S
- Sablé, Robert de (M)
- Safed (=Zefat, Burg und Komturei, Israel)
- Safitha (=Castel-Blanc, Burg und Komturei, Syrien)
- Sagen
- Saint-Amand, Odo de (M)
- Saint-Etienne de Renneville (Komturei, Frankreich)
- Sainte Eulalie (Komturei, Frankreich)
- Sainte Vaubourg (Komturei, Frankreich)
- Salles des Croisades, Versailles
- San Bevignate (Komturei, Italien)
- Sancey (Komturei, Frankreich)
- Santersleben
- Schatz
- Scheikwitz (=Čejkovice, Komturei, Tschechien)
- Schenkungen
- Schiffe
- Schlesien
- Schottland
- Scott, Walter (Poet)
- Selbstverständnis
- Servienten (=Sergeanten/ Dienende Brüder)
- Seve
- Sidon (Burg und Komturei, Libanon)
- Siegel
- Siena (Komturei, Italien)
- Sizilien
- Sklaven
- Söldner
- Soldin (= Myslibórz, Komturei, Polen)
- Sone de Nansay
- Sonnac, Guillaume de (M)
- Spanien
- Spelten, Walther von
- Spiritualität
- Stella, Isaak von
- St-Merri (Kirche, Paris)
- Strafen
- Strikte Observanz
- Ströbeck
- Süpplingenburg (Komturei, Deutschland)
- Symbolik
Sable, Robert de (M)
Robert de Sablé stammte aus dem Anjou und war entfernt verwandt mit Robert de Craon, dem zweiten Ordensmeister. Er tat sich mit zahlreichen Schenkungen und Stiftungen an geistliche Institutionen hervor. Unter anderem gründete er 1189 das Prämonstratenserkloster Le Bois-Renou. Die zu diesem Anlass ausgefertigte Urkunde berichtet bereits von seinem Wunsch, „nach Jerusalem zu ziehen“. Sablé nahm eine hohe Stellung am Hof des englischen Königs Richard I. Löwenherz und kam – unterdessen verwitwet - mit ihm auf dem Dritten Kreuzzug nach Outremer. Auch zum französischen König Philippe II. und weiteren hohen Adligen der Kreuzfahrerstaaten hatte er gute Beziehungen. 1191 trat er in den Templerorden ein und wurde noch im selben Jahr zum Meister gewählt. Robert de Sablé bemühte sich die Genuesen und Pisaner zu versöhnen, die über ihre Handelsniederlassungen ihren Krieg auch in den Orient getragen hatten.
Während seiner Amtszeit verkaufte oder verpfändete Richard I. von England das von ihm eroberte Zypern an den Templerorden. Die Templer scheiterten jedoch an der Inbesitznahme der Insel und traten sie bereits einige Monate darauf an Guy de Lusignan, den ehemaligen König von Jerusalem, ab. Das englische Itinerarium Peregrinorum berichtet wie weitere zeitgenössische Quellen auch, dass sich der (namentlich nicht genannte) Meister der Templer gemeinsam mit den Johannitern und den Adligen der Kreuzfahrerstaaten gegen einen Zug König Richards nach Jerusalem entschieden habe, da die Stadt nicht zu halten sei. Robert de Sablé starb bereits 1193.
Quelle
- S. de Sainte-Marthe, Gallia christiana, in provincias ecclesiasticas distribute, Bd. 14, Paris 1856, Instrumenta Nr. XVII, Sp. 158f (Gründungsurkunde der Abtei).
Sekundärliteratur
- M. L. Bulst-Thiele, Sacrae Domus Militiae Templi Hierosolymitani Magistri, Göttingen 1974, S. 123-134.
Safed (=Zefat, Burg und Komturei, Israel)

Die Ruinen der Burg von Safed
Die Stadt Safed mit ihrer Burgruine befindet sich in Galiläa im Norden des heutigen Israel, auf einem Bergrücken in knapp 900 m Höhe.
Bauliche und territoriale Entwicklung
Die Burg wurde ab 1102 von Kreuzfahrern errichtet. 1157 fand sie erstmalig Erwähnung in Wilhelm von Tyrus’ Historia. 1168 erwarb der König von Jerusalem die Befestigungsanlage und übergab sie den Templern. Um eine Schenkung handelte es sich nicht: Der Orden leistete einen Beitrag von 700 Besanten, die in Raten bezahlt wurden (ed. Röhricht, Nr. 447, S. 116). Bereits 1188, nach der Schlacht von Hattin, fiel der Platz an Saladin und wurde zerstört, aber gemäß einer Übereinkunft mit dem Herrscher von Damaskus 1240 an den Orden zurückgegeben. Ab 1240 erneuerten französische Templer unter Einsatz muslimischer Kriegsgefangener die Burg.
Die anonyme Schilderung De constructione castri Saphet, geschrieben in den 60er Jahren des 13. Jahrhunderts vermutlich von einem Gefolgsmann des Bischofs Benoît d’Alignane von Marseille, berichtet über die unternommenen Anstrengungen von Bau und Unterhalt der Burg: Zunächst hätten der auf Kreuzzug befindliche Graf der Champagne und König von Navarra, Thibaut IV. und weitere Adlige, den Templern eine große Summe Geldes sowie personelle Ressourcen zum Wiederaufbau der Befestigungen versprochen. Diese Zusagen seien aber nicht eingehalten worden. Durch den Bischof von Marseille, der die Ruinen besuchte und den strategischen Wert des Platzes erkannte, seien die Templer überzeugt worden, den Wiederaufbau dennoch in Angriff zu nehmen. Der Autor lässt den Bischof die „heiligen Gründer“ der Templer loben und zu ihrer Nachfolge anfeuern. Er selbst sei bereit, um Spenden bei den Pilgern zu bitten und auch Hand anzulegen.
De constructione enthält eine detaillierte Beschreibung der Bauaktivitäten und der fertigen Burg, die in Friedenszeiten bis zu 1700 Leute, in Kriegszeiten 2200 beherbergen sollte. Unter ihnen sollten 50 Ritterbrüder der Templer, 30 Servienten, 50 Turkopolen und 300 Armbrustschützen sein. Hinzu kamen Handwerker und Sklaven. Allein die Versorgung von Menschen und Tieren mit Nahrungsmitteln bedurfte großer Summen.
Safed lag in einem fruchtbaren Landstrich, und zur Burg gehörten über 250 kleinere Siedlungen des Umlandes (meist von Muslimen und Juden bewohnt), Weiden, 12 Wassermühlen und einige Windmühlen im Inneren des befestigten Areals. Das Festungsareal hat eine Länge von 300 m und ist bis zu 170 m breit. Am höchsten Punkt des Geländes, im Südosten, stand der Wehrturm mit über 30 m Durchmesser und 12 m starken Mauern. Auf dem Gelände befand sich eine Wasserquelle, die laut De constructione mit Hilfe eines „Sarazenen“ gefunden wurde.
Beziehungen und Konflikte
Der arabische Chronist Ibn-Ferat (1335–1405) überliefert in seinem mehrbändigen Werk „Diwan“ folgendes Ereignis: Die muslimischen Sklaven - weit in der Überzahl - planten eine Revolte und die Auslieferung des Ortes an einen der muslimischen Fürsten. Dieser allerdings eröffnete den Plan dem Prinzen von Damaskus, ein Alliierter der Kreuzfahrer, der wiederum die Templer informierte. Daraufhin wurden die Planer der Revolte nach Akkon (damals Hauptstadt des Königreichs Jerusalem) gebracht und dort enthauptet.
De constructione spricht voller Begeisterung von der großen Bedeutung, die die Burg und der Templerorden für das christliche Leben des Landes und die Sicherheit der Pilger hatten. Die Templer hielten Safed bis zur Belagerung von 1265 durch Sultan Baibars im Besitz. Jener versprach den Templern freien Abzug, hielt sein Wort aber letztlich nicht: Die gesamte Besatzung wurde umgebracht, als sie das befestigte entifizierbarAreal verließ. Laut dem Maius Chronicon Lemovicense war Verrat durch den syrischen Kastellan - einen Servienten des Ordens - und einen Engländer der Grund für den Fall der Burg. Das Chronicon berichtet, dass neben den Templern auch vier Franziskaner hingerichtet wurden. Die Johanniter jedoch und etwa 3000 Frauen und Kinder aber seien unbehelligt blieben.
Frale (2011) behauptete in The Templars: The Secret History Revealed, dass eine arabische Quelle aus dem 13. Jahrhundert von einem templerischen Idol, einem „Basrelief eines bärtigen Mannes im Kapitelsaal der Festung von Safed“ berichte - was infolge als Abbild des Grabtuches Christi gedeutet wurde. Die moderne Edition des besagten muslemischen Chronisten Al-Nuweyri, der die Rückeroberung Safeds durch Sultan Baibars schilderte, zeigt aber zweifelsfrei auf, dass es sich bei dem von den Muslimen angeprangerten „Idol“ um eine Statue des Heiligen Georg handelte. Für einen streng gläubigen Muslim waren alle Elemente und Gegenstände des christlichen Kultes Zeichen der Idolatrie. Zudem spricht der Text eindeutig von „Aba Jurj“ - eben dem Hl. Georg.
Architektonische Überreste
Nach der Eroberung von den Templern bauten die mameluckischen Herrscher die Anlage weiter aus. Mehrfach wurde Safed von Erdbeben zerstört und wieder aufgebaut. Ein Erdbeben in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zerstörte die nun ungenutzte Festung bis auf wenige unterirdisch gelegene Räume. Beschreibungen des 17. und 18. Jahrhunderts sowie mehrere archäologische Grabungen (darunter von 2002–2004 durch H. Barbé) erlauben Einblick in die Konstruktion der Burg.
Quellen
- De constructione castri Saphet, Handschrift aus dem 14. Jahrhundert: Paris, Bibliothèque Nationale MS lat. 5510, fol. 93r–98v: URL.
- De constructione castri Saphet, ed. R. B. C. Huygens, in: Studi medievali 3,6 (1965), S. 378–387: URL.
- Rebuilding of the castle of Safad (1241–44), engl. Übersetzung in: M. Barber / K. Bate (Hgg.), The Templars. Selected sources translated and annotated, Manchester 2007, S. 84–93.
- Maius Chronicon Lemovicense, ed. N. De Wailly u.a. in: Recueil des historiens des Gaules et de la France Bd. 21, Paris 1855, S. 761–788, hier S. 773f: URL.
- M. Reinaud, Chroniques arabes, in: M. Michaud, M. (Hg.), Bibliothèque des Croisades), Bd. 4, Paris 1829, S. XXXIII u. 443f: URL.
- R. Röhricht (Hg.), Regesta regni Hierosolymitani, Innsbruck 1893, Nr. 447, S. 116.
- Wilhelm von Tyrus, Willelmi Tyrensis Archiepiscopi Historia rerum in partipus Transmarinis gestarum lib.18, cap. 14, in: RCH, Historiens Occidentaux, Bd. 1, Paris 1844, S. 842: URL.
Sekundärliteratur
- H. Barbé, Le château de Safed et son territoire depuis l’époque des croisades / Safed Castle and its Territory since the time of the crusades, Paris 2021 (darin umfangreiches Material zu den Grabungskampagnen).
- B. Frale, The Templars: The Secret History Revealed, New York 2011.
- H. W. Kessler / K. Kessler, Ritter im Heiligen Land. Kreuzfahrerstätten in Israel, Mainz, 2013.
- A. Nicolotti, I Templari e la Sindone, storia di un falso, Rom 2011, S. 72ff.
Safitha (=Castel-Blanc, Burg und Komturei, Syrien)
s. Chastel Blanc
Sagen
Es gibt in Europa zahlreiche Orte, an denen Sagen mit Templern lokalisiert werden können. Häufig wiederkehrende Motive sind die Gefangennahme und der Tod von Templern im Rahmen des Prozesses (wobei es sowohl die Variante von "unschuldigem Opfer" als auch von "verdientem Ende" gibt), geisterhaften Erscheinungen, verborgene Schätze und Teufelsbündnisse. Manche Sagen bestehen nur in der Zuschreibung bestimmter Gebäude an den Templerorden, oft wegen der Anwesenheit bestimmten Bauschmucks wie "Köpfe" oder "Kreuze". Es sind auch Wandermotive auszumachen. Einige Beispiele:
Teufelsbündnisse: Der Erbauer des Schlosses Malbrouch/Meinsberg (Lothringen), Arnold von Sierck, soll ein Templer gewesen sein, der dem Teufel seine Seele für Reichtum und Hilfe beim Bau verpfändete. Allerdings lebte der Bauher rund 100 Jahre nach dem Ende des Ordens. In Wehrendorf (NRW) sollen sich die Templer jährlich zusammen gefunden und dem Teufel geopfert haben.
Mord/Hexensabbat/Orgien: In der Bretagne gibt es Legenden über die "moines rouges", die junge Mädchen vergewaltigt und ermordet haben sollen und daraufhin vom Bischof von Quimper zum Feuertod verurteilt wurden.
Sagen über das Ende der Templer: In Bestenheid (Baden-Württemberg) sollen geflüchtete Templer ein Ordenshaus errichtet und dort noch nach Ende des Ordens gelebt haben. In Heinde (Niedersachsen) soll ein Templer aus dem dortigen Ordenshaus geflüchtet sein und später im Paulinerkloster in Hildesheim gelebt haben. Auf der Burg Lahneck (Rheinland) sollen sich zwölf Templer vor den Truppen des Mainzer Erzbischofs verschanzt haben, im Endkampf umgekommen sein. Alle zwölf lägen im Burghof der Ruine begraben. In Eibenstein (Österreich) soll ein Templer versucht haben, seine Feinde zu täuschen, indem er die Hufeisen verkehrt herum aufschlug. In Mödling (Österreich) soll der Burgherr Eckard Bruno die Templer in der Krypta der Marienkirche gefoltert und schließlich getötet haben. In Aachen soll das dortige Templerhaus in der Erde versunken sein, nachdem die Brüder ermordet worden waren. Einmal im Jahr tauchen sie aus dem nahen See als Geister auf und fordern Rache, ziehen aber zuweilen auch junge Mädchen in den See.

Eine alte Ansichtskartekarte und ein Gemälde von Emil Krupa-Krupinski, ebenfalls auf einer Ansichtskarte, von 1899 illustrieren die Sage von Lahnecks letztem Templer
Schätze: In Deiningen (Bayern) sollen Templer Schätze versteckt haben und den "Pyramidenturm" auch als Geister heimsuchen.
Auch um einzelne Ordensmitglieder ranken sich Legenden und Sagen: die bekannteste dürfte Jacques de Molays Verfluchung des französischen Königshauses sein, die bereits mittelalterliche Ursprünge hat. Der deutsche Provinzmeister Friedrich von Alvensleben wird in Legenden als frommer Kämpfer gegen die Ungläubigen geschildert.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Grässe, J. G. Th.: Sagenbuch des Preußischen Staates, Bd. II, Nr. 65.
- Lohmeyer, K.: Die Sagen der Saar, 1964, S. 382.
- Calliano, C.: Österreichischer Sagenschatz, Bd. II, S. 42, 98, 122f.
- Pröhle, H.: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Für die Jugend. Berlin: Tonger und Greven 1886. Die Tempelherren auf der Burg Lahneck
Saint-Amand, Odo de (M)
Odo de Saint-Amand war Vasall des Königs von Jerusalem, des bedeutendsten der Kreuzfahrerstaaten. Ab 1156 urkundete er als königlicher Marschall und ab 1160 als Vizegraf von Jerusalem. Er gehörte zu den Vertrauten des Königs Amaury und führte als dessen Gesandter in Konstantinopel auch die Vorverhandlungen zur Eheschließung mit Maria Komnena, Großnichte des Kaisers. Aus welcher Familie Odo stammte, ist ungeklärt.
Er trat zwischen 1167 und 1171 dem Templerorden bei. 1171 wurde er bereits zum Meister gewählt. Während seiner Amtszeit ereignete sich die durch Wilhelm von Tyrus berichtete „Assassinenaffäre“: der angeblich aus Geldgier erfolgte Mord an den bekehrungswilligen Gesandten der Sekte. Hintergrund und Geschehnisse sind nicht völlig geklärt. Dem Chronisten dient der Vorfall als Beispiel für den schlechten Charakter der Templer, insbesondere ihres Meisters, den er arrogant und cholerisch nennt. Laut Wilhelm verweigerte Odo de Saint-Amand die Überstellung der Täter an den König, doch dies entsprach den Privilegien des exemten Ordens.
1177 nahm Saint-Amand mit 80 Rittern am Feldzug Baudoins IV. gegen Saladin teil. Der englische Chronist Ralph de Diceto (=Ralph of Diss) berichtet, dass es der Mut Odos und seiner Templer war, der den Christen bei Montgisard den Sieg brachte.
„Odo magister militiae Templi, Judas alter Machabaeus, viginti quater et iiiior ordinis sui milites secum habens […] Qui simul omnes quasi vir unus, calcaribus indulgentes, invasione facta, non ad sinistram declinantes vel dexteram (=Odo, der Meister der Ritterschaft des Tempels, ein neuer Judas Makkabäus, hatte 24 seiner Ritter bei sich […] Wie ein einziger Mann stürmten sie vorwärts, in die feindlichen Reihen, wichen weder nach links noch nach rechts“, ed. Stubbs, S. 423). Ralph war kein Augenzeuge der Ereignisse, nutzte für seine Werke aber Berichte heimkehrender Kreuzfahrer.
Während Odos Amtszeit wurde die Burg von Chastellet (=Vadum Jacob) erbaut. Bei der Schlacht von Maj Ayun 1179 wurde der Ordensmeister von Saladin gefangengenommen. Er starb im selben Jahr in Gefangenschaft und „fuhr in die Hölle“, wie der arabische Chronist Abu Schama bissig bemerkt. Sein Leichnam wurde im Austausch gegen einen muslimischen Gefangenen den Christen ausgeliefert.
Anke Napp
Quellen:
- Radulfi de Diceto decani Lundoniensis opera historica. The historicals works of Master Ralph de Diceto, Dean of London, ed. W. Stubbs, Bd. 1, London 1876 (Rolls Series 68,1), S. 423f: URL.
- The Chronicle of Ibn al-Athīr for the Crusading Period from al-Kamil fi’l-ta’rikh, Teil 2. The Years 541–589/1146–1193: The Age of Nur al-Din and Saladin, ed. / übers. D. S. Richards (Crusade Texts in Translation 15), Aldershot/Burlington 2007, S. 264.
- Abu Schama, Le Livre des deux Jardins, ed. / übers. Académie des inscriptions et belles-lettres, in: Recueil des historiens des croisades : Historiens orientaux, Bd. 4, Paris 1872, S. 200: URL.
Sekundärliteratur:
- M.-L. Bulst-Thiele, Sacrae Domus Militiae Templi Hierosolymitani Magistri, Göttingen 1974, S. 87–98.
Saint-Etienne de Renneville (Komturei, Frankreich)
Bauliche und territoriale Entwicklung
Die Niederlassung befand sich in der heutigen Gemeinde Saint-Colombe-la-Commanderie im Département Eure. Es war eine der bedeutendsten Komtureien der Templer der Region.
Der Grundstock gelangte mit einer Schenkung Richard d'Harcourts, Herr von Renneville, Mitte des 12. Jahrhunderts in die Hände des Ordens. Vermutlich trat Richard auch in den Orden ein – mehrere, allerdings jüngere, Quellen berichten davon. Die Originalurkunde ist nicht erhalten. Ob das laut Zeugnissen aus dem 17. und 18. Jahrhundert damals im Chor von Saint-Etienne befindliche Grabmal allerding seines war oder eines weiteren Wohltäters aus der Familie ist unklar. Die offenbar stark zerstörte Inschrift wird in den Quellen unterschiedlich wiedergegeben:
„Cy gist frere Richard de Harcourt Chevalier dés le commencement de la chevalerie du Temple fondée de la maison de sainct Estienne“ (ed. La Roque de la Lontiere, S. 199)
“Ci gist frére Richard de Harcourt, chevalier del commandement de la chevallerie du Temple, fondateur de la Mansion de Saint-Estienne” (ed. Guéry, S. 7)
Das heute in der Kirche von Saint-Aubin-d'Écrosville untergebrachte, stark verstümmelte Grabmonument zeigt einen Ritter in Kettenhemd, mit Schwert und Schild, die Hände zum Gebet aneinandergelegt. Der Stil der Skulptur entspricht dem 13. Jahrhundert. Sollte es sich tatsächlich um den Gründer der Komturei und einen Templer handeln, wäre es das einzige bekannte Templergrabmal mit einer Liegefigur. Es stellt aber wohl ein jüngeres Familienmitglied und Wohltäter dar.
Das Versprechen, den Templern eine dem Hl. Stephan geweihte Kapelle zu errichten, gehörte vermutlich bereits zur ersten Schenkung Richard d'Harcourts. Im Laufe des 13. Jahrhunderts wurde diese ursprüngliche Kapelle erweitert oder neu errichtet. Es handelte sich um einen einschiffigen Bau mit sechs oder gar sieben Jochen und halbrunder Apsis. Auf den Fenstern der gotischen Kirche befanden sich diverse Templerdarstellungen, die noch 1726 im Mercure de France vermerkt werden.
Das große doppelstöckige Konventsgebäude, genannt 'Le Vieul Harcourt' stammte vermutlich aus dem 12. Jahrhundert, findet aber erst im 15. Jahrhundert Erwähnung. Die gesamte Niederlassung war ummauert.
Im Jahre 1200 bestätigte Robert d'Harcourt die Schenkung seines Onkels und übereignete den Templern zusätzlich die Kirche von Tilleul-Lambert mit ihrem zugehörigen Landbesitz, sowie das Lehen von Puthenay.
Neben der Familie Harcourt, zeichneten sich die Harenc durch große Wohltätigkeit aus. Bis in die zweite Hälfte des 13. Jahrhundert folgten weitere Schenkungen. Die Domäne wurde aber, vor allem ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts im Hinblick auf die Schaffung eines zusammenhängenden Besitzes durch Ankauf und Gütertausch, auch durch Pfändung, vergrößert und ‚begradigt‘. Die noch erhaltenen Urkunden zeigen den Höhepunkt der Aquisitionen zwischen 1210 und 1240.
Abhängige Häuser, Höfe und weiteres Land befanden sich unter anderen in Angerville (die älteste Dependance), Puthenay, Pont-de-l'Arche, Evreux und Neubourg. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts besaß die Komturei, inklusive der Dependancen, Land von ungefähr 520 ha. Auch einige Kirchenpatronate gehörten zu Saint-Etienne de Renneville, d.h., die Templer stellten die Geistlichen. Die Häuser von Brettemare und Beaulieu, zu Johanniterzeit Unter-Komtureien, waren zu Templerzeit vielleicht selbständige Niederlassungen.
Beziehungen und Konflikte
Die komplizierten Besitz- und Rechteverhältnisse, die von den schenkenden Personen nicht immer bis in alle Verästelungen bedacht wurden, sorgten auch in dieser Komturei für Streitfälle. 1199 kam es zu Unstimmigkeiten der Templer mit dem Abt von Le Bec über die Zehntzahlungen aus zwei Pfarreien. Beigelegt wurden sie, indem den Templern der Zehnt aus einer Pfarrei, dem Abt aus der anderen zugesprochen wird. Zusätzlich hatten die Brüder der Komturei an zwei Terminen im Jahr eine Naturalienabgabe an die Abtei zu leisten.
In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts führte der Zehnt der Wasser-Mühle in Brosville, einer Schenkung an die Templer, zu langwierigen Streitigkeiten mit dem Bischof von Evreux, dem von anderer Seite alle Einkünfte von Brosville übereignet worden waren, um damit Kerzen in der Kirche des Ortes zu zahlen. Auch hier wurde eine Lösung gefunden: Die Mühle ging an den Bischof, der daraufhin jedoch den Templern Miete (30 Livres jährlich) zu zahlen hatte. Für die Templer bestand kein Mahlzwang, dass heißt, sie konnten ihr Getreide an jeder beliebigen Mühle mahlen lassen. Darüber hinaus wurde noch festgelegt, wie und wo am Fluss die Komturei ihre Schafe waschen konnte, und wie die Schafe durch das dem Bischof gehörende Land zum Fluss kommen sollten.
Zum Zeitpunkt der Verhaftung der Templer 1307 waren außer dem Komtur vier weitere Ordensbrüder in diesem Haus. Auch Saint-Etienne de Renneville gelangte nach Auflösung des Templerordens in den Besitz der Johanniter.

