Fakultät Physik
Inhaltsverzeichnis
Studiengänge im Überblick
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Dr. Mathias Dörr
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Dr. Fabian Paulus
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Multimediale Informationen
Der Bachelorstudiengang Physik an der TU Dresden ermöglicht es, durch bestmögliche Lernerfahrungen sowohl in theoretischer, als auch in experimenteller Physik sowie umfangreicher praktischer Ausbildung grundlegende Phänomene zu verstehen und anzuwenden.
Im Masterstudiengang Physik gibt es zahlreiche Möglichkeiten, praktische Erfahrungen mit wissenschaftlicher Arbeit zu verbinden, Kontakte zu Wissenschaftseinrichtungen und die Industrie zu knüpfen und sich weiter zu spezialisieren. Der Studiengang wird komplett auf Englisch studiert.
Pia studiert Physik und Lehramt. Im Studi-Vlog nimmt sie euch mit in ihren gut gefüllten Alltag und gibt Einblicke in ihr Studium, die Arbeit beim Fachschaftsrat und verschiedene Freizeitaktivitäten.
Das Physikalische Grundpraktikum an der TU Dresden bietet den Studierenden der Physik, aber auch anderer Studiengänge mit Physik als Nebenfach, die Möglichkeit, ihre theoretischen Kenntnisse aus den Vorlesungen unmittelbar anzuwenden. Das Praktikum umfasst die Vorbereitung, Durchführung und detaillierte Auswertung grundlegender Experimente.
Rundgang in der Fakultät Physik mit Studierenden
Kurze Frage: Wie entstehen die Elemente?
Teilchenphysiker Dominik Koll erklärt, warum Wasserstoff & Helium vom Urknall zeugen, wie in Sternen die Elemente entstehen und warum Eisen das stabilste aller Atome ist.
Vorstellung der Fakultät
Die Physik an der TU Dresden liegt nach dem CHE-Forschungsranking in jedem der drei Bereiche Forschung, Internationalität und Anwendungsbezug in der Spitzengruppe aller deutschen Universitäten.
Im Studium wird eine breite physikalische Ausbildung auf höchstem Niveau mit starkem Forschungsbezug und internationaler Ausrichtung vermittelt. Außerdem bildet die Physik Lehrkräfte aus. Die Forschung findet in einer weltweit einmaligen Umgebung statt. Denn im Rahmen von DRESDEN-concept ist eine große Zahl an außeruniversitären Einrichtungen mit der TU Dresden vernetzt. Die Studierenden nehmen frühzeitig an Forschungsprojekten teil und können ihre wissenschaftliche Neugier in Bereichen der fundamentalen wie auch der angewandten Forschung ausleben.
Orientierungsplattform Forschung und Praxis (OFP)
Das Studienerfolgsprojekt OFP bietet Studierenden Einblicke in potenzielle Berufsfelder und Tätigkeitsbereiche, zeigt auf welche Kompetenzen wichtig sind für die Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt und verknüpft damit die Theorie mit der Praxis. Für den Studienbereich Mathematik udn Naturwissenschaften wurde von der OFP-Koordinatorin Christina Schulz eine Podcast-Reihe "Hör rein in die Praxis" veröffentlicht. Alle Folgen und noch mehr unter tud.de/mn/podcast
Interdisziplinäres Arbeiten im Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen IIS/Institutsteil EAS
Dr. Christoph Sohrmann, Gruppenleiter Virtuelle Systementwicklung in einem Fraunhofer Institut, nimmt uns mit in seinen spannenden Arbeitsalltag. Anschließend erläutert Sophie Prieß, Mitarbeiterin Personalmarketing und Personalentwicklung, Einstiegsmöglichkeiten für Studierende.
[Intro-Musik spielt]
Ansage: OFP-Podcast: Hör rein, in die Praxis!
Christina Schulz: Herzlich Willkommen zum Podcast der Orientierungsplattform Forschung und Praxis, kurz: „OFP“. Mein Name ist Christina Schulz und ich bin Koordinatorin der OFP für den Bereich Mathematik und Naturwissenschaften.
