E
- Ecko/Ekko (Provinzmeister)
- Emmerstedt (=Helmstedt, Komturei, Deutschland)
- England
- Ergstedt
- Erail, Gilbert (M)
- Ernoul (Chronist)
- Etoile, Isaac d'
- Evrard des Barres
Ecko/Ekko (Provinzmeister, Böhmen/Mähren/Österreich)
Erstmalig taucht ein „frater Ekko“ in einer Urkunde von 1247 auf (Narodni archiv Praha/RM 2692) - ob dieser mit dem späteren Provinzmeister identisch ist, kann nicht bewiesen werden. Handelt es sich um dieselbe Person, so wäre - nimmt man ein Alter von etwa 14 Jahren bei der Ordensaufnahme an- sein Geburtsdatum um 1233 anzusetzen.
![Siegel von Bruder Ekko an einer Urkunde des Jahres 1303](https://tu-dresden.de/gsw/fovog/ressourcen/bilder/templerlexikon/Ekko_Siegel.png/@@images/7b8d84e9-1d25-4336-accd-0b1f643795ac.png)
Siegel von Bruder Ekko an einer Urkunde des Jahres 1303. Niederösterreichisches Landesarchiv, StA Urk. 0039.
Hruby (2011) reiht Ekko aufgrund seines Siegels mit Stufenschrägbalken an einer Urkunde vom 1. Oktober 1303 (Niederösterreichisches Landesarchiv, NOLA, Urk.39) der Familie Petipesti z Chyse a Egerberka (=Egerberger) ein. Die Familie gehörte zum böhmischen Uradel und besaß weit verstreute Besitzungen in Böhmen und Mähren - nicht zuletzt im Umland der Komturei Scheikwitz. Das Familienvermögen der Egerberger wurde vor allem durch Silberbergbau, dem Handel und wahrscheinlich einigen Vogteien erzielt. Jan (2011) hält die Schlussfolgerungen ohne Begründung für nicht überzeugend und postuliert eine Abstammung von den Grafen von Heiligenberg für möglich.
Vielleicht war er in Akkon bei den letzten Kämpfen anwesend, wie der damalige Provinzmeister von Deutschland, Bertram von Esbek. 1292 testiert Ekko „domus Templariorum de Schawiz Commendator“ - Komtur von Scheikwitz - als Schiedsrichter in einem Streit des Abtes von Welehrad mit Siegfried von Neudeck (ed. Pelzel, S. 224f). In Urkunden ab 1297 trug er den Titel „magister ordinis Templi per Bohemiam et Moraviam“ oder 1302 „comendator provincialis per Bohemiam, Moraviam et Austriam“, oder auf Deutsch 1303 „Lantcomitewer der Templer orden in Peheim, Maerhern unt in Oesterreich“. Gleichzeitig amtierte Ekko weiterhin als Komtur von Scheikwitz (und Aurschinewes). Obwohl der Orden nur wenige Besitzungen in der Region hatte, genoss Ekko offenbar großes Ansehen bei Adel und König. Das zeigen die Urkunde, die ihn als Schiedsrichter erwähnt, sowie der Bericht der Österreichischen Reimchronik, die den Provinzmeister als aktiven Unterstützer Friedrichs von Habsburg im Kampf um die böhmische Krone vorstellt.
Es ist unbekannt, was nach der Aufhebung des Templerordens aus ihm wurde. Laut Wolny (1836) starb Ekko um 1310. Sein Grabstein sei zu Beginn des 19. Jahrhunderts in der Kirche von Resnowitz (Řeznovice) – in der Nähe von Tempelstein - aus dem Kirchenboden ausgehoben und außen an der Mauer eingefügt worden. Hruby (2011) beschreibt das Denkmal als Stein mit Tatzenkreuz, ohne Inschrift. 1947 wurde er wiederum ins Kircheninnere verlegt.
