"Deutschland hat keine Verfassung"
Verschwörungstheorien als Herausfoderung für die politische Bildung
Steven Stahn hat sich in seiner Staatsexamensarbeit mit einer aktuell überaus brennenden Frage beschäftigt und das ist die Frage wie Lehrerinnen und Lehrer im Bundesland Sachsen auf verschwörungstheoretische Wortbeiträge von Schülerinnen und Schülern reagieren. Ausgehend von seinen eigenen Erinnerungen als Schüler führte er mehrere qualitative Interviews mit Lehrkräften und kann in der Analyse des Materials nicht nur zeigen, dass Lehrkräfte verschwörungstheoretische Beiträge im Klassenzimmer kennen, sondern auch, dass Lehrherinnen und Lehrer Verschwörungstheorien häufig ausweichen und nur selten aktiv widersprechen. Aber was sind die Gründe für dieses ausweichende Verhalten? Auf Grundlage seiner Daten kann Stahn zeigen, dass Lehrkräfte befürchten, eine Thematisierung würde die in Sachsen überaus knappe Unterrichtzeit, die für diese Fragen zur Verfügung steht, sprengen. Sie fühlen sich gleichzeitig der Komplexität der vorgetragenen Verschwörungstheorien auch nicht gewachsen und glauben selbst zuwenig zu wissen, um angemessen reagieren zu können.
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Die Stärke der vorliegenden Studie liegt sicherlich zunächst einmal darin, ein Problem sichtbar zu machen. Auswege deuten sich in der Arbeit bestenfalls an. Nichts desto trotz scheint uns der Zusammenhang so wichtig und erkenntnisreich zu sein, dass wir die Studie interessierten Leser*innen und Forscher*innen im höchsten Maße empfehlen. Die Interviews die Stahn geführt hat, sind zudem so dicht, dass sie sich auch für weitere Analysen anbieten.