Im Podcast spreche ich für dich mit Expertinnen und Experten aus der Praxis. In unseren Interviews erfährst du Tipps und Wissenswertes für deinen Erfolg im Studium.
Ich spreche heute mit Dr. Christoph Sohrmann und Sophie Priess.
Beide sind Mitarbeitende im Fraunhofer-Institut für integrierte Schaltungen: IIS, Institutsteil Entwicklung adaptiver Systeme, EAS.
Ich spreche mit Herrn Doktor Sohrmann über sein interdisziplinäres Studium, die Vorteile eines Auslandsaufenthaltes und seine Tätigkeit in einem Forschungsinstitut.
Anschließend gibt uns Sophie Priess, die im Personalmarketing und der Personalentwicklung arbeitet, einen Überblick über Möglichkeiten für Studierende, im Fraunhofer Institut praktische Erfahrungen zu sammeln.
~ Gesprächsbeginn Sohrmann ~
Christina Schulz: Hallo Herr Doktor Sohrmann, vielen Dank dass Sie sich Zeit nehmen für unser Gespräch.
Dr. Sohrmann: Hallo schönen guten Tag!
Christina Schulz: Ja, nehmen Sie uns doch mal kurz mit zurück in Ihr Studium. Was haben Sie studiert und wie haben sie das Studium empfunden?
Dr. Sohrmann: Ich habe einen Studiengang studiert der sich nannte „Computational Science Rechnergestützter Naturwissenschaften“. Das war damals, als ich 2000 damit angefangen habe, ein neuer Studiengang, wo versucht wurde, die Physik ein bisschen zu erweitern in die Richtung numerischer Simulationen. Also da wurde versucht, mehrere Disziplinen in einem Studiengang zu verheiraten, also die Mathematik, die Physik, die Chemie, die Informatik so ein bisschen zusammenzubringen. Und als dritte Säule eben die Simulationsmethoden mittels Rechentechnik zu lehren und das gab es schon an ein paar Unis. Ich habe ja an der TU Chemnitz studiert und dort war das damals neu. Wir waren auch der erste Durchgang, entsprechend auch nicht allzu groß von der Teilnehmerzahl her und ein bisschen experimentell alles noch. Aber wir hatten viel Einblick in die Kurse der anderen, also da gab es nicht explizite Vorlesungen für uns, sondern das war meistens zusammen mit den Physikern oder mit dem Mathematikern.
Christina Schulz: Und war das für Sie schon immer klar, dass es in Richtung Physik gehen soll?
Dr. Sohrmann: Das war mir schon immer klar, seltsamerweise hatte ich diesen Wunsch schon als kleines Kind. Wahrscheinlich beim Lesen verschiedene Bücher, hatte ich immer den Gedanken, ich müsste mal Physik studieren und dort vielleicht auch ein bisschen länger dabei bleiben, um so die Natur zu verstehen und irgendwie so die Hintergründe. Also ein bisschen eine romantische Forscher-Vorstellung und das habe ich dann auch soweit durchgezogen. Ich hab dann nicht die reine Physik studiert, sondern eben dieses Fach „Computational Science“, wobei das in der Physik angehangen war, also das war jetzt nicht so weit weg und dann später in meiner Promotion, war das dann eher die reine Physik, wobei dort auch wieder numerische Verfahren zum Einsatz kamen.
Christina Schulz: Und hatten Sie damals schon Vorstellungen von Ihrer beruflichen Tätigkeit oder war das Thema noch ganz weit weg?
Dr. Sohrmann: Es war damals relativ klar, ist dann aber doch nicht so gekommen.
Also ich wollte eigentlich immer an der Uni bleiben, das war ursprünglich so der Gedanke. Allerdings aus einer Perspektive, wo man nicht weiß, was der Uni Betrieb bedeutet und was was das dann alles mit sich bringt. Während meiner Promotion habe ich dann gemerkt, dass es vielleicht für mich doch nicht das Wahre ist, weil das ja auch nicht unbedingt immer so leicht ist, irgendwo eine feste Stelle zu bekommen, weil das ja vielleicht auch viel mit Umziehen zu tun hat und Wechseln der Unis und insbesondere aber der ausschlaggebende Punkt war der, dass der reine akademische Betrieb, der Wissenschaftsbetrieb, irgendwie mir am Ende nicht mehr so ganz gereicht hat.