Lage der Kapellen der Komturei, sichtbar im nahen Ackerboden. Der erste Bau befand sich im östlichen Bereich, war nur etwa halb so lang und hatte offenbar einen flachen Chorschluß. Der zweite Bau wurde direkt auf dem Standort der ersten Kapelle errichtet. Der runde Grundriss rechts im Bild gehört zu einem Taubenschlag.
Architektonische Überreste
Das Livre Vert (1373) informiert, dass infolge der kriegerischen Auseinandersetzungen mit Ausnahme der Kapelle alle Gebäude der Komturei verbrannt und zerstört seien. Beschreibungen aus späteren Jahrhunderten geben also restaurierte, veränderte, oder sogar neu errichtete Gebäude wieder. Auch die heute unter Denkmalschutz stehende große Scheune stammt vom Ende des 15. Jahrhunderts.
Das ‚Vieul Harcourt‘ wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts abgerissen. Die Kapelle wurde in der französischen Revolution komplett zerstört. Ihre Lage und ihre Maße können durch Luftbildarchäologie rekonstruiert werden.
Komture:
um 1307: Guillaume Bouchel, Servient
Quelle
- G.-A. de La Roque de la Lontiére, Histoire généalogique de la maison de Harcourt , enrichie d'un grand nombre d'armoiries, alliances, généalogies, matières et recherches…, Paris 1662, S. 1292 (198)-1294 (200): URL.
Sekundärliteratur
- Ch. Guéry, La Commanderie de Saint-Etienne-de-Renneville (Eure) fondée par Richard d'Harcourt, Evreux 1896: URL.
- M. Miguet, Templiers et Hospitaliers en Normandie, 1995, S. 289-333.
Sainte Eulalie (Komturei, Frankreich)
Sainte-Eulalie, heute Sainte-Eulalie-de-Cernon, um sie von gleichlautenden Orten zu unterscheiden, ist eine Gemeinde im Süden Frankreichs, gelegen zwischen Albi und Montpellier. Die Region gehörte im Mittelalter zur Grafschaft Millau, und diese wiederum zur Herrschaft der Grafen von Provence und Könige von Aragon.
Bauliche und territoriale Entwicklung
Der erhaltene reichhaltige Urkundenbestand der bedeutenden Komturei – heute weitgehend in den Archives départementales de la Haute-Garonne, Toulouse – erlaubt Einblick in ihre Geschichte.
Bereits 1140 hatten die Templer in Saint-Georges ersten Besitz durch eine Schenkung anlässlich des Ordenseintritts von Ramon de Luzenzon erhalten, darunter ein Weinberg. Ein Verwandter Ramons war bereits Templer und nahm als „minister“ die Schenkung entgegen. 1152 erwarben die Templer die bereits bestehende Kirche von Sainte-Eulalie inklusive ihres zugehörigen Landbesitzes, ihrer Abgaben und Rechte von Raimond, Abt des Klosters Saint-Guilhelm-le-Désert gegen eine jährliche Miete von 80 Sols Melgorien – und sechs Käse! 1162 wurde die Mietvereinbarung in eine einmalige Zahlung von 2000 Sols und eine jährliche Gabe von zwei Pfund Weihrauch umgewandelt: die Abtei hatte sich in Geldnot befunden.
1159 erfolgte die große Schenkung Ramon-Berenguers IV., König von Aragon, Graf von Barcelona und Graf von Millau. Die Entscheidung erfolgt für sein Seelenheil und das seines Vaters, der Templer gewesen war („qui fuit miles ac frater Sanctae miliciae Templi Salomonis“). Die Schenkung umfasste das Dorf Sainte-Eulalie und das gesamte Larzac mit Ausnahme der dort „bereits anderen gehörenden Besitzungen (=cunctis ibidem possessoribus suis possessionibus)“. Das Land sollte den Templern zu ewigem und freien Besitz gehören, und der Orden dort weitere Immobilien erwerben dürfen, durch Kauf, Schenkungen und jede andere Erwerbsmöglichkeit. Der Orden dürfe dort Dörfer gründen und Befestigungen errichten, wie es ihm nützlich erscheint. Tatsächlich wurden Gemeinden neu gegründet oder verlegt, wie La Bastide-Pradines. Gleichzeitig mit der Schenkung von 1159 werden die Templer und ihre Mobilia und Immobilia (Menschen, Vieh und Häuser) in den landesherrlichen Schutz genommen. Zuwiderhandelnde sollten des Zornes Gottes gewiss sein (ed. Du Bourg, S. 180). Die Komturei wurde wahrscheinlich kurz darauf gegründet.
Weitere Schenkungen erfolgten in den kommenden Jahren: 1181 übereignete der Abt der berühmten Pilgerkirche Sainte-Foy in Conques der Komturei Dorf und Kirche von Alsobre, mit allen zugehörigen Besitzungen und Rechten. 1184 erhalten die Templer sämtliche Zollrechte der Grafen von Provence im Larzac. Da Straßen zu den Mittelmeerhäfen und die Pilgerroute nach Rom das Gebiet kreuzten, bedeutete dies eine wichtige Einkommensquelle.
Fast 200 Urkunden, größtenteils Schenkungen, sind bis zur Wende zum 13. Jahrhundert erhalten. Im 13. Jahrhundert liegt der Schwerpunkt auf Ankäufen. Noch immer erhielt die Komturei aber großzügige Gaben, wie 1239 die kleine Stadt La Clau mit allem Zubehör: Häuser und Menschen, bebautes und unbebautes Land, Wiesen, Wasserläufe und Wald. Die Schenkung erfolgte von Grimaldus de Salis und seiner Ehefrau Aiglina, die sich beide auch als Donaten der Komturei anschließen. Ihrem Unterhalt soll der Ertrag eines weiteren geschenkten Grundeigentums dienen. Die Urkunde vermerkt die Anwesenheit des Stellvertreters des Provinzmeisters und mehrerer Hausoberer anlässlich des feierlichen Aktes.
Bald nach Übernahme der Kirche von Saint Eulalie begannen die Templer mit dem Bau einer befestigten Niederlassung. Eine Burganlage ist ab 1187 erwähnt. Ein Weinkeller und eine Mühle gehörten zu den Baulichkeiten zur Komturei. Der „Mühlenzwang“ (die Einwohner der Umgebung mussten dort ihr Getreide mahlen), ist erst aus Johanniterzeit belegt, bestand aber wahrscheinlich bereits früher. In Sainte-Eulalie lebten etwa zehn bis fünfzehn Ordensbrüder.
Sainte-Eulalie war ein Zentrum der Land- und Viehwirtschaft, besonders der Schaf- und Ziegenhaltung, und der Milchwirtschaft. Ab Mitte des 13. Jahrhunderts ist ein Verantwortlicher für die Tierwirtschaft – ein „praeceptor bestiarii“ in Sainte-Eulalie belegt. In den Tälern des Cernon, Tarn und Dourbie waren zahlreiche Weinberge und Gärten angelegt. Über mehrere Kirchen hatte der Orden Patronatsrechte. Zwei abhängige Niederlassungen entstanden in den befestigten Städten La Cavalerie und La Couvertoirade, weiterhin bestanden Niederlassungen oder Höfe in La Salvage, Fraissinette und Gals. Bei der Bestandsaufnahme der Güter der Komturei 1308 im Zuge des Prozesses, zählten die Beamten 35 Pferde und Esel, 22 Arbeitsochsen, und gemeinsam mit der Nachbarniederlassung La Cavalerie 120 Rinder, 24 Schweine, 180 Ziegen und 1725 Schafe. Utensilien zur Leder- und Käseherstellung und die zugehörigen Produkte wurden registriert. An Waffen wurden 5 Armbrüste und 10 Helme registriert. Die Kirche verfügte über wertvolle Paramente, immerhin 21 liturgische Bücher und ein mit Edelsteinen geschmücktes Kreuz.
Beziehungen und Konflikte
Die Grafen der Provence/Könige von Aragon unterstützten den Orden in Sainte-Eulalie weiterhin. Eine Urkunde von Alfonso II. von 1179 nimmt die Templer unter Schutz, und bestätigt hohe und niedere Gerichtsbarkeit in den Dörfern und Städten des Larzac im Ordensbesitz. Familien wie die Auriac geben nicht nur bedeutende Schenkungen, sondern stellen immer wieder auch Ordensbrüder. Auch zahlreiche Donaten der Komturei sind aus den Urkunden überliefert.
Etwa ab Mitte des 13. Jahrhunderts gab es wesentlich weniger Schenkungen, dafür vermehrte der Orden seinen Besitz durch Ankäufe. Auch gab es nun öfters Streitfälle über Weiderechte, Einkünfte und Herrschaftsrechte, die zum Teil über Jahre vor Gericht geführt wurden. Der Grund ist wesentlich in der Erschöpfung der Ressourcen, aber auch in unklaren Rechtsverhältnissen zu sehen. Es kam auch zu tätlichen Angriffen auf Ordensbrüder und zu Sachbeschädigung. Frühere Schenkungen wurden erneut in Frage gestellt, wie bei dem 1239 dem Orden übergebenen La Clau, das ab 1263 von den Erben mehrfach – erfolglos vor Gericht - versucht wird, zurück zu gewinnen. Der Graf von Rodez pochte 1277 auf den Lehenseid des Komturs für Saint-Eulalie, La Cavalerie und La Couvertoirade. Der als Schiedsrichter hinzugezogene Seneschall des nunmehrigen Oberherrn der Region Alphonse de Poitiers entschied zugunsten des Ordens.
Streitigkeiten gab es auch mit den sich emanzipierenden Dorf- und Stadtkommunen, deren Vertreter dem Komtur den Lehnseid leisten mussten.1257 klagten die Templer von Saint-Etienne vor dem Stadtrichter von Millau gegen die Bürger und Konsuln Etienne und Arnaud Ratier der Stadt, sie hätten illegal ihre Herden auf Ordensland weiden lassen. Der Richter entschied zugunsten der Templer, die daraufhin die beschlagnahmten Schafe wieder freigeben. Streit mit der Kommune von Sainte-Eulalie gab es in den letzten Jahren des 13. Jahrhunderts über diverse Anrechte der Stadt auf Zahlungen sowie das Backhaus der Gemeinde. 1297 wurde eine Übereinkunft erreicht, in der die Kommune neue Regelungen akzeptierte, die für die Templer weniger ungünstig waren. Ein ähnlicher Fall ist aus dem katalanischen Tortosa bekannt.
Unstimmigkeiten mit der benachbarten Komturei der Johanniter in Saint-Félix de Sorgues entstanden bereits Ende des 12. Jahrhunderts über Grundbesitz, gestohlenes Vieh, aber auch über Donaten der Johanniter, die sich ihrem Versprechen zuwider auf dem Friedhof der Templer hatten bestatten lassen.

Inneres der Kirche von Sainte-Eulalie 2013.
Architektonische Überreste
Kirche und Komturei wurden in der Johanniterzeit umgebaut und erweitert. Mehrfach (1377, 1575 und schließlich während er Französischen Revolution) kam es zu großen Zerstörungen an der Bausubstanz. Heute präsentiert sich die Stadt von Sainte Eulalie als fast geschlossenes Mauerviereck mit 20 Meter hohen Türmen, doch stammen diese eindrucksvollen Befestigungen aus dem 15. Jahrhundert. Ein einziger Gebäudeteil kann in die Templerzeit datiert werden. Auch hier wurde die Fassade aber nachträglich abgeändert, besonders im 18. und 19. Jahrhundert.
Die romanische Kirche besteht aus einem einzigen Schiff, unterteilt in vier Joche. Das Gewölbe wird von Doppelrippen gehalten, die auf mit floralen Motiven geschmückten, einfachen Kapitellen ruhen. Die Apsis ist halbrund und ebenfalls gewölbt. 1648 wurde unter dem damaligen Johanniterkomtur Jean de Bernouy-Villeneuve in die Bausubstanz eingegriffen und die alte Orientierung der Kirche verändert. Um eine Zutrittsmöglichkeit vom Dorfplatz her zu schaffen, wurde die Apsis durchbrochen und mit einem barocken Eingang versehen. Die Gebäude stehen seit 1927 / 1976 unter Denkmalschutz und sind heute touristisch erschlossen.
Komture (nach Carcenac und Du Bourg):
~ 1178 - 1181 Bernart Escafre
~ 1184 Guillaume de la Garrigue
~ 1218-1221/1239 Guillaume Arnaud
~ 1239 Pierre de Campfait
~ 1256 Astorg de Caylus
~ 1257/1259 Pierre de Raimond
~ 1261-1266 Pierre Raimond de Salas
~ 1275 Guillelm Berard (La Clau und Sainte-Eulalie)
~ 1277/1286 Frédol d’Allaissian
~ 1287 Guigon Ademar
~ 1293/1297 Rostaing Dalmas
Anke Napp
Quellen
- Originalurkunden: Archives dép. Haute-Garonne, Toulouse, H Malte Sainte-Eulalie (Nr. 22 = Urkunde von 1159, Nr. 130 = Übereinkunft mit der Kommune 1297).
- Urkundenregesten 18. Jhd.: Inventaire du Malte Nr. 116. Sainte-Eulalie: URL.
- A. Du Bourg, Établissements des chevaliers du Temple et de Saint-Jean de Jérusalem en Rouergue, in: Mémoires de la Societé des letters XIII (1886), S. 141-181, Sainte-Eulalie: S. 157-168, Nr. IX, S. 178 (Schenkung von 1239), Nr. X, S. 179f (Urkunde von 1140), Nr. XI, S. 180f (Urkunde von 1159): URL.
- C. Brunel (Hg.), Les plus anciennes chartes en langue provençale. Recueil des pièces originales antérieures au XIIIe siècle. Bd. 1, Genf 1973 (Reprint), Nr. 518, S. 155-156 (Urkunde zum Streit mit den Johannitern, um 1195).
- A. Higounet-Nadal, Inventaire des biens de la Commanderie du Temple de Sainte-Eulalie du Larzac en 1308, in: Annales du Midi Bd. 68, Nr. 34 und 35 (1956), S. 255-262: URL.
Sekundärliteratur
- A.-R. Carcenac, Les Templiers du Larzac. La Commanderie du Temple de Sainte-Eulalie de Larzac, Nîmes 1994.
- J. Miquel, Cites templieres du Larzac, 1989.

Die Kirche, Eingang in der Apsis und oberer Teil des Glockenturms aus späterer Zeit
Sainte Vaubourg (Komturei, Frankreich)
Die Niederlassung geht auf eine Schenkung zurück, die Heinrich II., König von England, in seiner Eigenschaft als Herzog der Normandie zwischen 1173 und 1178 tätigte. Damals befand sich in Sainte-Vaubourg bereits eine Burg, die Heinrich II. Vorfahren als Aufenthaltsort während der Jagd im zugehörigen 'parc' diente. Dieser Park umfasste sowohl Wald, als auch Weideflächen sowie einen Wasserlauf. Das Areal war allerdings durch die Seine, den königlichen Wald von Roumare, sowie die Rechte naher älterer monastischer Niederlassungen begrenzt. Zur Besitzerweiterung standen den Templern daher nur Gebiet im Süden der Seine frei.
Dependancen wurden mit Hilfe von Schenkungen und Käufen in Bosnormand (Anfang des 13. Jh.s) und Cesseville (ab der zweiten Hälfte des 13. Jh.s) errichtet. Ziel aller Transaktionen war wie stets die Erlangung eines möglichst homogenen Landbesitzes, der leichter zu bewirtschaften war. In Bosnormand endet diese Periode erst 1273, aber nur, um sich in Cesseville fortzusetzen, einem Platz, in dem auch die Nachbarkomturei Sainte-Etienne de Renneville Besitz hatte. Weitere zahlreiche Liegenschaften besaß Sainte Vaubourg im Gebiet von Caux (s. Liste der Besitzungen in der Normandie). Sehr wahrscheinlich waren Dienstleute der Templer auch in der Ziegelherstellung tätig, die sich im 13. Jh. hier ausbreitete.
Überliefert ist das Datum der Weihe des zweiten Kapellenbaus von Sainte Vaubourg: 1264. Auf einem der Glasfenster, die jetzt in der Kapelle von Villedieu-lès-Maurepas eingesetzt sind, ist Robert Payart abgebildet, Provinzmeister der Normandie um 1260. Die Ruine der allerdings im 15. Jh. veränderten Kapelle (sie wurde wohl während der Revolution zerstört) ist heute noch vorhanden, sowie von der mittelalterlichen Bausubstanz weiterhin ein eingewölbter Keller und die Scheune mit ihrem Dachstuhl aus dem 13. Jh.

Sainte Vaubourg, Weinkeller

Sainte Vaubourg, Scheune
Erst 1319, nach einem langwierigen Streit und Rekurs auf den König, gelangten die Johanniter in den Besitz der Komturei und ihrer Liegenschaften.
Komture:
um 1307: Philipp Agate, Servient
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Lascaux, M.: Les Templiers en Normandie, Rennes 1983.
- Miguet, M.: Templiers et Hospitaliers en Normandie, Paris 1995, S. 401-431.
Salles des Croisades, Versailles
Das gewaltige Dekorationsprogramm in neogotischer Architekturrahmung entstand unter dem französischen König Louis-Philippe zwischen 1835 und 1848. Eine Restaurierung fand von 2002-2012 statt. Die Gemälde und Wappendekoration feiert die französische Nation und die Großtaten der Kreuzzüge des 11. bis 14. Jahrhunderts im Sinne der damals ganz Westeuropa begeisternden Mittelalterromantik.
Grund des Großauftrags war die Absicht Louis-Philippes, sich durch Rückgriff auf die Kapetinger und ihre Protagonisten zu legitimieren und sich der Unterstützung der alten Adelsfamilien zu versichern. Diese durften ihre Wappen in den Sälen anbringen – insofern sie urkundlich nachweise konnten, dass ihre Vorfahren an den Kreuzzügen teilgenommen hatten! Immerhin 116 Familien konnten den Nachweis erbringen, andere schreckten auch vor Fälschung ihrer Genealogie nicht zurück.
Das Programm umfasst 130 Gemälde. Unter den Künstlern waren Delacroix, Blondel und Signol. Sie stützten sich bei der Wiedergabe von Schlüsselszenen aus den Kreuzzügen auf Chronisten wie Robert de Clari, Matthäus Parisiensis und Wilhelm von Tyrus, aber auch die romanhaften Ausschmückungen von Chansons de Geste wie das Chanson de Jerusalem und geschichtliche Darstellungen der Kreuzzüge, wie etwa Joseph Michauds Histoire des croisades.
Einige Gemälde widmen sich auch dem Templerorden bzw. bedeutenden Ordensmitgliedern: Hugo de Payns (von Henri Lehmann), Institutionalisierung des Templerordens auf dem Konzil von Troyes (von François Marius Granet), Jacques de Molay (von Amaury Duval), Jacques de Molay und die Templer erobern 1299 Jerusalem – nach einer falschen historischen Tradition - (von Claudius Jacquand). Diese Tradition, vertreten noch von der Histoire de France von Jules Michelet, beruht auf einer Namensverwechslung. 1298 und 1299 hatten Truppenverbände des damaligen mongolischen Herrschers von Persien, der mit den Christen eine Allianz gegen die Mamelucken geschlossen hatte, einige Teile des Heiligen Landes erobert. Einer armenischen Chronik zufolge wurde auch Jerusalem eingenommen. Der Name des mongolischen Generals wird in den zeitgenössischen Berichten als „Mulai/Molai/Molay“ wiedergegeben.
Anke Napp
Quellen und weitere Literatur:
- Lacaille, Frédéric (Hg.): Les Salles des Croisades. The Crusader Rooms, 2018.
San Bevignate (Komturei, Italien)
Perugia in der Region Umbrien war im Mittelalter eine bedeutende Stadtkommune. In den Auseinandersetzungen der Päpste mit den staufischen Kaisern stand sie auf Seiten der Päpste. 1216 tagte das Konklave, aus dem Honorius III. als neuer Papst hervorging, in Perugia. Der päpstliche Hof hielt sich häufig in der Stadt auf.

San Bevignate, Aussenansicht im Jahr 2002
Bauliche und Territoriale Entwicklung
Bereits seit den 30er Jahren des 12. Jahrhunderts waren die Templer in der Diözese von Perugia vertreten. Hier besaß der Orden eine Niederlassung in San Giustino d’Arno, einem dem Orden von Papst Gregor IX. am 24. April 1238 „in melius reformandum“ - also zur Reformierung – übertragenes ehemaliges Benediktinerkloster. Als Grund wurde der schlechte moralische sowie wirtschaftliche Zustand der Abtei und ihrer Liegenschaften genannt:
„durch die Böswilligkeit ihrer Insassen […] in wirtschaftlichen Dingen herabgewirtschaftet […] und in geistlichen Dingen heruntergekommen, so dass keinerlei Hoffnung besteht, dass sie von sich selbst aus wieder auferstehen könnte (per malitiam habitantium in eodem […] in temporalibus diminutum […] et in spiritualibus deformatum, quod nulla spes es de cetero ut resurgere valeat per se ipsum“, (ed. Auvray, Sp. 979).
Die Übereignung erfolgte mit allen zugehörigen Immobilien, darunter weitere Kirchen. Die Templer hatten der Kurie dafür einen jährlichen Besant als Steuer zu zahlen. Die Benediktiner sollten in andere Klöster des Umlandes eingewiesen werden. Eine weitere Niederlassung der Templer befand sich wohl spätestens seit 1243 in San Girolamo. Beide Häuser bildeten die Komturei von Perugia. Ihr gehörten weitere Niederlassungen im Umland, Kirchen und damit verbundene Rechte an.
Ab 1256 wurde eine neue, den Heiligen Hieronymus und Bevignatus gewidmete Kirche der Komturei auf oder in der Nähe (archäologisch nicht geklärt) des Vorgängerbaus errichtet, wie die Akten einer Stadtratssitzung vom 18. Mai dieses Jahres erkennen lassen. Zwischen 1262 und 1266 war der Bau vermutlich fertiggestellt.
Beziehungen und Konflikte
Die Beziehungen der Komturei zur Stadt waren im Allgemeinen gut. Die Stadtregierung wandte sich auch bezüglich der Kanonisation des verehrten Lokalheiligen Bevignatus, eines Eremiten aus dem 5. Jahrhundert, an die Templer. 1260 wurde Komtur Bonvicino mit der Angelegenheit betraut, dem in dieser Sache aber kein Erfolg beschieden war. Erst 1605 wurde Bevignatus kanonisiert. Die Verbindung der Templer zum heiligen (nach heutigem kanonischem Sprachgebrauch seligen) Bevignatus ist in der Forschung bisher nicht geklärt. Reliquien von Bevignatus befanden sich auch noch in zwei weiteren Templerniederlassungen: Reggio-Emilia und Peniscola.
Auseinandersetzungen gab es jedoch mit dem Kathedralkapitel von Todi, über die zur Komturei von Perugia gehörende Andreaskirche in Todi, auf die beide Parteien Ansprüche anmeldeten. 1243 setzte der Papst als Schiedsrichter den Bischof von Chiusi ein. Erst 1248 konnte der Fall entschieden werden: die Kirche und ihre Besitzungen gingen zurück an die Templer.
Weniger freundlich waren die Beziehungen der Templer auch zu den Benediktinern, die sich mit Hilfe einer bewaffneten Truppe um Wiedererlangung von San Giustino bemühten und die Templer aus San Giustino und weiteren Besitzungen vertrieben. Die Templer zogen sich in die Niederlassung von San Girolamo/San Bevignate zurück, appellierten an den Bischof und schließlich an den Papst. Der mehrere Jahre andauernde Prozess wurde von Papst Bonifatius VIII. zugunsten der Templer entschieden, welche Schadensersatz und Prozessentschädigung erhielten. Indes blieb San Giustino von den Benediktinern „besetzt“, so dass Papst Benedikt XI. 1303 dem Bischof von Perugia befahl für die Umsetzung des Richtspruches zu sorgen (ed. Grandjean, Nr. 29, S. 32ff). Letztlich löste der Prozess gegen die Templer die Streitfrage - San Giustino wurde wieder benediktinisch.
Architektonische Überreste
Die Länge der Kirche beträgt ca. 30 Meter, die Breite etwas mehr als 11 Meter. Seitenaltäre gab es offenbar nicht, nur den noch erhaltenen und wohl originalen Hauptaltar. Berühmtheit erlangte San Bevignate vor allem durch seine Fresken. Die Kirche war nicht nur Kapelle des Ordenshauses, sondern auch Pfarrkirche, und somit ausgestattet mit einem gewissen politisch-didaktischen Programm. Die Ausführung der Fresken verrät den Einfluss lokaler Traditionen, weist aber in der Herstellung und einiger ikonographischer Gestaltung durchaus Autonomie auf. Vermutlich haben drei verschiedene Künstler hier gearbeitet.

