Das digitale Klassenzimmer
Table of contents
Die folgenden Ausführungen sind exemplarisch und beziehen sich in erster Line auf einen Handlungsbereich der uns unmittelbar vor Augen ist. Das ist – entsprechend unserer Ausbildung eine Bildungssituation in einer berufbildenden Schule mit mehrheitlich volljährigen Schüler*innen. Unser Konzept ist als Anregung für ein Angebot zu verstehen, das wir auf der Grundlage von Tools entwickelt haben, die uns geläufig und zugänglich sind und jeder/m kostenlos zur Verfügung stehen. Falls Datenschutzrechtliche Bedenken gegen das ein oder andere Tool vorliegen sollten, auf das wir verweisen, ist ein Nachbau unseres Projektes mit Hilfe schulinterner Programme natürlich möglich und unter Umständen naheliegender. Wichtig ist uns unabhängig von den Tools, die genutzt werden, deutlich zu machen, dass digitale Oberflächen durchaus auch dafür genutzt werden können und sollen den Kontakt zu den Schüler*innen unter den Bedingungen von Distanz und Wehselunterricht zu halten und unterschiedliche niedrigschwelligen Kommunikationskanäle zu etablieren und zu zu pflegen.
Intension und Ziel des Angebots
Das digitale Klassenzimmer bietet in diesem Sinn die Möglichkeit der Interaktion zwischen der Schülerschaft, aber auch zwischen Lehrperson und SchülerInnen. Es wirkt dem empfundenen Alleinsein einzelner SchülerInnen entgegen. Neben dem Austausch von fachlichen Inhalten ermöglicht das digitale Klassenzimmer private Gespräche. Des Weiteren wird eine Möglichkeit zum Meinungsaustausch und zur Organisation von Interessengruppen geschaffen. Durch die Einbettung von Abstimmungsmöglichkeiten kann das digitale Klassenzimmer dazu beitragen ein demokratisches Schulklima zu entwickeln. In Ergänzung zu einem Gefühl von Gemeinschaft erleben die Lernenden eine besondere Selbstwirksamkeit, in dem ihnen eine Plattform gegeben wird, mit deren Hilfe sie wahrgenommen werden.
Funktionen des digitalen Klassenzimmers:
- LehrerInnensprechstunde: An dieser Stelle soll den SchülerInnen die Möglichkeit des direkten und sofortigen Austausches mit der Lehrperson gegeben werden. Neben zum Beispiel Gefühlen zur aktuellen Lage, eventuellen Probleme oder Fragen jeglicher Art können hier auch Informationen zu eventuellen Terminen und Ergänzungen der anderen Funktionen thematisiert werden.
- Briefkasten/Kummerkasten: Dieser bietet die Option Kummer und Sorgen, aber auch Anfragen, Wünsche und Nöte loszuwerden. Besonders für die Offline-Zeit der Lehrperson oder persönliche Fragen und Anliegen stehen E-Mail-Adressen von KlassenlehrerIn, VertrauenslehrerIn und FachberaterInnen bereit. Damit können abseits des Klassenverbandes auch “verschlüsselte” Nachrichten mit vertrauensvollen Inhalten verschickt werden.
- Reminder: In diesem Bereich werden wichtige Informationen zu kommenden Abgaben bzw. wichtige Termine der Klasse visualisiert. Das von der Lehrperson geführte Tool, kann dabei jederzeit durch SuS mit Hilfe von Kommentaren ergänzt werden.
- Geburtstagskalender
Um auch den Gemeinschaftsaspekt weiterhin zu bedenken, wird an dieser Stelle die Möglichkeit geboten an die Geburtstagstage des jeweiligen Monats zu erinnern.
- Video-Chat: Für eine digitale Interaktion mit Bild und Ton, sowohl über private als auch über schulische Themen, wird im Rahmen des Video-Chats nicht nur das Gefühl von Zusammenhalt und Gemeinschaft vermittelt, sondern durch die zusätzliche Anleitung einer eigenen Raum-Erstellung auch das selbstgesteuerte Lernen in Bezug auf die Aneignung methodischer und digitaler Fähigkeiten unterstützt.
