02.11.2023
Neue Publikation: Systematisches Review über Artificial Companions
Eine Technologie zu entwickeln, die Freund und Partner des Menschen ist: Diese Idee hat in den letzten Jahren an Popularität gewonnen. Es gibt Filme wie Her (2013) oder Robert and Frank (2012), es gibt Forschungsprojekte wie Emobie, die Roboter für ängstliche Kinder entwickeln – und es gibt Roboter wie ElliQ, die mit drei Mausklicks ins eigene Wohnzimmer bestellt werden können, um dort ältere Menschen im Alltag zu unterstützen und soziale Kontakte aufrechtzuerhalten. Doch wie genau können wir solche Roboterfreunde, sogenannte Artificial Companions (AC) definieren, entwerfen und kategorisieren?
Zu dieser Frage hat IfK-Mitarbeiterin Ayanda Rogge jüngst ein systematisches Literatur-Review vorgelegt, das im Fachjournal International Journal of Social Robotics erschienen ist. Auf Basis der Analyse 540 wissenschaftlicher Publikationen entwickelt Rogge zunächst eine interdisziplinär anwendbare Definition von ACs. Demnach ist ein AC vor allem durch Adaptivität an die Nutzer:innen und emotional einbindendes Verhalten (Engagement) zu beschreiben. ACs zeichnen sich zudem dadurch aus, dass ihre Nutzer:innen eine langfristige und resiliente Beziehung zu ihnen aufbauen können – was den Vorteil mit sich bringt, die Potenziale der Technologie bestmöglich auszuschöpfen. Zudem beschreibt die Arbeit zentrale Designeigenschaften von ACs, etwa deren Anpassungsfähigkeit an die Nutzende und den Nutzungskontext. Zentral ist zudem die verbale und nonverbale Kommunikationsfähigkeit des AC, um seine Eigenschaften an Nutzer:innen transportieren zu können. Denn das ein Agent überhaupt als AC wahrgenommen wird, hängt vor allem von einer fortlaufenden Interaktion und positiven Erfahrungen der Nutzer:innen mit dem Agenten ab.
Die Arbeit zeigt aber auch, dass die Entwicklung von ACs trotz anhaltender Bemühungen in Fiktion, Wirtschaft und Wissenschaft eine komplexe Aufgabe bleibt – und es nicht verwundern muss, dass sich viele ACs der ersten Generation noch in der Prototyphase befinden oder gar (kommerziell) gescheitert sind. Denn um unterschiedlichen Anforderungen sozialer Interaktion zu genügen, muss das Design von ACs auf die jeweiligen Anwendungsgebiete, Nutzertypen und Nutzungskontexte angepasst werden. So bietet das Literatur-Review nicht nur die Grundlage für künftige empirische Forschung, sondern auch für die Weiterentwicklung von ACs in der Praxis.