J
- Jacques de Molay (M)
- Jamolice (=Tempelstein, Komturei, Tschechien)
- Jay, Brian de (Provinzmeister)
- Jerusalem (Hauptsitz des Ordens bis 1187)
- Johannes von Hildesheim
- Joahnniterorden
- Joinville, Jean de (Chronist)
Jacques de Molay (M)
Siehe Molay, Jacques de
Jamolice (=Gemolitz/Gomolitz, Komturei Tschechien)
Jamolice (Jamolitz) ist eine Gemeinde im Landkreis Znojmo (Znaim) in Südmähren.
Bauliche und territoriale Entwicklung
Horky (1845) vermutet, dass eine Siedlung unter dem Namen „Gemoliez“ bereits vor den Templern bestanden hat. Der erste urkundliche Nachweis der Niederlassung in Jamolice/Gamolice ist die Schenkung Bohuslaus von Bukows im Juni 1242. Anlass der Schenkung eines Hofs in Olsze (= Olší) war die Rettung Bohuslaws durch den Templer Kuno während des Tatareneinfalls 1241. Unter den Zeugen dieser Schenkung wird neben Kuno auch ein Kaplan der Templer, Rolko de Strazka, erwähnt (ed. Erben, S. 503).
Neben Landbesitz gehörten der Komturei auch mehrere Kirchenpatronate. Vom Zisterzienserinnenkloster Oslawa übernahmen die Templerbrüder von Jamolice das Dorf Poppitz (=Popice). Ein genaues Datum dafür liegt nicht vor; im Jahr 1298 befand sich Poppitz im Besitz des Ordens.
Beziehungen und Konflikte
Über Besitzungen in Olsze kam es zu Streitigkeiten mit dem Nonnenkloster von Doubravnik, in die 1244 der Papst eingreifen musste. Er beauftragte die Äbte von Zabardoviz (=Zarubice?) und Trebecz (= Třebíč) sowie den Probst von St. Benedikt bei Brünn (=Brno), zwischen den streitenden Parteien eine Einigung herbeizuführen.
Unstimmigkeiten gab es auch über das Patronatsrecht in Ober-Dubin (= Dubnian; Dubnany), vermutlich die heutige St. Josephskirche. Am 31. August 1279 bestätigte Bischof Bruno von Olmütz den Templern das Gut und das Patronatsrecht, zu dem auch die Filialkirchen in Tokkowan (=Dukovany) und in Bohuzlawitz (= Ort lässt sich nicht näher lokalisieren) gehörten. Dass Brunos Amtsnachfolger die Weihe der Filialkirchen vornahm, sahen die Templer als Beeinträchtigung ihrer Rechte, die sie sich daraufhin 1281 erneut bestätigen ließen (ed. Pelzel, S. 222f).
1281 wird die Templerkomturei in Jamolice letztmalig erwähnt. In den folgenden Jahren wurde sie aus unbekannten Gründen in die nahe Burg Tempelstein verlegt, wie für die Brüder in Tempelstein ausgestellte Urkunden bezüglich der alten Besitzungen von Jamolice zeigen.
F. Sengstock
Quellen
- J. Erben, Regesta diplomatica nec non epistolaria Bohemiae et Moraviae, Teil I, 600-1253, Prag 1855, Nr. 1063, S. 503: URL.
- F. M. Pelzel, Beiträge zur Geschichte der Tempelherren in Böhmen und Mähren, in: Neuere Abhandlungen der Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, Prag 1798, S. 209-240.
Sekundärliteratur
- L. Jan, Die Templer in Böhmen und Mähren, in: K. Borchardt / L. Jan (Hgg.), Die geistlichen Ritterorden in Mitteleuropa im Mittelalter, Brno 2011, S. 171-182.
- J. E. Horky, Die Tempelherren in Mähren. Sagen, Untersuchungen, Geschichte, Znaim 1845, S. 145, 173-181.
- M. Schüpferling, Der Tempelherren-Orden in Deutschland, Bamberg 1915, S. 167-170.