Ich wollte gerne das Gelernte auf praktische Fragestellungen anwenden, aber ein Wechsel direkt in die Industrie war mir dann doch zu praxisnah, zu weit weg von der Forschung, von der Wissenschaft, von dem, was ich gelernt habe. An der Uni zu bleiben wiederum war mir zu theoretisch und da bot es sich an, zu diesem Fraunhofer zu wechseln, was ich damals über einen Bekannten kennengelernt hatte. Wo eben hier versucht wird, anwendungsnah zu Forschen, also eben eine art Transfer der akademischen Ideen, der wissenschaftlichen Arbeit, in die industrielle Anwendung zu bringen. Und das ist auch bis heute das, was wir hier machen und was mir auch wirklich großen Spaß macht. Ich kann mir mittlerweile durchaus auch vorstellen, in der Industrie zu arbeiten, aber eigentlich genau das, was hier so dazwischen liegt, ist für mich so das Richtige.
Christina Schulz: Lassen Sie uns nochmal ein Stück zurück springen, zu der Zeit nach ihrem Studium. Sie haben ja danach eine Zeit im Ausland verbracht. Wo war das und können Sie uns dazu ein bisschen was erzählen?
Dr. Sohrmann: Genau, ich habe nachdem ich den ersten Abschluss an der TU Chemnitz erlangt hatte den Wunsch verspürt, im englischsprachigen Ausland weiterzumachen. Ich hatte dann kurz mal die Schweiz in Erwägung gezogen, das habe ich dann allerdings wieder verworfen, einfach weil ich wirklich, mein Ziel war es wirklich Englisch zu lernen, weil man es so braucht in dem Gebiet und mich das auch schon immer interessiert hatte. Und ein Dozent ging dann glücklicherweise an die University of Warwick in Mittelengland und gab mir dort die Möglichkeit, mitzukommen mittels eines Stipendiums und einer Promotionsstelle.
Also ich hab quasi dort den Master übersprungen und bin direkt vom Bachelor in die Promotion eingestiegen und war dann dort vier Jahre und habe dort relativ frei meine Promotion schreiben dürfen. Das war durch das Stipendium eine sehr angenehme Zeit, auch eine sehr herausfordernde Zeit, weil es doch relativ schnell war nach den paar Jahren Grundstudium direkt in die Promotion einzusteigen. Deswegen war dort auch nicht viel neben dem Studium, also das waren wirklich doch intensive Jahre, was ich jetzt auch vielleicht in dieser Weise nicht noch mal machen würde.
Also meine Empfehlung wäre jetzt sicherlich, dass man das mit dem Grundstudium nicht übereilen sollte, da sollte man sich schon die Zeit nehmen. Nämlich nach dem Studium ist es dann zu spät, dann hat man keine Zeit mehr sich besonders zu vertiefen oder auch solche Sachen, was manche gerne machen, mal ein Auszeitjahr zu nehmen, das ist definitiv empfehlenswert, das während des Studiums zu machen. Das hatte ich so gesehen nicht, an sich war der Auslandsaufenthalt extrem interessant, es erweitert den Horizont immens und das würde ich definitiv immer empfehlen sowas zu machen, aber man sollte sich auch die Zeit lassen. Also ich weiß nicht, was mich damals getrieben hat, ich dachte aber möglichst schnell in die Anwendung reinzukommen, also über das Grundstudium hinwegzukommen. Mich haben halt die Themen auch interessiert, ich wollte schnell vorwärts kommen.
