Natürliche Fratzen, entstellte Gesichter. Zur Entstehung und Entwicklung der modernen Karikatur (Hagedorn)
Dozentin: |
Dr. Lea Hagedorn | ||
Tag/Zeit: | Mi., 5. DS | ||
Beginn: | 23.10.19 | ||
Ort: | ABS/114 | ||
Studiengang | Module | Prüfungsleistungen | |
Bachelor | AM | KB: Referat ODER Seminararbeit EB70/2. HF: Referat ODER Seminararbeit |
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MA LA | MAKU-GK-VT1 | Referat ODER Essay | |
LA / Staatsexamen neu |
PHF-SEGY-KU-KG2 |
PHF-SEGY-KU-KG3 | PHF-SEMS-KU-KG2 | PHF-SEMS-KU-KG3: Referat ODER Essay |
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Sonstiges | Aqua | ||
Heute ist die politische Karikatur selbstverständlicher Bestandteil medial vermittelter Debattenkultur. Überzeichnete Gesichter von Prominenten und szenisch verdichtete Großereignisse unterhalten, stellen bloß und regen Spott an. Bisweilen lösen Karikaturen auch Konflikte mit eigenen Eskalationsdynamiken aus, wie etwa die Mohammed-Karikaturen von Charlie Hebdo. Um das breite Wirkpotenzial der Karikatur zwischen harmloser Belustigung, bissiger Provokation und scharfer Polemik zu begreifen, geht das Seminar zurück an die Anfänge der Gattungsgeschichte. Erstmals Verwendung fand der Karikatur-Begriff im Italien des späten 17. Jahrhunderts; in der deutschsprachigen Kunsttheorie taucht er seit Mitte des 18. Jahrhunderts gehäuft in Erscheinung. Allerdings bezog er sich zunächst auf sehr unterschiedliche Bildformen: Affektstudien fielen ebenso unter den Karikaturbegriff wie Charakterköpfe oder überzeichnete Bildnisse. „Karikieren“ konnte ebenso das absichtliche Entstellen menschlicher Gesichtszüge meinen wie die wirklichkeitsgetreue Darstellung hässlicher Gesichter. Eine Karikatur konnte dementsprechend künstlerische Fingerübung, Gesellschaftssatire, belustigendes Spiel mit der menschlichen Physiognomie aber auch justiziable Angriffe auf Personen oder Kollektive sein. Das Seminar will derartige Bildwerke ausgehend von Leonardo Da Vinci, Annibale Carracci, Gian Lorenzo Bernini und William Hogarth über die großen Karikaturanlässe des 19. und 20. Jahrhunderts bis hinein in die Gegenwart untersuchen. Dabei sollen die Entwicklung einer diffamierenden und invektiven Bildsprache, deren Legitimität sowie die unterschiedlichen Bildfunktionen in den Blick geraten. Neben den Bildwerken sollen daher auch zeitgenössische Texte, die die Karikatur reflektieren, einbezogen werden. Ziel des Seminars ist ein vertieftes Verständnis dieser Bildgattung und damit ganz allgemein der Möglichkeiten, mit Bildern öffentliche Meinungsbildung zu betreiben. Über den Einbezug zeithistorischer Positionen soll überdies die Kenntnis der Kunsttheorie erweitert und ein kritisches Reflexionsvermögen kunsthistorischer Fachbegriffe gefördert werden. Einführende Literatur:
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