E. Hruby / A. Napp
Quellen
- Originalurkunden: Narodni archiv Praha/RM 2692, RM 1887
- Originalurkunde: Niederösterreichisches Landesarchiv, Urk. 39
- A. Boček u. A. (Hg.), Codex diplomaticus et epistorlaris Moraviae, Bd. 5: Ab annis 1294-1306, Brno 1850, Nr. 77, S. 79f: URL.
- M. Pelzel, Beiträge zur Geschichte der Tempelherren in Böhmen und Mähren, in: Neuere Abhandlungen der Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, Prag 1798, S. 209-240, hier S. 222-236 (Urkunden).
Sekundärliteratur
- E. S. Hruby, Sie alle trugen das rote Tatzenkreuz. Tempelritter in Österreich, Böhmen und Mähren, Wien 2011, S. 153-171.
- L. Jan, Die Würdenträger der geistlichen Ritterorden am Hof der letzten Přemisliden, in: M. Mláhová / I. Hlaváček (Hgg.), Bömisch-österreichische Beziehungen im 13. Jahrhundert: Österreich (einschließlich Steiermark, Kärnten und Krain) im Großreichsprojekt König Ottokars II. Přemysl, König von Böhmen, Prag 1998, S. 285-300.
- L. Jan, Die Templer in Böhmen und Mähren, in: K. Borchardt / L. Jan (Hgg.), Die geistlichen Ritterorden in Mitteleuropa im Mittelalter, Brno 2011, S. 171–182.
- G. Wolny, Die Markgrafschaft Mähren: Topographisch, statistisch und historisch geschildert. 2,1, Brünner Kreis, 2. Abteilung, Brno 1836, S. 265: URL.
Emmerstedt (=Helmstedt, Komturei, Deutschland)
Emmerstedt liegt im Bundesland Niedersachsen an der Grenze zum Bundesland Sachsen-Anhalt, zwischen Braunschweig und Magdeburg Emmerstedt ist einer der vier Ortsteile Helmstedts. Seit der Gemeindereform im Jahr 1974 gehört die Gemeinde Emmerstedt zur Kreisstadt Helmstedt. In der historischen FachQuellen des Artikels und weiterführende Literatur wird Emmerstedt auch unter dem Namen Emmerstadt geführt. Der Templerorden besaß eine größeren Hofstelle, die zunächst von der Komturei Süpplingenburg aus verwaltet wurde. Dabei handelte es sich um einen freien Hof mit eigener Schäferei-Gerechtigkeit (ein hoheitliches Recht, welche dem Besitzer gestattete, auf jedermanns Brachland seine Schafe weiden zu lassen), welcher von Steuern und Diensten befreit war. Laut der Süpplingenburger Dorfchronik mussten die Inhaber der dem Templerorden gehörenden dienstverpflichteten Kothöfe (auf einem Kothof wohnten Familien, die gleichermaßen Bauern und Bei dem Grundherren arbeitende Handwerker waren) der Komturei nur bei klarem und heitere Wetter dienen und wurden daher "Sonnenkieker" genannt.
Durch Landerwerb wurde Emmerstedt zur Komturei erhoben. In einer Urkunde aus dem Jahr 1304 gibt der amtierende Komtur von Süpplingenburg, Herzog Otto von Braunschweig, bekannt, dass der Streit zwischen den Templern in Süpplingenburg und in Emmerstadt einerseits und dem Kloster Marienthal anderseits unter Vermittlung der Brüder Friedrich von Alvensleben und Bertram von Feldheim (von Veitheim) gütlich beigelegt worden ist. Ursache für den Streit um jene Güter oder Rechte könnte, so Schüpferling S. 92/93, darin liegen, dass die Templer nachweisbar in Marienthal Besitz bzw. Rechte besaßen, welche in einer Urkunde vom 21.04.1303 angedeutet werden. Dort wird unter den Vasallen des Templerordens auch ein solcher von Marienthal angeführt (Vergl. Pommersches Urkundenbuch VI. Seite 408/409 Nr. 4067).Im Jahr 1304 wird ein Johannes de Bornstede als Komtur in Emmerstedt erwähnt. Die Familie von Bornstedt ist ein altes Adelsgeschlecht aus dem heutigen Ohrekreis und dem Mannsfelder Land (benannt vermutlich nach dem Dorf Bornstedt ).Die Komturei Emmerstedt ging nach Auflösung des Templerordens an den Johanniterorden, wobei die Komturei noch bis in das 19. Jahrhundert hin- ein als Erbzinshof bestand.