Blick in den Altarraum mit der Darstellung des Jüngsten Gerichts und dem thronenden Christus rechts, Zustand 2013
An der linken Wand befindet sich eine große Darstellung des Jüngsten Gerichts mit einem thronenden Christus im Zentrum. Im unteren Teil der Gerichtsdarstellung findet sich eine Flagellantenprozession - zur Zeit der Fertigstellung des Freskos von höchster Aktualität in Perugia. In der Apsis ist eine Kreuzigung dargestellt, die byzantinische Einflüsse aufweist. Große wilde Tiere symbolisieren die Bedrohung durch die Muslime aber auch durch spirituelle Versuchungen des Teufels.
Nach der Aufhebung des Templerordens 1312 kam San Bevignate an die Johanniter, die bis ins 15. Jahrhundert hier eine Gemeinschaft unterhielten. Die im 19. Jahrhundert profanierte Kirche von San Bevignate wurde 1948 einer gründlichen Restaurierung unterzogen; weitere Maßnahmen folgten zu Beginn des 21. Jahrhunderts.
Komture (nach Capone/Imperio/Valentini):
~1238 Americo (Prokurator)
~1243 Amanuito
~1253 Angelo Deutesalvo
~1283 Guillaume Charnier/Charny
Anke Napp
Quelle
- L. Auvray (Hg.), Les registres de Grégoire IX, Bd. 2, Paris 1907, Nr. 4285, Sp. 979: URL.
- Ch. Grandjean (Hg.), Les registres de Benoît XI: recueil des bulles de ce pape, Paris 1905, Nr. 29, Sp. 32-38: URL.
Sekundärliteratur
- B. Capone / L. Imperio / E. Valentini, Guida all'Italia dei Templari: gli insediamenti templari in Italia, Rom 1997, S. 159–167.
- G. Casagrande, San Bevignate: una chiesa per la città, in: S. Merli (Hg.), Milites Templi. Il patrimonio monumentale e artistico dei Templari in Europa, Perugia 2008, S. 191–205.
- G. Curzi, Crociate, ordini militari e santi guerrieri: culto e iconografia in Italia centromeridionale, in: D. Carraz, Damien / E. Dehoux (Hgg.), Images et ornements autour des ordres militaires au Moyen Âge, Toulouse 2016, S. 145–154.
- S. Merli, L'insediamento dei Templari a Perugia: da San Giustino d'Arna a San Bevignate, in: S. Sammarco (Hg.), Commilitones Christi. Miscellanea di studi, Rom 2017, S. 9–84.
- E. Ricci, La Chiesa di San Bevignate fuori Porta Sole, in: La Chiesa di San Prospero e i pittori del Duecento in Perugia, Perugia 1929, S. 31–48.
- F. Tommasi, L'Ordine dei Templari a Perugia, in: Bolletino della Deputazione di storia patria per l'Umbria, 78 (1981), S. 5–79.
- P. Scarpellini, La chiesa di San Bevignate, i Templari e la pittura perugina del Duecento, in: M. Roncetti / P. Scarpellini / F. Tommasi (Hgg.), Templari e Ospitalieri in Italia. La chiesa di San Bevignate a Perugia, Mailand 1987, S. 93–158.
Sancey (Komturei, Frankreich)
Die kleine Stadt, die heute den Namen Saint-Julien-les-Villas trägt, liegt in etwa zwei Kilometern Entfernung von Troyes an der Seine in einem schon im Mittelalter für die Wasserregulierung wichtigen Gebiet. Ein Überlaufbecken und Kanäle versorgten Troyes mit Wasser.
Bauliche und territoriale Entwicklung
Zahlreiche Urkunden der Niederlassung haben als spätere Kopien im Chartular der Johanniterkomturei Troyes überdauert und geben Aufschluss über Entwicklung des Grundbesitzes und Streitigkeiten mit den Anliegern.
Bis Anfang des 13. Jahrhunderts war Sancey Teil des weltlichen Lehens von Vilain d’Aulnay. Er übereignete den Templern für sein Seelenheil und das seines Lehnsherrn alles, was er an Immobilien und Zollrechten in Sancey besaß, inklusive Mühlen, Wald, Wiesen, und Wasserläufen. Während Mannier (1872) annahm, die Schenkung sei auf 1201 im Heiligen Land getätigt worden, könnte Pétel (1901) nachweisen, dass die ursprüngliche Urkunde 1205 in Konstantinopel ausgefertigt wurde. Als Zeugen sind neben adligen Teilnehmern des IV. Kreuzzuges auch der Komtur von Akkon und der Marschall des Templerordens genannt.

Vidimus der Schenkungsurkunde durch den Marschall der Champagne, Bruder des ursprünglichen Schenkers Vilain d’Aulnay, Chartular (Sammlung von Abschriften älterer Dokumente) der Komturei Troyes, Ende 15. Jhd.
Weitere kleine Schenkungen und Ankäufe erfolgten im Lauf des 13. Jahrhunderts von Adligen der Umgebung und Bürgern von Troyes: Wiesen, Weiden, Gärten, oder auch nur Teile davon. 1229 schenkten der Bailli von Troyes und seine Frau zum Beispiel die Hälfte einer Wiese, die andere verkauften sie dem Orden. Grundstücke wurden gelegentlich weiter verpachtet, wie 1255 an einen Tuchmacher aus Troyes.
Ab wann es wirklich eine Niederlassung mit Ordensbrüdern in Sancey gab, ist nicht bekannt. Vielleicht konnte das Haus erst nach 1269 eingerichtet werden. In diesem Jahr gab Emmeline, die Witwe des Ortsvorstehers von Sancey, den Templern eine größere Schenkung; vermutlich wurde sie selbst Donatin. Die Gabe beinhaltete neben einem Weinberg und Ackerland auch ihr Wohnhaus in Sancey nebst allen beweglichen Gütern. Erst 1281 wird ein „Templerhaus in Sancey“ erstmalig erwähnt.
Die Grundrisszeichnung aus dem 18. Jahrhundert lässt vermuten, dass es sich um ein großes landwirtschaftliches Gehöft am Platz der heutigen Rue Gambetta Nr. 38 handelte. Eine eigene Kapelle gab es nicht, doch lag die Kirche des Dorfes nebenan. Ob Sancey jemals eine selbständige Komturei war, ist nicht geklärt. Vermutlich gehörte die Niederlassung auch zu Templerzeiten bereits zur Komturei von Troyes.
Beziehungen und Konflikte
Aufgrund der komplexen Besitzverhältnisse erhielten die Templer Abgaben auch von anderen religiösen Häusern des Umlandes, oder mussten an diese zahlen. Die Regularkanoniker von Notre-Dame-en-l’Isle erhielten jährlich eine Naturalienabgabe von den Templern, die aber schließlich gegen ein Stück Land getauscht wurde. 1303 nahm der damalige Visitator Hugues de Pairaud den Verzicht der Kanoniker von Notre-Dame-en-l’Isle auf den Zehnt von Laines-aux-Bois entgegen. Als Ausgleich wurde vereinbart, dass die Templer ihnen jedes Weihnachten zwei „Sétiers“ (ungefähr 150 Liter) je zur Hälfte mit Roggen und Gerste übergeben.
Unstimmigkeiten scheint es über Immobilien in Villepart gegeben zu haben, das zum Herrschaftsbereich der Regularkanoniker von Saint-Loup bei Troyes gehörte. 1244 bestätigte der Abt den Templern ihre Besitzungen und deren unbehelligtes Eigentum. Zehnt und einzelne Steuern sollten jährlich an die Abtei in Osteroktav gezahlt werden. Neuen Besitz in Villepart sollten die Templer nur mit Zustimmung des Abtes erwerben können.
Mitte der 1260er Jahre kam es zu größeren Schäden am Ufer der Seine, wo die Mühlen der Templer standen. Der Graf von Champagne, Thibaut V., versuchte im Namen mehrerer seiner Vasallen und betroffenen Gemeinden, die Templer als Eigentümer der Mühlen zur Reparatur und Schadensersatzleistung zu bewegen. Ein Prozess wurde angestrengt, der 1267 folgende Regelung fand: Thibaut nimmt Abstand von seinen Forderungen, behält sich aber das Recht vor, Teile des Wasserlaufs an andere Nutznießer zu vergeben, sowie gegebenenfalls einen neuen Kanal anlegen zu lassen. Das den Templern und ihren Leuten dabei verloren gehende Land muss er dem Orden bezahlen. Die Reparaturen am Ufer oberhalb der Mühle mussten die Templer durchführen und in Zukunft auf einen guten Wasserfluss achten.
Nach dem Prozess kam die Niederlassung von Sancey mit ihrem Besitz an die Johanniter. Die Ereignisse des hundertjährigen Krieges sorgten dafür, dass die Mühlen im 15. Jahrhundert nur noch nutzlose Ruinen waren.
Architektonische Überreste
Sichtbare Reste der Niederlassung sind nicht mehr vorhanden. Eine Sondierungsgrabung von 1991 förderte die Fundamente einer großen Mauer und eines mittelalterlichen Brunnens zutage. Ob sie aus Templerzeit stammen, ist nicht bekannt.
Anke Napp
Quellen:
- Original der Schenkungsurkunde: Archives Nationales de France S 4956, Suppl. Nr. 6
- Chartular der Komturei Troyes: Arch. Dép. Aube 31 H 14 bis, ab fol 93r: URL.
Sekundärliteratur:
- F. Gilet, Templiers et Hospitaliers à Sancey (Saint-Julien-les-Villas), in: La Vie en Champagne 85 (2016), S. 3-9.
- Th. Leroy, Les Commanceries de Champagne et de Brie, in: N. Dohrmann / A. Baudin / G. Brunel (Hgg.), Templiers. De Jérusalem aux commanderies de Champagne, Troyes 2012, S. 189-203.
- E. Mannier, Ordre de Malte. Les commanderies du Grand-prieuré de France, d'après les documents inédits conservés aux Archives nationales à Paris, Paris 1872, S. 305f.
- A. Pétel, Les Templiers à Sancey, aujourd’hui Saint-Julien (Aube), in Revue de Champagne et Brie 13/1 (1901), S. 5-89: URL.
Santersleben(=Santersleve/Sandersleben, Komturei?)
Santersleben ist heute als Groß-Santersleben eine Gemeinde des Landkreises Börde in der Nähe von Magdeburg, Bundesland Sachsen-Anhalt. Im Ort Sandersleben in der Nähe von Köthen/Dessau besaß der Orden im Widerspruch zu zahlreichen Abhandlungen keine Besitztümer!
1215 übereignete Herzog Otto I. von Braunschweig auf Bitten seines Lehnsmannes Dietrich Tude dem Templerorden in Santersleben die Pfarrkirche mit dem dazugehörigen Patronatsrecht und weitere 8 ½ Hufen Land. Diese Übereignung war mit der Bitte verbunden, dass Otto selbst, seine Eltern und Nachfolger als Donaten in den Orden aufgenommen werden. Am 20. September 1221 hatten die Templer ihren Besitz in Santersleben bereits an das neu errichtete Zisterzienserinnenkloster des Hl. Laurentius in Magdeburg verkauft. Zu diesem Zeitpunkt umfasste er ein Freigut mit fünf Hofstellen und sieben Hufen, sowie die Kirche mit ihrem zugehörigen Besitz (ed. Mülverstedt, S. 292f). Laut Behrends (1826) wurde weiterer Ordensbesitz in Santersleben nach Auflösung des Ordens dem „erzbischöflichen Schlosse Wolmirstedt“ übertragen.
Behrends (1826) vermutet, dass sich in Santersleben seit Anfang des 13. Jahrhunderts eine Komturei der Templer befunden hat. Hierzu rechnet er auch die südöstlich des Bördedorfes erhaltenen Grundmauerreste, die nach mündlichen Überlieferungen zu einem Kloster oder Burg gehört haben sollen:

Bericht bei Behrends, Neuhaldenslebische Kreis-Chronik, S. 252.
F. Sengstock
Quelle
- Originalurkunde: Magdeburg, Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Rep. U 1 Erzstift Magdeburg XVI B, Nr. 1
- G. A. von Mülverstedt (Hg.), Regesta Archiepiscopatus Magdeburgensis, Bd. 2, Magdeburg 1876, Nr. 490, S. 221 u. Nr. 640, 292f.
Sekundärliteratur
- P. W. Behrends, Neuhaldenslebische Kreis-Chronik, II. Teil, Neuhaldensleben 1826, S. 346 und 352.
- M. Schüpferling, Der Tempelherren-Orden in Deutschland, Bamberg 1915, S. 115f: URL.
Schatz
Unter dem Schatz der Templer werden zum einen vergrabene Geld und Wertgegenstände verstanden, zum anderen Geheimwissen. Insbesondere die Populär- und Alternativwissenschaft und die Tourismusindustrie nutzen das Motiv.
Finanzielle Situation des Ordens
Piquet (1939) schätzte das jährliche Einkommen des Templerordens aus seinen Gütern auf mehr als 200.000 Livres. Es ist allerdings weder genau bekannt, wie viele Ordenshäuser es gab, noch wie viel diese genau erwirtschafteten. Nur für einige Komtureien sind aus der Zeit des Prozesses Inventare und Rechnungslegungen überliefert. Ein großer Teil des Reichtums des Ordens bestand in Ländereien, Kirchengerät und Reliquien, Dinge, die in Notlagen erst zu Geld gemacht werden mussten.
Allein die Instandsetzung der Burg Safed um 1240 über eine Million Goldbesanten. Schätzungen zufolge verschlang die Aufrechterhaltung und Besetzung der Burg pro Jahr ungefähr weitere 40.000 Besanten. Zahlreiche Schlachten in den Kreuzfahrerstaaten brachten hohe Verluste nicht nur an menschlichen Ressourcen, sondern auch an Waffen, Rüstungen und Pferden.
(Zu den Einkünften des Ordens s. Geldwesen)
Historische Grundlagen der Schatzlegenden
1308 machte der Servient und Komtur Johannes der Katalane während des Prozesses vor der päpstlichen Kommission in Poitiers folgende Aussage:
„[…] dass die Mächtigen des Ordens von der bestehenden Verwirrung (=dem Prozess) zuvor gewusst hatten / sie voraus gesehen hatten und daher geflohen waren. Er selbst begegnete Bruder Gerard de Villiers, der 50 Pferde mit sich führte, und hörte sagen, dass jener mit 18 Schiffen in See gestochen sei. Und der Bruder Hugo de Chalons ist mit dem ganzen Schatz des Bruders Hugues de Pairaud geflohen… (=Item dixit, quod potentes ordinis prescientes istam confusionem fugiunt et ipse obviavit fratri Girardo de Villariis ducenti quinquaginta equos, et audivit dici, quod intravit mare cum XVIII galeis, et frater Hugo de Cabilone fugiit cum tot thesauro fratris Hugonis de Peraudo”, ed. Finke II, S. 339).
Diverse populärwissenschaftliche Autoren haben diese Aussage spektakulär verkürzt, so dass ein enormer Schatz mit Hilfe von 50 Pferden und 18 Schiffen in Sicherheit gebracht worden sei. Der Zeuge spricht aber eindeutig von zwei verschiedenen Ereignissen: der Flucht von einem Ordensoberen mit Gefährten und der Sicherstellung des „Schatzes von Hugues de Pairaud“ durch eine andere Person. Tatsächlich stellten Mitarbeiter des königlichen Rechnungshofes in Paris 1321 einen erheblichen Geldbetrag sicher, der vom letzten Visitator Hugues de Pairaud einem Mann des Vertrauens zur Verwahrung übergeben worden war. Dieser Schatz enthielt 1189 Goldmünzen und 5010 Silbermünzen.
Der Schatz von Aragon
Auch in Aragon, wo die Ordensbrüder den Beginn des Prozesses in Frankreich aus zunächst relativer Sicherheit miterleben konnten und Zeit hatten, Verfügungen zu treffen, deponierten die Templer Bargeld an vermeintlich sicheren Orten. In Miravet, wo sich die Templer nach Beginn des Prozesses verschanzt hatten, wurden bei der Eroberung der Burg durch den König 70.000 Sous gefunden Auf der Johanniterburg Villafamés wurde ebenfalls versucht, Gelder in Sicherheit zu bringen. Auch sie gelangten letztlich an den König.
In der Zweiten Lebensbeschreibung von Papst Clemens V., verfasst noch vor 1328 von einem zu dieser Zeit in Avignon lebenden Dominikaner, heißt es zum Templerprozess: „Im gleichen Jahr befahl der König von Aragon, die in seinem Land befindlichen Güter der Templer in Besitz zu nehmen; und selbige Brüder wurden gefangen gesetzt. Einige wollten fliehen und vertrauten sich dem Meer an, doch wurden sie durch den Wind auf den Strand zurück geworfen und kamen so gemeinsam mit einem großen Schatz in die Hände des Königs. (=Eodem anno Rex Arragonum occupari mandavit bona Templariorum in regno suo circa Kalendas Decembris; et ipsi sunt capti, et aliqui volentes fugere, exposuerunt se in mari, sed ventus repulit eos at plagiam, et ad manus Regis venerunt cum thesauro magno“, ed. Baluze I, S. 27f). Ein urkundlicher Beweis in aragonesischen Archiven für seinen Bericht ist bisher noch nicht aufgefunden worden.
Populärkultur
Der Boom der Templerschatzsucher begann erst im 20. Jahrhundert. Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verschob sich das Motiv des Templerschatzes mehr und mehr in Richtung eines von den Templern gehüteten Geheimwissens, das vom Heiligen Gral bis zur Transatlantikroute oder Kontakten mit außerirdischen Zivilisationen reicht. Die berühmtesten Schatzorte sind die Burg Gisors, Rennes-le-Château in den Pyrenäen, der Forêt d'Orient in der Champagne, Rosslyn Chapel in Schottland und Oak Island in Kanada. Gern werden angeblich von inhaftierten Templern hinterlassene Graffiti als Wegweiser zu Schätzen und Geheimnissen angeführt, insbesondere in den Verliesen von Gisors und Chinon. Häufig werden Verbindungen zu den Freimaurern und Verschwörungstheorien gezogen, die von einem Überleben des Templerordens in Form von Geheimgesellschaften ausgehen. Als Begründer dieses motivgeschichtlichen Zweiges können die Autoren Gérard de Sède (Les Templiers sont parmi nous, 1963, und L’or de Rennes,1967), Louis Charpentier (Les mystères templiers, 1969), und das britische Team Henry Lincoln, Michael Baigent und Richard Leigh (Holy Blood – Holy Grail, 1982 und The Temple and the Lodge, 1989) gelten.
Roman- und Filmadaptionen des Themas sorgten für eine weitere Popularisierung des Motivs. Am bekanntesten sind Dan Browns Roman The Da Vinci Code (2003) und die 2006 erfolgte Verfilmung. Beide beruhen in weiten Teilen auf den in Holy Blood – Holy Grail geäußerten Ideen, was sogar einen Copyrightprozess zur Folge hatte, den Brown allerdings gewann. Die Protagonisten versuchen die Geheimnisse der Templer mittels versteckter Symbole zu ergründen, denen sie im Laufe der Handlung folgen. Auch Dokudramen zum Thema Templer wie in der Reihe Terra X kommen kaum ohne geheimnisvolle Orte aus, in denen das Verbergen von Schätzen durch Templer in Szene gesetzt wird, um dann dieselben Orte mit modernster Technik (erfolglos, aber medienwirksam) zu inspizieren.
Anke Napp
Quellen:
- E. Baluze, Vitae Paparum Avenionensium, Bd. I, Paris 1693, Sp. 27f.
- H. Finke, Papsttum und Untergang des Templerordens, 2 Bde. Münster 1907, hier Bd. II, Nr. 155, S. 339.
Sekundärliteratur:
- A. Napp, Vom Ketzerprozess zur Metaverschwörung. Die Mythen um den Templerorden, Baden-Baden 2020, S. 175-195.
- J. M. Sans i Travé, El proces dels Templers catalans, Lleida 1991, S. 303.
- R. Stark, God’s Battalions, San Francisco 2006, S.179.
- Artikel “Why The Da Vinci Code lawsuit failed” vom 10.4.2006 auf der Website Pinsent Masons (Zugriff 17.9.2024): URL.
Populärkultur
- M. Baigent / H. Lincoln / R. Leigh, Holy Blood – Holy Grail, London 1982.
- L. Charpentier, Les mystères Templiers, Paris 1969.
- R. Linnell, Der Fluch von Oak Island, in: G. Kirchner (Hg.), Terra X. Expeditionen ins Unbekannte. Von Mallorca zum Ayers Rock, München 1997, S. 176-241.
- G. de Sède, Die Templer sind unter uns, Frankfurt Main 1963.
Scheikwitz (=Čejkovice, Komturei, Tschechien)
Die geographische Verortung der Komturei Schweikwitz war lange Zeit strittig. Zahlreiche Ortschaften tragen einen ähnlich klingenden Namen, darunter Cakovice nördlich von Prag und ein weiteres Cakovice südlich von Aurschinewes. Die in den Urkunden genannten Orte verweisen jedoch alle auf den südmährischen Raum, so dass die von Hruby (2011) genannte Gemeinde Čejkovice im Bezirk Hodonín in Südmähren als wahrscheinlichster Standort bestätigt werden kann. Vom Ende des 12. Jahrhunderts bis in die Neuzeit war die Region Teil des Königreichs Böhmen, welches wiederum zum Heiligen Römischen Reich gehörte.
Bauliche und territoriale Entwicklung
Uhlířová verlegt die Gründung der Niederlassung „um das Jahr 1237“, jedoch ohne Begründung. Der erste Hinweis auf die in Scheikwitz ansässige Templer stammt aus einer Bulle von Papst Innozenz IV. aus dem Jahre 1246. Darin erteilte der Papst mehreren Prälaten den Auftrag, den Streit um den Zehnten im Dorfe Ceje zwischen den Zisterzienserklöstern Wehlerad (=Velehrad) und Thusnowicz (=Tisnov) und dem „domus milicie Templi in Cheyekovich“ zu schlichten (ed. Erben, S. 541). Ein Komtur ist erstmalig in den 1290er Jahren erwähnt.
Der Besitz wurde durch Schenkungen, aber auch durch Ankäufe erweitert. 1248 übertrug Ulrich, Sohn des Herzogs von Kärnten, den Templern von Scheikwitz („fratribus templariis residentibus in Schaeikwicz“) Güter im Dorfe Rackowitz. 1292 erwarb die Komturei das Dorf Schönstraß (=Sczetrapie; Wssetrapi, nicht mehr existent) für 155 Mark Silber. 1297 verkaufte Ritter Protheba von Dobrovitz den größten Teil seiner Güter an die Templer. Der Besitz der Komturei erstreckte sich weit: In einer Urkunde vom 30. September 1302 bezeugen Komtur Ekko (von Egerberg) und die Brüder von Scheikwitz, dass sie vom Schottenkloster in Wien statt eines Hofzins eine Bäckerei in der „Ratstraz“ erhalten haben.
Neben der eher repräsentativen Niederlassung in Prag war die Komturei Scheikwitz/Cejkovice aufgrund ihrer günstigen Lage an Haupthandelsrouten vor allem ein wichtiger Wirtschaftsstandort
Beziehungen und Konflikte
Dass die Beziehungen zu den umliegenden geistlichen und weltlichen Mächten nicht immer ungetrübt blieben, zeigt z.B. eine Auseinandersetzung von 1246, aus dessen Anlass die Niederlassung erste Erwähnung findet. Um ein Patronats- und Zehntrecht der Kirche in Michelsdorf (=Wrbitz; Vrbice) kam es auch zu Auseinandersetzungen mit dem Zisterzienserkloster Saar (=Žďár nad Sázavou). Der letztlich 1269 als Schiedsrichter angerufene Bischof von Olmütz gestand den Templern das Patronatsrecht in Michelsdorf und den Zehnten von 14 von 20 Grundstücken zu; dem Kloster Saar hingegen den Zehnt der restlichen 6 Grundstücke in Michelsdorf (ed. Emler, S. 259).
Vielleicht unter dem Eindruck der Verhaftungen der Templer in den französischen Kronlanden im Herbst 1307, bemühten sich auch die Ordensbrüder in Scheikwitz, Grundbesitz in sichere Hände zu geben: Am 3. März 1308 verpachten die Brüder und Provinzmeister Ekko, mit Erlaubnis des Ordensmeisters und Zustimmung des Herzogs Friedrich von Österreich die Stadt Setteinz (=Vsetin) mit dem Schloss Freundsberg (=Vreuntspergk) sowie den Fluss Roknitz bis zur Mitte des Bertsch an Bokko von Chrawar für 31 Jahre. Die Chrawar gehörten zu den bedeutendsten mährischen Adelsfamilien. Nach Ablauf der 31 Jahre sollte unter der Voraussetzung, dass der Templerorden noch besteht, ein neuer Vertrag geschlossen werden. Die Komturei Scheikwitz wird zwar in diesem Vertrag namentlich nicht erwähnt, es ist jedoch davon auszugehen, dass diese die oben angeführten Güter in Erbpacht gab, da die Urkunde die Beifügung des Siegels von Scheikwitz erwähnt (ed. Emler, S. 935).
Ob die Komturei und ihre Güter nach Auflösung des Templerordens an die Johanniter übertragen wurden, ist unklar. Mitte des 14. Jahrhunderts waren die Immobilien Eigentum des mährischen Zweigs der Sternbergs, die - wie zahlreiche Urkunden bezeugen - dem Orden eng verbunden waren.
Architektonische Überreste
Die Burg des Ortes, die heute als Hotel genutzt wird, soll in Teilen aus der Templerzeit stammen, insbesondere die weitläufigen „Templerkeller“. Der Bau wurde jedoch mehrfach zerstört und neu errichtet. Ab 1624 bauten die Jesuiten die Anlage erneut auf und richteten ein Kolleg ein.

