Kunstgeschichte und Fotografie
Dozenten: | Apl. Prof. Dr. Gilbert Lupfer, Dr. Agnes Matthias | ||||
Einzelsitzungen: | 14.4. / 9.6. / 23.6. / 7.7, jeweils 9:20–10:50 Uhr (Mi / 2.DS) | ||||
Blockveranstaltungen: | Freitag, 7.5. / 22.5. jeweils, 9–12 Uhr | ||||
Ort: | ABGESAGT bzw. verschoben auf das Wintersemester 2021/2022 | ||||
Einschreibung: | |||||
Module | Master | Master LA | LA / Staatsexamen | ||
PhF-KG-MA-TMH-B PhF-KG-MA-TMH-V |
MAKU-KG-VT 1 | PHF-SEMS-KU-KG3 PHF-SEGY-KU-KG3 |
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Prüfungsleistungen: | Referat und Seminararbeit | Referat ODER Essay | Referat ODER Essay |
Kunstgeschichte und Fotografie sind eng miteinander verwoben. Viele Werke kennen wir nur im analogen oder digitalen (Ab-)Bild, also medial vermittelt in Publikationen, Präsentationen oder auf Websites. Das Seminar möchte dieseralten und immer noch aktuellen Verbindung zwischen einer wissenschaftlichen Disziplin, die sich vor allem mit visuellen künstlerischen Praktiken befasst, und ihren medialen Grundlagen nachgehen – auf der Suche nach den „Effekte[n] der fotografischen Vermittlung für die Kunstgeschichte“ (Barbara Schrödl).
Mit dem ausgehenden 19. Jahrhundert wurde die Fotografie zum wichtigen Hilfsmittel kunstgeschichtlichen Arbeitens und Studierens.In reproduzierter Form waren Werke nun ortsunabhängig verfügbar, der Zugriff darauf war einfach. Nicht zuletzt die (Doppel-)Diaprojektion bewirkte die Herausbildung von neuer Methodik wie etwa das Vergleichende Sehen. Bildgebende Verfahren – auch jenseits der Fotografie – eröffnen nach wie vor neue Optionen der Betrachtung und Erforschung von Kunstwerken: von winzigen Details wie auch von dem bloßen Auge verborgenenInformationen wie bspw. Vorzeichnungen.
Einerseits wegen ihrer technisch-apparativen Grundlage als ein vermeintlich objektives Verfahren der Kunstreproduktion eingesetzt und rezipiert, hatte die Fotografie andererseits großen Anteil daran, ein zeitspezifisches, autorengebundenes und damit subjektives „Bild“ von Kunst und ihren Akteur:innenzu formen, sei es in der Interpretation von Skulptur, in der Dokumentation von Performancesoder im Porträt. Zugleich bedeutete die Medialisierung der Kunst über den akademischen Kontext hinaus die Eröffnung von neuen Zugängen und damit letztlich einen Beitrag zur Demokratisierung von Kunst.
Aber auch für die künstlerische Produktion waren und sind Fotografien relevant – was sie wiederum zum Gegenstand der kunstwissenschaftlichen Beschäftigungmacht. Im 19. Jahrhundert dienten sie Künstler:innen als Vorlagen und Inspiration, heute stehen sie im Zentrum medienreflexiver Strategien, mit denen die Ästhetik fotografischer Bilder, ihre Funktionen und die Bedingungen ihrer Distribution ausgelotet werden. Nicht zuletzt aber sind die Kunstgeschichte und ihre Medien selbst zum Sujet der zeitgenössischen künstlerischen Fotografie geworden, wie auch die Digitalisierung massiv zur Popularisierung kunstgeschichtlichen Wissens beigetragen hat.
Neben der Auseinandersetzung mit theoretischen Grundlagentexten zu den skizzierten Themenfeldern soll das Seminar Gelegenheit bieten, u.a. mit den Beständen des Kupferstich-Kabinetts und des Archivs der Avantgarden verschiedene Fotosammlungen in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden kennenzulernen und vor Ort zu recherchieren.
Themen
1 //Mittwoch, 14.4.2021, 9:20–10:50Uhr (digital)
Kunstgeschichte und Fotografie
Einführung in die Thematik und Organisatorisches
2 / Freitag,7.5.2021, 9–12 Uhr (digital)
Blockveranstaltung 1 (mit vier Themen)
(Ab-)Bilder der Kunst
a) Zwischen Objektivität und Interpretation – Fotografie und ihre Vorläufer in der Kunstdokumentation (Abguss, Kopie, Stich)
b) Fotografie im Museum – Darstellungskonventionen in Objektdokumentation und Datenbanken
Medialisierte Kunst(-geschichte)
a) Das imaginäre Museum – Kunstreproduktion als Mittel der Demokratisierung, Popularisierung und Kanonisierung (Aby Warburg und die Ikonologie, André Malreaux und das „Musée Imaginaire“, Richard Hammann und Foto Marburg)
b) Das projizierte Bild – Das Dia als epistemisches Medium in der kunstgeschichtlichen Methodik (Heinrich Wölfflin und das Vergleichende Sehen)
3 //Freitag, 7.5.2021, 9–12 Uhr (digital)
Blockveranstaltung2 (mit vier Themen)
Fotografie und Kunst
a) Fotografie als Arbeitshilfe und Vorlage im 19. Jahrhundert (Eugène Cuvelier, August Kotzsch u. a.)