Artikel von F. Sengstock
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Schüpferling, M.: Der Tempelherren- Orden in Deutschland, Bamberg 1915.
- Weber, M.: Die Süpplingenburger Dorfchronik von Manfred Weber Süpplingenburg 10/2002, bes. S. 44.
- Wohlbrück, S. Wilhelm: Geschichtliche Nachrichten von dem Geschlecht von Alvensleben und dessen Güter, Erster Teil - Berlin 1819 S. 210 - 219, o. g. Urkunde auf S. 211, zitiert nach: Wilcke, Ferdinand: "Die Geschichte des Ordens der Tempelherren", Marix Verlag GmbH - überarbeitete Ausgabe Wiesbaden 2005; nach der 2. Auflage Halle 1860
England
Schenkungen und Privilegien
Nach dem Konzil von Troyes reiste Hugues de Payens durch die Normandie, wo ihn der englische König Henry II. empfing und ihn in seine übrigen Ländereien sandte. Die erste dokumentierte Schenkung an den Orden ist die des englischen Königs Stephan II. Er gab den Templern im Jahr 1137 das Gebiet des künftigen Temple Cressing. Während der Jahre des Kampfes zwischen Stephan II. und Kaiserin Mathilde beschenkten beide Parteien den Orden. Bei Stephans Sieg 1142 besaßen die Templer somit bereits beachtliche Güter im Süden der Insel. Zum größten Teil handelte es sich dabei um landwirtschaftliche Nutzflächen, Mühlen, aber auch um Einkünfte und Pachten von Kirchen und Märkten. Das Gründungsdatum der englischen Templerprovinz ist nicht bekannt. Um 1140 findet man den Titel eines Provinzmeisters von England. Sein Sitz war in London. Hier fanden auch die jährlichen Provinzialkapitel statt. 1154 bestätigte König Stephan II. sämtliche Privilegien und Schenkungen, die von ihm selbst, Mathilde oder dem Adel ergangen waren. Ein großes Privileg mit mehreren jurisdiktionellen Freiheiten gewährte König Richard I. im Jahr 1189. Sein Bruder und Nachfolger Johann I. bestätigte es 1199. Neue Schenkungen kamen 1227 und 1253 unter König Henry III. hinzu.
Beziehungen und Konflikte
Die Privilegien und Exemtionen blieben nicht immer ohne Widerspruch. Urkunden und Chroniken erwähnen gewalttätige Übergriffe auf die Templer und ihre Vasallen, langwierige Prozesse mit Äbten, Bischöfen und Laien. In einigen Fällen bezahlten die Templer dem König hohe Summen, damit sie die Bestätigung alter königlicher Privilegien überhaupt erhielten. Aber im Allgemeinen waren die Beziehungen zwischen Orden und Weltklerus gut. Der von 1235 bis 1253 als Erzbischof von Lincoln amtierende Robert Grosseteste, der übrigens einen Traktat mit dem Titel Über den leiblichen und geistigen Tempel schrieb, übereignete dem Orden die Kirche von Rothley. John Peckham, Franziskaner und Erzbischof von Canterbury von 1278 bis 1293, schätzte die Templer so sehr, dass er sie an der Seite des Ordens von Grandmont in die heiligsten geistlichen Gemeinschaften seiner Zeit einreihte. Peckham benutzte den Tempel um seine Diözesansynoden zu versammeln.