„Templerkeller“ in Čejkovice
Populärkultur
Čejkovice in Südmähren bewirbt heute sein „Erlebnisdorf“ mit den „Kräutern der Tempelritter“ und den Wein aus dem „Templerkeller“.
Komture
~Ekko 1292 – 1302
E. Hruby / F. Sengstock / A. Napp
Quellen
- Urkunden: Beispiele zu den Arrondierungen unter Ekko von Egerberg zwischen 1292 und 1308 Narodni archiv Praha, RM 1887 (Grunderwerb in Schönstraß, abgekommenes Dorf bei Scheikwitz) Stiftsarchiv Schotten Wien, 1302 IX 30 (Tausch des Zinsrechtes am Regensburger Domvogtshof in Wien gegen einen Wirtschaftshof samt Bäckerei in der Wiener "Ratsraz" (heute Bäunerstraße).
- J. Emler u. a. (Hgg.), Regesta diplomatica necnon epistolaria Bohemiae et Moraviae. Bd. 2: Annorum 1253–1310, Prag 1882, S. 259.
- C. J. Erben u.a. (Hgg.), Regesta diplomatica nec non epistolaria Bohemiae et Moraviae. Bd. 1: Annorum 600 – 1253, Prag 1855, S. 541: URL.
Sekundärliteratur
- J. E. Horky, Die Tempelherren in Mähren. Sagen, Untersuchungen, Geschichte, Znaim 1845, S. 70–73.
- E. S. Hruby, Sie alle trugen das rote Tatzenkreuz. Die Tempelritter in Österreich, Böhmen und Mähren, Wien 2011, S. 137–146.
- M. Schüpferling, Der Tempelherren- Orden in Deutschland, Bamberg 1915, S. 170–175: URL.
- V. Stepanek / J. Libor, Cejkovice 1248–1998, Cejkovice 1999.
- J. Uhlířová, Die Geschichte des Templerordens in Westeuropa, Böhmen und Mähren, Brünn 2008 (Masterarbeit, Masaryk Universität), S. 50-54: URL.
Populärkultur
- Webseite der „Erlebnisdörfer“: https://www.erlebnisdoerfer.de/Erlebnisdoerfer/kraeuterdorf-cejkovice-cz/ (Zugriff: 14.2.2024)
- Webseite der „Templerkeller“: https://www.templarske-sklepy.cz/en/ (Zugriff: 14.2.2024)
Schenkungen
coming soon
Schiffe
s. Flotte
Schlesien
Im 12. Jhd. war das polnische Herzogtum Schlesien über familiäre Beziehungen mit dem deutschen König Konrad III. verbunden. Der damalige Herzog Władysław II. unterstellte sich schließlich auch lehensrechtlich dem deutschen König. Im 13. Jhd. kam es durch die auf die Mongoleneinfälle folgende Ostkolonisation zu einem starken Zuwachs deutscher Siedler und zahlreichen Städteneugründungen. 1289 nahm Herzog Kasimir II. die böhmische Lehenshoheit an. Seit dem II. Weltkrieg gehört der östlich der Neiße gelegene Teil von Schlesien zu Polen, Niederschlesien zu Deutschland (Bundesland Sachsen).
s. Polen u. Deutschland
Anke Napp
Schottland
Schottland war bis Ende des 13. Jahrhunderts ein von England unabhängiges Königreich. 1286 starb das regierende schottische Königshaus in der Hauptlinie aus. Der zum Schiedsrichter über die verschiedenen Prätendenten berufene englische König Edward I. ließ sich von den Anwärtern, dem geistlichen und weltlichen Adel die Anerkennung der englischen Oberherrschaft schwören. Die Mehrheit der Wahlrichter entschied 1292 für John de Balliol, der Edward I. den Lehnseid leistete. Der schottische Widerstand gegen die englischen Einmischungen mündete 1295 in einem Beistandspakt mit Frankreich und letztlich ein Jahr darauf in die englische Invasion. Aus den folgenden Schlachten der Schottischen Unabhängigkeitskriege ging zunächst England als Sieger hervor. Erst 1314 konnte Robert Bruce in der Schlacht von Bannockburn gegen die englische Krone den Sieg davon tragen. Die Auseinandersetzungen mit England und interne Zwistigkeiten endeten aber erst Mitte des 14. Jahrhunderts. Erst 1707 mit der Ratifizierung der Acts of Union wurde das Vereinigte Königreich von Großbritannien gegründet.
Territorium und Stellung im Orden
Der Nachweis etwaiger Templerbesitzungen ist durch die Verschmelzung mit Besitzungen der Johanniter erschwert, und die Tatsache, dass die Bezeichnung „Temple Land“ seit dem 16. Jahrhundert auch für Besitz anderer religiöser Institutionen verwendet wird.
Zwei Komtureien sind bekannt: Balantrodoch, was wahrscheinlich als Hauptsitz des Ordens in Schottland fungierte, und Maryculter. Letztere wurde 1239 nach einer Schenkung begründet. Anfang des 13. Jahrhunderts verfügte der Templerorden auch über Besitz in East Fenton und Peffer, Falkirk (Saline), Swanston und Glasgow. Außerdem sind verpachtete Häuser in St. Andrews und Edinburgh bekannt. Die Cura Quatuor Burgorum, in der Vertreter der wichtigsten schottischen Handelsstädte vertreten waren, wiederholte noch im Jahr 1405 das Gesetz, kein Templer dürfe frei verkaufen und kaufen und damit die Rechte der einheimischen Gilden schmälern, es sei denn, er sei selbst Gildenmitglied: § 4: „Quod nullus templarius eiciat mercimonia pertinentia ad gildam / That na templair sall intromit with merchandise perteining tot he gild“. Auch hier handelt es sich wohl um eine Regelung, die die Johanniter betraf, sich aber vermutlich auf ältere Gesetzgebungen zum Templerorden bezog.
Noch Mitte des 13. Jahrhunderts unterstanden die schottischen Ordenshäuser offenbar der englischen Provinz, denn auf einem in London 1234 abgehaltenen Generalkapitel wurden Güterangelegenheit schottischer Provenienz abgehandelt. Matthäus von Paris berichtet in seiner Chronica Maiora von einem „Magister Templi in Scotia“, der den 6. Kreuzzug begleitet habe. Eine „Unterprovinz“ war also gebildet worden. Noch Ende des 13. Jahrhunderts ernennt der englische Provinzmeister Stellvertreter für Schottland. In seiner Aussage während des Prozesses erklärt Walter de Clifton, letzter Komtur von Balantrodoch, William de la More sei „magister […] in Anglia et Scotia“, und dass sie ihre Weisungen vom englischen Provinzmeister („magistro Angliae“) bekamen, dieser wiederum vom Ordensmeister und dem Generalkapitel (ed. Wilkins II, S. 280).
Die Urkundenfrage
Über die Aktivitäten und Niederlassungen der Templer in Schottland ist relativ wenig bekannt. Laut der durch den Meister der Johanniter 1338 angeordneten Bestandsaufnahme aller Güter und ihrer Einkünfte auf der englischen Halbinsel zahlten die Ordenshäuser der Templer in Schottland vor Ausbruch des Krieges 1296 300 Mark Sterling - etwa 200 Pfund – pro Jahr als Responsiones an den englischen Provinzmeister. Die kriegerischen Auseinandersetzungen mit England und der schottische Bürgerkrieg hatten bereits in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts nicht nur Land und Ordenshäuser zerstört, sondern auch Urkunden über den Besitzstand, wie die gleiche Untersuchung vermerkt – zumindest befanden sie sich nicht in den Händen der Johanniter! Die Historikerin Helen Nicholson entdeckte 2016 im anlässlich des Prozesses 1308 angefertigten Inventar der Templerniederlassung East Cowton (Yorkshire) einen Hinweis auf Urkunden der schottischen Niederlassungen: „omnes carte templi scocie“ hätten sich mitsamt weiteren Urkunden zu englischen Besitzungen dort in einer Truhe befunden. Leider verliert sich die Spur dieser Urkundensammlung. Offenbar hatten die schottischen Templer versucht, ihren Urkundenbestand vor den kriegerischen Ereignissen zu retten.
Beziehungen zur schottischen und englischen Krone
In seinem kurz nach König Davids I. von Schottlands Tod verfassten Eulogium Davidis regis Scotorum preist der Zisterzienserabt Aelred von Rielvaux die Frömmigkeit des Herrschers. Templerbrüder hätten ihm als Berater gedient. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts inseriert John of Fordun die Eulogie in seine Geschichte Schottlands.
Möglicherweise entstand die Komturei Balantrodoch bereits durch eine Schenkung Davids I. an Hugues de Payens. Eine besondere Nähe der Templer zum schottischen Königshaus oder schottischen Adligen ist nicht nachzuweisen. Die meisten Schenkungen stammten von normannischen Familien und auch die Namen der bekannten Ordensbrüder verweisen auf normannische Ursprünge.
1291 leistete der damalige Provinzmeister Brian de Jay gemeinsam mit zahlreichen Bischöfen, Äbten und weltlichen Herren den geforderten Gefolgschaftseid an König Edward I.. Die ausgefertigte Urkunde vermerkt ausdrücklich, dass bei Nichtableistung des Eides Strafen bis zur Inhaftnahme drohten. 1298 begleiteten sowohl Brian de Jay (unterdessen Provinzmeister von England) und der schottische (Unter-)provinzmeister das englische Heer auf einem weiteren Feldzug gegen Schottland. Beide fielen in der Schlacht von Falkirk. Ob weitere Templer teilnahmen ist nicht überliefert.
Die päpstliche Bulle Pastoralis Praeeminentiae leitete auch in Schottland den Prozess gegen den Orden ein. Vor der in Holyrood tagenden Untersuchungskommission erschienen allerdings nur zwei Ordensbrüder, einer von ihnen war Walter de Clifton. Beide machten keine belastenden Aussagen.
Nachleben und Populärkultur
Die zahlreichen zeitgenössische Nachrichten über die Schlacht von Bannockburn suggerieren keine Teilnahme von flüchtigen Templern, die zum Sieg beigetragen hätten. Bannockburn (nicht die Templer) in Verbindung mit der Freimaurerei taucht erst im Jahr 1767 auf, und zwar in den Statuten des Royal Order of Scotland, eines freimaurerischen Seitenzweiges. Dessen Würdenträger sollten am Tag der Schlacht von Bannockburn gewählt werden.
Die älteste schriftliche Version einer der Fluchtlegenden, die vom Entkommen mehrerer Templer nach dem Prozess nach Schottland spricht, findet sich in einer Straßburger Handschrift von 1760. Sie ist jedoch wahrscheinlich einige Jahrzehnte älter, da Ritualbücher verschiedener Freimaurer-Logen bereits Templergrade kennen. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Fluchtlegenden von den meisten Freimaurern und maurerischen Ritterorden öffentlich als Mythos deklariert. Der Freimaurerhistoriker Albert Mackey erklärte in seiner History of Freemasonry (1898) „ we may safely conclude that the Bruce and Bannockburn Legend of Scottish Templarism is to be deemed a pure myth, without the slightest historical element to sustain it (=wir können also mit Sicherheit daraus schließen, dass die Bruce- und Bannockburn-Legende des schottischen Templarismus ein reiner Mythos ist, ohne den kleinsten historischen Hinweis, der sie unterstützten könnte“ Mackey, S. 260).
Ein nachhaltiges Wiederaufleben des Mythos wurde durch die britischen Autoren Michael Baigent und Richard Leigh in ihrem 1988 erschienen alternativhistorischen Buch The Temple and the Lodge - Inside Freemasonry erreicht. Die Flucht von Templern mit ihrem Schatz und Geheimwissen nach Schottland, die Familie Sinclair und Rosslyn Chapel sind zum Allgemeinplatz zahlreicher alternativhistorischer und verschwörungstheoretischer Werke, Romane, Fernsehserien und Kinofilme geworden.
Anke Napp
Quellen
- Scottish Burgh Records Society (Hg.), Ancient Laws and Customs of the Burghs of Scotland: A. D. 1124-1424, Edinburgh 1868, S. 148.
- Bannatyne Club (Hg.), Instrumenta publica sive processus super fidelitatibus et homagiis Scotorum Domino Regi Angliae factis, A.D. MCCXCI-MCCXVI, Edinburgh 1834, S. 19 (Eid von Brian de Jay): URL.
- John of Fordun’s Chronicle of the Scottish Nation, Cap. XLI, ed. F. J. H. Skene (the historians of Scotland Vol. IV), Edinburgh 1872, S. 234.
- Matthew Paris, Chronica Maiora, ed. H. R. Luard, Bd. 6, London 1872, S. 521.
- The Knights Hospitallers in England: Being the Report of Prior Philip de Thame to the Grand Master Elyan de Villanova for A. D. 1338, ed. L. B. Larking, Camden 1857, S. 201.
Sekundärliteratur
- R. Aitken, The knights templars in Scotland, in: The scottish review 32 (1898), S. 1-36.
- R. L. D. Cooper, The Rosslyn Hoax? Viewing Rosslyn Chapel from a new perspective, Hersham 2006, S. 216ff.
- Ian B. Cowan / P.H.R. Mackay / A. Macquarrie (Hgg.), The Knights of St. John of Jerusalem in Scotland, Edinburgh 1983, S. XVIII-XX.
- E. Lord, The Knights Templar in Britain, London 2002, S. 143-154.
- A. G. Mackey / W. J. Hughan / W. R. Singleton, The history of freemasonry : its legends and traditions, its chronological history, Bd. 1, New York / London 1906, S. 260.
- P. Mollier, La Chevalerie maçonnique, Paris 2022.
- H. Nicholson, The Templars’ Scottish charters. Blog Cardiff University, 9. Mai 2016: URL.
Populärkultur:
- M. Baigent / R. Leigh, Der Tempel und die Loge. Das geheime Erbe der Templer in der Freimaurerei, München 1999, S. 70ff, 116ff.
Scott, Walter (Poet)
Im 19. Jahrhundert gab es eine Anzahl von Romanen, Theaterstücken und Opern, die einen Templer zumindest unter den Antagonisten oder als Nebencharakter führten. Ausgelöst wurde dieses Interesse im Wesentlichen durch den Roman Ivanhoe, verfasst von Walter Scott und 1819 publiziert. Das Hauptthema des Romans ist der Kampf der ehrenhaften Angelsachsen (personifiziert durch den enterbten Ritter Ivanhoe und Robin Hood) gegen die brutalen, gierigen normannischen Eroberer und ihr Rechtssystem (unter anderem personifiziert durch den Templer Brian de Bois-Gilbert).
Der Templer aus Ivanhoe wird vorgestellt als arrogant, hartherzig, grausam und gierig und illustriert so einige der bereits im Mittelalter von Matthäus Paris gegen den Orden erhobenen Vorwürfe. Die Regel des Ordens ist zugunsten der größeren Dramatik vernachlässigt: so trägt Bois-Gilbert Gewänder aus Samt und Seide, verfügt über eigene sarazenische Sklaven, bewegt sich nach eigenem Gutdünken außerhalb der Ordenshäuser, nimmt an Turnieren teil und entführt schließlich sogar eine Frau (die Jüdin Rebecca), die er unter seine Gewalt zwingen will.
Der Hintergrund für Scotts Charakterdarstellung ist zum einen seine Zugehörigkeit zur anglikanischen Kirche. Zum anderen nutzte er wohl Überlieferungen über Brian de Jay und die Templer von Balantrodoch, die den Orden und seine Angehörigen in sehr negativem Licht zeigen.
Der Erfolg des Romans zeigt sich in den zahlreichen Theaterstücken und Opern, die auf seinem dramatischen Gerüst in den folgenden Jahrzehnten entstanden und sich interessanterweise weniger um Ivanhoe selbst, als um den 'Templer und die Jüdin' drehen. Auch in weiteren Werken Scotts tauchen die Templer auf. In Der Talisman, publiziert 1825, der während des 3. Kreuzzuges im Heiligen Land spielt, werden die Templer beschuldigt, geheime Verhandlungen mit den Muslimen zu führen und König Richard Löwenherz zu verraten. Richard seinerseits beschuldigt den Ordensmeister, ein Teufelsanbeter zu sein. Hier scheinen die Anklagen aus dem Prozess auf.
Scott war neben seiner literarischen Tätigkeit im Rechtswesen beschäftigt und selbst Freimaurer. Seine kritische Darstellung der Templer mag mit seiner kritischen Sicht auf maurerische Aktivitäten zusammenhängen, die gerade in seiner Zeit als Gefahr für ein einiges, starkes britisches Königreich aufgefasst wurden. Scotts Werke trugen zur Formierung des viktorianischen Nationalismus bei.
Auch Hollywood-Filme wurden von Scotts Klassikern inspiriert, wie zum Beispiel King Richard and the Crusades (nach Talisman) von D. Butler, 1954 und Ivanhoe von R. Thorpe, 1952. Immer wieder variiert, tauchen die Motive aus diesen beiden Werken in Kino und TV bis heute auf.
Anke Napp
Sekundärliteratur
- J. H. Woodger, Sir Walter Scott's Templar Construct. A Study of Contemporary Influences on Historical Perceptions (Masterarbeit Massey University), 2017.
Selbstverständnis
In Briefen und Urkunden aus dem 13. und Anfang des 14. Jh. wird deutlich, dass die Templer (und Johanniter) sich als auserwählte Instanzen zur Sicherung des Friedens und der Ordnungsahen, dem Schutz der Kirche und der Verteidigung des Glaubens besonders verpflichtet. Aragonesischen Quellen spiegeln auch eine starke Loyalität zum König wieder, folgend dem weltlichen Ritterideal. Ein Zusammenhang scheint auch zwischen der Höhe des Ranges und der Verwendung der humilis-Formel in Urkunden zu bestehen. In Briefen Jacques de Molays an seine Ordensbrüder wird auf das Heil in Christus und den ewigen Lohn verwiesen - in der Korrespondenz mit weltlichen Machthabern fehlt dieser spirituelle Bezug.
s. auch: Spiritualität
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Burgtorf, J.: Das Selbstverständnis der Templer und Johanniter im Spiegel von Briefen und Urkunden (12. und 13. Jh.), in: Selbstbild und Selbstverständnis der geistlichen Ritterorden (Acta Torunensia Bd. XIII), hrsg. v. Czaja, R., Sarnowsky, J., Torun 2005, S. 23-45.
- Forey, A.: How the Aragonese Templars viewed themselves in the late thirteenth and early fourteenth centuries, in: Selbstbild und Selbstverständnis der geistlichen Ritterorden (Acta Torunensia Bd. XIII), hrsg. v. Czaja, R., Sarnowsky, J., Torun 2005, S. 59-68.
Servienten (=Sergeanten/ Dienende Brüder)