Da muss man sagen, dass da vielleicht doch ein paar Dinge gefehlt haben im Grundstudium, die ich mir dann hinterher hart erarbeiten musste, was ich dann wirklich auch gemerkt habe im Vergleich zu Kommilitonen, die wirklich die fünf Jahre gemacht haben bevor sie dann mit ihrer Promotion angefangen haben. Da war das schon zu spüren, das da vielleicht das ein oder andere ein bisschen zu kurz gekommen ist. Ich habe immer versucht, meine Kurse ein bisschen zu ergänzen, in dem ich auch in den Ferien ab und zu mal Vorlesungen besucht habe und dort ein bisschen also aufgeholt habe, aber in der Promotion ging's dann ins Thema Quantenmechanik, da hatte ich eigentlich laut meinem Lehrplan vorher überhaupt keinen Kontakt und das war also wirklich von Null an, das hat also auch entsprechend einfach ein bisschen länger gebraucht, bis ich da dort wirklich auch arbeiten konnte.
Christina Schulz: Da haben Sie sich sozusagen selbst ins kalte Wasser geworfen?
Dr. Sohrmann: Ja das war mir gar nicht so ganz klar, also das habe ich dann erst gemerkt, als es soweit war. Manchmal sollte man das auch vorher gar nicht so genau angucken, dann läuft das schon. Aber wie gesagt, ich hatte dann ein bisschen Zweifel, ob das eine gute Idee war, das so schnell zu machen. Es war natürlich ganz nett, dass man dann relativ schnell fertig war. Ich war dann quasi nach 7 Jahren Studium mit der Promotion durch, das hat auch Vorteile. Aber so wie es heute ist, mit der Position die ich hier am Fraunhofer Institut habe, hätte sicherlich ein bisschen mehr Grundlagen auch nicht geschadet.
Christina Schulz: Jetzt hatten Sie ja schon gesagt, dass das Fraunhofer Institut für Sie eine tolle Möglichkeit ist, so eine Mischung ist, zwischen Anwendung und Theorie. Nehmen Sie uns doch mal mit in Ihre aktuelle Tätigkeit. In welcher Position sind Sie tätig und was machen Sie genau?
Dr. Sohrmann: Im Moment habe ich eine Gruppenleiter-Position, nachdem ich viele Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter in verschiedenen Forschungsgruppen gearbeitet habe und auch wirklich viele verschiedene Themen kennengelernt habe. Ich bin also hier am Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen und da geht es also im Wesentlichen um mikroelektronische Systeme, Entwurf mikroelektronischer Systeme, Simulation, Modellierung und da kommt relativ viel wieder, was ich im Studium auch hatte. Halbleiterphysik, extrem viel Software Technologie, also das sind alles Themen, die sich nur rechentechnisch händeln lassen. Solche mikroelektronischen Schaltungen sind extrem groß, da kann man wenig mit analytischen Methoden machen, da kommt immer Software zum Einsatz, leistungsfähige Software die dort verwendet wird, um diese elektronischen Systeme zu entwickeln.
Und das ist im Kern das, was wir hier tun, diese Software zu entwickeln, die für den Entwurf verwendet wird, beziehungsweise mit Firmen gemeinsam neue Methodiken zu erarbeiten, für den Entwurf, für die Absicherung, für die Zuverlässigkeit, für die Sicherheit.
Christina Schulz: Hätten Sie ein Beispiel für diese Anwendung, wenn man jetzt nicht so fachlich drin steckt?
Dr. Sohrmann: Ja, Mikroelektronik ist ja vielleicht mehr oder weniger bekanntermaßen überall drinnen, also vom Handy, bis zum Fahrzeug, bis zum Flugzeug. Und das ist auch der Hintergrund, warum da so viel Forschung notwendig ist, weil es sehr sehr viele Systeme gibt, die sicherheitskritische Anwendungen ausführen und man sicherstellen muss bei der Entwicklung, dass im Betrieb einfach nichts schief geht.