Jay, Brian de (Provinzmeister)
Er ist eine der schillernsten Persönlichkeiten der Ordensgeschichte und diente u. U. Walter Scott als Vorlage für seinen Templer in 'Ivanhoe'. Er stammte wahrscheinlich aus einer Familie niederen Adels in der Grafschaft Shropshire. 1286 amtierte er als Komtur von Balantrodoch, und 1291 wurde er zum Provinzmeister von Schottland ernannt und leistete - entgegen den Vorschriften der Ordensregel - König Edward I. von England den Lehnseid, ebenso wie der Provinzmeister der Johanniter. 1298 kämpfte er an der Seite der Engländer gegen die Schotten in der Schlacht von Falkirk und fand hierbei den Tod.
Berühmt-berüchtigt wurde er aber durch die Geschichte um das Gut Esperston, überliefert in einem Dokument von 1354. In ihm wird erzählt, wie Brian de Jay und die Templer von Balantrodoch aus Habgier mit äußerster Brutalität eine Witwe und ihre Söhne von ihrem Besitz vertreiben und später auch noch einen der Söhne ermorden lassen, als dieser versucht, sein Recht einzufordern. Die Authentizität dieses Dokuments beziehungsweise der in ihm berichteten Ereignisse ist zumindest umstritten. Es könnte sich um eine typische Analogiegeschichte über die 'Unterdrückung der Schotten durch die Engländer und ihre Verbündeten' handeln.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Lord, Evelyn: The Knights Templar in Britain, 2002.
Jerusalem (Hauptsitz des Ordens bis 1187)
(s. auch Anfänge)
Der Kreuzzugschronist Fulcher von Chartres berichtet, dass der neue König von Jerusalem sein Hauptquartier auf dem Tempelberg, in Gebäuden rings um die Al-Aksa-Moschee, „Templum Salomonis“ genannt, einrichtete. Dabei habe er mit dem ruinösen Zustand der Baulichkeiten zu kämpfen gehabt. Vielleicht trat er auch deshalb der neu gegründeten Gemeinschaft der Templer einen Teil des Gebäudes ab, um die Sorgen um Reparaturen abzuwälzen.
Die Templer brachten eine Kapelle, ein Refektorium und eine Infirmerie in den Baulichkeiten unter, und erweiterten diese durch Lagerräume, eine größere Kirche mit Glockenturm und einen Kreuzgang, ein neues Portal vor der ehemaligen Moschee und nunmehrigen Marienkirche, sowie eine den ganzen Klosterbezirk umschließende Mauer. Sie nutzten und erneuerten auch die im Untergrund befindlichen sogenannten "Ställe des Salomon und die Zisternen. Gärten und kleinere Bauten im Osten gehörten ebenfalls zum Hauptquartier des Ordens.
Nach der Eroberung Jerusalems durch Sultan Saladin 1187 wurden zahlreiche der Umbauten wieder entfernt und das Gebäude erneut zur Moschee umgewidmet.
Die noch heute im Zusammenhang mit den Themen Symbolik und Geheimlehre der Templer oft bemühte irrige Auffassung, der Hauptsitz des Ordens habe sich im Felsendom befunden, geht auf die unklare Äußerung Wilhelms von Tyrus zurück, der von einem Wohnsitz „bei dem Tempel des Herrn (=Templum Domini)“ sprach. Nach Ende der Kreuzzugsepoche wurde die Bezeichnung „Templum Salomonis“ auf den Felsendom, das früher als „Templum Domini“ bekannte Bauwerk, übertragen. Dies ist deutlich zu sehen in der Jerusalemkarte des Bernhard von Breydenbach (1486) und in der Schedelschen Weltchronik (1493). Das alte „Templum Salomonis“, die Al-Aksa-Moschee, wurde nunmehr „Templum Symeonis“ genannt.
Das umfangreiche Bildmaterial, das während des Abrisses entstand, ist auf der Seite der Nationalen Antikenbehörte Israels einzusehen.
Zwei Beschreibungen des Hauptsitzes und des Tempelareals:
Anke Napp
Quellen
- Beschreibung des Hauptquartiers von Johannes von Würzburg, der das Hl. Land zwischen 1160 und 11170 besuchte: Descriptiones Terrae Sanctae ex saeculo VIII. IX. XII. et XV. S. Willibaldus... , nach Hand- und Druckschriften herausgegeben von Titus Tobler. J. C. Hinrichs, Leipzig 1874, S. 129f.