Ein Servient, Capbreu d’Argelers, 1292, Detail.
Die Servienten waren Brüder des Templerordens nichtritterlichen Ranges. Bereits in der ersten lateinischen Regel und der Privilegienbulle Omne Datum Optimum von 1139 sind sowohl Ritterbrüder als auch „nichtritterliche“ Brüder („miles vel alter secularis“, § 11, ed. Curzon, S. 22) angesprochen. Es scheint auch zwischen Servienten des Handwerkes und kämpfenden Servienten unterschieden worden zu sein, allerdings ist die Regel hier nicht eindeutig. Es heißt zwar „frere de covent ou de mestier“, also Konvents- oder Handwerkerbruder, jedoch nur im Strafenkatalog explizit „frere sergant de covent“ (§ 647, ed. Curzon, S. 332). Darüber hinaus gab es auf Zeit „à la charité“ dienende Servienten, wie es auch bei den Rittern der Fall war (§ 67, ed. Curzon, S. 66).
Der Habit der Servienten sollte der Regel gemäß schwarz, braun oder grau sein. Die Farbe Weiß war den Ritterbrüdern vorbehalten. Servienten rekrutierten sich aus einfachen Landarbeitern, aber auch reichen Bürgern oder illegitimen Adligen. Aus diesem Grund unterschied sich die Profess leicht von der für Ritterbrüder vorgeschriebenen Zeremonie: sie mussten beeiden, in keinem Abhängigkeits- oder gar Eigentumsverhältnis zu stehen: „et tant plus demande l’en a frere sergent se i lest sers ni esclaf de nul home“ (§ 445, ed. Curzon, S. 240). Erwies sich ein Servient als unehrlich, verlor er das Ordensgewand. Streng geahndet wurde auch, falls sich ein Ritter als Servient aufnehmen ließ: Er wurde aus dem Orden ausgestoßen, es sei denn, Meister und Brüder gaben ihm aus Mitleid und Nächstenliebe den weißen Mantel. Unter keinen Umständen durfte ein Ritter ohne weißen Mantel Dienst tun: „sans mantel blanc il n’i porroit demorer“ (§ 246 und 247, ed. Curzon, S. 241).
Im Unterschied etwa zu den Konversen der Zisterzienser waren die Servienten der Templer derselben Regel wie die Ritterbrüder unterworfen, sie wohnten im selben Haus mit ihnen, aßen gemeinsam – durften sich aber erst nach den Ritterbrüdern setzen. Am Sonntag erhielten sie auch nur eine Portion Fleisch, während Ritter und Kapläne zwei bekamen (§ 26, ed. Curzon, S. 36). Die Servienten rezitierten das gleiche aus einer Zahl Vaterunser bestehende Offizium (nur die Kapläne beten bzw. sangen das aus Psalmen und Gebetstexten bestehende lateinische Brevier). Die kämpfenden Servienten waren etwas leichter bewaffnet als die Ritter und hatten im Gefecht andere Aufgaben zu erfüllen.
Hinweise auf große Konflikte zwischen dienenden Brüdern und Rittern bei den Templern, wie etwa bei den Zisterziensermönchen und -laienbrüdern, gibt es nicht. Die Regel legt zwar fest, dass ein Servient niemals Ritter kommandieren oder ein Kapitel abhalten dürfe, sobald auch Ritterbrüder anwesend sind (§ 328, ed. Curzon, S. 190). Allerdings sind Servienten als Haus-Komture vorgesehen (§ 180, ed. Curzon, S. 134). Die Protokolle des Prozesses erwähnen mehrere Servienten im Rang eines Komturs, und dies nicht etwa nur in Häusern nachgeordneter Bedeutung, sondern beispielsweise in Sommereux, dem Hauptsitz der Picardie oder in LaRochelle. Auch der Komtur von Paris war Anfang des 14. Jahrhunderts Servient. Es gibt keine Hinweise, dass innerhalb der französischen Provinz bestimmte Posten nur an Ritterbrüder vergeben werden konnten.
Aus den Reihen der Servienten wurden der Unter-Marschall und der Gonfalonier bestimmt. Vier Servienten, acht Ritter und ein Kaplan mussten an der Wahl des Meisters teilnehmen. Der Meister selbst durfte allerdings kein Servient sein, dies war bereits in Omne Datum Optimum ausdrücklich festgelegt worden. Zur Zeit des Prozesses waren die Dienenden Brüder im Orden eindeutig in der Überzahl, mit Ausnahme von Zypern, dem als militärischem Stützpunkt in den letzten Kreuzzugsplanungen allerdings eine besondere Bedeutung zukam.
Die Servienten sind als Ordensmitglieder nicht mit bezahlten Söldnern und Angestellten im Dienst des Ordens zu verwechseln, die in den manchen Quellen jedoch mit ähnlichen Termini bedacht werden.
Nachleben und Populärkultur
Im kulturellen Gedächtnis sind die Servienten in ihren braunen und schwarzen Gewändern weitestgehend verschwunden. Der Templerorden wird – insbesondere in populären Darstellungen in Film und Fernsehen und touristischen Spektakeln – mit den weißgewandeten Ritterbrüdern gleichgesetzt. Einige Reenactmentvereine bemühen sich allerdings um eine authentischere Darstellung der Ordenssstruktur.
Quelle
- H. de Curzon (Hg.), La règle du Temple, Paris 1886: URL.
Sekundärliteratur
- A. J. Forey, Notes on Templar personnel and government at the turn of the thirteenth and fourteenth centuries, in: Journal of Medieval History 35 (2009), S. 150–170.
- A. J. Forey, Rank and Authority in the Military Orders during the 12th and 13th centuries, in: Studia Monastica 40 (1998), S. 291–329.
- A. J. Forey, Recruitment to the Military Orders, in A. J. Forey (Hg.): Military Orders and Crusades, London 1994, S. 139–171.
- B. Hallinger, Milites Templi. Der Dienende Bruder des Templerordens um 1190, München 2008.
Seve (= Sewe/Seehof/Laach/Lacu = Kirchheim, Komturei, Deutschland)
Der „Seehof“ – Seve - befand sich in der Nähe des heutigen Kirchheim an der Eck (= Kirchheim an der Weinstraße) und existiert seit dem 15. Jahrhundert nicht mehr. Der Ortsbezeichnung nach, muss sich hier zur Zeit der Templer entweder ein See oder ein wasserreiches Augebiet befunden haben.
Bauliche und territoriale Entwicklung
Der genaue Platz, wo das Templerhaus gestanden hat, ist nicht mehr rekonstruierbar. Ein Grundstücksverzeichnis aus dem Jahr 1588 verweist noch auf Reste der offenbar von einem Wassergraben umgebenen befestigten Hofanlage. In wie weit diese baulichen Gegebenheiten in der Templerzeit bereits vorhanden waren, ist nicht bekannt. Mehrere Urkunden geben Auskunft über zugehörigen Besitz in Gernsheim, Kirchheim und Laumersheim und dessen genaue Lage.
Beziehungen und Konflikte
Spätestens in den 1280er Jahren war Seve eigenständige Komturei. Schenkungen ergingen vom lokalen Adel, insbesondere auch von der Familie des damaligen Provinzmeisters von Deutschland und Slavien, Friedrich von Alvensleben. Am 5. Juni 1283 übertrugen die Brüder Gerhard, Konrad und Godefrid Raub, Söhne des verstorbenen Wildgrafen Emich von Dhaun, ihre Güter zu Gernsheim und Kirchheim dem Templerhaus zu „Laach“ in der Wormser Diözese.
Die Niederlassung scheint bald in wirtschaftlichen Schwierigkeiten gewesen zu sein. Am 11. Juli 1287 verpachteten („recepimus pro pensione“) der Provinzmeister von „Alemannien und Slavien“ Friedrich von Alvensleben, sowie der Komtur Heinrich von Hohenfels samt den übrigen Ordensbrüdern „de Lacu siue de Sewe“ Güter beim Dorf Laumersheim an das Martinsstift in Worms gegen 25 Malter Korn jährlichen Ertrages. Sollten die Templer die vereinbarte Lieferung ohne Grund nicht einhalten, waren die Stiftsherren befugt, die Güter zu beschlagnahmen, bis die Lieferung erfolgte. Der Grund der Transaktion ist in der Urkunde genannt, die Schuldenlast der Niederlassung Seehof, die man dadurch zu beseitigen hoffte: „[…]curie nostre de Latu [Schreibfehler] predicte in ipsious ab oneribus debitorum absolucionem vendidimus“ (ed. Schüpferling, S. 242f).
Am 12. Juni1288 schenkte der Mainzer Domherr Hugo, Bruder des amtierenden Provinzmeisters der Templer, Friedrich von Alvensleben, den Anteil seines väterlichen Erbes in Gernsheim und Kirchheim der Komturei Seve. Auch durch Ankäufe suchten die Templer die Niederlassung besser auszustatten. Friedrich von Alvensleben erwarb am 7. August 1292 - wiederum von seinen Verwandten, dem Wildgrafen Gottfried und dessen Sohn Konrad – Immobilia gegen einen jährlichen Zins.
Die Komturei und ihre Güter gelangten nach der Auflösung des Templerordens 1312 an die Komturei der Johanniter in Worms. Sie sind noch im 18. Jahrhundert Eigentum dieses Ordens. Der „Seehof“ selbst ist bis ins 15. Jahrhundert im Johanniterbesitz und zwar als Leprahospital bezeugt, wurde dann aber offenbar aufgegeben.
Komture:
~ 1287 Heinrich von Hohenfels
F. Sengstock
Quellen:
- A. Goerz (Hg.), Mittelrheinische Regesten - oder chronologische Zusammenstellung des Quellenmaterials für die Geschichte der Territorien der beiden Regierungsbezirke Coblenz und Trier, 4 Bde., Koblenz 1879-1886, Bd. IV, S. 241, Nr. 1065 und S. 352, Nr. 1557: URL.
Sekundärliteratur:
- M. Dolch / A. Greule (Hg.), Historisches Siedlungsnamenbuch der Pfalz, Speyer 1991, S. 435.
- J. Hormayr von Hortenburg, Bruchstücke zur Geschichte des Templerordens, in: Archiv für Geographie, Historie Staats- und Kriegskunst XIII. Jahrgang, Wien 1822, S. 778 (Urkunde 1292): URL.
- H. J. Keller, Eine Ordensniederlassung in Kirchheim a. d. Eck. Das Haus am See - Domus de Lacu, in: Neue Leininger Blätter 6 (1932) S. 4-6, 9-12, 17-21, 25-27.
- H. J. Keller, Mein Heimatbuch. Aus vergangenen und gegenwärteigen Tagen von Kirchheim an der Weinstraße, 3. Auflage bearb./ergänzt von H. Schneider und W. Jakobs, Kirchheim 1990, S. 272-282.
- L. von Ledebur, Die Tempelherren und ihre Besitzungen im preußischen Staate. Ein Beitrag zur Geschichte und Statistik des Ordens (Allgemeines Archiv für die Geschichtskunde des preußischen Staates 16), Berlin 1835, S. 109.
- W. G. Rödel, Das Großpriorat Deutschland des Johanniter-Ordens im Übergang vom Mittelalter zur Reformation, Köln 1972, S. 37.
- M. Schüpferling, Der Tempelherren-Orden in Deutschland, Bamberg 1915, S. 28–30 und S. 242, Nr. I (Urkunde von 1287): URL.
(Update in Progress)
Sidon (Burg und Komturei, Libanon)
Die Stadt Sidon und die auf einer vorgelagerten Insel liegende Burg wurde 1260 mit allem Besitz von ihrem letzten Herrn, der selbst dem Orden beitrat, an die Templer verkauft. Der Bischofssitz stand damit unter der lehnsrechtlichen Herrschaft des Ordens. Es gibt allerdings keine Hinweise, dass die Templer bei der Neubesetzung des Bischofsstuhls das Patronatsrecht oder das Recht einer Auswahl zwischen präsentierten Kandidaten ausübten. Wahrscheinlich musste der Bischof jedoch einen Eid an den Ordensmeister leisten - die Diözese wurde nicht automatisch mit einem Ordenskaplan besetzt, und auch im Kathedralkapitel ist kein Templer nachweisbar. Die Burg war nicht nur von moslemischen Angriffen bedroht: 1278 besetzte sie der christliche Graf von Tripolis und nahm die Besatzung gefangen.
Den Templern zugeschrieben wird die Erweiterung der im Wesentlichen aus zwei Türmen bestehenden Burganlage durch einen doppelgeschossigen Saalbau, einer gewölbten Galerie - die das Seetor schloss und das landseitige zum einzigen Eingang machte - und eine Kapelle auf einem der Türme. Es sind größere bauliche Artefakte zugänglich.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Biller, T.: Templerburgen, Darmstadt 2014, S. 90f. Hiestand, R.: Templer- und Johanniterbistümer und -bischöfe im Heiligen Land, in: Ritterorden und Kirche im Mittelalter (Acta Torunensia Bd. IX), hrsg. v. Nowak, Z. H., Torun 1997, S. 143-161
Siegel
Wachssiegel wurden ab dem 12. Jahrhundert vermehrt als Beglaubigungsinstrumente bei der Beurkundung eingesetzt. Besonders wichtige Akte wurden mit zwei Siegelstempel bezeugt: dem Haupt- und dem Gegenstempel auf der Rückseite.
Der Ordensmeister der Templer mit seinem Konvent, die Provinzmeister und die Komture der einzelnen Komtureien des Templerordens verfügten über eigene Siegel. Über hundert verschiedene Siegel von Templerwürdenträgern sind überliefert. Die Siegelbilder sind nicht einheitlich und für die Komtureien nicht festgelegt. Teilweise verwendeten die Komture heraldische Symbole ihrer Familie. Bestimmte Motive tauchen häufiger auf, darunter das Agnus Dei, Lilien, Burgen oder Kreuze.

Siegel des Meisters Renaud de Vichiers (Abdruck), Mitte 13. Jahrhundert. Legende + S . TUBE . TEMPLI . XPI (sc/D 9862 an Urkunde J 198 nr. 100)
Siegel des Meisters
Das berühmteste Siegel des Ordens, das zwei Ritter auf einem Pferd zeigt, ist die feierliche Bulle des Meisters. Das älteste erhaltene Exemplar stammt aus dem Jahr 1167. Die Inschrift lautet „Sigillum Militum De Templo Christi“. Auch die Visitatoren benutzten als direkte Gesandte des Meisters ein Siegel. Ein weiteres Siegel zeigt die Abbildung eines kreuzbekrönten Kuppelgebäudes mit vier Arkaden. Die Inschrift lautet „Sigillum Tube Templi Christi“. In zahlreichen Publikationen, besonders populärwissenschaftlicher Art, wird dies unreflektiert als „Bild des Felsendoms“ (damals die Kirche „Templum Domini“) bezeichnet. Diese Deutung ist keineswegs gesichert. Die Darstellung könnte ebenso auf die Grabeskirche, beziehungsweise die Grabesädikula verweisen. „Templum“ war ein weit verbreiteter Begriff für christliche Kirchen.

Feierliches Ordenssiegel (Abdruck), 1259 (Sc/D/9863 an Urkunde L/901/20)
Über die Bedeutung der zwei Ritter auf einem Pferd wird bis heute diskutiert. Im Siegelbild wurde ein Hinweis auf den „zweifachen Kampf“ der Templer gesehen, von welchem Bernard de Clairvaux in seinem De Laude Novae Militiae spricht, oder es ist eine Darstellung eines taktischen Szenarios.
Es existieren zeitgenössische Bezugnahmen auf das Siegelbild – allerdings keine von Templerseite. Matthäus Paris berichtet in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts in seiner Historia Anglorum, dass es sich um ein Symbol für Armut und Demut handle (ed. Madden I, S. 223). In einem für das Konzil von Lyon 1274 vorbereiteten Schreiben über die Möglichkeit der Rückgewinnung des Heiligen Landes beschwert sich der Franziskaner Guibert de Tournai über die Gier der Ritterorden nach Land, ihren Hochmut und ihre ständigen Streitereien untereinander mit einem Verweis auf das bekannte Siegel: „Zwei Hochmütige können nicht in einem Sattel reiten, wie es an den Templern und Johanniters deutlich wird, die nicht miteinander auskommen. (Duo enim superbi in una sella equitare non possunt, et templarii et hospitalarii [...] seipsos compati non possunt“, ed. Döllinger, S. 196). Damit bezieht er sich auf das damals bekannte Sprichwort „Zwei Hochmütige können nicht in einem Sattel reiten, weil jeder vorne und nicht hinten sitzen will (Duo enim superbi in una sella equitare non possunt, quia uterque vult sedere ante et neuter retro).“ Die Grundlage des Sprichwortes befindet sich in einer Erzählung der sogenannten Wüstenväter – frühen Mönchen in Ägypten – die in den Vitae Patrum gesammelt wurden. Dort geht es um eine Vision des Hochmutes: die zwei (allerdings auf zwei Pferden, nicht einem) reitenden und eine Holzstange haltenden Mönche daran hindert, Eintritt „in den Tempel“ zu erlangen (ed. Rosweyde, § 38). Das Siegelbild ist damit ein Symbol für die Demut der Ordensbrüder. Während des Prozesses gegen den Orden, Anfang des 14. Jahrhunderts, brachte ein Zeuge aus dem Dominikanerorden das Bild der zwei Ritter mit der Legende eines Teufelspaktes in Zusammenhang.
Provinzmeister

Schild mit Tatzenkreuz. Siegel von Folques de Saint-Michel (Abdruck), 1251 Provinzmeister von Poitou-Aquitanien (Sc/D/9867 an Urkunde J/191/114)
Auf erhaltenen Siegeln der Provinzmeister von England und Aragon/Provence, zum Beispiel von Folques de Montpezat, findet sich ein Agnus Dei – das Lamm Gottes als Symbol für das Opfer Christi. Das Siegel des Provinzmeisters von Aragon/Katalonien, Guillem de Cardona, zeigte Mitte des 13. Jahrhunderts einen Ritter zu Pferde mit kreuzgeschmücktem Schild – vermutlich den Heiligen Georg. Das Siegel des Provinzmeisters von Frankreich bescheibt ein Gebäudeelement, das den Eingang der Al-Aksa-Moschee (des „Templum Salomonis“) zeigen könnte, des damaligen Hauptquartiers des Ordens. Bei dem häufig abgebildeten und als Hinweis auf etwaige ketzerische Geheimnisse des Ordens gewerteten Gegensiegels des französischen Provinzmeisters André de Coulours mit dem sogenannten „Abraxas“ handelt es sich um eine antike Gemme. Das Bild des Mischwesens „Abraxas“ galt seit Chifflet (1657) als Symbol einer gnostischen Sekte namens Basilidianer – eine inzwischen widerlegte Ansicht. Antike Gemmen, als Amulette oft mit Göttern aus dem hellenistischen Pantheon verziert, wurden im Mittelalter nicht als heidnisch angesehen. Sie galten als mit besonderen heilenden Kräften bewehrte göttliche „Siegelsteine“. Insbesondere der „Abraxas“ fand auch zahlreich als Bischofssiegel Verwendung. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts schreibt Thomas von Cantimpré in seinem Liber de Natura Rerum (Buch 14, De Lapidibus Preciosis) dem Amulett „Schutz gegen alle Feinde“ zu.
Einige erhaltene Siegel des Provinzmeisters von Deutschland (Allemania et Slavia) zeigen einen bärtigen Männerkopf mit gesträubtem Haar, der in populärer Literatur teilweise als Abbild des Baphomet interpretiert wird. Es könnte sich um einen Christuskopf oder ein Johanneshaupt handeln.
Komture

Siegel der Komturei Paris (Abdruck), 1290. Avers mit Kreuz(reliquie?), dem Donjon und einer beten-den Figur, Gegensiegel (Revers) mit Kreuz(reliquie?), Sc/D/9915)
Einige Komtureisiegel zeigen das Symbolbild einer Burg (zum Teil mit weiteren heraldischen Elementen ergänzt), zum Beispiel Barberà und Monzón, bei denen sich die Niederlassung ja in der Tat in einer solchen befand. Das Siegel der Komturei Paris aus dem Jahr 1290 beschreibt neben einem Kreuz, Liliensymbolen und einer knieenden Figur vermutlich den berühmten „Donjon du Temple“.

Siegel des Komturs von Laon Pierre le Normand (Abdruck), 1282 (Laon, Archives de l'Hôtel-Dieu. Sc/P/1493)
Ein Löwe schmückt das erhaltene Siegel von Miravet aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts und ebenfalls das Siegel Ottos von Braunschweig, Komtur von Süpplingenburg zu Beginn des 14. Jahrhunderts (in diesem Fall das Braunschweiger Wappentier). Ein bärtiger Männerkopf im Profil weist das Siegel des Komturs Pierre le Normand von Laon auf. In diesem Fall könnte das Motiv als Ordensbruder interpretiert werden, denn auf dem Gewand der Büste scheint sich ein gleicharmiges Kreuz zu befinden.

