Das Konverseninstitut der Zisterzienser im Spannungsfeld von Anspruch und Wirklichkeit. Ein Vergleich rheinländischer / norddeutscher und flandrischer Klöster vom 12. bis 14. Jahrhundert
Bearbeiterin: Feise, Marion
Dieses Forschungsvorhaben befasst sich mit sozialen Ordnungsmustern und -strategien im Hohen Mittelalter. Die Bildung von Gruppen und die Zuschreibung von Gruppenzugehörigkeit sowie der Umgang mit ihren Mitgliedern werden beispielhaft am Phänomen der Konversen im Zisterzienserorden untersucht.
Die Konversen, in Nonnenklöstern entsprechend Konversinnen, waren keine homogene Gruppe; sie waren Klostermitglieder mit einem abgesonderten Rang unterhalb jenem der Mönche und Nonnen. Besondere Aufmerksamkeit verdient dabei die Spannungsfelder, in dem die Konversen lebten: das Ordensideal, die pragmatische Alltagsrealität und die persönliche Frömmigkeit. Innerhalb dieser Parameter wird zu untersuchen sein, ob die Konversen tatsächlich als bloße Arbeitskräfte des Klosters fungierten, damit die anderen Mönche sich dem Gebet widmen konnten, oder ob sie darüberhinausgehende, spezifische Positionen besetzen konnten.
Quellen wie Statuten oder Vorschriftenkataloge und Gebräuche (consuetudines) der Konversen fordern ein unauffälliges Arbeitsleben mit geringer Gebetsleistung. Diese normative Zuschreibung an die Konversen griff die Forschung auf und widmete sich bisher fast ausschließlich dem Wirtschaftspotenzial dieser Gruppe, ohne andere Lebensbereiche zu berücksichtigen. Zwar durften Konversen offiziell keinerlei theologische Bildung anstreben oder erfahren, bei näherem Blick wird allerdings deutlich, dass sie offensichtlich andere Wege der Frömmigkeit fanden. Nicht wenige von ihnen wurden in der Folge sogar als Selige oder gar Heilige verehrt.
Ihr oftmals als störend empfundener Ausdruck von Frömmigkeit wirft die Frage nach der Wahrnehmung der Konversen auf. Die bislang geringe Beachtung der Spiritualität der Konversen führte auch dazu, dass manche Quellengattungen, insbesondere Verzeichnisse mit Gedenktagen wie Menologien und Hagiologien, wenig beachtet wurden, so wie auch das Erkenntnispotenzial der Exempelliteratur noch nicht ausgeschöpft ist. Mirakelsammlungen und Erbauungsliteratur enthalten einen hohen Anteil an Geschichten über Konversen, die vor allem durch religiöse Erfahrungen auffallen oder die sogar zum Vorbild gereichen sollen.