- Jerusalembeschreibung eines französischen Pilgers: Descriptiones Terrae Sanctae ex saeculo VIII. IX. XII. et XV. S. Willibaldus... , nach Hand- und Druckschriften herausgegeben von Titus Tobler. J. C. Hinrichs, Leipzig 1874, S. 207f.
- Bernhard von Breydenbach. Peregrinatio in terram sanctam. Mainz, 1486, Illustration von Jerusalem, Salzburg, Universitätsbibliothek, W II 397.
- Matthäus Parisiensis, Historia Anglorum, British Library, Royal MS 14 C VII, fol. 5r., fol. 33r., fol. 42v.
- Fr. Francisci Quaresmii OFM: Historica theologica et moralis Terrae Sanctae Elucidatio, Antwerpen 1639, lib. IV, cap. XIV, S. 106 und cap. XV, S. 112.
- Schedel, Hartmann: Liber Chronicarum. Nürnberg 1493, München, BSB Rar. 287, fol. XVII.
Johannes von Hildesheim
Der Karmelitermönch Johannes von Hildesheim (gest. 1375) studierte in Avignon und Paris und verfasste mehrere Werke, darunter die Geschichte der Heiligen Drei Könige (Historia trium regum), deren Reliquien seit dem 12. Jahrhundert in Köln verehrt wurden. Er berichtet, dass die Templer in Akkon neben vielen anderen wertvollen Reliquien auch die wundertätige Krone des Melchior (eines der Drei Könige) im Besitz gehabt hätten, man aber nicht wüsste, was nach Zerschlagung des Ordens mit ihr und den anderen Kirchenschätzen geschehen sei. Der Erwerb der Reliquien habe den Orden zwar viel gekostet, doch auch durch Wallfahrer viel Gewinn gebracht.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Johannes Hildesheimensis: Historia trium Regum, Köln 1486 (Inkunabel 42 Inc c.a. 424, fol. 129. Bayerische Staatsbibliothek München, Digitalisat)
- Nicholson, Helen: Love, War and the Grail, Leiden-Boston-Köln 2001, S. 230.
Johanniterorden
(=Hospitaliter, Malteser; heutiger offizieller Titel: Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom Heiligen Johannes von Jerusalem, von Rhodos und von Malta – früher zu Jerusalem, genannt von Rhodos, genannt von Malta)
Verfassung und Regel – Unterschiede zu den Templern
Der Johanniterorden ging aus einem bereits im 11. Jahrhundert vor dem Ersten Kreuzzug in Jerusalem gegründeten Hospital unter dem Titel des Heiligen Johannes hervor. 1113 erfolgte die Anerkennung durch Papst Paschalis II. Noch in den 30er Jahren des 12. Jahrhunderts unter Meister Raymond du Puy wurde der Orden nach dem Vorbild der Templer in einen Ritterorden umgewandelt, dem jedoch seine Hospitalaufgaben stets erhalten blieben. Sie waren Teil des Gelübdes. Die älteste erhaltene Regel geht ebenso auf Raymond du Puy zurück. Auch die Johanniter wurden von einem Meister (Meister des Jerusalemer Hospitals) geführt, die Legislative lag bei dem sich in unregelmäßigen Abständen versammelnden Generalkapitel. Seit spätestens der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts konnte der Meister bei Verfehlungen vor das Tribunal des Esgarts zitiert werden.
Die Regeln und liturgischen Bräuche unterscheiden sich jedoch in einigen Punkten wesentlich. Die Templer orientieren sich stärker am Vorbild der Zisterzienser, die Johanniter an der Augustinusregel. Spätestens Ende des 13. Jahrhunderts war es einem Johanniterbruder gestattet, Geld- und Wertgegenstände, die ihm geschenkt worden waren, zu behalten, insofern der jeweilige Hausobere die Erlaubnis gegeben hatte. Die Johanniter hatten einen weiblichen Ordenszweig, während „Templerinnen“ eine historische Ausnahme darstellten. Auch die Oblation von Minderjährigen war bei den Johannitern spätestens seit Anfang des 13. Jahrhunderts möglich, in der Regel der Templer untersagt. Die rechtliche Stellung der Ordenskapläne und Servienten (Dienenden Brüder) war ebenfalls unterschiedlich: Johanniterservienten waren nur selten Vollmitglieder des Ordens.
