Citizen Participation and Behavior Change
Inhaltsverzeichnis
Anliegen
Uns stehen mehrere wirkmächtige Veränderungen bevor, darunter Klimawandel, demografischer Wandel und Urbanisierung. Um damit konstruktiv und nachhaltig umzugehen, müssen sich unsere Gesellschaften und das individuelle Verhalten einzelner Menschen in den nächsten Jahrzehnten voraussichtlich schnell und tiefgreifend verändern. Große Herausforderungen bestehen darin, diesen Wandel konstruktiv und kollaborativ zu gestalten und Menschen beim Bewältigen des Wandels zu helfen. Diese Herausforderungen sind zwei Seiten derselben Medaille – und zu beiden können digitale Prozesse und Werkzeuge maßgebliche Beiträge leisten.
Themenschwerpunkte
1. Partizipative Gestaltung von gesellschaftlichem Wandel
Die direkte Beteiligung (Partizipation) von Bürger:innen an Planung und deliberativer Entscheidungsfindung wird zunehmend als Ergänzung zu den herkömmlichen demokratischen Prozessen anerkannt.
- Digitale Werkzeuge können bestehende Partizipationformen vereinfachen und qualitativ verbessern.
- Zudem ermöglichen sie auch völlig neue Qualitäten in der Durchführung partizipativer und demokratischer Prozesse – sie können die technologische Basis für grundlegende neue Formen demokratischer Entscheidungsfindung darstellen.
2. Unterstützung bei individueller Transformation
Um eine ökologisch und sozial nachhaltige Entwicklung zu sichern, braucht es passende Rahmenbedingungen und Regeln. Auch wenn sie mit demokratischen Verfahren und unter Beteiligung der Betroffenen vereinbart worden sind, werden sie z. T. gravierende Änderungen für das individuelle Verhalten bedeuten. Digitale Werkzeuge können die Umsetzung auf individueller Ebene erleichtern. Sie können u. a. dabei unterstützen die nötigen Veränderungen im Alltag umzusetzen, aber auch dabei die nötigen Rahmenbedingungen für nachhaltige Entwicklung auszugestalten (z. B. Nutzung als Instrument für Bildung für nachhaltige Entwicklung). Zudem können sie die Teilhabe an Freizeit und Kultur verbessern (z. B. virtueller Tourismus).
Fragestellungen
Eine wesentliche Frage besteht darin, wie die für einen tiefgreifenden Wandel nützlichen digitalen Werkzeuge gestaltet werden können und wie ein zielführender gesellschaftlicher und individueller Umgang mit ihnen gestaltet werden kann (Gestaltungsaspekt). Zudem muss wissenschaftlich untersucht werden, welche Wirksamkeit sie entfalten und wo/wie ihr Einsatz die bedeutsamsten Effekte erzielt (Evaluationsaspekt).
Forschungsansätze und -methoden
Ansätze der Sozial- und Umweltpsychologie, Stadt- und Raumsoziologie, Politologie, Einstellungs- und Akzeptanzforschung, Technikfolgenabschätzung, Szenario-Technik, Partizipationsforschung, Evaluationsforschung, Mediennutzungsforschung, Gamification
Weitere Informationen
aktuelle Projekte
OLGA, ReGerecht, EU-Fairplay, Game4Change
abgeschlossene Projekte
U_CODE, HistStadt4D
Hofmann, M., Münster, S., & Noennig, J. R. (2020). A theoretical framework for the evaluation of massive digital participation systems in urban planning. Journal of Geovisualization and Spatial Analysis, 4(3), doi: 10/ggd8hh
Frick, V., Homburg, A., Röderer, K., & Hofmann, M. (2021). Psychologie der digitalen Umwelt: Digitalisierung, Umweltschutz und Umweltgestaltung. Umweltpsychologie, 25(1), 4–18
Rambow, R., Moczek, N., & Hofmann, M. (2014). Aneignung, Teilhabe, Wohlbefinden -- Städtische Räume und ihre Nutzung. Umweltpsychologie, 18(2), 3–9
Nanz, P., Fritsche, M., Isaak, A., Hofmann, M., & Lüdemann, M. (2010). Verfahren und Methoden der Bürgerbeteiligung. In: D. Hierlemann & A. Wohlfarth (Eds.), Politik beleben, Bürger beteiligen: Charakteristika neuer Beteiligungsmodelle, (pp. 6–49). Gütersloh: Bertelsmann Stiftung.