Im Dienste des Königshauses
Viele Templer arbeiteten im Dienste des Königs als Almosenier, Botschafter oder Vermittler. Der Provinzmeister Richard de Hastings war Berater von Heinrich II., der Provinzmeister Aymeric de Saint-Maur Berater von Johann I. und auch König Richard I. fand in den Templern loyale Freunde. Es war ein Schiff des Ordens, mit dem er von seinem Kreuzzug nach Europa zurückkehrte. Einige Quellen (z.B. Chronique d'Ernoul und das Chronicon anglicanum) berichten, er habe auf einem Schiff des Ordens die Rückreise nach Europa angetreten und sei auch als Templer verkleidet gewesen, um so gefahrlos die Ländereien seines Feindes, des Erzherzogs von Österreich, durchqueren zu können – ein Versuch, der misslang. Der englische Chronist Radulf von Coggeshall behauptet dagegen, Richard sei als Kaufmann verkleidet gereist und nicht in Gesellschaft von Templern.
Ein Provinzmeister der Templer, Alan Martel, war es auch, der mit dem König von Frankreich und dem Erzherzog über die Hochzeit Richards mit der Tochter des Erzherzogs verhandelte. Schließlich legte Berengaria, Richards Witwe, die Verteidigung ihrer Interessen wiederum in die Hände einiger Ordensvertreter. 1252 bemühte sich Provinzmeister Roscelin de Fos, eine Lösung in der Frage der Aufstände in der Gascogne zu finden. Heinrich III. und seine Frau wählten als Bestattungsort die Kirche des New Temple in London. Die größte Bedeutung hatten die englischen Templer aber auf dem wirtschaftlichen Sektor. Im New Temple lagerten der Kronschatz und viele andere Wertstücke, aber die Templer verwalteten den Kronschatz nicht – im Gegensatz zu ihren Ordensbrüdern in Frankreich. Der Orden war in der Lage, dem König oder anderen Personen beachtliche Summen zu leihen. Unter Eduard I. beschränkten sich die Beziehungen zwischen Orden und Krone beinahe nur noch auf finanzielle Transaktionen.
1263 griff Eduard I., damals noch Prinz, den Londoner Temple an und plünderte die Schatzkammer. Während der Auseinandersetzungen um Papst Bonifatius VIII. verloren auch die englischen Templer für einige Monate all ihre Privilegien und Besitzungen. Dennoch wurde der Provinzmeister Guillaume de la More weiterhin vom König geschätzt, welcher ihn sogar beim Ordensmeister lobend erwähnte. Bis 1306 hatten die Provinzmeister der Templer einen Sitz im Parlament als reguläre Abgeordnete inne. Noch zu Beginn des Prozesses in Frankreich im Jahr 1307 war die freundliche Haltung der Krone gegenüber dem Orden zu sehen, obwohl sich auch Eduard II. 50.000 Livres aus der Kasse der Templer aneignete.
Die Architektur der Templer in England hält neben der Londoner Kirche mehrere interessante Überreste bereit, darunter einige Rundkirchen.
Provinzmeister
~ 1140 Hugues d’Argentein
~ 1150 Odo
~ 1155–1164 Richard de Hastings
~ 1180–1185 Geoffrey Fitz-Stephen
1185–1200 William Newham
1200–1218 Aymeric de Saint-Maur
1218–1228 Alan Martel
~ 1229–1248 Robert de Sanford
~ 1251–1253 Roncelin de Fos
~ 1259–1260 Amadieu de Morestello
~ 1264 Ambesard
~ 1271 Himbert Perault
1273–1274 Guy de Foresta
~ 1276–1290 Robert de Tourville
~ 1291–1294 Guy de Foresta
~ 1296–1298 Brian de Jay
1298–1312 Guillaume de la More
Anke Napp
Quellen
- Fratris Joannis Peckham quodam archiepiscopi Cantuariensis Tractatus tres de paupertate, ed. C. L. Kingsford / A. G. Little / F. Toco, Aberdeen 1910, S. 173.