Das Habit der Johanniter ist schwarz mit einem achtzackigen weißen Stern; die Kriegstracht ab 1278 rot mit weißem Kreuz. Während die Regel der Templer besondere Punkte zur Ehrung des Ordensmantels enthielt, und für dessen Entehrung eigene Strafen aufführt, finden sich vergleichbare Punkte bei den Johannitern nicht. In den Generalkapitelstatuten häufig auftauchende Regularien zu „Kleiderluxus“ zeigen, dass dort eher unerlaubtes Verschönern des Ordensgewandes ein Problem darstellte.
Beziehungen zu den Templern
Alfons I., König von Aragon, erklärte die Johanniter neben Templern und Grabeskanonikern zu seinen Erben, eine Absicht, die letztlich nicht umgesetzt wurde. In zahlreichen Städten in Europa und den Kreuzfahrerstaaten befanden sich Niederlassungen beider Orden. Mehrfach kam es aufgrund von Streitigkeiten über Privilegien oder politischer Parteienbildung zu Auseinandersetzungen zwischen beiden Ritterorden – etwa im Krieg von St. Sabas . Beide Orden traf Kritik wie Habgier, Stolz und Paktieren mit Muslimen. Im satirischen Fabel-Roman Renart le Nouvel streiten sich Johanniter und Templer, wem das Anrecht auf den Ordenseintritt Renarts und damit der größte Gewinn gebühre.
Seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde im Rahmen neuer Kreuzzugspläne über die Fusionierung der Johanniter und Templer nachgedacht, um die Schlagkraft des christlichen Heeres zu erhöhen. Auf dem Konzil zu Lyon 1274 wurde die Möglichkeit diskutiert, und dann erneut 1291 nach dem Fall von Akkon. Nach Meinung des katalanischen Gelehrten und Poeten Ramon Llulls sollten sogar nicht nur die Johanniter und Templer, sondern sämtliche Ritterorden vereinigt und unter das Kommando eines „bellator rex“ gestellt werden. In den betroffenen Orden stieß diese Idee auf keine positive Resonanz. Der damalige Meister der Templer Jacques de Molay verfasste 1306/7 ein Memorandum, in dem er die Gründe der Ablehnung erläutert und auch die Konkurrenz als stimulierendes Element hervorhebt.
Nach der Aufhebung des Templerordens
Mit der Bulle Ad Providendam sprach Papst Clemens V. 1312 dem Johanniterorden die Güter des aufgehobenen Templerordens zu. Einige Chronisten (z. B. Adam of Murimuth, Thomas Walsingham) beschuldigten die Johanniter, den Papst für diese Entscheidung bestochen zu haben. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts äußerte Jean Dupin in seinen Mélancholies Zweifel an der Schuld der Templer und beklagte sich über die Johanniter, die weder der Armenfürsorge noch der Eroberung des Heiligen Landes nachkämen und auch nicht durch große Frömmigkeit bekannt seien.
Noch lange wurden in Chroniken und im Volksgedächtnis ehemalige Templerhäuser und Güter als "Tempelhaus" bezeichnet, auch wenn sie nunmehr dem Johanniterorden gehörten. In der Literatur kam es nach dem Ende des Templerordens zahlreich zu Verwechslungen und Verschmelzungen beider Ritterorden. Auch in bildlichen Darstellungen verwechselte man die Ordenstrachten. Die Johanniter, später als Malteserritter bekannt, unternahmen offenbar keine größeren Anstrengungen, sich von dem aufgehobenen Templerorden abzugrenzen.
Der englische Johanniter John Stillingflete, der 1434 ein Buch über die Wohltäter seines Ordens verfasste, nahm die Wohltäter der einstigen Templer mit in seine Liste auf und erweckte so den Eindruck, es handele sich um eine Ordensgemeinschaft mit gemeinsamer Geschichte. Ein Kartular aus dem Jahr 1442 enthält die Namen der Templer- und Johannitermeister ohne irgendeinen Hinweis auf die Auflösung des Templerordens oder den Gütertransfer. Joanot Martorell behauptet sogar 1460, die Johanniter seien erst gegründet worden, nachdem die Templer "tot und vernichtet" waren. Auch Reliquien- und Heiligenkulte wurden von den Johannitern eingemeindet.
