsichtlich der eigenen Wirksamkeit und Fähigkeiten (ebd.). Das bedeutet im Umkehrschluss, je mehr äußere Kontrolle Lernende erfahren, umso weniger Momente selbstwirksamen und selbstbestimmten Handelns finden statt. Das schwächt die intrinsische Motivation, löst Versagensängste aus und führt zu fehlender positiver Einschätzung des eigenen Könnens (ebd.). Das bedeutet für Lehrende, dass in der Begleitung von Lernenden nicht Kontrolle und Bewertung vordergründig platziert werden sollten. Vielmehr sollten Interesse an der Entwicklung der Lernenden sowie die Motivation, sie auf diesem Weg zu begleiten, im Vordergrund stehen (Deci, Ryan 1993: 234). Lesen Sie unter “Anders Prüfen” mehr dazu, wie diese Aspekte auch im Kontext von Bewertungen umgesetzt werden können.
Mitbestimmung wirkt positiv auf das Verhältnis zwischen Lehrenden und Lernenden aus. In dem Lernenden bereits bei grundsätzlichen Fragen zur Ausgestaltung der Lehr-Lern-Angebote einbezogen werden, können Machtgefälle überwunden und positive Lehr-Lern-Beziehungen zwischen allen Beteiligten geschaffen werden. Somit unterstützt Mitbestimmung zum einen Selbstwirksamkeitserfahrungen der Lernenden und ermöglicht zum anderen der Vielfalt der Lernenden Rechnung zu tragen. So kann Lernen und Entwicklung im Sinne einer inklusionssensiblen Gestaltung realisiert werden.
Gerade in institutionellen Lernsettings sind dem selbstbestimmten Lernen Grenzen gesetzt (Budde 2010: 385). Diese Grenzen verlaufen bspw. entlang von Themen und curricularen Vorgaben, Bewertungszwang oder zeitlichen Vorgaben. Um ehrliche Mitbestimmung zu ermöglichen, müssen diese Rahmenbedingungen benannt, begründet und besprochen werden. So können gemeinsam mit den Lernenden mögliche Handlungsspielräume ergründet werden, ohne dass sie diese als aufgezwungen erleben. Lesen Sie mehr zu Transparenz im Fundus unter „Orientierung geben“
Wo lässt sich mitbestimmen?
Mitbestimmung kann unterschiedlich umgesetzt und gestaltet werden. Hier finden Sie Ideen und Impulse für eine mögliche Umsetzung.
- Dimensionen für gelingende Mitbestimmung
- Mitbestimmung in Lern- und Entwicklungsprozessen
- Mitbestimmung bei Leistungsüberprüfungen
- Mitbestimmung in der Schul- und Universitätskultur
Methoden die Mitbestimmung ermöglichen
Es können einfache und komplexere Methoden zur Umsetzung von Mitbestimmung eingesetzt werden. Daher bietet der Fundus eine kleine Sammlung von Methoden, die als Impulse für eine Umsetzung von Mitbestimmung genutzt werden können. mehr erfahren
Reflexionsfragen zur Mitbestimmung
Es kann schnell passieren, dass bei der Umsetzung von Mitbestimmung in die Schein-Falle getappt wird. Die Reflexionsfragen im Fundus können dabei helfen, diese Falle zu vermeiden. mehr erfahren
Literaturtipps
Hier finden Sie weiterführende Literatur sowie Handreichungen und Merkmalskataloge mit dem Schwerpunkt "demokratische Schulkultur". mehr erfahren