Im Jahre 1905 schlossen sich vier Dresdner Architekturstudenten – Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff und Fritz Bleyl – zu einer Künstlergruppe zusammen, die einen radikalen Neubeginn der Kunst propagierten und damit auch international zu den wichtigsten Begründern der künstlerischen Moderne zu zählen sind. Entscheidend war die Verbindung einer sich rasch wandelnden Kunst mit einer experimentellen Lebensführung, die sich sowohl in den Ateliers der Brücke-Maler als auch in freier Natur vollzog – berühmt sind die Badesommer um 1910 an den Moritzburger Seen. Naturgenuss und Sinnlichkeit spiegelten sich in einer neuartig spontanen Kunstpraxis in Gemälden und Holzschnitten, die sich vor allem durch expressive Farbigkeit auszeichneten. Vitalität und Veränderung waren die Grundprinzipien der Brücke – dies betraf nicht allein die raschen Wandlungen des Brücke-Stils, sondern auch die Zusammensetzung und Ortswahl der Gruppe: Fritz Bleyl trat bald aus, Max Pechstein, Emil Nolde (zeitweise) und Otto Mueller kamen hinzu; Außenposten entstanden an Nord- und Ostsee, und Berlin wurde ab 1911 zum neuen Lebensmittelpunkt, bevor sich die Brücke bereits 1913 auflöste. Das Seminar soll nicht allein diese tiefgreifenden Wandlungen verfolgen, sondern das Besondere der Brücke-Kunst im Umfeld des sich entwickelnden deutschen Expressionismus festhalten und den immensen Nachwirkungen bis in die Gegenwart nachspüren.
Ablaufplan:
Anforderung: Referat mit visueller Präsentation (ca. 30 Minuten), Essay nur in Sonderfällen
18. Oktober 2013: Einführung des Seminarleiters, Vergabe der Referatsthemen
25. Oktober: Die Anfänge
Referat a: Kirchner, Heckel, Schmidt-Rottluff und Bleyl als Architekturstudenten – die Schulung des räumlichen Sehens (Annika Otto)
Referat b: Die künstlerischen Anfänge der „Brücke“ – Beziehungen zu Jugendstil und Japonismus (Annika Kratzenberg)
1. November:
Referat a: Der frühe „Brücke-Stil“ um 1906/07 – Auseinandersetzung mit Van Gogh und Munch (Julia Kunze)
Referat b: Der reife „Brücke-Stil“ um 1909/10 – Auseinandersetzung mit den Fauves (bes. Matisse, Van Dongen) (Luise Häßner)
8. November:
Referat a: Emil Nolde in der „Brücke“ (Tina Benndorf)
Referat b: Die grafischen Techniken der Brücke-Künstler (Nathalie Schrön)
6. Dezember:
Referat a: Die „Brücke“ in Dresden: Wohnorte und Stadtbilder (Patricia Hegenbart)
Referat b: Die Ateliers und ihre Ausstattung – Kunst und Erotik im Atelier (Marianne Schulze)
13. Dezember:
Referat a: Modelle und Freundinnen – die Frauen im Leben der Brücke-Künstler (Jonas Tropartz)
Referat b: Die Inspiration des Primitiven: Auseinandersetzungen mit der Südsee-Kunst (Sophie Thomanek)
20. Dezember:
Referat a: Die Brücke-Künstler an den Moritzburger Teichen (Sherrie-Ann Hederer)Referat b: Kunst und Natur in den Bildern der „Brücke“ (Maxi Kulowatz)
10. Januar:
Referat a: Außenposten im Norden: Dangast, Fehmarn, Nidden (Claudia Rausch)
Referat b: Die Skulpturen der „Brücke“ (Johanna Rickowski)
17. Januar 2014:
Referat a: Der Berliner „Brücke-Stil“ und sein Verhältnis zu Kubismus und Futurismus (Elisa Muggetti)
Referat b: Die Großstadtthematik in der Kunst Kirchners (Ronja Opfermann)
24. Januar:
Referat a: Otto Mueller und die „Brücke“ (Lydia Goetz)
Referat b: Das Verhältnis der „Brücke“ zum „Blauen Reiter“ (Roberto Stöcker)
31. Januar:
Referat a: Getrennte Wege, getrennte Rückblicke – die Brücke-Künstler in den 20er Jahren (Pamela Buschmann)
Referat b: Die Institutionalisierung des Brücke-Expressionismus nach 1945 – Unterschiede in West- und Ostdeutschland (Martin Ott)
Grundliteratur:
- Jill Lloyd, German Expressionism – primitivism and modernity, New Haven u.a. 1991;
- Horst Jähner, Künstlergruppe Brücke – Geschichte einer Gemeinschaft und das Lebenswerk ihrer Repräsentanten, Berlin 1996;
- Birgit Dalbajewa (Hrsg.), Die Brücke in Dresden 1905-1911, Ausst.kat. Dresden 2001/02, Köln 2001;
- Katharina Henkel / Roland März (Hrsg.), Der Potsdamer Platz. Ernst Ludwig Kirchner und der Untergang Preußens, Ausst.kat. Berlin 2001;
- Barbara Nierhoff, Das Bild der Frau – Sexualität und Körperlichkeit in der Kunst der „Brücke“, Essen 2004;
- Meike Hoffmann, Leben und Schaffen der Künstlergruppe „Brücke“ 1905-1913, Berlin 2005;
- Hanna Strzoda, Die Ateliers Ernst Ludwig Kirchners. Eine Studie zur Rezeption ‚primitiver‘ europäischer und außereuropäischer Kulturen, Petersberg 2006
- Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden 32, 2005 (ersch. 2008): Sonderband „Gruppe und Individuum in der Künstlergemeinschaft Brücke. 100 Jahre Brücke – Neueste Forschung“
- Ralf Beil / Katharina Siegmann (Hrsg.), Ernst Ludwig Kirchner als Architekt, Darmstadt / München 2011
- Aya Soika, Der Traum vom Paradies. Max und Lotte Pechsteins Reise in die Südsee, Heidelberg 2016 (zur Ausstellung Zwickau / Reutlingen 2016/17)
|