STAHLBAU-EXKURSION 2018
Autoren: Dipl.-Ing. Marzia Calvarese, Prof. Dr.-Ing. Richard Stroetmann
Die diesjährige Stahlbau-Exkursion am 02. November 2018 führte insgesamt 11 Studierende des 4. bis 10. Fachsemesters in Begleitung von Prof. Richard Stroetmann und Marzia Calvarese vom Institut für Stahl- und Holzbau zur Goldbeck Ost GmbH nach Treuen im Südwesten von Sachsen.
Nach dem Start gegen 7:30 Uhr von der August-Bebel-Straße 30 erreichte die Exkursionsgruppe gegen 9:00 Uhr den Betrieb der Goldbeck Ost GmbH und wurde sogleich vom Niederlassungsleiter Herrn Dipl.-Ing. Frank Soppa herzlich in Empfang genommen. In einer kurzen Einführungspräsentation wurde den Studierenden die Firmengeschichte, die Struktur des Unternehmens, Design- und Konstruktionsprozesse, die Fertigungsbereiche und das Portfolio anhand ausgeführter Bauprojekte nähergebracht. Modulbauweise, industriell gefertigter Systembauteile und integriertes Design gehören zu den Stärken des Unternehmens. Von einem Planungsteam, das im gesamten integralen Planungs- und Bauprozess zunehmend auf das Building Information Modeling zurückgreift, werden Bürogebäude, Parkhäuser, Solaranlagen, Hallengebäude sowie Schulen, Seniorenheime und Hotels projektiert und errichtet. Dadurch lassen sich Bauprojekte schneller und effizienter planen, sie erreichen ein Optimum in Form und Funktion bei niedrigen Betriebskosten und zertifizierter Nachhaltigkeit.
Im Anschluss an die Unternehmensvorstellung folgte eine Besichtigung der verschiedenen Produktionsbereiche des Standortes Treuen. Die Führung begann mit der Fertigung von Deckenträgern in Stahl- und Verbundbauweise. Unter der Leitung von Herrn Jürgen Höra und Andreas Gninka hatte die Gruppe die Gelegenheit, dem Schweißprozess von Kopfbolzendübel beizuwohnen. Nach dem Aufsetzen des Bolzens auf das Werkstück wird die Schweißstelle von einem Keramikring umgeben, der das Schweißbad vor der Atmosphäre schützt und die beim Eintauchen des Bolzens verdrängte Schmelze zu einem Wulst formt. Der so entstandene Schweißwulst ist mit dem Dübelschaft und dem Werkstück monolithisch verbunden. Allgemein werden die Schweißarbeiten von qualifizierten Fachpersonal entweder manuell, teil- oder vollautomatisiert von Schweißrobotern durchgeführt. Durch die werkseigenen Schweißanlagen können Großbauteile mit einer hohen Genauigkeit zuverlässig hergestellt werden. Integrierte 3D-Sensorik erlaubt verschiedenste Stahlstützen schnell und präzise vorzufertigen. Auch Stahlgewebe für den Fassadenbau von Parkhäusern werden mit Hilfe von Schweißrobotern gefertigt.
Nach der Trägerfertigung erreichte die Gruppe die Abteilung für vertikale Strukturbauteile, die mit zeitgemäßem Korrosionsschutz, wie der Pulverbeschichtung, ausgeführt werden. So schützen beispielsweise farbige Beschichtungen den Stahl vor Korrosion und geben ihm gleichzeitig ein ansprechendes Aussehen.
Die Herstellung am Standort Treuen beschränkt sich nicht nur auf Tragstrukturen, es werden auch Fassadenelemente, Dach- und Wandverkleidungen, Fenster, Türen und Ausbauelemente hergestellt. Besonders hervorzuheben ist die ausgesprochen hohe Fertigungstiefe im Werk. Der Rundgang endete im Bereich für Ausbauelemente und Fassaden. In der Fassadenwerkstatt werden aus Vorprodukten, wie Glasscheiben und Beschläge, größere und transportgerechte Bauelemente hergestellt. Zur Reduzierung der Wärmeverluste und für eine hohe Energieeffizienz werden die Elemente mit einer thermischen Trennung durch EPDM (Kautschuk) bzw. Silicon hergestellt. Die vertikalen Tragelemente, Verkleidungen und die integrierte Technik bilden vollständige Fertigteilwände. Der hohe Grad der Vorfertigung und die Maßgenauigkeit ermöglichen eine schnelle und einfache Montage vor Ort.
Die Besichtigung des sich im Neubau befindenden werkseigenen Bürokomplexes war ein weiterer Programmpunkt des Tages. Die Deckensysteme des Gebäudes bestehen aus vorgespannten P-Platten und Verbundträgern. Zur Lastabtragung werden brandschutzverkleidete Stahlstützen eingesetzt. Die Fassaden bestehen aus Thermowandelementen in Weißaluminium, die im Wechsel mit dunkelgrauen umlaufenden Aluminiumfensterbändern angeordnet werden.
Während der Werksführung ergaben sich zahlreiche Fragen, die von dem Fachpersonal des Unternehmens kompetent und verständlich beantwortet wurden. Nach einem Mittagsimbiss auf freundlicher Einladung der Fa. Goldbeck ging es gegen 13:30 Uhr wieder zurück nach Dresden.
Die Exkursionsteilnehmer und das Institut für Stahl- und Holzbau der TU Dresden bedanken sich an dieser Stelle nochmals herzlich bei der Goldbeck Ost GmbH in Treuen für den freundlichen Empfang, die fachliche Betreuung und die hervorragende Organisation. Dies war ein wichtiger Beitrag zur praxisgerechten Ausbildung der Studierenden des Bauingenieurwesens der TU Dresden. Besonders hervorzuheben ist auch, dass die Präsentation und Führung durch das Unternehmen Goldbeck spontan auf die englische Sprache umgestellt wurde, worüber sich insbesondere unsere internationalen Studierenden sehr gefreut haben.