Cover der Ausgabe bei Laffont mit dem „Ab-raxas“-Siegel.
Populärkultur
Jacques de Mahieu nutzte für sein 1981 erschienenes Buch Les Templiers en Amerique das Gemmensiegel mit dem „Abraxas“ - den er als Darstellung eines „Indianers“ interpretierte, als einen der Beweise für Reisen der Templer nach Südamerika. Mahieu war einer der bekanntesten Vertreter rassistisch gefärbter, präkolumbianischer Kontakttheorien.
Anke Napp
Quellen
- J. J. I. von Döllinger (Hg.), Beiträge zur politischen, kirchlichen und Kultur-Geschichte der sechs letzten Jahrhunderte, Bd. 3, Wien 1882, S. 188–200, hier S. 196.
- Prozessprotokoll aus dem Jahr 1310: BNF Paris, MS lat. 11796, fol. 203v, ed. J. Michelet, Procès vol. II, p. 195.
- Matthew Paris, Historia Anglorum, ed. F. Madden, 3 Bde., Rolls Series 44, London 1860–1869, hier Bd. I, S. 222–224: URL.
- J. Menéndez Pidal (Hg.), Sellos espanoles de la Edad Media, Catalogo 1, Madrid 1921, Nr. 5667 (Provence/Aragon), Nr. 5668 (Guillem de Cardona), Nr. 5670 (Komturei Barberà), Nr. 5671 (Komturei Gardeny): URL.
- H. Rosweyde (Hg.), Vitae Patrum. De vita et verbis seniorum libri X. Historiam eremiticam complectentes: auctoribus suis et nitori pristino restituti, ac notationibus illustrati, opera et studio Heriberti Rosweydi Ultraiectini, è Soc. Iesu theology, Antwerpen 1615, Buch III, § 38: URL.
Sekundärliteratur
- A. Baudin, Arnaud: Les sceaux de l’Ordre du Temple, in: A. Baudin / G. Brunel / N. Dohrmann (Hgg.), Les Templiers. De Jérusalem aux commanderies de Champagne, Paris 2012, S. 162–166.
- K. Borchardt, Templar charters and charters for the templars: self promotion versus the image of the order, in: K. Borchardt / K. Döring / Ph. Josserand / H. Nicholson (eds.), The Templars and their Sources, 2017, S. 49–63.
- S. Cerrini / F. Cardini, Storia dei Templari in otto oggetti, Mailand 2019, S. 217–233.
- M. C. Fischer, The idea of Christian chivalry in the chronicles of the Teutonic Order, 1984.
- P. de Saint-Hilaire, Les sceaux templiers, Grez-sur-Loing 1993.
- M. Schüpferling, Der Tempelherren-Orden in Deutschland, Bamberg 1915, S. 38f zu den Köpfen auf deutschen Templersiegeln.
- E. Zwiehrlein-Diehl, Antike Gemmen und ihr Nachleben, Berlin / New York 2007.
Siena (Komturei, Italien)
1260 fanden in der Templerniederlassung von Siena die Friedensverhandlungen zwischen den städtischen Vertretern und Graf Ildebrandino di Santa Fiora statt, der später die sieneser Truppen in der Schlacht von Montaperti führte, bei der sich die Ghibellinen unter Siena den Guelfen (Anhänger der staufischen Herrschaft) unter der Führung von Florenz gegenübertraten. An den Verhandlungen in der Templerkomturei nahmen sowohl Vertreter der Ghibellinen als auch der Guelfen teil.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Guzzo, C.: Milites Templi Hierosolimitani in Regno Siciliae : vecchi documenti, nuove acquisizioni, in: Bagnarini, N.: I Templari nell'Italia centro-meridionale, Viterbo 2008, S. 57-132.
Sizilien
s. Italien/Süd
Sklaven
Auch die Templer hatten muslimische Sklaven, sowohl in Palästina, als auch in Spanien und Italien. Ende des 13. Jahrhunderts befanden sich zum Beispiel in der katalanischen Komturei Miravet 45 Sklaven, in Monzón 49 und in Tortosa 20. Sie waren Kriegsbeute, wurden zum Teil aber auch auf regelrechten "Sklavenfangexpeditionen" ergriffen oder auf den einschlägigen Märkten (z. B. in Akkon oder Ayas) gekauft. Die Ordensregel gibt detaillierte Anweisungen über den Umgang mit Sklaven, die meistens als Arbeiter in der Landwirtschaft oder bei Baumaßnahmen, zum Beispiel beim Bau der Festung Safed, eingesetzt wurden. Ihren Glauben konnten sie wohl frei ausüben, ebenso wie die sonstigen muslimischen Untertanen der Templer oder anderer christlicher Herrscher, die allerdings einen Treueid an den jeweiligen Souverän zu leisten hatten. Ließ sich ein muslimischer Sklave taufen, war der christliche Herr nicht verpflichtet, ihn frei zu lassen - damit wollte man Scheinkonversionen vorbeugen.
1228 befreite Kaiser Friedrich II. hundert muslimische Sklaven der Templer und Johanniter und brachte sie zu ihren Glaubensbrüdern in Süditalien. Der Papst griff ein und sorgte für die Auslieferung an die ehemaligen Herren.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Guzzo, Cristian: Schiavi saraceni al servizio dei Templari: note e considerazioni, in: Sammarco, Sergio (Hrsg.): Commilitones Christi. Miscellanea di Studi per il Centro Italiano di Documentazione sull'Ordine dei Tempio MMXI-MMXVI, Rom 2016, S. 247-261.
Söldner
In einigen Fällen sind bezahlte Söldner im Dienst des Templerordens überliefert. In einer katalanischen Urkunde von 1282 beispielsweise werden auf dem Schiff eines Kaufmanns von Barcelona nicht nur der Statthalter des Provinzmeisters von Portugal und 4 weitere Ordensbrüder transportiert, sondern auch zwischen 45 und 50 Reittiere mit ihren zugehörigen Männern, in der Urkunde escuders = Knappen, genannt. Es handelte sich jedoch nicht um Knappen im Wortsinn eines ritterlichen Aspiranten oder auch um Dienende Brüder, sondern um Söldner, die mit Geld entlohnt wurden.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- ARB (Arxiu Reial de Barcelona), Cancelleria, Pere II, perg. 292 (1282), zitiert bei: Sarobe i Huesca, Ramon: Història de Rosselló de Segria, Bd. I, Lleida 2011, S. 123.
Soldin (= Myslibórz, Komturei, Polen)
Soldin (poln. Myslibórz) ist heute eine polnische Kreisstadt im Südwesten der Woiwodschaft Westpommern und ist ca. 47 Kilometer von Schwedt entfernt.
Erstmalig in Erscheinung treten die Templerbrüder von Soldin in einer Urkunde vom 13. November (Dezember ?) 1260. So beurkundet Godekin von Schmagerow, Vogt von Pyritz, dass er auf Befehl Herzog Barnims I. von Pommern am Freitag und Samstag nach St. Katharina (26. bis 27. November) dem Kollegiatstift St. Maria in Coswig 150 Hufen am Fluß Mietzel hat ausmessen lassen. Unter den Zeugen befand sich ein frater Johannes Magister curie de Soldin. Aus einem Vergleich vom 31.12.1261 zwischen den Templern und den Markgrafen Johann und Otto unter Vermittlung von Provinzmeister Widekind von Alemannien und Slavien geht hervor, dass die Ordensbrüder neben mehreren Dörfern beiderseits der Mietzel auch den Hof und See Soldin an die Markgrafen abtraten. Im Gegenzug erhielten die Templer unter anderem Besitz/Güter in Quartschen und Tyscher zugesichert.
In einem Zinsprivileg der Markgrafen von Brandenburg zugunsten der Stadt Soldin aus dem Jahr 1281 wird auch ein "Mönchshof" (que fuerat monachorum) erwähnt. Hierbei könnte es sich um die ehemalige Templerniederlassung gehandelt haben.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- "Brandenburgisches Klosterbuch" Handbuch der Klöster, Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16. Jahrhundert Band II, Berlin-Brandenburg 2010, S. 1107.
- Irgang, Winfried: Urkunden und Regesten zur Geschichte des Templerordens, Köln / Wien 1987, S. 45.
- Lehmann, Gunther & Patzner, Christian: Die Templer im Osten Deutschlands, Erfurt 2005, S. 52.
- Raumer Georg Wilhelm von: Die Neumark Brandenburg im Jahr 1337 oder Markgraf Ludwigs des Aelteren Neumärkisches Landbuch aus dieser Zeit, Berlin 1837, S. 24.
- Spieker, Christian Wilhelm: Kirchen- und Reformationsgeschichte der Mark Brandenburg, I. Teil, Berlin 1839, S. 450.
Sone de Nansay
Das Epos entstand im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts vermutlich am Hof des Herzogs von Brabant. Er ist nur in einer einzigen Handschrift erhalten. Die Abenteuergeschichte aus dem Gralskreis erzählt wie der junge Sone aus Brabant diverse Abenteuer in im Reich, England, Schottland und Irland erlebt und schließlich Norwegen vor einer Belagerungsmacht rettet, die als "Sarazenen" bezeichnet werden (es handelt sich allerdings um Iren und Schotten, deren König er im Kampf tötet). Auf der Gralsinsel wird er mit dem Schwert Josephs von Arimathäa gegürtet. Die Templer von Irland helfen dem zurück gekehrten Sone, vor der Rache der Bevölkerung zu entkommen. Andererseits arrangiert der Templermeister namens Margon auch ein amoröses Treffen Sones mit der Königin von Irland. Später kehrt Sone zurück nach Norwegen, heiratet die Königstochter und besteigt den Thron als Nachfolger des Gralskönigs Alain. Der Templermeister Margon rettet Sones Kind, das ihm die Königin von Irland geboren hat, bringt es nach Norwegen und fungiert als Taufpate. Später wird Sone zum Kaiser gekrönt, drei seiner Söhne werden Könige von Sizilien, Norwegen und Jerusalem; der vierte Sohn wird Papst.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Sone von Nausay, ed. Moritz Goldschmidt, Stuttgart 1899
- Nicholson, H.: Love, War and the Grail, Leiden-Boston-Köln 2001, S. 54f.
Sonnac, Guillaume de (M)
In den erhaltenden zeitgenössischen Schriftstücken lautet sein Name „Sonay / Sonaio / Sounaio / Songnay / Saonay / Soaney“, nur in Joinvilles Chronik heißt er „Guillaume de Sonnac“. Die ältere Forschung lokalisierte den Stammsitz seiner Familie in Saunhac-Belcastel am Nordufer des Aveyron (Bulst-Thiele, 1974). Neuere Forschungen halten die Burg Sonay bei Cravant-les-Coteaux für wahrscheinlicher (Ducluzeau/Lavard, 2013). Da zahlreiche Orte in Frankreich ähnlich klingende Namen haben, ist eine endgültige Sicherheit allerdings nicht zu erreichen.
1224 amtiert Guillaume de Sonay als „rector“ der Komturei von Auzon und Generalprokurator des Provinzmeisters der Ordensprovinz Aquitanien-Poitou im Streit um die Zehnten von Getreide und Wein zwischen dem Templerhaus von Sainte-Gemme und dem Abt von Saint-Jean de Montierneuf in Poitiers. Einige Jahre darauf taucht er als Komtur von Auzon in Urkunden auf.
Von 1236 bis 1246 hatte er das Amt des Provinzmeisters von Aquitanien-Poitou inne. In dieser Eigenschaft erbat er von König Henry III. von England eine angemessene Reparation für die Schäden, die der ab 1241 mehrere Monate dauernde französisch-englische Krieg zwischen um die Herrschaft im Poitou an Templergut angerichtet hatte. Ob er die geplante Ermächtigung zur Erhebung von Zöllen im Hafen Bordeaux für den Orden erhielt, ist jedoch unbekannt. Sonay wurde als Diplomat geschätzt: zweimal war er gemeinsam mit anderen Vertrauensleuten im Auftrag Isabellas von Angoulême, Witwe König Johns von England und Unterlegene in den jüngsten militärischen Auseinandersetzungen, in Paris bei König Louis IX.. Auch der Chronist Matthäus von Paris nennt Sonay einen erfahrenen Soldaten, aber ebenso umsichtigen Diplomaten („vir quidem discretus et circumspectus, in negotiis bellicis peritus et expertus“ (ed. Luard, 148).
1247 wurde Guillaume de Sonay in absentia zum neuen Ordensmeister gewählt, und reiste wohl noch im selben Jahr nach Akkon, wo die offizielle Amtsübergabe stattfand. Nachdem bereits der französische König Louis IX. mit den Vorbereitungen zu seinem Kreuzzug beschäftigt war, versuchte der neue Ordensmeister, auch den englischen König zur Teilnahme zu bewegen. Er ließ Henry III. eine kostbare Heilig-Blut-Reliquie überbringen, die ihren Platz in Westminster fand – ihr diplomatisches Ziel jedoch nicht erreichte. Im September 1248 traf Louis IX. schließlich auf Zypern ein, das als Operationsbasis dienen sollte. Im Frühjahr 1249 folgte der Aufbruch nach Damietta in Ägypten, dem Zentrum der ayyubidischen Dynastie.
Vielleicht schickte Sultan as-Salih Ayyub Boten zu den beiden Ordensmeistern der Templer und Johanniter, damit diese dem französischen König Verhandlungen antrugen. Darüber berichtet der 1723 im Spicilegium wiedergegebene Brief des Kardinallegaten Odo de Châteauroux. Der König sei darüber sehr erzürnt gewesen und hätte den Orden weitere diplomatische Vorstöße untersagt.
Jean de Joinvilles Livre des saintes paroles et des bons faiz (Histoire de Saint Louis), geschrieben etwa 50 Jahre nach den Ereignissen, berichtet davon nichts. Die Grandes Chroniques de France (14./15. Jahrhundert) vermerken bei ihrem Bericht über die Ereignisse bissig, der „Meister der Templer war eng befreundet mit dem Sultan“. Ob es jedoch ein solches Verhandlungsangebot gab, bei dem den Christen für das Abstehen vom Feldzug Frieden und Jerusalem geboten wurde, ist nicht gesichert. Arabische Quellen wissen davon nichts. Allerdings hatten sowohl die Templer als auch die Johanniter bereits Verträge mit muslimischen Mächten geschlossen.
Joinville berichtet vom weiteren Verlauf des Kreuzzuges und äußerst sich immer wieder lobend über den Einsatz der Templer. Nach der Eroberung von Damietta rückte das Heer weiter Richtung Kairo vor, und sah sich bald der gegnerischen Militärmacht gegenüber. Ein Ausbruch aus der Belagerungssituation glückte zwar, doch geriet eine kleinere Gruppe der Kreuzfahrer in der Stadt Mansurah in Bedrängnis und erlitt eine Niederlage. Matthäus von Paris nennt Robert von Artois, den Bruder Louis IX., als Verantwortlichen, wohingegen Guillaume de Sonay zur Besonnenheit gemahnt habe. Erst nachdem Johanniter und Templer der Feigheit und der Konspiration mit dem Feind beschuldigt wurden, hätten sie sich dem Einsatz angeschlossen.
Sébastien Mamerot wertet den Widerspruch Sonays in seiner Kreuzzugschronik (15. Jahrhundert) als Zeichen des Verrats der Templer am König und den Kreuzfahrern. Guillaume de Sonay überlebt den Einsatz verwundet, verteidigt wenige Tage später aber dennoch das Lager des Königs gegen die Angreifer. Hierbei wird er nochmals schwer verletzt und stirbt wenig später
Das Gedicht Du Bon William Longespee feiert den Heldentod des Meisters und anderer Templer neben seinem Protagonisten.
Quellen:
- Handschrift: Matthew Paris OSB, Chronica maiora II, Cambridge, Corpus Christi College, MS 016II: fol. 216r (Heilig-Blut-Reliquie), URL.
- Handschrift: Jean de Joinville, Vie de Saint Louis, Paris, BNF, MS fr. 13568, fol. 138r-139r (Ereignisse auf dem Kreuzzug, Tod des Meisters), URL.
- Handschrift: Grandes Chroniques de France, Paris, BNF, MS fr. 2608, fol. 327v (Ordensmeister Freund des Sultans), URL.
- L. d’Achery, Spicilegium sive Collection veterum aliquot Scriptorum qui in Galliae Bibliothecis delituerant, Bd. 3, Paris 1723, S. 624-628, URL.
- Teulet / J. Laborde / H.-F. Delaborde: Layettes du Trésor des Chartes, Bd. 2: De 1224 à 1246, Paris, 1866, Nr. 3523, S. 622f, URL (Gesandtschaft Isabellas von Angoulême).
- Jean de Joinville: Oeuvres de Jean de Joinville, comprenant: L'Histoire de Saint Louis, Le Credo et La Lettre à Louis X., ed. N. De Wailly, Paris 1867, Cap. XLI, S. 130, Cap. XLV, S. 145f, cap. LIV 180f, URL.
- Sébastien Mamerot: Eine Chronik der Kreuzzüge (Passages d’Outremer), ed. Und übers. Th. Delcourt / D. Quéruel / F. Masanès, Köln 2016, S. 636.
- Matthaei Parisiensis, Monachi Sancti Albani, Chronica majora, ed. H. R. Luard, Bd. 5, A.D. 1248 to A.D. 1259, London 1880, S. 147f (Schlacht von Mansurah), URL.
Sekundärliteratur:
- M. L. Bulst-Thiele: Sacrae Domus Militiae Templi Hierosolymitani Magistri, Göttingen 1974, S. 217-224.
- R. Ducluzeau / J.-F. Lavrard: Templiers et maisons templières en Poitou, La Crêche 2013.
- J.-F. Lavrard: De Guillaume de Sonnac à Wilhelm de Sonay, une recherche sur les origines du Grand-Maître templier, o.J., via Academia.
Spanien
Das mittelalterliche Spanien teilte sich in mehrere unabhängige Herrschaften: Léon, Kastilien (vereinigt ab 1230), Aragon (ab den 70er Jahren des 12. Jahrhunderts. inklusive der Grafschaft Barcelona, ab 1230 Mallorca und ab den 1280er Jahren inklusive Süditalien und Sizilien), Navarra (ab 1286 bis ins 14. Jahrhundert unter der Regierung des französischen Königs). Portugal erlangte 1166 die Unabhängigkeit von Léon als eigenständiges Königreich. Weite südliche Teile der iberischen Halbinsel befanden sich noch unter muslimischer Herrschaft und wurden im Laufe des 12. und 13. Jahrhunderts erobert. Auf dem Gebiet des heutigen Spanien entwickelten sich zwei Ordensprovinzen der Templer: „Hispania“ (Léon, Kastilien, zeitweise auch Portugal) und Aragon/Katalonien.
Aragon/Katalonien
Schenkungen und Privilegien

Testament Alfons I., Madrid, Archivo Histórico Nacional, Clero-Secular-Car. 712, N. 15
Schon 1128 reisten einige Gefährten von Hugues de Payens durch die spanischen Lande. 1131 vermachte König Alfonso I. von Aragon sein Reich den Templern, Johannitern und den Kanonikern des Heiligen Grabes (ed. Delaville Le Roulx, S. 85f). Der Grund für diese Verfügung wird in der Forschung kontrovers diskutiert. Die politischen Ereignisse nach dem Tod des Königs machten die Ausführung dieses Testaments unmöglich. Der katalanische Graf Raimond-Berenguer IV. wurde schließlich als legitimer Erbe des Königreichs Aragon anerkannt. 1143 klärte der Pakt von Girona die Frage des Testamentes endgültig: Der Templerorden erhielt große Schenkungen für das Abstehen von allen ihm im Testament zugedachten Rechten, darunter die Burgen von Monzón, Montgai, Xalamera, Barberà, weitere große Güter, den Zehnten von allem Land, was man von den Mauren zurückerobert hatte und in Zukunft erobern würde. Weiterhin verzichtete Ramon-Berenguer IV. auf den fünften Teil der Ländereien, die man noch von den Muslimen gewinnen würde. Der Vertrag erlaubte den Templern, Burgen an der Grenze zu den Muslimen zu errichten und sicherte die Hilfe der Krone zu. Sowohl die Ordensangehörigen als auch ihre Dienstleute und Pächter waren von Steuern und Zöllen befreit. Auch politisch sicherte sich der Orden Mitspracherecht: es durfte ohne Hinzuziehung der entsprechenden Ordenshierarchie kein Frieden mit den Muslimen geschlossen werden (ed. D’Albon, S. 204f).
Nach diesem Vertrag konnte die Ordensprovinz Aragon/Katalonien geschaffen werden, die als ersten Provinzmeister Pedro de Rovera erhielt. 1143 besaß der Orden bereits 10 Grenzfestungen in Katalonien; 23 weitere folgten in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts durch weitere Eroberungen in Valencia. Außerdem erhielten die Templer Stadthäuser, landwirtschaftliche Höfe und Kirchen, Wasserläufe, Markt- und Wegerechte. 250 Templer werden in den Urkunden des 12. Jahrhunderts erwähnt; davon ausgehend kann man etwa auf 500 Profess-Mitglieder des Ordens in Aragon/Katalonien schließen.
Beziehungen und Konflikte
Die Templer wurden durch den König und Adel unterstützt und gefördert. Bereits Ramon-Berenguer III. trat am Ende seines Lebens dem Orden bei. Die Templer waren Teil des königlichen Heeres bei den Unternehmungen der Reconquista, unternahmen aber auch eigene Züge in die maurischen Gebiete. 1148 begleiteten die Templer den König bei der Belagerung und Einnahme von Tortosa, und 1153 bei der Eroberung von Fraga und Mequinenza. Dabei dienten den von Templern befehligten Truppen auch immer Laien, die sich in den Dienst des Ordens gestellt hatten. Ein Dokument von 1149 spricht von „einigen Deutschen“, die in der Burg Corbins dienten. Templer kämpften an der Seite des Königs Peire II. gegen die Mauren in Valencia, unterstützten ihn bei der Einnahme der Kastelle von Adamuz, Castielfabib und Sertella.
Die Templer unterstützten die Befestigung des eroberten Landes sowohl militärisch durch den Aus- und Neubau von Burgen, aber auch ökonomisch und sozial durch die Schaffung von Anreizen für neue Siedler („cartas de población“) in den Gemeinden des Ordens. Der Landausbau wurde mit verbesserten Anbaumethoden, Bewässerungsanlagen und Mühlen vorangetrieben. Bewohner des Ordenslandes genossen Privilegien wie z.B. Steuerfreiheiten.
Aufgrund der geringen christlichen Population in den eroberten Gebieten waren die Templer gezwungen, auf maurische Lohnarbeiter und Sklaven zurückzugreifen. Ein Privileg des Königs aus dem Jahr 1146 regelte die Frage der maurischen Bediensteten, die die Irritation einiger Adliger hervorgerufen hatten.
Während der Minderjährigkeit von Jayme I. übernahm der Provinzmeister der Templer, Guillaume de Montredon, die Vormundschaft über den Prinzen, der teilweise auf der Burg Monzón aufwuchs. Später begleiteten die Templer den König bei der Eroberung von Mallorca im Jahr 1229 und Valencia 1238. Der Orden griff zum Teil auch auf königliche Hilfe zurück: bei Streitigkeiten mit seinen Vasallen und anderen Problemen. So halfen königliche Beamte 1282, einen flüchtigen Templer dingfest zu machen, der sich gegen den Orden gestellt hatte.
Nicht immer war die Zusammenarbeit zwischen Krone und Orden in Aragon-Katalonien ungetrübt. Für Missstimmung sorgten vor allem die Forderungen des Königs nach Zahlung von Subsidien für königliche Unternehmungen gegen Ende des 13. Jahrhunderts. 1289 verlangte Alfons III. z.B. eine hohe Summe als Beitrag für eine Gesandtschaft nach Rom. Er erhielt das Geld erst, nachdem er den Templern mit Landkonfiskation gedroht hatte. 1292 beklagte sich Jayme II., dass die Komturei von Monzón eine Steuerforderung ignoriert hätte. Die päpstlichen und königlichen Privilegien früherer Jahre wurden mit diesen Forderungen ausgehöhlt, ganz abgesehen von der finanziellen Mehrbelastung des Ordens. Zu Konflikten mit dem Königshaus führten auch jurisdiktionelle Streitpunkte, vor allem über das „merum imperium“, die nach dem Rückgriff auf römisches Recht durch die Krone in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstanden. Dies brachte die Templer unter anderem dazu, sich ihrer umfangreichen Rechte und Besitzungen in Tortosa zu entledigen. 1287 fordert Alfonso III. den Amtswalter des Provinzmeisters mit Nachdruck („mandamus vobis ac vos requirimos et monemus“) auf, militärische Unterstützung bei geplanten Zügen gegen die „perfidos sarracenos“ zu leisten, denn schließlich habe die Krone den Orden ja gerade deshalb so reich beschenkt (ed. Forey 1973, Nr. 31). Probleme verursachte vor allem der vom König zu mehreren Gelegenheiten geforderte Einsatz von Truppen des Ordens (Vasallen, Pächtern und Ordensmitgliedern) gegen christliche Gegner, so etwa 1285 gegen einen drohenden französischen Angriff oder im Jahr 1300 gegen Kastilien.
Die Besetzung des Postens des Provinzmeisters wurde gegen Ende des 13. Jahrhunderts zu einem Politikum zwischen den verfeindeten Mächten Frankreich, Mallorca und Aragon, die Einfluss auf die Ernennung zu nehmen suchten. König Philipp IV. von Frankreich schrieb 1286 an den Papst: er möge die Meister der Ritterorden bewegen, profranzösische Provinzmeister in Aragon einzusetzen (ed. Digard II, S. 219). Diesem Wunsch wurde nicht stattgegeben, Berenguer de Sant Just, ein Vertrauensmann Jacques de Molays, blieb im Amt. 1290 schrieb der König von Aragon an den Ordensmeister, um seinen Wunschkandidaten Pere de Tous (Komtur von Miravet und Mitglied des königlichen Rates) durchzusetzen, da der amtierende Provinzmeister Berenguer de Sant Just aus dem Roussillon stammte, welches nunmehr im Herrschaftsbereich des Königs von Mallorca – verbündet mit Frankreich und verfeindet mit Aragon – lag. Auch dieses Ansinnen blieb unerhört. 1302 beschwerte sich König Jayme II. über den unterdessen amtierenden neuen Provinzmeister Berenguer de Cardona, der ihm im Rat widersprochen hatte und verlangte dessen Absetzung. Molay verweigerte den Wunsch mit einem Hinweis auf die Statuten des Ordens, und Cardona blieb bis zu seinem Tod 1307 auf seinem Posten.
Konflikte mit dem katalanischen und aragonesischen Adel blieben nicht aus. Lange Streitigkeiten gab es zum Beispiel mit der Familie Montcada, die – obwohl dem Orden verbunden – sich durch die königlichen Schenkungen in Tortosa ihrer Rechte und Einkünfte beraubt sah. Bischöfe beschenkten den Orden mit Ländereien, Häusern und Rechten, denn der Landesausbau und die Einrichtung von Pfarreien bedeuteten neben dem geistlichen Prestigegewinn immer auch finanziellen Zuwachs der Diözesen. Konflikte gab es mit der kirchlichen Obrigkeit zumeist um Einkünfte und Patronatsrechte, wie zum Beispiel Mitte des 12. Jahrhunderts zwischen den Komtureien von Gardeny und Monzón mit dem Bischof von Lleida. Sonderregelungen definierten, unter welchen Bedingungen Friedhöfe des Ordens eingerichtet werden und Kapläne des Ordens geweiht werden durften – trotz des päpstlichen Privilegs Omne Datum Optimum.
Provinzmeister von Aragon (nach Forey 1973):
~1139 – 1158 Peire de Rovera
1161 – 1163 Hugues de Barcelona
1163 – 1166 Hugues Gaufred
1166 – 1181 Arnaud de Torroja
1181 –1183 Berenguer d'Avinyó
1183 – 1185 Raimon de Canet
1186 – 1189 Gilbert Erail
1189 –1195 Pons Rigaud
Februar 1196 Gerald de Caercino
April - November 1196 Arnaud de Claramunt
~1196 – 1199 Pons Marescalci
1199 – 1200 Arnaud de Claramunt
1200 – 1201 Raymond de Gurb
~1202 – 1206 Pons Rigault
~1207 – 1212 Peire de Montagut
1212 – 1213 Guillaume Cadeilh
~1214 – 1218 Guillaume de Montredon
~1221 – 1223 Guillaume d'Azylach
Jan. 1224 Rupert de Puig-Guigone
~1224 – 1227 Folques de Montpézat
~1229 – 1232 Guillaume Cadeilh
1233 – 1234 Raimond Patot
1234 – 1238 Hugues de Montlaur
~1239 Esteban de Belmont
~1240 – 1243 Raimond de Serra
~1244 – 1252 Guillaume de Cardona
~1254 Hugues de Jouy
~1258 – 1262 Guillaume de Montanana
~1262 – 1266 Guillaume de Pontóns
~1267 – 1278 Arnaud de Castelnou
~1279 – 1282 Peire de Montcada
~1283 – 1290 Berenguer de Sant-Just
~1291 – 1307 Berenguer de Cardona
~1307 Simon de Lenda
Léon/Kastilien
Schenkungen und Privilegien
König Alfonso VII. von Léon übereignete den Templern 1146 die Stadt Villaseca mit allem zugehörigen Land Rechten. Im Jahr 1168 existierte eine Komturei in Ceinos. Zunächst unterstanden die Niederlassungen in Léon dem Provinzmeister von Aragon/Katalonien. Ab 1178 ist ein eigener Provinzmeister urkundlich belegt.
Mitte des 12. Jahrhunderts verfügten die Templer bereits über einige Besitzungen in kastilischen Ländereien. Auch die Burg von Calatrava an der damaligen Grenze zum Kalifat der Almohaden war ihnen laut der Historia de Rebus Hispaniae des zeitgenössischen Chronisten und Erzbischofs von Toledo Rodrigo Jiménez de Rada übergeben worden. Urkundlich belegen lässt sich die Schenkung allerdings nicht. Die „Calatrava-Affäre“ (s.u.) scheint sich für einige Jahrzehnte negativ auf neue Schenkungen an den Orden ausgewirkt zu haben.
1230 wurde Léon mit Kastilien dauerhaft vereint. Bereits einige Jahre zuvor lautete der Titel des Provinzmeisters „in partibus Hispaniae“, was teilweise in „die drei Königreiche Léon, Kastilien und Portugal“ präzisiert wurde. Weiterer Ausbau der Besitzungen des Templerordens erfolgte durch Schenkungen im Zuge der fortschreitenden Reconquista. Nach der Eroberung von Córdoba 1236, erhielt der Orden die Burgen und Städte von Setefilla und Lora, sowie die Burg von Capilla mit zughörigen Ländereien. Im Jahre 1247, nach der Eroberung Sevillas, wurden ihnen die Burgen von Capilla, Fregenal, Alconchel, Burguillos und Jérez mit weitreichendem Land- und Dorfbesitz zugestanden. Provinzialkapitel wurden zum Beispiel in der Komturei Alcañices in den Jahren 1255, 1272 oder 1307 in der Komturei Zamora abgehalten.
Beziehungen und Konflikte
Eine Besonderheit der spanischen Situation waren in den Königreichen entstandene lokale Ritterbruderschaften und Orden, deren Auftrag ebenfalls der Kampf gegen die „Ungläubigen“ lautete. Der Chronist Rodrigo Ximenez de Rada berichtet, dass die Templer 1157 gegenüber einer almohadischen Übermacht die Burg Calatrava aufgaben. An ihrer Stelle habe der Zisterzienserabt Ramon von Fitero die Verteidigung organisiert, ein Ereignis, das zur Gründung des Calatravaordens führte.
Enge Beziehungen bestanden zu den Königshäusern. Provinzmeister Guido de Garda taucht als Zeuge in zahlreichen Urkunden der Krone von Léon auf. 1181 signierten im Vertrag von Medina de Rioseco zwischen den Königen von Léon und Kastilien auch die Templer-Provinzmeister für Léon, Guido de Garda, und Rodrigo für Kastilien. Im 1194 zwischen Alfonso VIII. von Kastilien und Alfonso IX. von Léon geschlossenen Vertrag von Tordehumos spielen die Templer als Friedensgaranten eine wichtige Rolle. Der auf Vermittlung des Papstes zustande gekommene Friedensvertrag sah vor, dass jeder der beiden Herrscher fünf Burgen als Garantie in die Hand von Vertrauensleuten legen sollte. Die fünf Burgen des Königreichs Léon kamen auf Wunsch des kastilischen Königs unter die Verantwortung des Provinzmeister der Templer von Léon. Der König von Léon betraute indes den Meister des Calatravaordens (ed. Gonzalez II, S. 116-119).
Nicht näher bekannte Unstimmigkeiten über einige Ansprüche des Ordens führten gegen Ende des 12. Jahrhunderts offenbar zum Entzug der Besitzungen im Königreich, darunter Ponferrada. Dies ist aus der Rückerstattung am 29. April 1211 an Provinzmeister Gómez Ramírez ersichtlich (ed. González, S. 370–372).
1212 kämpften die Templer an der Seite der christlichen Alliierten und Kontingenten der Ritterorden bei Las Navas de Tolosa gegen die Almohaden unter Kalif an-Nasir. Rodrigo Jiménez de Rada – Augenzeuge der Schlacht – erwähnt die Teilnahme der Templer unter Provinzmeister Gómez Ramirez. Der Chronist lobt die Templer als Erste, die ritterlichen Stolz durch die Strenge mönchischen Lebens zügelten; die Johanniter, die neben der christlichen Caritas aus Eifer für den Glauben für die Verteidigung der heiligen Stätten das Schwert ergriffen, und die Santiagoritter.