Der Orden hatte bis 1522 seinen Sitz auf Rhodos, im Anschluss auf Malta, wo er während der siegreichen „Großen Belagerung“ gegen die Osmanen europaweite Berühmtheit erlangte. 1798 ergab sich der letzte Ordensmeister kampflos Napoleon I.
Johanniter und Freimaurer
Die Legenden der sich Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelnden Hochgrad Freimaurerei postulieren eine Beziehung zu den Johannitern noch bevor dem Templerorden die Rolle des Überlieferungsträgers zugeschrieben wird. In mauerischen Instruktionen aus den 1740er Jahren taucht die Idee auf, die Freimaurer seien ein Zweig des Johanniterordens.
Der päpstlichen Verurteilung der Freimaurerei 1738 zum Trotz, waren zahlreiche Ordensbrüder, darunter hochrangige Würdenträger, Mitglieder von Logen. Entsprechende inquisitorische Untersuchungen und Ausschlüsse einzelner Ordensritter blieben Episoden, nach denen die Logen ihre Arbeit wieder aufnahmen. Nach dem Fall Maltas wurde der Vorwurf laut, er sei eine Folge von freimaurerischer Zersetzung.
Der Malteserorden existiert noch heute und hat seinen Sitz in Rom. Weltweit stehen caritative Projekte und Dienste, darunter der „Malteser-Hilfsdienst“, unter seiner Leitung. Das Thema Freimaurer und Malteser gehört allerdings noch weniger der Vergangenheit an als das Thema Freimaurer und Templer. Anders als letzteres, das vor allem Blüten in der Populärkultur treibt, hat es sogar eine große kirchenpolitische Brisanz. 2017 beauftragte Papst Franziskus den Kardinalpatron des Malteserordens, gegen freimaurerische Einflüsse im Orden vorzugehen. Die Weisung war Teil einer tiefgreifenden Auseinandersetzung zwischen Orden und Heiligen Stuhl, die auch zur Absetzung des damals amtierenden Ordensmeisters durch den Papst führte.
Während das „Freimaurer-Wiki“ in seinem Eintrag zum Malteserorden sofort ausdrücklich betont: „Der Souveräne Malteserorden ist ausdrücklich NICHT Teil der Freimaurerei, sondern ein päpstlich anerkannter Ritterorden“, finden sich zahllose Einträge zu Malteserkreuz-Schmuckstücken als „perfektem Accessoire für Freimaurer“ in Internetverkaufsplattformen.
Anke Napp
Quellen
- J. Bremer, Machtkampf im Malteserorden, Artikel auf FAZ.net vom 25. Januar 2017, (letzter Aufruf 25.5.2023), URL.
- J. M. A. Delaville le Roulx, Cartualrie general de l’ordre des Hospitaliers de Saint-Jean de Jerusalem (1100-1310), 4Bde, Paris 1894.
- R. Llull, Raimundi Lulli Opera Latina in Monte Pessulano anno MCCCV composita, hg. von A. Madre (Corpus Christianorum Continuation Mediaevalis XXXV), Turnholt 1981, S. 233-291 (Liber de Fine), S. 270f.
- Kardinal Burke soll Einfluss der Freimaurer im Malteserorden bekämpfen, Artikel auf kath.net vom 13. 1. 2017 (letzter Aufruf 24.5.2023), URL
Sekundärliteratur
- C. W. von Ballestrem, Die Regel und Statuten des Johanniter-Malteserordens, in: A. Wienand, C. W. von Ballestrem (Hg.), Der Johanniterorden. Der Malteserorden, Köln 1988, 234-256.
- R. Le Forestier, La Franc-Maçonnerie templière et occultiste, 2 Bde., Paris 1987, S. 73-75.
- A. J. Forey, The Military Orders in the Crusading Proposals of the Late-Thirteenth and Early-Fourteenth Centuries, in: Tradition 36 (1980), S. 317-345.
- C. Magnis, Gefallene Ritter – Malteserorden und Vatikan. Der Machtkampf zwischen zwei der ältesten Institutionen der Welt, Hamburg 2020.
- P. Mollier, La Chevalerie maçonnique, Paris 2022, S. 213-228.
