Inklusion als gemeinsamer Transformationsprozess
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Abstract
Ausgehend von einem weiten Inklusionsverständnis, soll innerhalb des SING- Projektes in multiprofessionellen Teams aus Fachdidaktik und Sonderpädagogik gemeinsam mit Studierenden inklusiver Unterricht entwickelt werden.
Die Inklusionspädagogik ergänzt dabei fachdidaktische Seminare um eine subjektorientierte Perspektive: Vom individuellen Entwicklungsstand eines jeden Schülers/ einer jeden Schülerin ausgehende soll inklusiver Unterricht entwickelt werden, welcher der Diversität der Lernenden gerecht wird. Dabei steht das miteinander Lernen im Fokus. Ziel ist die Entwicklung eines Unterrichts, der auf Dialog und Kooperation aufbaut und keine Schülerin und keinen Schüler ausschließt.
Hierfür erheben die Studierenden und Dozierenden an den Schulen gemeinsam zunächst diagnostische Daten auf deren Grundlage anschließend inklusive Lernumgebungen entworfen, erprobt und evaluiert werden. Im Fokus der Diagnostik stehen dabei die individuellen Lernstände der Schüler*innen sowie Mechanismen innerhalb von Schule und Unterricht, die zur Exklusion führen.
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Das Projekt denkt, handelt und forscht entsprechend eines Inklusionsverständnis, welches Inklusion als Transformation aller selektierenden und ausgrenzenden Anteile auf allen Ebenen des aktuellen Bildungssystems versteht. So verstanden kann inklusives Handeln immer nur dann möglich werden, wenn zunächst exkludierende oder isolierende Bedingungen in den Blick genommen werden. Es gibt somit keine Inklusion, wenn nicht über bestehende Exklusionsmechanismen, wie Diskriminierung, Marginalisierung und Stigmatisierung gesprochen wird. (Ziemen 2018)(Ziemen 2018)
Dies gilt nicht nur in Bezug auf das Bildungssystem, sondern immer auch gesamtgesellschaftlich, entsprechend der soziologischen Dimension des Begriffspaares Inklusion/Exklusion.
Im SING-Projekt gehen wir von unterschiedlichen Ungleichheitslagen aus, welche gesellschaftlich zu Diskriminierungen führen und in die Schule hineinwirken. (Ziemen 2018) Diese beziehen sich auf Ausschluss und Benachteiligung aufgrund der Behinderung, der sozioökonomischen Lage, des Geschlechtes, der Hautfarbe, der Herkunft oder der Sexualität. (ebd.)
Für eine inklusive Gestaltung von Schule bedeutet dies, die durch sie erzeugten exkludierenden Bedingungen und Prozesse des Ausschlusses zu erkennen, ihnen zu begegnen und sie gemeinsam so zu verändern, dass nicht alle gleich sein müssen, aber allen die ihrem individuellen Entwicklungsstand entsprechenden pädagogischen Möglichkeitsräume eröffnet werden. Unterricht sollte deswegen innerhalb von Dialog und Kooperation an einem Gemeinsamen Gegenstand[1] im Kollektiv stattfinden. Um einen solchen inklusiven Unterricht realisieren zu können und ihn so zu gestalten, dass er den bestehenden Sinn- und Bedeutungsstrukturen von Schüler*innen entspricht, braucht es eine Subjektorientierung. Denn nur wenn Unterricht vom Subjekt aus gedacht wird, können isolierende Bedingungen vermieden werden. (Feuser 1989, 2013)
Wir verstehen somit Inklusion an der Schule nicht allein als die Aufhebung einer räumlichen oder curricularen Trennung, sondern vielmehr als die Herstellung eines gemeinsamen Raumes des Dialogs, der Kooperation und der Entwicklung. (Feuser 1989) Lernen findet nur durch Kooperation am Gemeinsamen Gegenstand in der
Zone der nächsten Entwicklung, also der Differenz zwischen dem Niveau auf dem der/die Lernende die Aufgaben unter Anleitung oder Mithilfe eines Erwachsenen lösen kann und dem Niveau auf dem er/sie sie selbstständig lösen kann, statt. (Feuser 2013, Jantzen 2010, Vygotskij 1987)
In der Forschung vermittelt das SING-Projekt Studierenden diese Perspektive auf Grundlage der Theorie der Kulturhistorischen Schule und der Materialistischen Behindertenpädagogik und überführt dies, in Kooperation mit den Studierenden, in die Praxis an der Schule. In interdisziplinären, praxisorientierten Seminaren realisiert das Projekt die Erweiterung der fachdidaktischen um die inklusionspädagogische und am Subjekt orientierte Perspektive in Form von Entwicklung, Erprobung und Evaluation inklusiver Lernumgebungen.