Lob der Templer, Johanniter und Santiagoritter, Historia de Rebus Hispaniae (Kopie des 14. Jahrhundert), Madrid, Universidad Complutense BH MS 143 fol. 133r.
Die spanischen Ritterorden (Alcantara, Calatrava, Santiago, Avis) wurden aus Dankbarkeit für die Teilnahme an der Reconquista ebenfalls mit Schenkungen bedacht, und zwar oft innerhalb derselben Orte wie Templer (und Johanniter). Daraus resultierten zum Teil heftige Auseinandersetzungen der Orden untereinander. Die Templer stritten sich zum Beispiel mit dem Orden von Alcantara über die Burgen von Portozolo und Santibanez. In der schließlich 1220 getroffenen Übereinkunft trat der Provinzmeister der Templer Pedro Alvítez die beiden Immobilien und ihre zugehörigen Rechte an Alcantara ab. Besitzungen in Burg und Stadt von Alcañices wurden 1219 zum Streitfall zwischen den Templer und dem Ritterorden von Santiago, der ältere Ansprüche anmeldete. Die Santiagoritter appellierten an Papst Honorius III., der wiederum die Bischöfe von Léon und Zamora als Schiedsrichter einsetzte. Letztlich verblieb Alcañices im Besitz der Templer bis zum Beginn des Prozesses. Es gab jedoch auch gegenseitige Beistandspakte zwischen den jeweiligen Provinzmeistern der einzelnen Ritterorden, so zum Beispiel 1224 zwischen Templern, Johannitern, und den Orden von Calatrava und Santiago. In diesem großen Vertrag verpflichteten sich die Provinzmeister der vier Orden zur gegenseitigen Hilfe gegen die „Feinde des Kreuzes“. Zur Bereinigung etwaiger Konflikte wurde ein Schiedsgremium eingerichtet, in das jeder Orden drei Vertreter wählen sollte (ed. O’Callaghan, S. 617f).
Die beständigen Kriegszüge waren kostspielig. Die Templer verliehen zwar Geld – so zum Beispiel 1219 dem Erzbischof von Burgos – doch musste der Orden oft in Vorausleistung gehen und sich selbst verschulden. Provinzmeister Pedro Alvítez musste sich deshalb vor dem Ordensmeister und dem Papst rechtfertigen, der ihn 1223 von den Vorwürfen freisprach. Außerdem bekamen die Templer (und Johanniter) den Ruf, habgierig zu sein.
Auch unter Fernando III. und Alfonso X. waren die Provinzmeister der Templer von der Krone geschätzte Diplomaten und wohl häufig am Hof präsent, wie die Präsenz ihrer Namen als Zeugen bei Beurkundungenen bezeugt. Gómez Garcia, der Amtswalter des damaligen Provinzmeisters, ergriff 1282 während der Rebellion des Kronprinzen Sancho allerdings dessen Partei. Damit reihte sich Garcia unter mehrere Adlige und geistliche Würdenträger ein, die….?. Der König äußerte sich bestürzt über die Treulosigkeit und zog den Besitz des Ordens in Kastilien-Léon ein (ed. Campomanes, S. 228). Juan Fernandez, in der Urkunde ebenfalls als Amtswalter des Provinzmeisters benannt, schwor König Alfonso X. mit „anderen guten Brüdern aus Portugal“ die Treue, woraufhin der Orden seine Besitzungen zurückerhielt. Gómez Garcia taucht erst 1285, nach dem Tod Alfonsos und der Krönung Sanchos, wieder am Hof auf. Ein Kontingent des Ordens begleitet das königliche Heer gegen die Aufständischen in Badajoz 1289. Ebenso sind beim Hoftag 1302 in Medina del Campo neben anderen Prälaten auch Vertreter der Templer zugegen.
Provinzmeister von Kastilien/Léon, „Hispania“ (nach Martínez Diez):
~1178 -1183 Guido de Garda (Léon)
~1181 Rodrigo (Kastilien)
~1183 Garnero („Hispania“)
~1200 – 1203 Fernando Díaz
~1206 Sancho Fernández
~1210 – 1212 Gómez Ramírez (Kastilien, Léon, Portugal)
~1216 – 1227 Pedro Alvares/Alvítes („drei Königreiche“/“Hispania“)
~1228 Martín Sanchez
~1229 – 1237 Esteban de Belmonte („drei spanische Königreiche“), später Provinzmeister Provence
~1242 – 1244 Martín Martins
~1255 – 1265 Martín Núñes
~ 1266 Lope Sánchez („drei Königreiche”)
~1267 – 1268 Juan Eanes
~1270 – 1273 Guillem
~1271/73 – 1282 García Ferrández
1282 Gómez Garcia
~1283 - 1288 Joao Fernandez („drei Königreiche“)
~1289 Gómez Garcia
~1289 - 1299 Gonzalo Yáñez
1299 - 1309 Rodrigo Yáñez
Navarra
Das Königreich Navarra war in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts praktisch nicht existent, da König Sancho Garcia IV. ohne direkten Erben verstorben war und die Ländereien unter den Nachbarkönigreichen Kastilien und Aragon aufgeteilt wurden. Erst nach dem Tode Alfonso I. von Aragon wurde das Königreich Navarra restituiert.
Die erste nachweisbare Schenkung an den Templerorden stammt aus dem Jahre 1131 und betrifft Immobilienbesitz in und um die Stadt Tudela inklusive einer Mühle (ed. D’Albon, S. 30f). In dieser großzügigen Schenkung eines vollständigen Familienerbes wurden nicht nur die Templer bedacht, sondern auch die Johanniter und weitere Einrichtungen im Heiligen Land. Anlass war die geplante – und wohl als endgültig aufgefasste – Pilgerreise der Stifter nach Outremer. Weitere Schenkungen folgten, auch seitens des Königs Garcia Ramirez V.
Die maximal drei Komtureien der Templer in Navarra unterstanden zunächst dem Provinzmeister von Provence und Spanien, und nach der Errichtung einer eigenen Provinz dem Meister von Aragon. Zu einem wichtigen Ordenshaus entwickelte sich das 1157 begründete Ribaforada und Puenta la Reina, letzteres eine Pilgerstation auf dem Weg nach Santiago de Compostela.
Nachleben und Populärkultur in Spanien
Auch in Spanien gibt es zahlreiche Legenden über den Templerorden, oft in Verbindung mit seinem Untergang, oder über vorgebliche Templerbesitzungen, die historisch nicht nachweisbar sind. Wolfram von Eschenbachs Gralsepos Parzival verlegt den Ursprung der Erzählung in ein arabisches Manuskript aus Toledo und lässt dort „templeisen“ in ihrem Schloss den Gral bewachen. Auf der Grundlage dieser Erzählung entwickelten sich in Toledo Legenden über die Templer und den dort angeblich versteckten Gral. Die Legende vom Kreuz des Erzbischofs Tenorio (La cruz del arzobispo Tenorio) berichtet von wundersamen Christuserscheinungen, Taufwasser, das zu Blut wird und mumifizierten Templern. Das titelgebende wunderwirkende Kreuz sei ursprünglich im Besitz des Templerkomturs gewesen. Der Erzbischof habe es Ende des 14. Jahrhunderts auf der Suche nach dem Gral gefunden. Das Alter der Legende ist unbekannt. Templermumien haben im spanischen Kinofilm der 1970er Jahre mit der von Amando Ossorio begründeten Reihe der Reitenden Leichen ihre Auferstehung.

Webseite „tusrutasmisteriosas.com“ mit dem Hinweis auf die Templerreiseroute, Februar 2024.
Auf der iberischen Halbinsel befinden sich viele der eindrucksvollsten architektonischen Zeugnisse der Templer – wenn auch oft in den folgenden Jahrhunderten um- und überbaut. Insbesondere die Burgen werden touristisch inszeniert. Speziell konzipierte „Templerrouten“ führen die Reisenden zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten. In einzelnen Städten – zum Beispiel in Ponferrada und Jerez de los Caballeros – finden seit einigen Jahren Templerfestivals mit theatralischen Inszenierungen von „Templerleben“ und „Ereignissen“ statt.
Anke Napp
Quellen
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- G. Digard, Philippe le Bel et le Saint-Siège, Paris, 1936, Bd. 2, S. 219.
- J. Gonzalez (Hg.), Alfonso IX, Bd. II, Madrid 1944, Nr. 274, S. 370–372.
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- P. Rodríguez Campomanes, Dissertaciones históricas del orden, y Cavallería de los templarios, o resumen historial de sus principios, fundación, instituto, progressos, y extinción en el Concilio de Viena. Y un apéndice, o suplemento, en que se pone la regla de esta orden, y diferentes Privilegios de ella, con muchas Dissertaciones, y Notas, tocantes no solo à esta Orden, sino à las de S. Juan, Teutonicos, Santiago, Calatrava, Alcantara, Avis, Montesa, Christo, Monfrac, y otras Iglesias, y Monasterios de España, con varios Cathalogos de Maestres, Madrid 1748, S. 228f (Urkunde 1283): URL.
Sekundärliteratur
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Populärkultur
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- Webseite „Festival Templario“ in Jerez de los Caballos: URL., (Aufruf 29.2.2024)
- Webseite „Rutas Misteriosas / Rutas de los Templarios en España“: URL., (Aufruf 29.2.2024).
Spelten, Walther von (M)
Walther von Spelten wird als Meister der Templer in der Kreuzfahrt des Landgrafen Ludwigs des Frommen von Thüringen genannt: „der tempelmeister her Walther, ein wîs herre alter, von Spelten geborn, ein grâve wert“ (Vers 3645f, ed. Naumann, S. 250).
Das Gedicht vermengt die Ereignisse mehrerer Kreuzzüge, gibt aber an, um 1190 zu handeln. Demnach müsste Walther von Spelten nach Gerard de Ridefort (gefallen 1189) und vor Robert de Sablé (gewählt 1191) amtiert haben. Während Wilcke in seiner Geschichte des Tempelherrenordens (1835) annimmt, dass es sich um eine historische Person und in der Tat Ordensmeister gehandelt habe, geht die neuere Forschung davon aus, dass der Charakter eine Erfindung des Verfassers der Kreuzfahrt ist, da Walther von Spelten nur hier auftaucht.
Anke Napp
Quelle:
- Die Kreuzfahrt des Landgrafen Ludwigs des Frommen von Thüringen, ed. H. Naumann, in: MGH Deutsche Chroniken 4,2, Berlin 1923, S. 179-308: URL.
Sekundärliteratur:
- H. Nicholson, Love, War and the Grail, Leiden-Boston-Köln 2001, S. 81-82.
- W. F. Wilcke, Geschichte des Tempelherrenordens nach den vorhandenen und mehreren bisher unbenutzten Quellen, Bd. 3, Leipzig 1835, S. 504f : URL.
Spiritualität
s. auch Offizium
Die religiösen Pflichten der einzelnen Ordensbrüder (-->Offizium) sind in der Regel spezifiziert. Aus den hier beschriebenen Grundlagen der Liturgie kann geschlossen werden, daß die Spiritualität der Templer eher augustinisch geprägt war, was in den Anfängen des Ordens als Assoziierte der Augustinerchorherren des Heiligen Grabes in Jerusalem begründet liegt. Die zweite spirituelle Wurzel bringt die benediktinisch-cisterciensische Religiosität. Die durch Bernhard von Clairvaux zelebrierte Ethik des Kreuzritters im allgemeinen und des Templers insbesondere drückt sich am Besten in seiner Schrift De Laude Novae Militiae aus, die das Martyrium im Kampf gegen die Ungläubigen und zum Schutz der Christen und ihrer Stätten feiert. Gebetsverbrüderungen mit anderen religiösen Gemeinschaften sind überliefert, so zum Beispiel mit den Augustinern von Saint-Vaast, und mit zisterziensischen Gemeinschaften.
Einer einheitlichen ordensweiten Liturgie folgten die Templer nicht, sondern orientierten sich an den lokalen Gebräuchen der Diözesen. So folgten die Templer in Jerusalem und Akkon dem Ritus der Kanoniker vom Hl. Grab, in Europa aber nicht, wie Dondi nachwies. Dort orientierten sie sich an lokalen Liturgien entweder von monastischen oder kanonischen Gemeinschaften - anders als es etwa die Johanniter hielten, die in allen ihren Häusern eine einheitliche Liturgie vorgeschrieben hatten. Die meisten Templer folgten der in ihren Kapellen u. Kirchen gehaltenen Liturgie als Zuhörer, anders als die Mönche der traditionellen monastischen Orden, die täglich das Offizium sangen. Viele kleinere Niederlassungen hatten weder eine Kapelle noch einen Ordenspriester und mussten ihren religiösen Pflichten an den Angeboten des lokalen Klerus orientieren. Möglicherweise bestimmten prestigeträchtige religiöse Einrichtungen der jeweiligen Region die Vorliebe der Templerhäuser dort für einen bestimmten Ritus. Besonders verehrt wurde das Kreuz, da sich die Templer in einer besonderen Christusnachfolge sahen. Die Templer besaßen zahlreiche Kreuzreliquien in prächtigen Reliquiaren. Wie für viele andere Orden waren auch karitative Dienste für die Templerhäuser von Bedeutung.
Die meisten Templerkirchen sind der Heiligen Gottesmutter Maria geweiht, es folgen so traditionelle Kreuzfahrerheilige wie Maria Magdalena (deren Grab Anfang des 13. Jahrhunderts in der Provence 'entdeckt' wurde, und die Vorbild für Umkehr und Buße war) und Katherina, sowie einige lokale Heilige.
Die Inventare der Ordenshäuser, die im Zuge des Prozesses aufgenommen wurden, geben durch gefundene Missale, Rituale, Legendare und Martyrologien auch Hinweise auf die üblichen Riten. Hinzu gehörten Schriften, die wohl zur Lesung bei Tisch bestimmt waren, wie die "Vitae Patrum". Obwohl vermutlich keines der Templerhäuser ein eigenes Skriptorium besaß, befanden sich in einigen Niederlassungen eine größere Anzahl Bücher (so z. b. 41 in Arles und 25 in London), die meisten natürlich für den liturgischen Gebrauch. Die Ausstattung zumindest einiger Ordenskapellen mit liturgischem Gerät war reichhaltig, wie auch in einigen Aussagen des Prozesses erwähnt wird und wie die Inventare zum Beispiel der Ordenshäuser in Aragon-Katalonien zeigen. Die Gerätschaften trugen oft das Ordenskreuz.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:Quellen:
- Rom, Bibl. Vat., MS Barb. 659 (Templer-Missale, 12. Jh.)
- Paris, Bibl. Nat., MS lat. 10478 (Brevier, 13. Jh.)
- Modena, Bibl. Cap., MS O II 13 (Sakramentar, 12./13. Jh.)
- London, Brit.Lib., MS Cotton Cleopatra B III (Kalendarium)
Sekundärliteratur:
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- Forey, Alan J.: The Charitable Activities of the Templars, in: Viator 34 (2003), S. 109-141.
- Legras, A. - M.: Lemâitre, J. - L. La pratique liturgique des Templiers et des Hospitaliers de Saint-Jean de Jérusalem", in: C. Bourlet, A. Dufour (Hg.):L'écrit dans la société médiévale. Divers aspects de sa pratique du XIe au XVe siècle, Paris : CNRS, 1991, p. 77-13.
- Rother, Joachim: Das Martyrium im Templerorden. Eine Studie zur historisch-theologischen Relevanz des Opfertodes im geistlichen Ritterorden der Templer (Bamberger Historische Studien 16), Bamberg 2017.
- Salvadó, S.: Icons, Crosses and the Liturgical Objects of Templar Chapels in the Crown of Aragon, in: Burgtorf, J., Crawford, P. F., Nicholson, H. (Hrsg.): The Debate on the Trial of the Templars, 2010, S. 183-197.
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- Schenk, J. G.: The Cult of the Cross in the Order of the Temple, in: Fernandes, I. C. F. (Hrsg.): As Ordens Militares. Freires, Guerreiros, Cavaleiros, Lissabon 2012, S. 207-220.
Stella, Isaak von
s. Ètoile, Isaac de l'
St-Merri (Kirche, Paris)
s. Baphomet
Strafen
Die Abstufungen der einzelnen Vergehen und ihrer zugehörigen Strafen ist den Egards der Regel aufgeführt. Die schwerste Strafe ist der "Verlust des Hauses" -- der Ausschluss aus dem Orden unter der Verpflichtung, innerhalb der folgenden 40 Tage in einen strengeren Orden (in Frage kamen damit nur die Cistercienser oder Karthäuser) einzutreten. Griff man den ausgeschlossenen Bruder irgendwo vagabundierend auf, drohte ihm Einkerkerung. Eine spezielle Übereinkunft untersagte den Eintritt in den Orden der Johanniter. Der definitive Ausschluß von den Templern trat ein, falls die Ordensaufnahme durch Simonie, also Bestechung erfolgt war, und wurde ferner für das Ausplaudern der bei Kapitelsitzungen besprochenen Dinge, für direkten oder indirekten Mord an einem Christen, für Diebstahl und Verschleuderung von Gütern, für das heimliche Verlassen des Ordenshauses bei Abwesenheit über eine Nacht, für die Desertion und die Flucht zu den Sarazenen während der Schlacht, für Häresie, homosexuelle Handlungen, Verschwörung ausgesprochen, aber auch, wenn der Novize bei seiner Profess an einem wichtigen Punkt gelogen hatte. Aber in diesem Fall bestand die Möglichkeit einer zweiten Aufnahme, falls die Hindernisse beseitigt werden konnten.
Die zweite Strafe war der "Verlust des Habits". Der "Verlust des Habits" konnte bis auf ein Jahr ausgedeht werden und mit anderen Strafen, wie dem Fasten oder Gefängnis einhergehen. Der Betroffene musste mit den Sklaven arbeiten, die Geißelung ertragen und sogar auf dem Boden hockend essen. Hatte ein Templer einmal diese Strafe erlitten, konnte er niemals mehr andere Brüder kommandieren, die Ordensstandarte tragen oder das Siegel verwahren, sowie an der Wahl des Meisters teilnehmen. Er hatte also für immer mehrere Rechte verloren. Diese Strafe wurde ausgesprochen bei hartnäckiger Befehlsverweigerung, Tätlichkeiten, Unkeuschheit, Verleumdung von anderen oder falschen Angaben über sich selbst, für die Androhung, man wolle zu den Sarazenen überlaufen, für das unerlaubte Senken der Standarte während des Kampfes, für das Kämpfen ohne Erlaubnis (einzige Ausnahme der Beistand für einen Christen in Todesnot), wenn einem reisenden Mitbruder der Einlaß in ein Haus oder die Teilnahme an den Mahlzeiten verweigert wurde, bei der Verleihung des Ordensgewandes ohne Authorisation, bei der Brechung des Siegels des Meisters oder eines Truhenriegels ohne Erlaubnis, Veräußerung von Land, Verleihung von im Ordenshaus niedergelegten Gütern oder Vermengen dieser Deposita mit dem Ordensvermögen. Ausser dem für den Mord an Sklaven oder an einem Tier, bzw. deren Verletzung, für den Bau von neuen Gebäuden ohne Authorisation, Teilnahme an einer Jagd, das Verlassen des Ordenshauses, die Rückgabe oder unehrenhafte Behandlung des Habits.
Die leichteren Strafen bestanden aus Bußen von drei Tagen, zwei Tagen oder einem Tag, begleitet von Geißelungen und Fasten. Ähnliche Strafen existierten in allen Ritterorden und auch in den monastischen Orden. Auch die Cistercienser kannten den "Verlust des Habits", die Einkerkerung und Degradierung, die Geißelungen und das Essen auf dem Boden.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Curzon, H. de: La règle du Temple, Paris 1886. Schnürer, G.: Die ursprüngliche Templerregel, Freiburg 1903.
- Forey, A. J.: Rank and Authority in the Military Orders, dans: Studia Monastica 40 (1998), 291-329.
- Krüger, A.: Monastische Observanz und Ordensstruktur bei Templern und Johannitern, dans: Cistercienserchronik 107 (2000), 193-215.
- Vogel, Chr.: Das Recht der Templer, 2007. Online
Strikte Observanz
Diese deutsche Geheimgesellschaft freimaurerischer Filiation wurde durch den deutschen Adligen Karl Gotthelf von Hund um 1750 begründet. Hund behauptete, Weisungen durch "unbekannte Obere" in England zu bekommen. Die "Strikte Observanz", die sich als Nachfolger des mittelalterlichen Ordens und einzig wahre Freimaurergesellschaft sah, verlieh den Grad eines 'Templers'. Die Gesellschaft zeigte sich nach außen mit großem barocken Pomp und machte vor allem durch öffentliche Umzüge von sich reden. Karl von Hund starb 1764 und ließ sich im Templerhabit mit großer Zeremonie bestatten. Sehr bald traten Betrüger auf, die das maurerische Hochgradsystem zum Zweck des Gelderwerbs ausnutzten. Im Jahre 1772 vereinigte sich die "Strikte Observanz" mit dem "Klerikat der Tempelherren". Auf dem "Wiesbadener Konvent" 1782 wurde dem System wie der Annahme einer historischen Filiation von den Templern jedoch eine Absage erteilt.
Die in der älteren Forschung vertretene Idee, die "Strikte Observanz" sei das Produkt einer päpstlich-jesuitischen Intrige zugunsten des katholischen Trohnanwärters Jakob Stuart, mit der die Freimaurerei als Kämpfer für die katholische Kirche gewonnen werden sollten, entspringt der Verschwörungstheorie des protestantischen Aufklärers Johann J. C. Bode.
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Begemann, Wilhelm: Die Tempelherren und die Freimaurer, Berlrin 1906.
- Klausnitzer, Ralf: Poesie und Konspiration. Beziehungssinn und Zeichenökonomie von Verschwörungsszenarien in Publizistik, Literatur und Wissenschaft, 1750-1850, Berlin-New York 2007.
- Napp, Anke: Die Templer in Deutschland. Von der Geschichte zu Sage und Mythos (Reihe: Südthüringer Forschungen), geplant 2018.
- Reitzenstein, Albin von: Die Strikte Observanz, Berlin 1907.
- Runkel, Ferdinand: Geschichte der Freimaurerei in Deutschland, 3 Bde. Berlin 1932, Bd. 1.
Ströbeck
Ströbeck (in ma. Urkunden Strebechi, Strebeki) ist eine Gemeinde des Landkreises
Harz im Bundesland Sachsen-Anhalt.
In der Umgebung von Halberstadt erwarb die dortige Templerkomturei umfangreiche
Besitzungen, unter dem Aspekt, an Stelle von entlegenem Streubesitz Güter im
Umfeld des jeweiligen Ordenshauses zu konzentrieren.
Daraus ergab sich eine überschaubarere Verwaltung der Ordensgüter.
Wahrscheinlich ist dies mit ein Grund, warum die Templer von
Wichmannsdorf 1223 einen Teil ihrer Besitzungen in Stöbeck an den Pfarrer Rudolf
von Alvensleben zur Weitergabe an das Siechenhaus in Halberstadt verkauften.
In einer weiteren Urkunde aus dem Jahr 1223 bestätigt Bischof Friedrich von
Halberstadt diese Transaktion. Der betroffene Besitz umfasste zwei Hufen und zwei
Hofstellen, der Kaufpreis lag bei 22 Mark.
Wie in der Urkunde vermerkt, hatten die Templer den Besitz eigentlich gegen einen
besser gelegenen vertauschen wollten (Mülverstedt II. Teil, Nr.697 S. 320 /
Hauer S. 29)
Beim großen Güterverkauf im Jahr 1306 (Urkunde vom 26. 04. 1306) wurden nicht
nur alle Güter in, sondern auch um Halberstadt verkauft. Hierzu gehörten auch eine
Hufe Land und eine Hofstätte in Ströbeck (Ledebur S. 257 – 261).
F. Sengstock, bearb. v. A. Napp
Literatur- bzw. Quellennachweise:
- Hauer, Ulrich: Auf den Spuren der Templer im Ecomusèe Haldensleben-Hundisburg, in: Jahresschrift der Museen des Landkreises Börde Band 48 (15), Haldensleben 2008
- Ledebur, Leopold von: Die Tempelherren und ihre Besitzungen im preußischen Staate. Ein Beitrag zur Geschichte und Statistik des Ordens, Allgemeines Archiv für die Geschichtskunde des preußischen Staates, Berlin 1835
- Lehmann, Gunther & Patzner; Christian: „Die Templer in Mitteldeutschland“, Erfurt 2004, S. 49
- Mülverstedt, George Adalbert von: Regesta Archiepiscopatus Magdeburgensis, Magdeburg 1876 – 1899
- Schüpferling, Michael: Der Tempelherren- Orden in Deutschland Dissertation philos. Fakultät der Universität Freiburg in der Schweiz, Bamberg 1915, S. 98
Süpplingenburg (Komturei, Deutschland)
Süpplingenburg ist ein Dorf im heutigen Landkreis Helmstedt im deutschen Bundesland Niedersachsen, im früheren Bistum Halberstadt. In Urkunden und historischen Publikationen findet man auch die Bezeichnung Suppelenborch, Suppelinge, Supplingeburch, Czippelberg, Supplenburg, und weitere Schreibweisen. Ursprung der namensgebenden Burg ist eine vermutlich von den Grafen von Haldensleben im 10. Jahrhundert auf einer Insel in der sumpfigen Schunterniederung errichtete Befestigungsanlage. Später war die Burg Stammsitz von Lothar III., Herzog von Sachsen und ab 1133 Kaiser des Römisch-Deutschen Reiches. Lothar III. gründete auf Süpplingenburg ein Kanonikerstift, dessen Pröbste Liudolf und Heinrich um 1130 urkundlich erwähnt werden.

