Marianne Heinze
Thema des Dissertationsprojekts: Warenästhetische Subjektivität – Verschiebungen und Erneuerungen in Diskursen alternativen Konsums (Arbeitstitel)
Ausgehend von der weit verbreiteten kritischen Einstellung gegenüber Warenkonsum und dem Bekenntnis zu Konsumentenverantwortung und Nachhaltigkeit in der gegenwärtigen deutschen Gesellschaft lenkt das Forschungsprojekt den Blick auf die Formierungszeit des kritischen Konsums in der Bundesrepublik der 1970er Jahre. Anhand des linksalternativen Gegendiskurses zu Konsum lässt sich hier der Kipppunkt für den Bedeutungswandel des Konsums ausmachen: von einer trivialen Alltagstätigkeit hin zu einem Medium, mit dem Kritik geübt und Politik gemacht werden kann. Einer genealogischen Heuristik folgend wird, ausgehend von der gegenwärtigen Auseinandersetzung um kritischen Konsum in der Nachhaltigkeitsdebatte, der Blick zurück auf die 1970er Jahre in Westdeutschland gerichtet. Im Rahmen einer Feinanalyse, methodisch angeleitet durch die wissenssoziologische Diskursanalytik nach Reiner Keller, wird ein Korpus von Alternativzeitschriften des Zeitraums 1969 bis 1980 empirisch untersucht. Dazu werden auch die historischen Kontexte der Konsumgesellschaft beleuchtet, vor deren Hintergrund sich der Gegendiskurs herausbilden konnte. Die aus der Analyse gewonnen linksalternativen Deutungsmuster des kritischen Konsums können abschließend mit den Motiven, Sinnbezügen und Wertvorstellungen im Kontext der aktuellen Konsumdiskussion verglichen und Verschiebungen akzentuiert werden. Auf diese Weise kann gezeigt werden, wie der kritische Konsumdiskurs die gegenwärtige Legitimationslücke der sozialen und ökologischen Nichtnachhaltigkeit und einer zunehmenden Gefährdung der planetaren Lebensgrundlagen füllt und diese durch den subjektiven Zugriff im Konsumalltag bewältigbar und kollektiv sinnhaft erscheinen lässt.