Individual Condensation Trails in Aircraft Trajectory Optimization
Projektinformationen
Contrails Eiswolken, welche hinter Flugzeugen in kalter und eisübersättigter Atmosphäre entstehen.
Linienförmige Cirruswolken, die von der World Meteorological Society sogar als "Cirrus homogenitus" in den Wolkenatlas aufgenommen wurden, können das Strahlungssystem Erde-Atmosphäre sowohl kühlen, als auch erwärmen. Der dominierende Effekt hängt stark von der Lebensdauer und den mikrophyiskalischen Eigenschaften des Contrails, sowie von Ort und Zeit der Entstehung ab. Im Projekt ICATO werden diese Zustände genau untersucht und die daraus gewonnenen Erkenntnisse in die Simulationsumgebung zur Trajektorienopimierung TOMATO implementiert.
Contrails enstehen durch Kondensation atmosphärischem Wasserdampfs an hydrophilen Emissionen (z.B. Rußpartikel) aus den Triebwerken. Damit die emittierte (Triebwerks) Wärme die Kondensation nicht verhindert, muss die Atmosphäre sehr kalt sein. Die kritische Temperatur TLM kann mithilfe des Schmidt-Appleman-Kriteriums berechnet werden: Schneidet die gerade Mischungslinie die Kurve des Sättigungsdampfdruckes e*, entstehen Contrails11.
Dieses Temperaturkriterium ist abhängig von der relativen Feuchte U in der Atmosphäre und ab einer Reiseflughöhe von 10 km auch in trockener Luft erfüllt.
Damit sich Contrails zu langlebigen Cirrus-Wolken entwickeln, muss die Atmosphäre zusätzlich eisübersättigt sein. Dies ist in der Atmosphäre (in der Nähe der Tropopause) immer dann der Fall, wenn für eine natürliche Wolkenbildung zwar ausreichend Wasserdampf verfügbar ist, jedoch keine natürlichen Kondensataionskerne (z.B. Salzkristalle aus Meerwasser, Wüstensand oder Blütenpollen). Unsere Datenanalysen global modellierter Wetterdaten im Jahr 2023 haben in der nörlichen Hemisphäre eine Wahrscheinlichkeit für die Eisübersättigung von 30 % bis 50 % ergeben.
Literatur
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https://www.researchgate.net/publication/262974241_Impact_of_ocean_currents_on_contrail_formation_on_global_scale
Um die optischen Eigenschaften von Kondensstreifen abzuschätzen, müssen sowohl deren mikrophysikalische Eigenschaften, als auch deren Lebensdauer ermittelt werden. Unser Lebensdauer-Modell1 berechnet die Vermischung des Contrails mit der Atmosphäre mit einem gescherrten Gauß-Abgasfahnenmodell.
Die Eispartikelformen sind abhängig von der Temperatur und die Eispartikelgröße nimmt dem Wachstum in die eisübersättigte Luft zu. Die anfängliche Eiskristallanzahl wird durch die Anzahl der emittierten Rußpartikel bestimmt. Anschließend können die Kristalle zersplittern oder zusammenklumpen.
Während der Lebebensdauer wird der Contrail vom Wind in alle Richtungen verschoben. Wenn er nicht vom Wind noch oben gehoben wird, fällt der Contrail aufgrund der Schwerkraft nach unten. Verlässt der Contrail die eisübersättigte Schicht oder unterschreitet der Eiswassergehalt einen kritischen Wert, ist die Lebensdauer des Contrails beendet2.
Das heißt, die Lebensdauer ist maßgeblich von der Größe der eisübersättigten Schicht und von den vorherrschenden Winden abhängig. Unter typischen Bedingungen für den vertikalen Wind leben Contrails selbst in dünnen eisübersättigten Schichten einige Stunden2.
Fußnoten
Contrails wirken wie eine Barriere im Strahlungshaushalt Erde-Atmosphäre. Sie streuen Teile der solaren Strahlung zurück in die Atmosphäre (kühlender Effekt). Außerdem absorbieren und re-emittieren sie terrestrische Strahlung zurück zur Erdoberfläche (wärmender Effekt). Der dominierende Effekt kann mit Hilfe einer Monte-Carlo-Simulation ermittelt werden 1.
Aufgrund der starken Vorwärtsstreuung sind die optischen Eigenschaften neben der Größe und Anzahldichte der Eiskristalle vor allem vom Sonnenstandwinkel (solar zenith angle) und von der Intensität der einkommenden Strahlung abhängig. Die Abbildung zeigt die Strahlungsbilanz von Kondensstreifen [W/(m2)] in Abhängigkeit vom Sonnenstand und der Landnutzungsklasse. Ein kühlendender Effekt ist demnach nur bei großen Sonnenstandwinkeln, z.B. während Sonnenauf- und -untergang wahrscheinlich.
Dieser Winkel variiert je nach Jahreszeit und Standort in seiner Dauer. In den mittleren Breiten zwischen Frühling und Herbst bestehen große Winkel für ein bis zwei Stunden während Sonnenauf- und -untergang auf. Im Winter treten große Winkel um die Mittagszeit während fünf aufeinanderfolgenden Stunden auf.
Literatur
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NameDr.-Ing. habil. Judith Rosenow
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