Studentenexkursion 2013 nach Aachen
Katharina Seidl (Studierende des ITM, Studienrichtung Textil- und Konfektionstechnik)
In der Woche vom 25. bis 29. November 2013 nahmen 25 Studenten und Mitarbeiter des ITM an einer Exkursion zur 7. Aachen-Dresden International Textile Conference teil. Im lehrreichen Programm war eine Führung beim Textilmaschinenhersteller SAURER Schlafhorst, die Besichtigung des Instituts für Textiltechnik (ITA) der RWTH Aachen, inkl. der Teilnahme an Vorlesungen und gemeinsamen Ausflügen, sowie abschließend der Besuch der Tagung enthalten.
SAURER Schlafhorst
Den Auftakt zur Exkursion stellte der Besuch der Niederlassung Schlafhorst in Übach-Palenberg am 25. November 2013 dar, die seit dem Jahr 2013 wieder der Gruppe SAURER angehört und Produkte rund um den Rotor, -Ring- und Spulmaschinenbau für Stapelfasergarne anbietet.
Zur Begrüßung führte Herr René Bucken, verantwortlich für Marketing und Verkauf, die Exkursionsteilnehmer in die Unternehmensgeschichte sowie in die Produkte, Politik und Philosophie der Firma Schlafhorst ein. Besonders betont wurde hierbei die Wichtigkeit der Serviceorientierung für ein Unternehmen, das in einem solch traditionsreichen Marktsegment, wie der Stapelfaserspinnerei, mit entsprechender Innovationsreife der Produkte, etabliert ist. Ebenso vermittelte er uns die ingenieurstechnischen Entwicklungsfelder, wie z. B. die stillstandslose Großmaschinenführung und den zunehmenden Verbund der bisher individuellen Prozessschritte. Im Anschluss daran gab es eine Technikums- und Produktionsführung. Wir sahen im Technikum eine Bandbreite an Maschinen aus verschiedenen Jahrgängen bis hin zum aktuellen Rotorspinnmaschinenmodell Autocoro 8. Der Weg innerhalb der Produktion deckte vom Rotorfräsen über die Montage und Logistikzentrum bis zur Qualitätssicherung viele Bereiche ab und wurde durch einige Erklärungen über die dahinterstehenden Effizienzgedanken ergänzt.
An dieser Stelle möchten wir Herrn Bucken recht herzlich für die interessante Führung danken, durch die wir ein vielseitiges Bild vom modernen, kunden- und mitarbeiterorientierten Unternehmen Schlafhorst gewinnen konnten.
Institut für Textiltechnik (ITA) der RWTH Aachen
Als langjähriger Forschungspartner des ITM organisierte das Institut für Textiltechnik der RWTH Aachen für die Dresdner Studierenden dieses Jahr ein zweitägiges Exkursionsprogramm am ITA, um die studentischen Beziehungen zwischen dem ITA und ITM zu intensivieren und weiter auszubauen. Aachener Studierende waren in Verbindung mit der Teilnahme an der letzten Aachen-Dresdner bereits 2012 Gäste am ITM gewesen.
An den beiden Tagen am ITA wurde uns das Institut vorgestellt, besuchten wir Vorlesungen des Instituts und besichtigten gemeinsam die Stadt Aachen und Umgebung. Vormittags waren wir jeweils Gasthörer bei den Vorlesungen „Neuronale Netze“ und „Evolutionsstrategie und genetische Algorithmen“. Inhalt der ersten Vorlesung war die Vorstellung kontinuierlich lernfähiger Systeme zur Lösung nicht-linearer Probleme. Hierbei wurde näher auf deren bionisches Vorbild, die Struktur und die Funktion, sowie die Programmierungsgrundlagen eingegangen. Gegenstand der zweiten Vorlesung war die mathematische Modellierung der wiederholten Abfolge von Diversitätsgenerierung und anschließender Selektierung von Lösungsansätzen anhand natürlicher Vorbilder.
Nach der Besichtigung des ITA-Technikums, führte uns Herr Dr. Dieter Veit gemeinsam mit Studenten des ITA durch die Stadt. Aufgelockert durch Anekdoten wurden wir mit der Aachener Geschichte, wie z.B. mit der von der Römerzeit über Karl den Großen bis hin zum Mittelalter zurückreichenden Entwicklungsgeschichte des Straßennetzes, dem stilistischen „Architekturpatchwork“ des Aachener Doms sowie dem Rathausgebäude vertraut gemacht. Dabei erklärte uns Dr. Veit, dass das Vorkommen von heißen Quellen im (Bad) Aachener Sumpfland ausschlaggebend für die Entstehung der damaligen Textilindustrie war, die sich vor allem auf die Herstellung gröberer Wolltuche konzentrierte. Den Abend ließen die Aachener und Dresdner Studenten bei einem gemeinsamen Essen ausklingen.