- A. Napp, Monastische Observanz und Ordensstruktur bei Templern und Johannitern, in: Cistercienser Chronik 107, 2. (2000), S. 193-213.
- H. Nicholson, Love, War and the Grail, Leiden-Boston-Köln 2001, S. 228-231.
- H. Nicholson, Memory and the Military Orders. An Overview, in: I. C. Fernandes, (Hg.): Entre Deus e o Rei. O Mundo das Ordens Militares, Bd. I, Palmela 2018, S. 17-28.
- J. Sarnowsky, Die Johanniter, München 2011.
Joinville, Jean de (Chronist)
Jean de Joinville wurde 1224 oder 1225 geboren als Sohn des Seneschalls der Champagne, dessen Amt er später auch übernahm. Seit den 40er Jahren war er im Dienste des frz. Königs, später auch Mitglied des Kronrats, und 1248 begleitete er Louis IX. auf dessen ersten Kreuzzug. Die Teilnahme an Louis' zweitem Kreuzzugsunternehmen lehnte er ab. Als enger Vertrauter des Königs wurde Jean de Joinville auch im 1282 eröffneten Heiligsprechungsverfahren für den 1270 auf dem Kreuzzug ums Leben gekommenen Louis IX. als Zeuge befragt. Das Verfahren endete 1290 mit der Kanonisation des Königs. Ab 1305 bis 1309 verfaßte Joinville das Livre des saintes paroles et des bons faits de nostre saint roi Louis, eine Biographie des Königs, die jedoch neben historischen auch literarische und autobiographische Elemente enthält. Jean de Joinville starb am Heiligabend 1317. Seine Tochter Margarethe heiratete in die Familie Charny (Dep. Côte d'Or) ein, aber es ist genealogisch nicht nachweisbar, ob dies die Familie ist, der der letzte Templer-Provinzmeister der Normandie, Godefrois de Charny, entstammte. Im Besitz der Charny befand sich später das Grabtuch von Turin.
In seinem Bericht über das Leben und die Taten des Hl. Louis kommt Joinville auch mehrfach auf die Templer zu sprechen, sowohl bei militärischen als auch finanziellen Unternehmungen. Er stellt sie als exemplarische, disziplinierte, opferbereite Kreuzfahrer dar, die Joinville selbst und seinen Kameraden bei einem überraschenden Überfall sogar einmal das Leben retten. Als Joinville jedoch vom König beauftragt wird, von den Templern eine größere Summe Geldes zu leihen, trifft er auf den Widerstand des damaligen Meisters Renaud de Vichiers, der ihm erklärt, daß die Transaktion nicht ohne Verletzung der Ordensregel stattfinden könne und die Herausgabe verweigert. Joinville muss zu einem Gewaltakt Zuflucht nehmen - eine möglicherweise abgesprochene Szenerie, um allen Parteien Genüge zu tun. Der Chronist berichtet auch von einem Treffen zwischen Meister De Vichiers, dem König und dem Oberhaupt der Assassinen bezüglich der Zahlung eines 'Schutzgeldes'. Diplomatisches Engagement des Ordensmarschalls Hugues de Jouy ohne Einvernehmen des Königs veranlasst letzteren allerdings, von den Templern eine öffentliche Buße zu verlangen. Zwischen den Zeilen des historischen Berichts läßt Joinville trotz aller Bewunderung für Louis IX und dem Auftrag in dem er schreibt, zuweilen Kritik am Verhalten des Königs anklingen, und zwar gerade im Vergleich mit dem dargestellten Verhalten der Templer.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Histoire de Saint Louis. Herausgegeben von Pierre-Claude Daunou. In: Recueil des Historiens des Gaules et de la France. Bd. 20, 1840, S. 190–304, Online.
- Leben des heiligen Ludwig von Frankreich. Nach der Erzählung seines Zeit- und Kampf-Genossen Johann von Joinville in's Deutsche übersetzt von Theodor Nißl. Manz, Regensburg 1852, Online.
- MacCornack, Katharine: La rérpesentation des Templiers chez Joinville, in: Die Ritterorden im Mittelalter. VII. Jahrestagung der Reineke-Gesellschaft, Greifwald 1996, S. 121-132.