- Matthew Paris, Historia Anglorum, ed. F. Madden, 3 Bde. (Rolls Series 44), London 1860–1869, Bd. II, S. 123, 134, 259, 386.
- Matthew Paris, Chronica Maiora, ed. H. R. Luard, 7 Bde. (Rolls Series 57), London 1872–1883, Bd. I; 208; II, 589, 590, 598; III, 335; IV, 88; V, 97, 364.
- Radulf von Coggeshall, Chronicon Anglicanum, ed. J. Stevenson (Rolls Series 66), London 1875.
Sekundärliteratur
- M. Barber, The New Knighthood: A History of the Order of the Temple, Cambridge 1994.
- W. H. Blaauw, Sadelscombe and Shipley. The Preceptories of the Knights Templars in Sussex, in: Sussex Archeological Collections IX (1857), S. 240–254.
- J. E. Burton, The Knights Templar in Yorkshire in the 12th Century, in: Northern History 27 (1991), S. 26–40.
- G. Eyre-Morgan, Temple Newsam Preceptory Excavations, in: Medieval Yorkshire 21 (1992), S. 11–14.
- E. Lord, The Knights Templar in Britain Abingdon 2002.
- M. D. Klegge, Cistercians and a Templar, in: Anglo-Norman in the Cloisters, Edinburgh 1950.
- B. A. Lees, Records of the Templars in England in the 12th Century (British Academy Records of the Social and Economic History of England and Wales IX), Oxford 1935.
- J. McDonnell / G. E. Morris, Holdings of the Knights Templars in North Yorkshire, in: Ryedale Historian 17 for 1994–1995 (1995), S. 5–8.
- T. W. Parker, The Knights Templars in England, Tucson 1963.
- T. Robey, Cressing Temple, in: Current Archeology 12, 3, 135 (1993), S. 84–87.
- A. Sandys, The Financial and Administrative Importance of the London Temple in the 13th Century, in: A. G. Little / M. Powicke (Hgg.), Essays in Medieval History presented to Thomas Frederick Tout, Manchester 1925, S. 147–162.
Ergstedt
Ergstedt (Erchstedt) ist heute wüst und somit nicht mehr genau lokalisierbar.Man kann jedoch davon ausgehen, dass sich Ergstedt in unmittelbarer Nähe vonLangenstein befunden hat und somit dem heutigen Bundesland Sachsen-Anhalt zuzuordnen ist.Der Templerbesitz in Ergstedt stammt aus einem Güterankauf vonLehnsträgern des Grafen Heinrich von Regenstein, getätigt am 10.02.1297.Beteiligt waren dabei die Brüder Betemann, Siegfried, Gebhard und Heinrich vonHoym auf der einen Seite und der Komtur Bertram von Esebeck auf der anderenSeite. Einen Tag später stimmte der Lehnsherr dem Verkauf von einer Hufe Land undeiner Hofstätte in Ergstedt zu.Beim großen Güterverkauf von Halberstadt am 26.04.1306 findendiese Hufe Land und der Hof nochmals Erwähnung.