b) Zeitgenössische Übersetzungen (z. B. Gerhard Richter: Atlas, Marc Brandenburg, Nadine Wölk)
Kunst(geschichte) als Sujet der zeitgenössischen künstlerischen Fotografie
Thomas Struth: Museum Photographs, Candida Höfer, ClaudiaAngelmaier, Appropriation Art: Elaine Sturtevant, Sherrie Levine, YasumasaMorimura
Kunst und Fotografie in der digitalen Ära – Zwischen (Selbst-)Präsentation, Partizipation und Popularisierung
Museumsselfie, Künstlerselfie, Artselfie, Memes, @tussenkunstenquarantaine
4 // Mittwoch, 9.6.2021, 9:20–10:50 Uhr
Vor Ort 1: Kupferstich-Kabinett– Residenzschloss (gegebenenfalls digital)
Akteure und Orte
a) Künstler:innenporträts (z. B. Hugo Erfurth, Wols, Evelyn Richter, Christian Borchert, Jürgen Nagel, Stefan Moses, Hans Pölkow)
b) Orte der Kunst: Ateliers und Museen (z. B. Werner Lieberknecht: Hermann Glöckner, Eberhard Göschel, Alte Meister; Rolf Sackenheim; Karen Weinert; Claus Hänsel)
5 //Mittwoch, 23.6.2021, 9:20–10:50 Uhr
Vor Ort 2: Restaurierungswerkstatt – Albertinum(gegebenenfalls digital)
Unsichtbares sichtbar machen. Kunsttechnologische Untersuchungen mittels bildgebender Verfahren (Restaurierung, Röntgen, UV, Röntgenfluoreszenzanalyse)
mit Dr. Michael Mäder (keine Referatsthemen vorgesehen)
6 //Mittwoch, 7.7.2021, 9:20–10:50 Uhr
Vor Ort 3: Archiv der Avantgarden – Japanisches Palais (gegebenenfalls digital)
Fotografie macht Kunst
a) Fotografie und Performance Art. Das Archiv Elisabeth Jappe
b) Künstler:innen und ihre Fotograf:innen – Das Beispiel Joseph Beuys
Die Übernahme eines Referates ist unabdingbare Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar.
Bitte berücksichtigen Sie für Ihre Beiträge von max. 25 Minuten Länge folgende Aspekte:
- Fotografien sollen für die Argumentation immer als Quelle befragt und nicht illustrativ eingesetzt werden. Dafür ist danach zu fragen, wer wann und wozu fotografierte und wie und wofür Fotografien eingesetzt wurden.
- Die Erscheinungsformen von Fotografien (analoger Papierabzug, Digitalisat, Größen und rückseitige Beschriftungen) sind wichtige Grundlage der Analyse von Fotografien über ihren Inhalt hinaus.
- Die untersuchten Phänomene sollten in ihrer spezifischen Zeitlichkeit untersucht werden, d. h. unter Berücksichtigung ihrer gesellschaftlich-politischen Kontexte.
Die erste Sitzung des Seminars findet am Mittwoch, den 14.4.2021,von 9:20 Uhr bis 10:50 Uhr, statt. Die ersten drei Veranstaltungen, zwei davon als Blockveranstaltungen freitags, werden digital durchgeführt. Drei Veranstaltungen sind vor Ort in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden geplant (Studiensaal des Kupferstich-Kabinetts im Residenzschloss, Archiv der Avantgarden im Japanischen Palais und Restaurierungswerkstatt im Albertinum). Abhängig von der pandemischen Lage werden auch sie gegebenenfalls digital stattfinden. Die vorbereitenden Recherchen für diese Termine sollen auf jeden Fall in den Sammlungen selbst durchgeführt werden.
Literatur zur Einführung (Auswahl):
Costanza Caraffa, Einleitung, in Dies. (Hg.), Fotografie als Instrument und Medium der Kunstgeschichte, München/Berlin 2009, S. 7–26.
Dorothee Haffner, „Die Kunstgeschichte ist ein technisches Fach“. Bilder an der Wand, auf dem Schirm und im Netz, in: Philine Helas (Hg.), Bild/Geschichte. Festschrift für Horst Bredekamp, Berlin 2007, S. 119–129.
Heinrich Dilly, Lichtbildprojektion – Prothese der Kunstbetrachtung, in: Irene Below (Hg.), Kunstwissenschaft und Kunstvermittlung, Gießen 1975, S. 153–172.
Walter Grasskamp, André Malraux und das imaginäre Museum. Die Weltkunst im Salon, München 2014.
Licht und Leinwand. Fotografie und Malerei im 19. Jahrhundert, Ausst.-Kat. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, hg. von Leonie Beiersdorf/G. Ulrich Großmann/Pia Müller-Tamm, Berlin/München 2019.
Paul Mellenthin/Dorothea Peters, Das photographische Museum, in: Adolphe Braun. Ein europäisches Photographie-Unternehmen und die Bildkünste im 19. Jahrhundert, Ausst.-Kat. Münchner Stadtmuseum, Sammlung Fotografie, hg. von Ulrich Pohlmann/Paul Mellenthin, München 2017, S. 296–332.