Das Projekt
Zeitraum: November 2013 – 2017
Art der Finanzierung: Drittmittel
Projektverantwortlicher: Prof. Dr. Henrik Karge
Finanzierungseinrichtung: Fritz Thyssen Stiftung
Mitarbeiter: Dr. Stefan Hertzig, Dr. Kristina Friedrichs
Seit Herbst 2013 ist das Forschungsprojekt zur Geschichte des Japanischen Palais an der Technischen Universität Dresden beheimatet. Dank der freundlichen Unterstützung der Fritz Thyssen Stiftung kann in den kommenden Jahren unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Henrik Karge die Untersuchung in Kooperation mit den entsprechenden Dresdener Institutionen, wie der Porzellansammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, des Landesamtes für Denkmalpflege und des Sächsischen Hauptstaatsarchives, vorgenommen werden. Als Mitarbeiter sind Dr. Stefan Hertzig und Dr. Kristina Friedrichs an dem Projekt beteiligt.
Die Ursprünge des Japanischen Palais lassen sich auf einen ersten Bau des Grafen Flemming aus dem Jahre 1715 zurückführen. Aufgrund der dort angesammelten immensen Porzellanschätze erhielt es nach dem Kauf durch den sächsischen Kurfürsten und König von Polen, August den Starken, zunächst seinen Namen "Holländisches Palais".
Die ab 1725 intensiv betriebenen Planungen für den Umbau des Gebäudes zum „Japanischen Palais“ (ab 1727/29) werden einen Kernpunkt der Untersuchungen bilden. Das Interesse des Königs fiel nicht zuletzt auch aufgrund der besonders schönen, stadtnahen Lage auf das ehemalige Holländische Palais, da es ihm zusammen mit dem seit 1732 als „Neuer Königsstadt“ neu errichteten Altendresden eine entscheidende Möglichkeit zur herrschaftlichen Repräsentation und Darstellung seiner königlichen Magnifizenz bot.
Zum anderen ist die Leidenschaft des sächsischen Kurfürsten für Porzellan, das er mit Begeisterung entweder ankaufen oder in Meißen zur Ausstattung des neuen Schlosses eigens herstellen ließ, für den Umbau des Japanischen Palais von größter Bedeutung. Hiermit verfügte August der Starke über ein einzigartiges Medium der Selbstdarstellung, das ihn unter den Fürsten Europas auszeichnete. Zu fragen ist deshalb zunächst nach den zahlreichen typologischen Vorbildern aus dem europäischen Schlossbau, die sich auf die Bauplanung auswirkten, an der der an Kunst und Architektur sehr interessierte König selbst stets regen Anteil nahm.
Fast 300 Pläne und Zeichnungen des Japanischen Palais haben sich erhalten, die die vielleicht umfangreichste Planungsdokumentationen innerhalb des Dresdner Barocks darstellen. Durch das Forschungsprojekt sollen diese erfasst und katalogisiert, datiert sowie den verschiedenen Entwurfsautoren bzw. Architekten zugewiesen werden. Im Nachgang sollen die wichtigsten Räume auf der Grundlage des originalen Planmaterials mittels einer dreidimensionalen Computervisualisierung in Andeutung der geplanten verschiedenfarbigen Porzellanbestückungen und Wandverkleidungen einschließlich der Wirkung des Lichts und der zahlreichen Spiegel dargestellt werden.
August der Starke sollte die Fertigstellung seines Prestigeobjektes nicht mehr selbst miterleben - er starb im Februar 1733 als der Innenausbau noch nicht vollendet war. Es wird die Frage zu stellen sein, in welchem Umfang und zu welchem Aussehen das Bauprojekt gediehen war.
Zum Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Japanische Palais umgebaut, um fortan als Antikenmuseum, Münzkabinett und öffentliche Bibliothek zu dienen. Diesen Zweck erfüllte es auch im 19. Jahrhundert noch, als Gottfried Semper die Erdgeschossräume nach aktuellen musealen Ansprüchen umgestalten ließ. Auch diese beiden wichtigen Phasen der späteren Nutzung des Gebäudes sollen zum Gegenstand der Untersuchung werden, um ein vollständiges Bild der Baugeschichte des Japanischen Palais zu erlangen.