Komturei Süpplingenburg mit der Johanniskirche rechts im Bild nach Merian, Mitte 17. Jahrhundert.
Gründung der Niederlassung und Besitzungen
Meibom (1616) und ihm folgend Büntner (1722) berichten, dass das Kanonikerstift noch 1130 durch Lothar III. an die Templer übergeben wurde. Urkundliche Belege für eine solch frühe Schenkung fehlen allerdings. Verluste beim Brand der Komturei kurz nach Meiboms Niederschrift können nicht ausgeschlossen werden. Schüpferling (1915) und die jüngere Forschung favorisieren eine Gründung der Templerniederlassung in den 1170er Jahren durch Heinrich den Löwen, der als Herzog von Sachsen das Erbe der Süpplinburger antrat. Auch hierfür fehlen jedoch Nachweise. Es ist ebenso möglich, dass die Templer bereits Besitz- und Einkunftsanteile an Süpplingenburg innehatten, gleichzeitig mit dem weiter existierenden Kanonikerstift.

Der Bericht bei Meibom, 1616
In der am 24. November 1260 durch Widukind, Provinzmeister von Deutschland und Slavien, anlässlich eines Güterverkaufs an den Probst des Nonnenklosters Ebstorf in Süpplingenburg ausgestellten Urkunde ist weder die Rede von einem Ordenshaus dort, noch einem Vorsteher oder Brüdern eines solchen. Die Urkunde datiert lediglich „in Supplingeborch anno domini MCCLX“. Die nach Ebstorf verkauften Ortschaften Sustede (= Klein-Süstedt) und Hanhusen (= Hausen) liegen etwa hundert Kilometer von Süpplingenburg entfernt und könnten zur Komturei Braunschweig gehört haben (ed. Jaitner, S. 30).
Erst eine am 17. März 1272 in Halberstadt ausgefertigte Urkunde nennt zweifelsfrei einen in Süpplinburg ansässigen „provisor curiam“ unter den Zeugen: „frater Johannes dictus Saul in Supplingborch“ (ed. Schmidt, S. 117). 1279 residiert bereits ein „magister“ in Süpplingenburg und hat damit den Rang einer Komturei.
Süpplingenburg entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einer der bedeutendsten Komturei und war zeitweilig Sitz des deutschen Provinzmeisters Friedrich von Alvensleben.Zur Komturei gehörte unter anderem Besitz in Hohenzüplingen, Wald und Wiesen beim Zisterzienserkloster Marienthal, Land bei Rolstedt bei Ohrsleben, Rebke am Nordostrand des Elms, Güter nebst Rechten in Ellersleben (bis 1301) und Tentzenhoge (ab 1301 durch Tausch mit Kloster Althaldensleben gegen Güter in Ellerseel), und ein Hofgut in Emmerstedt. Maibom berichtet ohne urkundlichen Nachweis, dass die Helmstedter Stadtväter dem Orden 1267 auch ein Haus in Helmstedt abgekauft hätten, in dem dann ein Armenhospiz eingerichtet wurde.
Am 19. (22.) Februar 1301 verkaufte Herzog Albrecht II. den Templern „omne judicium et jus“, also seinen Gerichtsbann und sonstige Rechte, die er in „villa et campis Supplingeborch“ – der Siedlung, die sich um die Burg entwickelt hatte - bis zur Brücke Supplinge hielt, sowie die zughörigen Felder und Marken. Die Behinderung der Templer bei ihrer Rechtsausübung wird mit einer Strafe von zwanzig Mark bewehrt, von denen je zehn den Templern, zehn dem Herzog zukäme (ed. Ledebur III, S. 95).
Bauliche Entwicklung
Die annähernd quadratische Anlage der Burg maß etwa 70 x 70 Meter, und beherbergte neben der Johanniskirche im Zentrum weitere Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Die aus der Mitte des 17. Jahrhunderts von Merian erhaltene Beschreibung erwähnt zu seiner Zeit vorhandene „hohe Mauern“, ein „starkes Tor“ und eine Zugbrückenanlage.
Schriftliche Nachrichten über Baumaßnahmen der Templer auf der Süpplingenburg sind nicht überliefert. Da nicht bekannt ist, ab wann die Niederlassung der Templer auf der Süpplingenburg bestand, ist, ist ihre Beteiligung am Bau der Kirche nicht urkundlich belegbar.

Ausschnitt aus der Illustration in Merians Topographia mit Burganlage und Kirche.
Die mehrfach zerstörte und wieder auf- und umgebaute Kirche kann nur aufgrund archäologischer Befunde und kunstgeschichtlicher Charakteristika eingeordnet werden. Es handelte sich ursprünglich um eine repräsentative Anlage mit zwei Türmen im Westen und zwei Türmen nebst Vierungsturm im Osten, wohl mit flacher Holzdecke. Noch vor Mitte des 12. Jahrhunderts wurde das Gebäude durch einen Brand schwer zerstört; anschließend wurden die Chorflankentürme, das Westwerk und die Krypta aufgegeben. Im 13. Jahrhundert erfolgte die Einwölbung von Mittel- und Querschiff, und dem Südquerhaus.
Beziehungen und Konflikte
Verschiedene Mitglieder der herzoglich-braunschweigischen Familie traten dem Templerorden bei und unterstützten ihn mit großzügigen Schenkungen und Verkäufen. Anfang des 14. Jahrhunderts leitete Otto von Braunschweig aus der sächsischen Herzogsfamilie die „curia nostra Suppingeborch” und bezeugt den am 7. Mai 1303 von Friedrich Sylvester, Provinzmeister von Deutschland und Slawien an zwei Braunschweiger Bürger für 100 Silbermark getätigten Verkauf aus Einkünften der Komtureien Süpplingenburg und Tempelachim (ed. Haenselmann, S. 266). Auch weitere Adlige wie die Familie von Wenden, die im Jahr 1300 Güter in Hohenzüplingen übereignete, schätzten den Orden offenbar. Noch zu Beginn des 14. Jahrhunderts ist das Ansehen der Templer in der Region hoch.
Größere Unstimmigkeiten gab es unter anderem mit dem Zisterzienserkloster Marienthal bei Helmstedt über eine Mühle und den zugehörigen Wasserlauf. Durch Rücksichtslosigkeit oder infolge mangelnder Wartung war es bei der Mühle des Klosters zu Überschwemmungen gekommen, die Schaden am Eigentum der Templer angerichtet hatten. 1279 besiegelt Provinzmeister Widekind den geschlossenen Vergleich: das Kloster soll den Templern – die Komturei Süpplingenburg wird nicht explizit genannt - jährlich sechs Viertel Weizen zahlen, wenn die Mühle nicht zerstört wird und der Wasserlauf wieder sein altes Bett erhält. Auch im Falle eines Verkaufs der Mühle sollten die Templer weiter ihre Entschädigung erhalten. Der Wall vor dem Mühlenteich dürfe nicht erhöht werden, und das Brachland daneben auch nicht bestellt. Auch solle der (offenbar den Templern gehörende) Wasserlauf beim Durchqueren des Klosterlandes dort nicht etwa abgegraben werden. Bezeugt ist die Übereinkunft auch von einem „hermannus, magister in Suplinghborch“ (ed. Labonde, S. 266).
Anfang des 14. Jahrhunderts führte ein Waldstück und dessen Nutzung erneut zum Streit mit dem Kloster Marienthal. Am 11. Juni1304 gibt Komtur der Komtur Otto von Braunschweig bekannt, dass eine gütliche Regelung zwischen den Templern in Süpplingenburg und Emmerstedt einerseits und Marienthal unter Vermittlung der Brüder Friedrich von Alvensleben und Bertram von Feldheim erreicht worden ist.
Zum Zeitpunkt der Aufhebung des Templerordens im Jahr 1312 unterstand die Komturei noch immer Herzog Otto von Braunschweig. Laut Gebhardi (1739), der sich auf den Ordinarius ecclesie sancti Mathei aus dem 15. Jahrhundert beruft, gestanden die Johanniter als Rechtsnachfolger des Templerordens nach langwierigen Verhandlungen Otto den Tempelhof in Braunschweig, sowie einige Einkünfte aus Süpplingenburg „ad vitam suam“ (auf Lebenszeit) zu. Entgegen der Vereinbarung wurden die Güter aber auch nach Ottos Tod nicht den Johannitern übereignet. Erst 1357 sind sie tatsächlich im Besitz der Liegenschaften.
Architektonische Überreste

Johanniskirche. Gewölbe der Vierung und des Südquerhauses mit den Patriarchalkreuzen. Farbliche Fassung um 1880 durch Adolf Quensen.
Die verbleibenden Gebäude der Burganlage waren 1875 abgerissen und der Wassergraben zugeschüttet worden. Merian berichtet von einer 1464 restaurierten Kirche. 1616 wird das Bauwerk erneut als „eingefallen“ bezeichnet. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war St. Johannis erneut so baufällig, dass der Abriss erwogen wurde. Letztlich erfolgte aber eine umfangreiche Restaurierung im Sinne der Neuromanik. Bei erneuten Sicherungs- und Restaurierungsmaßnahmen zwischen 1962-1975 war erstmalig eine kunsthistorisch-archäologische Bauaufnahme des Komplexes möglich.
Das Gewölbe des Südquerhauses ist mit Patriarchalkreuzen verziert. Dieser Gewölbeschmuck und weiterer Bauschmuck (Köpfe) ist für Berndt (1982) Beweis des Einflusses „östlicher Baukultur und islamische Schmuckformen“, die „vom Geist der Templer, die auf ein Synthese der monotheistischen Religionen bedacht waren“ erzählen. Da es weder eine derartige synkretistische Agenda der Templer, noch eine diesbezügliche spezifische Symbolik gab, ist diese Deutung des in der romanischen und frühgotischen Kunst weit verbreiteten Bauschmucks willkürlich. Die Patriarchalkreuze stehen in keiner Beziehung zum Kreuz auf dem Habit der Templer.
Komture
~1272 Johannes dictus Saul (provisor)
~1279 Hermannus (magister)
~1301 Friedrich von Alvensleben
~1304 Otto von Braunschweig
Frank Sengstock / Anke Napp
Quellen:
- S. Buchholtz,Versuch einer Geschichte der Churmarck Brandenburg von der ersten Erscheinung der deutschen Sennonen an bis auf jezige Zeiten. Bd. 2, Mittlere Geschichte, Bd. 2, Berlin 1765, S. 326.
- H. Bünting / J. Letzner, Braunschweig-Lüneburgische Chronica, Oder: Historische Beschreibung Der Durchlauchtigsten Herzogen zu Braunschweig und Lüneburg: Wie dieselben anfänglich aus den Fürstlichen Häusern Este und Sachsen ihren Ursprung genommen, Bd. 1, Braunschweig 1722, S. 293: URL.
- J. J. Gebhardi, Der mit dem Matthäusstift verbundene Caland zum Heiligen Geist, Braunschweig 1739 (dort Urkunden und Auszüge aus dem „Ordinarius“), S. 32 u. 65ff: URL.
- L. Haenselmann (Hg.), Urkundenbuch der Stadt Braunschweig, Bd. 2, Braunschweig 1900, S. 266: URL
- K. Jaitner (Hg.), Urkundenbuch des Klosters Ebstorf, Hildesheim 1985, S. 30, Nr. 28.
- L. von Ledebur, Rezension und Ergänzungen zu Wohlbrück, Geschichtliche Nachrichten von dem Geschlechte der Alvensleben, 3. Theil, in: Allgemeines Archiv für die Geschichtskunde des Preußischen Staates, Bd. 3. 1830, S. 95, URL.
- H. F. von Meibom, Warhafftiger und gründlicher bericht vom anfang und stifftung der Comthurey zur Süpplingenburg, S. Johannis Ordens, aus warhafftigen Historien und brieflichen urkunden zusammen gebracht (1616), in: Johannis Letzneri Kurtze und bißhero nicht in Druck gegebene Beschreibung Des im Wolffenbüttelschen Herzogthum gelegenen Kayserl. Stifftes Königs-Lutter, Wolffenbüttel 1715, S. 54f: URL.
- M. Merian, Toppographia und Eigentliche Beschreibung Der Vornembsten Stäte, Schlösser und Örter, in denen Hertzogthümern Braunschweig und Lüneburg…, Frankfurt a. M. 1654, S. 193f: URL.
- G. A. von Mülverstedt, Regesta archiepiscopatus Magdeburgensis. Sammlung von Auszügen aus Urkunden und Annalisten zur Geschichte des Erzstifts und Herzogtums Magdeburg, Bd. 1: Bis zum Tode des Erzbischofs Wichmann (1192), Magdeburg 1876, S. 499f, Nr. 1246 (Kanonikerstift) / Bd. 3 Von 1270-1305, Magdeburg 1886, S. 412, Nr. 1092.
- G. G. Schmidt (Hg.), Urkundenbuch der Stadt Halberstadt, Bd. 1 Halberstadt 1878, S. 117f, Nr. 136: URL
- S. W. Wohlbrück, Geschichtliche Nachrichten von dem Geschlechte Alvensleben, Bd. 1, Berlin 1819, S. 211 (Urkunde 1304).
Sekundärliteratur:
- F. Berndt, Die Stiftskirche und spätere Ordenskirche der Tempelritter auf der Stammburg Lothars von Süpplingenburg, in: Braunschweigisches Jahrbuch 63 (1982), S. 31-51: URL.
- W. Braun / B. Sternal, Burgen und Schlösser der Harzregion, Bd. 4, Norderstedt 2015, S. 16-19.
- J. Labonde, Die Templer in Deutschland. Eine Untersuchung zum historisch überkommenen Erbe des Templerordens in Deutschland, Aachen 2010, S. 266f.
- M. Schüpferling, Der Tempelherren-Orden in Deutschland, Bamberg 1915, S. 91-93.
Symbolik
Es gibt keine eigens für den Templerorden dingfest zu machende Symbolik an oder in ihren Bauwerken. Alle Elemente fügen sich problemlos in den mittelalterlichen katholischen Kosmos der Welterklärung ein. Dies gilt auch für die Kreiselemente in den Wandmalereien von San Bevignate und Montsaunes. Diese können in Verbindung gebracht werden mit den Kreis-Schemata der 4-Elemente-Lehre, die in zahlreichen Handschriften Isidors von Sevilla verbreitet wurde. Diese Welterklärung hat ihren Ursprung bereits in den Überlegungen der griechischen Philosophen Platon und Aristoteles und geht von einer komplexen, ineinander verwobenen Einheit von Makrokosmos (Kosmos, Natur) und Mikrokosmos (Mensch) aus. Die Eigenschaften der Elemente (z.B. Wasser= kalt und feucht / Erde = trocken und kalt) bestimmten die Jahreszeiten, die Stimmungen des Menschen, die Lebensalter. Der Gelehrte und Bischof Hrabanus Maurus setzte im 8. Jahrhundert die Elementenlehre mit den vier Enden des Kreuzes in Beziehung und schuf so einen tiefen spirituellen Kontext der Naturauslegung.

Kreis-und Rosettenornamente in der Templer-Kirche von San Bevignate

Kreis-und Rosettenornamente in der Templer-Kirche von San Bevignate

Deckenfresko der Kirche von Montsaunes, 12. Jh.
Die sechsstrahlige, sogenannte "Templerrosette" ist ein bis in die Antike reichendes Bildgut und wurde weder ausschließlich von den Templern benutzt, noch von ihnen aus dem Orient importiert. Sie findet sich bereits im Bauschmuck der koptischen Christen aus dem 4. Jh., bei den spanischen Westgoten im 7. Jh., aber auch im Bodenmosaik der Kathedralen von Pisa, Die und Westminster Abbey, wo sie mit anderen Stern- und Kreisornamenten die Vielgestaltigkeit der Schöpfung und den Sternenhimmel symbolisiert und als Hintergrundschmuckelement eingesetzt wird.
Kreuze, Schwerter, Schilde und dergleichen auf Grabplatten sind ebenfalls keine spezifisch templerischen Symbole. Der vielfach bemühte "Templersymbolismus", mit dessen Hilfe Bauwerke dem Orden zugeschrieben werden, die nichts mit ihm zu tun haben, hat seine Wurzel in einem Rückimport freimaurerischer Ideologie und Symbolik in das Mittelalter oder in einer Unkenntnis mittelalterlicher Ikonographie.
Das einzige authentische, mittelalterliche Templersymbol sind die beiden Ritter auf einem Pferd.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Hrabanus Maurus, In honorem S. Crucis C. 7, ed. V. Perrin, M. in: Corpus Christianorum Continuatio Medievalis, Bd. 100, Turnholt 1997.
- Napp, A.: Vom Ketzerprozess zur Metaverschwörung. Die Mythen um den Templerorden, Baden-Baden, 2020, S. 128-147.
- Scarpelli, P.: La decorazione pittorica di San Bevignate e la pittura perugina del Duecento, in: Milites Templi, Perugia 2008, S. 205-285.