- Digitale Pinnwand: Mit diesem Tool tritt das digitale Klassenzimmer über die Grenzen des Klassenverbandes hinaus und ermöglicht den Austausch unterschiedlicher Klassen. Verschiedenste Themenblöcke wie zum Beispiel Biete-Suche, Ideen für die Schulkonferenz, aber auch Ideen für den täglichen Ausgleich und vieles mehr können an dieser Stelle integriert werden. Über Kommentierungs- und Abstimmungsmöglichkeiten wird eine Mitbestimmung der SchülerInnen geboten. Sie können eigene Interessen verbalisieren, vertreten und mit Anderen Kompromisse schließen. Schulinterne Probleme bekommen hier einen Raum der “Besprechung”, womit die demokratische Schulkultur begünstigt werden kann und gleichzeitig ein Gemeinschaftsgefühl entwickelt wird.
Was man braucht:
- Google-Accounts und dazugehörige E-Mail-Adressen (von Lehrperson und SchülerInnen)
- Google-Präsentation
- Zoom(-Account)
- Padlet(-Account)
Bauanleitung:
Erstellen des Klassenzimmers in einer Google-Präsentation
Hierfür benötigt die Lehrperson einen eigenen Google-Account. Auf einer Folie der Google-Präsentation wird ein Bild eines Klassenzimmers eingefügt. Hierfür können lizenzfreie oder eigene Bilder verwendet werden (Tipp: pixabay.com). Mit Hilfe von Textfeldern und der Funktion Einfügen wird das Klassenzimmer mit den notwendigen Bildern und Beschreibungen ausgestattet. Damit wird ein Raum angeboten, der grundlegenden Überblick über die verschiedenen Funktionen eröffnet und damit die Basis für alle stattfindenden interaktiven Prozesse darstellt.
BILD 1
Erstellen der einzelnen Funktionen
LehrerInnensprechstunde: Mit Hilfe von Zoom werden wöchentliche Meetings erstellt. Dabei ist es möglich den selben Link immer wieder zu verwenden. Es ist sinnvoll, die festgelegten Zeiten gut sichtbar im Klassenraum zu vermerken.
Briefkasten/Kummerkasten: Innerhalb der Google-Präsentation wird eine Folie mit den wichtigsten AnsprechpartnerInnen und ihrer Kontaktdaten erstellt. Diese Folie wird mit Hilfe einer Verlinkung durch einen Klick auf den Briefkasten eingeblendet. Die Verlinkung kann über den Befehl “STRG+K” eingestellt werden. Um zu gewährleisten, dass die SchülerInnen problemlos zum Klassenraum zurückgeleitet werden, ist es zu empfehlen ein Textfeld mit “zurück zum Klassenzimmer” zu erstellen und diese mit der Startfolie zu verlinken.
Video-Chat: Auch dieser Raum wird mit Zoom erstellt. Um einen Raum für unbeobachtete Interaktion zwischen den SchülerInnen zu schaffen ist es sinnvoll, den Meetingraum z.B. durch die/den KlassensprecherIn gestalten zu lassen. Außerdem kann auf einer neu erstellten Folie in der Google-Präsentation ein Erklärvideo hinterlegt werden, wie SchülerInnen sich in Eigenregie einen Videochat-Raum schaffen können. Auch bei dieser Folie empfiehlt sich, wie bereits beschrieben (2.2) eine Verlinkung zwischen Folie und einem geeigneten, zuvor eingefügten Symbol im Klassenzimmer.
Digitale Pinnwand: Für diese Funktion benötigt die Lehrperson einen ebenfalls kostenlosen Account bei padlet.com. Die Erstellung des Padlets auf der Internetseite ist individuell und dabei recht intuitiv. Sowohl Design, als auch Einleitungstext und Spaltenbenennungen können nach eigenem Ermessen durchgeführt werden. Unter Einstellungen (Zahnrad-Symbol) können Filterfunktionen, Schriftart- und Größe, Reihenfolgen der Posts und Abstimmungsweisen innerhalb des Padlets vorbestimmt werden. Prinzipiell können im Padlet Textnachrichten, Videos, Bilder, Tweets und verschiedenste Links durch alle, die Zugriff haben geteilt werden.
