Werkmeister der Spätgotik
Bauprozesse sind durch drei wesentliche Phasen bestimmt: Idee, Entwurf und Ausführung. An den Schnittstellen ist jeweils der Werkmeister als Entscheidungsträger beteiligt, so dass ihm im formbildenden Werkprozess die bedeutendste Stellung zukommt. Die Forschung hat somit berechtigtes Interesse an Werkmeistern und Werkzuschreibungen. Allerdings standen in der spätmittelalterlichen Bauwesenhierarchie die Werkmeister hinter den Baumeistern (Bauverwaltern) zurück; ein Umstand, der sich in einer verwirrenden Quellenlage widerspiegelt und zu gravierenden Fehlinterpretationen führt. Das Projekt hat zum Ziel die Position und Aufgabenbereiche eines spätmittelalterlichen Werkmeisters zu definieren und „Werkmeister“ als kunstwissenschaftliche Kategorie für eine an Quellen orientierte Forschung nutzbar zu machen. Im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen Fragen zur Stellung der Werkmeister in der Bauorganisation, zu ihren Aufgabenbereichen in den Entwurfs- und Bauprozessen und zur Wandlung ihrer Position in der Hierarchie der Bauorganisation und in ihrer gesellschaftlichen Stellung. Die ersten beiden Aspekte zielen vor allem auf die Beschreibung und Abgrenzung der Kompetenzen und Tätigkeitsbereiche aller wichtigen am Bau bzw. an den Formbildungsprozessen beteiligten Personen, um auf diesem Weg architektonische Formen und ihre Qualität zu beurteilen, zuzuweisen und in eine Form- und Architekturgeschichte einzubinden. Quellen bieten die Möglichkeit für ein konkretes Bauvorhaben die praktischen Organisations- und Formbildungsstrukturen im Umfeld der Werkmeister offen zulegen. Im Forschungskomplex zur Stellung des Werkmeisters in Organisation und Gesellschaft werden diese punktuellen Ergebnisse mit Erkenntnissen zu Kommunikations- und Kompetenzstrukturen zwischen Werkmeistern und Auftraggebern verknüpft, um ideelle Anteile der Werkmeister an den Bauwerken herausfiltern zu können. Letztlich sind alle Untersuchungsergebnisse in eine entwicklungsgeschichtliche Betrachtung einzubinden und zu konstatierende Veränderlichkeiten und Fehlstellen darzustellen. Auf diesem Wege soll nicht nur die Kontinuität zwischen hochmittelalterlicher handwerklicher Baukunst und den Verfahrensweisen frühneuzeitlicher Architekten bewiesen, sondern auch eine spezifische Methodik zur kunstwissenschaftlichen Bearbeitung spätmittelalterlicher Architektur entwickelt werden.
Zeitraum: 04/2007 - 03/2009
Art der Finanzierung: Drittmittel
Projektleiter: Herr Dr. phil. Stefan Bürger / Herr Prof. Dr. phil. habil. Bruno Klein
Mitarbeiter: Frau M.A. Katja Schröck / Herr Prof. Dr. phil. habil. Bruno Klein
Finanzierungseinrichtung: Gerda-Henkel-Stiftung