F. Sengstock, bearb. v. A. Napp
Literatur- bzw. Quellennachweise:
- Heinrich; Stefan: „13.Oktober 1307 – Die Verhaftung der Tempelritter in Frankreich und Deutschland“ erschienen in Heinrichsheftchen 02/2008 Selb
- Lehmann; Gunther & Patzner; Christian: „Die Templer in Mitteldeutschland“ LePa- Bücher – Erfurt 2004, S. 53
- Schmidt; Dr. Gustav: „Urkundenbuch der Stadt Halberstadt“ Halle 1878 / 87
- Schüpferling; Michael: „Der Tempelherren- Orden in Deutschland“ Dissertation philos. Fakultät der Universität Freiburg in der Schweiz Bamberg 1915, S. 97
- Schmidt; Dr. Gustav: „Urkundenbuch der Stadt Halberstadt“ Halle 1878 / 87, S. 241
Erail, Gilbert (M)
Er stammte vermutlich aus der Provence. 1183 nennt ihn eine Urkunde 'Komtur von Jerusalem'. Von 1185 bis 1189 war er Provinzmeister der Provence und Katalonien und von 1190 bis 1193 Meister der überseeischen Gebiete.1193 wurde er zum Ordensoberhaupt gewählt. Bereits 1196 traf man ihn erneut in Spanien, um die Vereinigung des Ordens von Montjoy mit dem Templerorden zu ratifizieren. Gilbert Erail starb im Jahre 1200.
Anke Napp
Ernoul (Chronist)
Die Geschichte des Königreichs Jerusalem, fokussiert auf seine tragischste Periode – Verlust der Stadt nach der Schlacht von Hattin und Verlust des Wahren Kreuzes -, wird einem Autor namens Ernoul zugeschrieben, weil der Name in einer Handschrift auftaucht. Der Inhalt zeigt, dass der Autor der Familie der Ibelins nahestand. Morgan (1973) identifiziert ihn mit einem am Hof der Ibelins lebenden Knappen aus der Gibelet-Familie.
Die Überlieferungsgeschichte ist sehr komplex und noch nicht vollständig aufgearbeitet. Der um 1190 auf Altfranzösisch verfasste Text des ‚Ernoul‘ ist nicht separat erhalten, sondern in Handschriften der Histoire d’Eracles eingefügt. Mehrere Redaktionen, verkürzte Versionen und Erweiterungen sind bekannt; eine einheitliche Edition existiert nicht. 1232 wurde der Text durch Bernard Le Trésorier in ein weiteres Geschichtswerk eingearbeitet.
In der Chronik mischen sich Anekdoten, biblische Referenzen und historische Ereignisse. Ernoul berichtet vom Anfang des Templerordens in der Obedienz des Priors der Heilig-Grab-Kanoniker. Das Kreuz auf dem Habit der Templer sei in Erinnerung an die Ordenstracht der Grabeskanoniker gewählt worden, und als sie aus deren Obedienz vorerst unter jene des Königs von Jerusalem wechselten, hätten die Templer nur einen Teil der alten Ordenstracht beibehalten: ein Ein-Balken-Kreuz anstelle des Zwei-Balken-Kreuzes der Kanoniker. Bekannt ist aber vor allem Ernouls Bericht zu den Ereignissen rings um die Schlacht von Hattin und der dabei gespielten Rolle von Meister Gerard de Ridefort.
Anke Napp
Quellen
- Chronique d'Ernoul et de Bernard le Trésorier, ed. L. de Mas Latrie. Société de l'histoire de France, Paris 1871: URL
- P. W. Edbury, The Conquest of Jerusalem and the Third Crusade: Sources in Translation, Ashgate, 1996.
- The Chronicle of Ernoul and the Continuations of William of Tyre, ed. M. R. Morgan, London 1973.