Also schauen wir mal auf zukünftige Anwendungen wie autonomes Fahren, dann möchte ich einfach sicher ankommen, ich möchte auch nicht, dass das Fahrzeug irgendjemand im Straßenverkehr gefährdet. Das ist ein sehr sehr langer Weg, was da alles an Hardware und an Software dafür zu entwickeln ist. Und dort versuchen wir hier einen Beitrag zu leisten an der Stelle, dass es möglich ist, in Zukunft solche Anwendungen sicher zu fertigen. Das können aber auch Sachen sein einfacherer Art, z.B. automatisch öffnende Türen oder solche Sachen, die auch bestimmte Sicherheitsanforderungen haben, ich will ja dort nicht eingequetscht werden oder ich möchte, dass die Tür immer öffnet, wenn ich z.B. das Gebäude verlasse. Da gibt es eigentlich relativ viele Beispiele, wir arbeiten auch viel im Umfeld der Industrieautomation, also Roboter-Mensch-Maschine-Interaktion an irgendwelchen Fertigungsbändern wo Mitarbeiter gemeinsam mit einem Roboter an einer Fertigungsstraße arbeitet. Da muss auch sichergestellt werden, dass der Mensch nicht gefährdet wird durch die Arbeit des Roboters und dass es dort eine Interaktion gibt, die sicher funktioniert. Und solche Beispiele gibt es viele, also wenn man sich Luftfahrt anschaut, das ist natürlich mit eines der wichtigsten Gebiete, in der Luftfahrt dass die Flugzeuge immer wieder sicher runterkommen, dort steckt auch extrem viel Elektronik drin.
Christina Schulz: Das klingt ja sehr spannend! Was ist aus Ihrer Perspektive das Spannendste an Ihrer Tätigkeit?
Dr. Sohrmann: Das Spannende an der Tätigkeit ist im Prinzip die Abwechslung die da drin steckt. Also unsere Projekte die laufen im Normalfall zwischen einem und zwei, drei Jahren, manchmal auch etwas kürzer und es sind doch immer wieder neue Themen, man hat immer wieder mit neuen Partnern zu tun, mit denen man gemeinsam arbeitet, man hat hier Gestaltungs-möglichkeiten.
Ich kann mir also selbst überlegen, an welcher Stelle ich forschen will. Es gibt gewisse Randbedingungen, die von der Seite der Fraunhofer-Gesellschaft vorgegeben werden, aber an und für sich ist man hier doch relativ frei und wenn man als Gruppenleiter ein Team zur Verfügung hat, mit dem man arbeiten kann, kriegt man auch von dort relativ viel Input und kann mit denen im Grunde genommen beliebige Themen angehen. Es muss sich natürlich mit der Arbeit des Hauses decken, mit den Themen des Hauses, aber innerhalb dieses Raumes hat man da sehr viel Gestaltungsmöglichkeiten.
Und das ist eigentlich das Schöne hier, wenn ich jetzt in einer Industriefirma arbeiten würde, da bekäme ich die Themen, da müsste ich das machen, was mir dort zugewiesen wird und hier habe ich halt Möglichkeiten zu gestalten.
Christina Schulz: Gibt es einen typischen Tagesablauf oder variiert das ganz stark?
Dr. Sohrmann: Das variiert und jetzt im Moment ist es natürlich Corona bedingt ein bisschen anders. Wenn wir in die Zeit vor Corona blicken, da würde ich sagen gab es im Wesentlichen zwei Tagesabläufe. Das eine ist quasi „Innendienst“, wenn ich mich mit meinen Kollegen zusammenarbeite und viele interne Meetings abhalte, um mich abzustimmen, um inhaltlich weiterzukommen. Und die andere Art der Tätigkeit ist „Außendienst“, also insbesondere als Gruppen- oder Abteilungsleiter ist man dann doch relativ viel unterwegs und besucht Projekttreffen, man fährt zu Messen und Konferenzen oder man macht Projektakquise, wo man einfach versucht mit vielleicht bekannten oder noch nicht bekannten Projektpartnern gemeinsame Aktivitäten zu planen. Und ja, danach kann man vielleicht die Tage so ein bisschen einteilen.
