30.05.2023
Neue Publikation: Informationsnutzung junger Erwachsener auf Instagram
Social-Media-Plattformen sind – besonders für junge Erwachsene – eine wichtige Informationsquelle. Gerade Instagram bietet ein regelrechtes Kaleidoskop an Informationen: Auf der Plattform finden Nutzer:innen Updates von Freund:innen, Rezepte oder Neuigkeiten aus der Tagespolitik. Tatsächlich zeigen bisherige Studien, dass die Motive für die Nutzung von Instagram vielfältig sind. Sie reichen von Unterhaltung über Nachrichtenkonsum bis zum ungerichteten Browsen. Doch derlei Befragungsstudien geben nur einen groben Einblick in Informationsnutzungspraktiken auf Instagram. Unklar ist bisher, welche Informationen genau junge Menschen auf der Plattform nutzen – und was sie im Kontext von Instagram überhaupt unter dem Begriff „Information“ verstehen.
Genau diesen Fragen gehen Luise Anter und Anna Sophie Kümpel in einer neuen Publikation nach, die jüngst im Fachjournal Digital Journalism erschienen ist. Die Studie basiert auf einem umfangreichen Mixed-Methods-Design: Zunächst haben 48 junge Menschen (18-24 Jahre) eine Woche in einem Tagebuch dokumentiert, welche Informationen ihnen auf Instagram begegnet sind. Danach wurden Leitfadeninterviews mit den Teilnehmer:innen geführt, um detaillierte Einblicke in ihr Nutzungsverhalten und -verständnis zu erhalten.
Die Ergebnisse zeigen, dass Instagram ein integraler Bestandteil der Informationsrepertoires junger Menschen ist. Oft suchen sie die Informationen aber gar nicht aktiv – vielmehr begegnen diese ihnen zufällig, wenn sie durch ihren Feed scrollen oder sich die neueste Story einer Influencerin ansehen. Dabei gehen junge Menschen auf Instagram vielfältigen Informationsbedürfnissen nach: Besonders wichtig waren den Teilnehmer:innen Informationen über ihr soziales Umfeld, aber auch über ihre Hobbies und Interessen. Auch für Informationen über das Tagesgeschehen spielt Instagram eine wichtige Rolle. Einhergehend mit dieser Vielfalt haben die meisten Teilnehmer:innen ein breites Verständnis von „Information“. Eine Information kann demnach jeder Inhalt sein, der subjektiv neu und/oder nützlich ist. Die Interviews zeigen aber, dass es vielen der jungen Menschen schwerfällt, Informationen auf Instagram zu identifizieren: Kann ein Post wirklich eine Information sein, wenn er im Feed zwischen Tiervideos und lustigen Memes auftaucht? Der unterhaltende Charakter der Plattform dürfte also auch die Beurteilung einzelner Inhalte beeinflussen.
Damit gibt die Studie für künftige Forschung zweierlei Impulse: Einerseits unterstreicht sie die Relevanz methodischer Zugänge, die Erfahrungen der Nutzer:innen in den Fokus stellen – gerade im Kontext hochgradig individualisierter Social-Media-Umgebungen. Andererseits ist es aufschlussreich, auch den Einfluss der Plattform selbst auf Nutzungsverhalten und -verständnis mitzudenken.