Vorgängerzentrum CIFRAQS
Was war das CIFRAQS?
Das CIFRAQS – als Vorgängerzentrum des Centrum Frankreich | Frankophonie – war eine Initiative des 1994 gegründeten Lehrstuhls Frankreichstudien und Frankophonie (Prof. Dr. Dr. h.c. Ingo Kolboom); seine Gründung erfolgte im Rahmen eines Festaktes in der Technischen Universität Dresden am 11. Juli 1994 in Anwesenheit des Rektors der TU Dresden, des Dekans der Fakultät Sprach- und Literaturwissenschaften, des Staatssekretärs im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst sowie des Generaldelegierten der Regierung von Québec in Deutschland.
Als Teil des Instituts für Romanistik und der Fakultät Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften trug es die Profilierung von Institut und Fakultät im Bereich frankophoner Nordamerika-, Kanada- und Québec-Studien in Forschung und Lehre. Darüber hinaus kooperierte es mit anderen Einrichtungen innerhalb und außerhalb der TU Dresden; dabei wurden – nach Maßgabe eigener Kapazitäten – auch Service und Exportleistungen für Forschung und Lehre sowie praxisorientierte Anwendung in Politik, Medien, Kultur und Wirtschaft erbracht. Das CIFRAQS hatte kein eigenes Budget; es alimentierte sich vor allem aus dem laufenden Etat des Lehrstuhls Frankreichstudien und Frankophonie am Institut für Romanistik und aus jährlichen Zuwendungen des Ministère des Relations internationales der Regierung von Québec sowie aus gelegentlichen Sachspenden und Spenden. Das CIFRAQS war Teil des nationalen und internationalen Netzwerkes Kanada- und Québec-Studien; seine direkten Partner waren die Gesellschaft für Kanada-Studien (GKS) und die Association internationale des études québécoises.
Es verstand sich dabei als Schnittstelle und Impulsgeber in den neuen Bundesländern, insbesondere in Sachsen, und versuchte, sich mit am Ausbau der Québec-Studien in Mittel- und Osteuropa zu beteiligen. Seit 2000 verfügte das CIFRAQS über eine eigene von Prof. Kolboom herausgegebene Reihe im Synchron Wissenschaftsverlag der Autoren / Synchron Publishers, Heidelberg. Als letzter, von ihm betreuter Band erschien im Jahr 2016 der Titel: Christian Weyers: Die Vermessung der "Nouvelle-France". Historische Land- und Seekarten von Kanada aus dem 17. und 18. Jahrhundert in der Kurfürstlichen Bibliothek zu Dresden. Ein kartographisches Projekt unter der Leitung und herausgegeben von Ingo Kolboom.
Ziele des CIFRAQS waren:
Die Erforschung der unterschiedlichen Aspekte des frankophonen Nordamerika, mit den Schwerpunkten Québec sowie andere frankophone Minderheiten in Kanada (v.a. Akadier) und in den USA (Franco-Américains und Cajuns in Louisiana):
- Vermittlung der kanadischen bzw. nordamerikanischen Forschung in diesen Bereichen innerhalb der jeweiligen Disziplinen, aber auch gegenüber der interessierten Fachöffentlichkeit;
- Stärkung der Franko-Kanadistik bzw. der Neuen Romania Nordamerika innerhalb der deutschen Romanistik und in anderen wissenschaftlichen Fächern;
- Exemplarischer Beitrag zum wissenschaftlichen und kulturellen Austausch zwischen Europa und dem frankophonen Nordamerika/Kanada über die Regionalbrücke Sachsen/Québec;
- Archivierung von Presse- und Zeitschriftenartikeln sowie von Dokumenten über Québec und Kanada im Rahmen des Dresdner „Archiv Frankophone Welt“ (AFW).
Arbeitsfelder und Funktionen
- Geschichte, Politik, Gesellschaft: Entwicklung des frankophonen Nordamerika/Kanada mit besonderer Berücksichtigung der Provinz Québec; Beziehungen Québec-Kanada; nationale Identität Québecs; Außenbeziehungen Québecs; Kanada und Québec in der internationalen Gemeinschaft frankophoner Länder; Geschichte und Kultur der Akadier (Acadiens).
- Kultur: Frankophone Literaturen, Kulturen und Medien Nordamerikas/Kanadas unter besonderer Berücksichtigung Québecs; interkulturelle Kommunikation Québecs mit Frankreich und anderen Ländern; der Beitrag anderer Sprachgemeinschaften zur kulturellen Identität Québecs; Entwicklung der akadischen Kultur bzw. der frankophonen Kultur in Louisiana.
- Sprache: Sprachentwicklung, Sprachkontakte, Sprachmigration und Sprachpolitik in der Frankophonie Nordamerikas/Kanadas (besonders Québecs); Sprachentwicklung anderer romanischer Gemeinschaften in Kanada bzw. Québec; Entwicklung des akadischen Französisch bzw. des Französischen in Louisiana.
- Wirtschaft, Technologie, Umwelt: In Kooperation mit den entsprechenden Instituten der TU Dresden waren Themen vorgesehen, die über den Bereich der geistes- und sozialwissenschaftlichen Franko-Kanadistik hinausgingen.
- Info- und Kontakt-Börse: Das CIFRAQS war Kontakt-, Dokumentations- und Informationsbörse, auch für andere Fakultäten und Institute der TU Dresden sowie darüber hinaus für interessierte Kreise in Dresden und Sachsen. Publikationen, Vorträge, Ausstellungen und andere Veranstaltungen sollten auch eine breitere Öffentlichkeit ansprechen. Über das CIFRAQS wurden regelmäßig Dresdner (Romanistik-)Studenten auf Praktika in Kanada bzw. Québec vermittelt.
- Kultur-Brücke: Das CIFRAQS verstand sich als Teil der Brücke über den Atlantik zur Annäherung und Verständigung zwischen dem traditionell frankophilen Sachsen und dem frankophonen Québec im Sinne einer Partnerschaft auf wissenschaftlichem, wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet. Dazu gehörte auch die Vermittlung deutscher Kultur und Identitäten nach Kanada bzw. Québec und andere frankophone Regionen Nordamerikas. Diese Kulturbrücke schloss das gemeinsame frankophone Partnerland Frankreich mit ein, ganz im Sinne einer Dreiecksbeziehung.