Wenn ich Innendienst mache hier, dann besteht der Tag aus vielen Meetings, weil man ja irgendwie das, was man sozusagen vielleicht auf irgendeiner Dienstreise gehört/gelernt hat irgendwie weitertragen will oder man will den Arbeitsstand einsammeln, um den dann wieder zu einem Projektpartner zu transportieren. Also zumindest aus meiner Sicht sind das so die Unterschiede, also da gibt's schon eine große Variation. Wir haben auch öfter mal Weiterbildungen, wo man dann den ganzen Tag entweder weg ist oder die Weiterbildung hier im Haus hat. Solche Tage gibt es auch, also die Tage sind im Normalfall nicht monoton, alles andere als monoton. Es ist schon aus meiner Sicht sehr abwechslungsreich, aber es ist immer an einem selbst. Also ich kenne auch Kollegen, die gern einfach im Büro sitzen und programmieren, die haben dann meistens durchaus auch die Möglichkeit, mal mehrere Wochen am Stück an einer bestimmten Sache zu arbeiten. Das kommt sehr auf das Projekt an und auf die Position, in der Mann ist.
Christina Schulz: Welche Kompetenzen, die Sie vielleicht doch aus dem Studium mitgenommen haben, brauchen sie heute für ihre Tätigkeit?
Dr. Sohrmann: Also ich würde für mich sagen, dass im Wesentlichen die naturwissenschaftlich-mathematische Herangehensweise an Probleme was ist, was ich wirklich im Studium gelernt habe. Das hilft mir hier auch enorm und nicht nur bei mathematischen Problemen, sondern eigentlich bei allem, weil sich das doch so als Methode ganz gut verwenden lässt. Das hat was mit analytischer Herangehensweise zu tun, also ich kann das Problem ganz gut zerlegen und in Teile teilen und kann das vielleicht verteilen, wenn ich also Kollegen habe, mit denen ich das gemeinsam bearbeiten möchte. Das ist denke ich schon was, was ich aus dem Studium mitgebracht habe.
Was mir noch einfällt ist das Thema Durchhaltevermögen, also wie ich das vorhin schon erwähnt hatte, musste ich mich sehr reinarbeiten in mein Thema während des Studiums, zumindest während der Promotion und dort habe ich gelernt, dass man im Prinzip, wenn man das Durchhaltevermögen besitzt, man jedes Problem irgendwie verstehen kann und vielleicht auch zu einer Lösung beitragen kann. Das ist ja auch etwas, was einem hier sehr zugute kommt, dass man nicht so schnell aufgibt und das eben bis zu Ende durchhält, auch wenn es manchmal am Anfang ein bisschen aussichtslos aussieht.
Christina Schulz: Gibt es etwas, was Sie heutigen Studierenden der Mathematik und Naturwissenschaften gern mit auf den Weg geben möchten?
Dr. Sohrmann: Ich würde sagen gute Entscheidung, Naturwissenschaft zu studieren.
Die Zahlen sind ja nicht unbedingt… werden ja nicht unbedingt größer, ich denke, dass es eine sehr gute Idee ist, wenn ich technisch affin bin, auch in die Naturwissenschaften zu gehen. Vielleicht nicht nur unbedingt in die anwendungsnahen Ingenieurwissenschaften, sondern wirklich mal zu schauen, ob ob nicht vielleicht so ein etwas grundlegenderes Studium, wie Mathematik, Physik, Chemie, vielleicht auch was für einen wäre.
Man kann immer noch, so ist zumindest meine Erfahrung, dann in die anwendungsnähere Forschung oder anwendungsnähere Industrie wechseln. Das ist ohne Probleme möglich, klar immer mit ein bisschen Arbeit verbunden, aber dafür habe ich dort ein breites Fundament. Also ich würde das immer sehr unterstützen, wenn jemand Naturwissenschaften studiert. Was ich noch vorschlagen würde, ist mal ins Ausland zu gehen. Das ist definitiv immer eine Erfahrung, die mir viel bringt, insbesondere was die Sprache betrifft. Also egal wenn ich Naturwissenschaften studiere, egal wo ich dann lande, werde ich mit aller Wahrscheinlichkeit Englisch brauchen. Man kann doch da ganz gut kooperieren sozusagen, über Ländergrenzen hinweg und auch im internationalen Rahmen.
Und als letzten Tipp würde ich sagen, nach dem Auslandsaufenthalt wieder zurückkommen, das wäre günstig!
Christina Schulz: Herr Dr. Sohrmann, ich danke Ihnen ganz herzlich für das Gespräch!
