Anwendung von Textilbeton bei der Rissinstandsetzung eines Silos
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Projektdaten
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Bericht aus dem Jahrbuch 2012
Zucker ohne Sand
Zucker zum Süßen von Tee oder Gebäck kennt jeder – Sand hingegen sollte weder im Tee noch im Kuchen eine Rolle spielen. Das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit und war bei einem Praxisprojekt 2012 aber dennoch die relevante Fragestellung.
Zucker wird nach der Herstellung bis zur Weiterverarbeitung oder bis zum Abfüllen in handelsübliche Packungen in großen Silos, den so genannten Zuckersilos, gelagert. Diese Silos sind meist aus Stahl- bzw. Spannbeton erbaut. Um sicherzustellen, dass Zucker und Beton nicht zusammentreffen, werden die Silos auf der Innenseite beschichtet. Diese Beschichtungen erfüllen jedoch nur dann zuverlässig ihre Funktion, wenn die Risse im Beton klein bleiben. In vielen älteren Silos ist das jedoch nicht der Fall. Die vorhandenen Risse werden durch das Befüllen und Entleeren der Silos regelmäßig veränderlichen Belastungen ausgesetzt. Dabei werden die Risse immer weiter ausgespült und es kommt zu Abplatzungen des Betons. Das Ergebnis ist Sand im Zucker.
Auch bei einem 1962 erbauten Doppelkammersilo für 20.000 t Zucker waren derartige Risse festzustellen. Bisher hieß die Lösung Sanierung durch Aufbringen einer mindestens 10 bis 15 cm dicken Schicht aus Stahlbeton. Für diese bisher etablierte aber sehr aufwendige und volumenreduzierende Variante wurde eine Alternative gesucht und in der Textilbetonverstärkung gefunden.
Die Aufgabe des Instituts bestand in der fachlichen Beratung, der Begutachtung der Verstärkungsmaßnahme vor Baubeginn, der Qualitätsüberwachung der eingesetzten Materialien und der Bauüberwachung. Nach der Bauwerksanalyse erfolgte die Planung der Verstärkung. Die Bauausführung begann mit dem Verpressen der Risse bei Rissbreiten über 0,3 mm und dem Aufrauen der ca. 3.500 m² großen Betonoberfläche. Anschließend wurde eine vierlagige Textilbetonschicht aufgetragen, welche abschließend beschichtet wurde. Die Textilbetonschicht überbrückt die vorhandenen Risse und trägt zur Rissverteilung bei. Dadurch werden die Breiten der Risse, die sich durch die wechselnde Belastung auch in der Textilbetonschicht einstellen werden, deutlich reduziert, so dass die Beschichtung zukünftig nicht beschädigt wird und die Gebrauchstauglichkeit also wieder hergestellt ist. Durch mehrmaliges Befüllen und Entleeren des Silos soll auch die Dauerhaftigkeit einer Textilbetonverstärkung im Bereich von Zuckersilos nachgewiesen werden, bevor die Textilbetonverstärkung als Vorzugsvariante bei der Sanierung zahlreicher weiterer Silos zur Anwendung kommen soll.