Verbesserung klassischer Partizipation mit digitalen Mitteln
- Wie können digitale Technologien etablierte, analoge Partizipationsverfahren verbessern (indem sie z. B. barriereärmer werden) oder innovative Verfahren (z. B. Systemisches Konsensieren) unterstützen? Warum funktionieren sie besser/schlechter?
- Wie können Technologien dabei unterstützen, möglichst hohe Stufen auf der Leiter der Partizipation zu erreichen und damit an «echten» Entscheidungsprozessen mitzuwirken? Welche Effekte könnte dies für die Akzeptanz von Veränderungsprozessen in der Bevölkerung (z. B. in Bezug auf Lebenszufriedenheit, Selbstwirksamkeit) haben?
- Wie können digitale Technologien dabei helfen, die partizipativen Entscheidungsprozesse und ihre Ergebnisse transparent zu machen (insb. für jene Menschen, die davon betroffen sind)?
- Welche Kompetenzen sind nötig, um an digitalen Partizipationsprozessen teilzuhaben? Wie müssten digitale Partizipationstechnologien konzipiert und gestaltet sein, damit es erst gar keine Vermittlungs- oder Befähigungskonzepte für ihre Nutzung braucht?
Durch digitale Technologien ermöglichte, neue Partizipationsformen
- Wie können (bestehende) digitale Technologien komplett neue Partizipationsformen ermöglichen? Welche neuen Formen könnten das sein?
- Welche neuen Technologien (Computer-Brain-Interfaces, IoT, …) könnten möglicherweise in der Zukunft Partizipation ermöglichen, und wie? Wie kann sich Partizipation dadurch qualitativ und quantitativ verändern?
- Wie können die digitalen Technologien für Partizipation eine Weiterentwicklung der Demokratie darstellen (weg von alle X Jahre mal wählen gehen oder bei einer Volksabstimmung Ja/Nein entscheiden zu können, hin zu permanenter Eingebundenheit in Entscheidungsprozesse)?
- Mögliche fundamentale «Upgrades» der Demokratie müssen demokratisch organisiert vorgenommen werden. Die aktuellen politischen Entscheidungsträger:innen haben dafür jedoch kaum Anreize. Deshalb: Wie kann man damit von vornherein umgehen? Wie können diese Akteure ggf. von Anfang an eingebunden werden?
Kollektive und individuelle Verhaltensänderung
- Ganz grundlegend, warum machen es die Rahmenbedingungen schwer, sich nachhaltig zu verhalten? Was sind die psychologische Mechanismen dahinter?
- Wie können digitale Werkzeuge Menschen dabei helfen, ihr Verhalten zu ändern? Welche Wirkmechanismen (z. B. Ändern von Gewohnheiten, Erhöhung der Motivation zur Verhaltensänderung, Gamifizierung) sind relevant für welche Klassen von Verhalten?
- Wo stößt diese Strategie an Grenzen? Wie sind die Grenzen beschaffen? Was wäre in Zukunft nötig, sie zu überwinden?
- Wie können digitale Werkzeuge genutzt werden, um Verhaltensänderungen zu messen (z.B. nonreaktiv)?
Forschungsgruppenleiter
NameDr. rer. nat. Mathias Hofmann Dipl.-Psych.
Forschungskoordination, Projektakquise
Eine verschlüsselte E-Mail über das SecureMail-Portal versenden (nur für TUD-externe Personen).
Zertifikat der DFN-PKI für verschlüsselte E-Mails.
Fingerprint: SHA1:F0:4D:4A:6B:72:D4:2F:0F:C8:3A:C1:18:8B:20:63:01:C1:56:A5:EC
Besuchsadresse:
BSS, 4. OG, Raum 440 Strehlener Str. 22/24
01069 Dresden
Postadresse:
Technische Universität Dresden CODIP
01062 Dresden