Dr. Sohrmann: Vielen Dank Frau Schulz!
~ Gesprächsende Sohrmann ~
[Musik spielt]
~ Gesprächsbeginn Priess ~
Christina Schulz: Hallo Sophie!
Sophie Priess: Hallo von meiner Seite!
Christina Schulz: Für die Studierenden, die vielleicht noch nicht wissen was das Fraunhofer Institut so macht, würdest du uns das kurz mal vorstellen?
Sophie Priess: Ja gerne. Also die Fraunhofer-Gesellschaft ist ein eingetragener Verein, sie ist eine Organisation für anwendungsorientierte Forschung und in Deutschland haben wir 74 Institute. Vertragspartner sind zum Beispiel Industrieunternehmen, Dienstleistungsunternehmen aber auch die öffentliche Hand. Und grundsätzlich ist unser Institut, das Fraunhofer IIS für die integrierte Schaltung, quasi ein Teil der Fraunhofer-Gesellschaft mit ca. 1000 Mitarbeitern. Und unser Institutsteil hier in Dresden, für die Entwicklung adaptiver Systeme, wir haben ca. 110 Mitarbeiter und sind direkt in der Nähe der SLUB.
Christina Schulz: In welche Richtung geht denn die Forschung bei euch am Institut?
Sophie Priess: Ja unsere Forschungsthemen sind die Entwicklung adaptiver Systeme spezialisiert und dahingehend auch vielseitig. Ich würde jetzt einfach mal beispielsweise drei nennen: zum einen haben wir da z.B. die Funkvernetzte Automation, aber auch die Funktionale Sicherheit sowie das Energiemanagement.
Christina Schulz: Jetzt weiß ich, dass ihr Studierende aus der Elektrotechnik zum Beispiel sucht. Welche Fachbereiche sind denn noch für euch interessant?
Sophie Priess: Ja genau, also neben der Elektrotechnik suchen wir natürlich auch im naturwissenschaftlichen Bereich und da vor allen Dingen in den Studiengängen Mathematik und Physik. Aber wir sind natürlich auch für vergleichbare Studiengänge offen und freuen uns auf die Bewerbungen die kommen.
Christina Schulz: Und wenn ich mir jetzt als Studierender denke okay, das klingt jetzt total spannend, gibt es Möglichkeiten beim Fraunhofer-Institut mal reinzuschnuppern und falls ja welche Möglichkeiten sind das?
Sophie Priess: Also auf jeden Fall, ich finde das auch toll, wenn die Studierenden, ja, die Möglichkeit aufsuchen, sich da einzuarbeiten und Fraunhofer kennenzulernen. Also zum einen ist bei uns möglich, auch ein Praktikum zu absolvieren, aber auch eine Werkstudententätigkeit neben dem Studium. Das man halt einfach schaut, wie passt es von den Stunden her zu meinem Semesterplan und in den Semesterferien kann man dann auch ein bisschen mehr arbeiten. Und es ist aber auch die Möglichkeit, eine Abschlussarbeit bei uns zu schreiben oder letztlich auch zu promovieren und nach dem Abschluss des Studiums natürlich auch als wissenschaftlicher Mitarbeiter oder Mitarbeiterin bei uns einzusteigen.
Christina Schulz: Da gibt's ja viele Möglichkeiten. Wenn das jetzt jemanden interessiert, wo kann man sich da informieren?
Sophie Priess: Ja, also wir haben auch natürlich eine Webseite und dort findet man unter Jobs dann unsere Stellenangebote. Die sind zum einen aufgeteilt in Berufserfahrene und Berufseinsteiger, aber auch Studien- und Abschlussarbeiten sowie Stellenangebote für Studierende. Das heißt man kann sich da einfach durchklicken und dann schauen was passt und uns ist natürlich bewusst, dass häufig die Anforderung einige sind und daher soll man sich auch nicht scheuen, trotzdem zu bewerben, auch wenn man mal ein, zwei Punkte dafür nicht erfüllt. Einfach bewerben und dabei keine Angst haben.