Am darauffolgenden Tag besichtigten wir nach dem Vorlesungsprogramm gemeinsam den Drei-Länder-Punkt zwischen den Niederlanden, Belgien und Deutschland. Anschließend wurde die Exkursion zur ehemaligen Tuchstadt Monschau am Kopfe der Eifel fortgesetzt, welche im Mittelalter mit Hilfe feiner, importierter Merinowolle die textile Konkurrenz zu Aachen darstellte. Organisiert waren die Tuchmacher im mittelalterlichen Verlagswesen, wobei zwischen Warenverkauf und Rohstoffeinkauf und den meist häuslichen Produzenten ein Verleger zwischengeschaltet war. Diese zentrale Organisation ermöglichte beispielsweise den erfolgsbestimmenden Merinowollimport und den damit verbundenen markttechnischen Mehrwert der Stadt. Die prachtvollen Anwesen dieser in der Kapitalkette zweifach schöpfenden Verleger heben sich noch heute deutlich im Stadtbild von den anderen Gebäuden ab. Das heutige Monschau bietet einige touristische Anlaufstellen und ist vor allem durch seinen altertümlichen, von Fachwerk und Schieferstein geprägten Stadtkern besonders sehenswert.
Die gemeinsamen fachlichen und kulturellen Unternehmungen mit Mitarbeitern und Studierenden des ITA stellten eine gute Gelegenheit dar, sich gegenseitig kennenzulernen und sich miteinander auszutauschen.
Unseren besonderen Dank möchten wir an dieser Stelle Herrn Dr. Dieter Veit aussprechen, welcher für die Organisation des Programms am ITA sowie den Unternehmungen vor Ort verantwortlich war. Besonders schätzten wir seine unterhaltsame und zugleich sehr sachkundige Art als Dozent, Stadt- und Umgebungsführer.
Den Abschluss und Mittelpunkt der Exkursion stellte die Teilnahme an der 7. Aachen-Dresden International Textile Conference dar.
7. Aachen-Dresden International Textile Conference 2013
Vom 28. bis 29. November 2013 fand die Aachen-Dresden International Textile Conference bereits zum siebten Mal mit 650 Teilnehmern statt und setzte damit eine Tradition im wissenschaftlichen Austausch von Forschungsinstituten, Unternehmen, Verbänden und Studenten fort. Unter dem Leitgedanken „Adding Function and Value“ referierten bei der diesjährigen Tagung in Aachen internationale Vertreter aus Forschung und Industrie über aktuelle textile Themen und ausgewählten Randbereichen.
Cumhur Isbirakmaz, Generalsekretär des Istanbul Textile and Apparel Exporter Association (ITKIB) und Repräsentant der Türkei, dem diesjährigen Veranstaltungspartnerland, stellte im ersten Plenarvortrag die Bestrebungen der Türkei vor, sich zunehmend in textiltechnische Forschungsfeldern zu etablieren, wobei die Türkei als wichtiger europäischer Handelspartner im Bereich Bekleidung auf eine bereits bestehende Infrastruktur aufbauen kann. Die Vortragsreihe der Plenarsektion wurde von Herrn Lorenz Ratke vom Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt Köln mit einer Präsentation über Aerogele und Aerogelfasern als potentielles Textilmaterial weitergeführt. Abschließend referierte Herr Paul Blom vom Mainzer Max-Planck-Institute für Polymerforschung zu den Herausforderungen und ersten Erfolgen in der Integration von organischen Leuchtdioden (OLED) in Textilien. Am Ende der Plenarveranstaltung wurde eine Auswahl der ausgestellten Poster vorgestellt. Die Postersession, bei der das ITM mehrfach vertreten war, bot eine gute Möglichkeit zur Diskussion mit Nachwuchswissenschaftlern über die präsentierten Forschungsthemen.
Das anschließende Tagungsprogramm umfasste Vorträge aus den Fachgebieten Nachhaltigkeit und Produktivität, Elektrofunktionalität von Textilien, Textilien im Medizinsektor, Komfort und Luxus sowie Filme und Membranen.
Die Diskussion der Umsetzung organischer Leuchtdioden auf bzw. in Textilien wurde u. a. in der Sektion „Elektrofunktionalität in Textilien“ thematisiert. Weitere dargebotene Themen waren beispielsweise auf Leuchttextilien basierende Sensoren und die Verbindung von 3D-Druck mit dem Elektrospinnverfahren im Bereich der Medizintextilien. Bei der IGF-ZIM Transferveranstaltung „Von der Idee bis zur Praxis“ wurden Kooperationsprojekte zwischen Wissenschaft und Industrie präsentiert.
Die Konferenz bot uns die Chance Impulse zu erfassen, Informationen mitzunehmen und Kontakte zu knüpfen.
Abschließend möchten wir dem Freundes- und Förderkreis des ITM der TU Dresden e.V. für die finanzielle Unterstützung der Exkursion danken. Darüber hinaus danken alle teilgenommenen Studenten Frau Annett Dörfel und Herrn Dr. Thomas Gereke vom ITM für die Organisation und freundliche Betreuung während der gesamten Exkursion.