Estoire d’Eracles (=Roman d’Eracles, Chronik)
![Beratungen im Vorfeld der Schlacht von Hattin. Dargestellt ist der Meister der Templer und weitere Brüder (im Johannitergewand).](https://tu-dresden.de/gsw/fovog/ressourcen/bilder/templerlexikon/Beratungen-im-Vorfeld-der-Schlacht-von-Hattin-Dargestellt-ist-der-Meister-der-Templer-und-weitere-Brueder-im-Johannitergewand-Histoire-d2019Eracles-Baltimore-Walters-Art-Gallery-MS-142-fol-242r.jpg/@@images/930ced2c-6b20-4163-8f48-5cee58e75f06.jpeg)
Beratungen im Vorfeld der Schlacht von Hattin. Dargestellt ist der Meister der Templer und weitere Brüder (im Johannitergewand). Histoire d’Eracles, Baltimore, Walters Art Gallery MS 142, fol. 242r
Der Titel Estoire d'Eracles bezeichnet die anonyme französische Übersetzung und Weiterführung der Historia rerum in partibus transmarinis gestarum des Wilhelm von Tyrus. “Eracles” bezieht sich auf den byzantinischen Kaiser Herakleios des 7. Jahrhunderts, der Jerusalem von den Persern zurück gewann und im Jahr 630 auch die Reliquie des Wahren Kreuzes nach Jerusalem zurück brachte – ein Ereignis, mit dem die Estoire beginnt. Die französische Übersetzung des ersten Teils wurde um 1220 im Norden Frankreichs angefertigt. Der Verfasser besaß jedoch Kenntnis von den Verhältnissen in den Kreuzfahrerstaaten, vermutlich sogar aus eigener Anschauung. Anders als die lateinische Urfassung, deren Zielpublikum der Klerus war, richtete sich die französische Übersetzung an ein adliges Laienpublikum. Im Text wurden daher Anpassungen vorgenommen. Auch der Übersetzer ist den Templern gegenüber negativ eingestellt.
Von weiteren Autoren sowohl in Frankreich als auch im Heiligen Land (vermutlich Akkon) wurde das Werk bis zum Ende des 13. Jahrhunderts ergänzt. Eracles und mit ihr das negative Bild der Templer wurde vom 13. bis ins 15. Jahrhundert immer wieder kopiert und erlangte weite Verbreitung. Bisher sind über 50 Handschriften bekannt. In einigen Handschriften ist auch die Chronik des Ernoul eingearbeitet.
Anke Napp
Quellen
- Handschriftenbeispiel: Paris, BNF, MS fr. 9084 (aus Akkon, um 1286): URL.
- Handschriftenbeispiel: Baltimore, Walters Art Collection MS 142 (aus Paris, 1. Hälfte 14. Jahrhundert): URL.
- Ph. D. Handyside (Hg.), The Old French William of Tyre, Leiden 2015.
- M. R. Morgan (Hg.), The Chronicle of Ernoul and the Continuations of William of Tyre, Oxford 1973.
Sekundärliteratur
- P. W. Edbury, The Old Frech Translation of William of Tyre and the Templars, in: Medievalista on-line 27 (2020): URL.
- Ph. Handyside, L’Estoire d’Eracles in Outremer, in: Laura K. Morreale / P. Nicholas (Hgg.), The French of Outremer. Communities and communications in the Crusading Mediterranean, New York 2018, S. 68–85.
Etoile, Isaac d'
Isaac, geboren um 1100, gestorben 1178, war ein Cisterciensermönch der Abtei von Stella auf der Insel Ré vor La Rochelle (damals in englischem Besitz). Entgegen der Meinung seines berühmten Mitbruders Bernhard von Clairvaux kritisierte er die Kreuzzüge und auch die Berufung der Templer und anderer Ritterorden, die er als "neuartiges Monster" bezeichnet. Er beschuldigte sie, einem 'fünften Evangelium' zu folgen - denn indem sie Waffen führten widersprachen sie ja den Vorschriften der anderen vier Evangelien - gewaltsam zu missionieren, zu rauben und jene die nicht an Christus glaubten im Namen Christi zu töten, sowie alle, die bei diesen Taten umkommen, als Märtyrer zu bezeichnen. Dies, so Isaac, gäbe letztlich dem Antichrist die beste Motivation, irgendwann gegen die Christen vorzugehen.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Raciti, G.: Isaac de l'Etoile et son siècle: Texte et commentaire historique du sermon XLVIII, in: Cîteaux. Commentarii Cisterciensi 12 (1961), S. 281-306.
Evrard des Barres
Siehe Barres, Evrard des