Zivilcourage als Bildungsziel?
In der Konzeption Deweys lebt Demokratie von der Teilhabe und Mitgestaltung aller Bürger:innen. Dafür braucht es Bürger:innensinn. Aber wie bildet man den eigentlich?
Auch die viel beschworene Tugend der Zivilcourage entfaltet Wirkung besonders dann, wenn sie von vielen Bürger:innen mitgetragen wird. Zivilcourage ist der bürgerliche Mut aus dem eigenen Selbstverständnis heraus, ein relevanter Teil dieser Gesellschaft zu sein. Als Bürger:in bin ich allen anderen Bürger:innen an Rechten gleich. Als Bürger:in habe ich das Recht, Entscheidungen des Staates zu hinterfragen und zu kritisieren. Als Bürger:in habe ich das Recht, mich in den politischen Diskurs und die politischen Prozesse im Staat selbstbewusst mit meiner Position einzubringen.
Als politische Bildner:innen arbeiten wir für eine Gesellschaft, in der Bürger:innen Rückgrat zeigen und für sich und andere einstehen, wenn demokratische Werte in Frage gestellt, angegriffen und verletzt werden. So kann Demokratie wehrhaft bleiben. Das Handeln und Sprechen von Mitbürger:innen aber auch von staatlichen Institutionen kann geprüft, in Frage gestellt und kritisiert werden. Es zeugt von Mut, sich undemokratischen Positionen und Entscheidungen entgegenzustellen und damit die Aushandlung darüber in der Gesellschaft einzufordern und mitzugestalten. Wenn sich etwa Menschen im öffentlichen Raum gegen eine Demonstration positionieren, die menschverachtende Positionen postuliert und deren Beauflagung durch die Versammlungsbehörde ihnen unzureichend erscheint, geht es zunächst darum, undemokratische Positionen nicht unwidersprochen zu lassen. Wie sind diese Fragen in Prozessen der politischen Bildung und der Didaktik der Demokratie zu thematisieren? Es ist keineswegs eindeutig, was Zivilcourage im Einzelfall ist. Das Handlungssprektrum ist weit. Hat es Grenzen? Und wo könnten die liegen? Gibt es eine vermeintliche Zivilcourage, die keine ist, weil sie eigentlich nur als Rechtfertigung für Abwertungen instrumentalisiert wird – auf der dunklen Seite der Zivilgesellschaft sozusagen?
Zivilcourage als Bildungsziel trägt immer dann, wenn eine nachhaltige Menschenrechts- und Wertbeildung und die konsequente Ermutigung, der Teilnehmer*innen gemeint ist, Bürger:innensinn und Bürger:innenmut an den Tag zu legen.
Im JoDDiD bieten wir Ihnen Beratung und Aushandlungsräume über Zivilcourage und Zivilcourage als Bildungsziel. Gern beraten wir Sie aus fachdidaktischer Perspektive zu Ihrem Konzept, Zivilcourage zu vermitteln und zu lernen. Wir können Sie bei der Moderation theoriegeleiteter Reflexion unterstützen und Ihnen praktische Zugänge vermitteln. Vor allem aber laden wir Sie ein, mit uns auszuprobieren, wie Bildung zu Zivilcourage beitragen kann. Wir laden Sie ein, mit uns kreativ zu werden, in dem Rahmen, den Sie mitbringen.
Diesen Clip zum Thema Zivilcourage und Macht finden wir sehr interessant:
Des Weiteren ist die App "Konterbunt" spannend, da sie schnell nutzbare Konterangebote für gängige Stammtischparolen bietet. Die App ist online verfügbar.
Literatur zur weiteren Vertiefung:
Besand, Anja (2020): Über den Unterschied zwischen politischer Urteilsfähigkeit, Gehorsam und staatsbürgerlicher Souveränität. Politikdidaktische Beobachtung aus dem krisenbedingten gesellschaftlichen Großversuch. In: Drerup, Johannes/ Schweiger, Gottfried (Hrsg.): Bildung und Erziehung im Ausnahmezustand. Philosophische Reflexionsangebote zur COVID-19-Pandemie. S. 42-54.
Deichmann, Carl (2015): Der neue Bürger. Politische Ethik, politische Bildung und politische Kultur. Wiesbaden.
Meyer, Gerd/ Dovermann, Ulrich /Frech, Siegfried /Gugel, Günther (2004): Zivilcourage lernen: Analysen – Modelle – Arbeitshilfen. Bonn.
Pohl, Kerstin (2019): Politisch aktive Bürgerinnen und Bürger – ein Leitbild für die politische Bildung? In: Dossier politische Bildung. online verfügbar