BILD 2
Beispiel für mögliche Einstellungen
BILD 3
Beispiel für Padlet-Gestaltung
Reminder und Geburtstagskalender
Diese beiden Funktionen sind durch Textfelder zu erstellen. Wichtig ist ein regelmäßiges Update, um Aktualität zu gewährleisten und diese Funktionen nutzbar zu halten.
Einstellungen in der Google-Präsentation anpassen
Damit nicht jeder Zugriff auf das digitale Klassenzimmer hat, bedarf es einiger Einstellungen in der Präsentation. Über das Feld “Freigeben” in der rechten, oberen Ecke lassen sich diese einfach vornehmen. Hier ist die Einstellung “Eingeschränkt - Der Link kann nur von hinzugefügten Personen geöffnet werden” zu empfehlen.
Beispiel für mögliche Einstellungen
Google-Konto für Jede/n SchülerIn anlegen
Für jede/n SchülerIn ist ein Google-Konto zu erstellen. Dies kann zum Beispiel in einer gemeinsamen Sitzung step-by-step erfolgen. Idealerweise benötigt man eine Liste mit den resultierenden Email-Adressen und den zugeordneten SchülerInnennamen um eindeutige Zuordnungen tätigen zu können.
Google-Präsentation für alle freigeben
Die E-Mail-Adresse der SchülerInnen werden nun innerhalb der Präsentation als zugriffsberechtigt angegeben und bekommen Kommentierungsrechte. Diese Anpassungen der Einstellungen in der Google-Präsentation sind nötig, um ungewolltes Verstellen oder gar Löschen des Klassenzimmers zu vermeiden. Über das Feld “Freigeben” können alle SchülerInnen hinzugefügt werden und als “Kommentator” hinterlegt werden.
Beispiel für mögliche Einstellungen
Weitere Infos:
- Eine allgemeine Einführung in die einzelnen Funktionen des Klassenzimmers kann die Arbeit und Nutzung erleichtern und sollte dabei zu Beginn gemeinsam im Klassenverband erfolgen und sich nicht in Form einer bloßen “Selbsterkundung” durch die SchülerInnen gestalten.
- Bei der Implementierung des digitalen Klassenzimmers bietet es sich zusätzlich an Regeln festzulegen, welche den Umgang und die Nutzung, sowie allgemeine Verhaltens- und Kommunikationsregeln fixieren. Diese sollten je nach Klasse individuell gestaltet und gemeinsame verhandelt werden und bei Bedarf in der Präsentation visualisiert werden. Hier geht es weniger darum festzulegen was “passiert”, wenn gegen Regeln verstoßen wird, sondern vielmehr um allgemeine Vereinbarungen wie zum Beispiel Festlegungen von Antwortfristen oder ähnliches.
- Eine regelmäßige Pflege der Plattform durch die Lehrperson ist eine wichtige Voraussetzung für eine gute Nutzung.
- Um die Identifikation der SchülerInnen mit der Plattform und die damit verbundene Annahme in Bezug auf die Nutzung zu verbessern, bietet es sich an, das digitale Klassenzimmer gemeinsam im Klassenverband zu erstellen. Hierbei können individuelle Wünsche und Ideen integriert werden.
- Eine zeitweise Evaluation der Nutzung und der einzelnen Funktionen an sich sollte ebenfalls bedacht und integriert werden. Somit können fehlende Tools hinzugefügt oder nicht genutzte gelöscht werden.
- Das Modell des digitalen Klassenzimmers ist gerade mit Blick auf die Funktion der Digitalen Pinnwand darauf angewiesen, dass es von der ganzen Schule getragen wird. Auch eine Mitarbeit und Kommunikation aller Lehrpersonen untereinander sind nötig um gerade Tools wie den Reminder adäquat führen zu können.