Oct 16, 2023
Neue Publikation: Eine innovative Methode für qualitative Remote-Interviews
Die COVID-19-Pandemie führte weltweit zu Einschränkungen im Privat- und Arbeitsleben. Da auch Universitäten und Forschungseinrichtungen weitgehend geschlossen blieben, konnten viele Studien nicht wie ursprünglich geplant durchgeführt werden – das betraf nicht zuletzt Laborstudien sowie qualitative Forschungsvorhaben, die für ein Face-to-Face-Setting konzipiert waren.
Wie viele andere Forscher:innen standen auch Ursula Schmid (LMU München), Anna Sophie Kümpel (IfK) und Diana Rieger (LMU München) vor der Herausforderung, ihre für die direkte Interaktion mit Teilnehmer:innen angelegte qualitative Mehrmethodenstudie im Rahmen des Projektes KISTRA in den Online-Raum zu verlegen. Und das möglichst ohne Nachteile für den Erkenntnisgewinn, ohne größere Einschränkungen für die Interviewer:innen und Teilnehmer:innen sowie – angesichts des thematischen Fokus auf Hate Speech – unter sicheren Bedingungen.
Im Ergebnis entstand die Remote Self-Confrontation Interview Method – eine vollständig online durchführbare Spielart des Selbstkonfrontationsinterviews. Dabei werden Nutzer:innen zunächst bei ihrer Mediennutzung beobachtet und aufgezeichnet. Ansprechend sprechen die Forscher:innen gemeinsam mit ihnen über ihre Erfahrungen, Reaktionen und Wahrnehmungen. Da sich bei der Durchführung der Studie schnell herausstellte, dass die Methode auch für andere Forschungsvorhaben fruchtbar sein könnte, haben die Forscher:innen nicht nur einen Beitrag über die Ergebnissegeschrieben, sondern auch einen Aufsatz, der ganz auf die Methode fokussiert ist. Dieser wurde nun in der Fachzeitschrift American Behavioral Scientist veröffentlicht und ist auf der Website des Journals Open Access verfügbar.
Interessierte Leser:innen finden dort nicht nur einen Überblick über die Methode, sondern auch praktische Hinweise zur Studienvorbereitung, -durchführung und -auswertung. Zudem werden Vor- und Nachteile aus der Perspektive der Studienleiter:innen sowie der Teilnehmer:innen diskutiert – und es wird dargelegt, warum sich die Methode auch in Nicht-Pandemiezeiten lohnt.