Porträt Professorin Zimmermann
Prof. Dr.-Ing. Martina Zimmermann ist seit 2012 Inhaberin der Professur für Werkstoffmechanik und Schadensfallanalyse sowie Leiterin des Kompetenzfeldes Werkstoffcharakterisierung am Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik Dresden. Sie wurde 1966 in Unkel am Rhein geboren. Seit 2013 arbeitet sie als Vertrauensdozentin der Studienstiftung des deutschen Volkes. Von Anfang 2021 bis Ende 2022 war die Wissenschaftlerin Präsidentin (Doppelspitze) der Deutschen Gesellschaft für Materialkunde e.V. (DGM) und seit November 2021 ist sie Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften.
Ohne moderne Werkstoffprüfung und -charakterisierung … würde die Bewertung von Materialien und Produkten immer noch subjektiv ablaufen. Das hieße, wir hätten keine andere Wahl, als die Zuverlässigkeit von Flugzeugkomponenten, Kraftwerksstrukturen, Knochenersatzwerkstoffen etc. auf „archaische Weise“ einzuschätzen. Das wäre dann durchaus vergleichbar mit dem Beißen auf Goldmünzen als Echtheitstest. Komplexe Zusammenhänge zwischen dem Aufbau und den Eigenschaften eines Werkstoffs, Einflüssen durch Herstellung und Betriebsbeanspruchungen zu verstehen - und bestmöglich zu nutzen - das ist mein Anspruch an jeden verantwortungsvoll agierenden Ingenieur, egal welcher Fachrichtung.
Professorin zu sein … ist für mich Berufung im eigentlichen Sinne. Ich bin zutiefst dankbar, immer wieder aufs Neue mit Freude und Neugier in den Tag starten zu können und am Abend mit einem prall gefüllten Sack an Begegnungen und Erkenntnissen nach Hause zu kommen. GEMEINSAM forschen und lehren bedeutet für mich, nie stehen zu bleiben, sich nie mit etwas zufrieden zu geben, ganz im Sinne des US-Physikers und Nobelpreisträgers Richard Phillips Feynman: „Wir müssen unbedingt Raum für Zweifel lassen, sonst gibt es keinen Fortschritt, kein Dazulernen. Man kann nichts Neues herausfinden, wenn man nicht vorher eine Frage stellt. Und um zu fragen, bedarf es des Zweifels.“
Studierende … sind zukünftige Verantwortungsträger der Gesellschaft. Sie auf ihrem Weg dorthin zu begleiten und ihnen ein breites Spektrum an Angeboten zur Kompetenzerweiterung – fachlich und menschlich - darzubieten und mit einer gesunden Portion Humor und Menschlichkeit vorzuleben, darin sehe ich meine Verpflichtung ihnen gegenüber.
In Zukunft … werden wir als Ingenieure und Wissenschaftler einen wesentlichen Beitrag zur Lösung der Herausforderungen der Menschheit leisten müssen, bei der auch die Werkstoffwissenschaft eine entscheidende Rolle spielen wird. Die scheinbar mühelosen Gesetze der Natur noch besser zu begreifen, um sie auch für eine technologisierte Welt nutzbar zu machen, muss noch stärker in den Fokus rücken.
Wenn ich noch einmal studieren könnte … würde ich wieder vor dem Dilemma stehen, dass mich ZU viele Fachgebiete von der Technik, über Naturwissenschaft, Fremdsprachen bis hin zur Kommunikationspsychologie interessieren. Vermutlich ließe ich wieder die Vernunft entscheiden. Aber mit meinem heutigen Wissen würde ich wahrscheinlich neben dem Maschinenbau auch noch in die Festkörperphysik hinein schnuppern.
Exzellenz … bedeutet für mich den Mut, neue Wege einzuschlagen und mit voller Überzeugung zu verfolgen und das mit den höchsten Ansprüchen an Leistung, Kompetenz, Initiative und Verantwortung. Das einzigartige Synergiepotential der zahlreichen Allianzen aus Universität und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Dresden sind für mich gleichermaßen Inspiration als auch Ansporn.