Grundsätzlich zu den Stellenausschreibungen, die wir anbieten, gibt es aber auch die Möglichkeit, dass man sich initiativ bewirbt. Das heißt, man sieht jetzt ok, eine konkrete Stellenausschreibung passt nicht auf mein Profil, ich bin aber dennoch interessiert, dann da auch gerne einfach initiativ bewerben.
Christina Schulz: Und die aktuellen Stellenausschreibungen sind unter www.eas.iis.fraunhofer.de einzusehen. Für Studierende, die jetzt schon vor dem Studienabschluss stehen und sich überlegen, sich z.B. beim Fraunhofer Institut zu bewerben, welche Karrieremöglichkeiten stehen denn den Studierenden offen?
Sophie Priess: Zum einen gibt’s natürlich die Möglichkeit der Promotion, aber zum anderen auch der wissenschaftlichen Mitarbeit. Und da gibt's dann auch bei uns intern die Möglichkeit, eine interne Fachlaufbahn zu absolvieren, das heißt aufgrund der Fachexpertise bestimmte Titel zu erwerben. Das heißt z.B. Senior Scientist oder Chief Scientist und den Titel bekommt man dann eben auch verliehen.
Christina Schulz: Ja, gibt's denn was, was du Studierenden auch noch mit empfehlen würdest oder mit auf den Weg geben möchtest?
Sophie Priess: Also Studierenden würde ich auf jeden Fall empfehlen, auch praktische Erfahrung zu sammeln, z.B. eben auch in Form von einem Praktikum mal in einem Institut reinzuschauen: was machen die da eigentlich konkret, wo kann ich da unterstützen, ist es das was mir liegt? Und ja, dass man einfach eben schon im Studium schaut und rausfindet, ob das was für einen ist.
Christina Schulz: Sophie, ich danke dir sehr.
Sophie Priess: Ja vielen Dank Christina für das tolle Interview und ich wünsche dir noch einen schönen Tag!
Christina Schulz: Ebenfalls, tschüss!
~ Gesprächsende Priess ~
[Outro-Musik spielt]
Als Physiker in der Patentanwaltskanzlei
Dr. Sebastian Hermsdörfer ist promovierter Physiker. Er arbeitet als Patentanwalt, European Patent Attorney sowie als European Trademark and Design Attorney in einer Patentanwaltskanzlei in Dresden.
[Intro-Musik spielt]
Ansage: OFP-Podcast: Hör rein, in die Praxis!
Christina Schulz: Herzlich Willkommen zum Podcast der Orientierungsplattform Forschung und Praxis, kurz: „OFP“. Mein Name ist Christina Schulz und ich bin Koordinatorin der OFP für den Bereich Mathematik und Natur-wissenschaften.
Im Podcast spreche ich für dich mit Expertinnen und Experten aus der Praxis. In unseren Interviews erfährst du Tipps und Wissenswertes für deinen Erfolg im Studium.
Mein heutiger Gast ist Dr. Sebastian Hermsdörfer. Der promovierte Physiker arbeitet heute als Patentanwalt.
~ Gesprächsbeginn ~
Christina Schulz: Hallo Herr Dr. Hermsdörfer! Schön, dass Sie uns heute Ihre interessante Berufstätigkeit als Patentanwalt vorstellen möchten.
Dr. Hermsdörfer: Ja, vielen Dank für die nette Einladung und freue mich natürlich auch auf das Gespräch!
Christina Schulz: Aber bevor wir dazu kommen, nehmen Sie uns doch bitte mit zurück in Ihre Studienzeit. Wann war für Sie klar, dass Sie Physik studieren möchten?
Dr. Hermsdörfer: Mhm, war bei mir gar nicht so früh klar. Mit meinem Abitur hatte ich mich so ein bisschen konzentriert auf zwei verschiedene Fächergruppen, das eine waren die alten Sprachen, das andere war dann schon so in Richtung Physik/Mathematik. Und damals gab es ja noch einen verpflichtenden Wehrdienst, also ich habe studiert oder hab mein Abitur gemacht 1999, das heißt ich fiel noch voll in die Wehrdienstzeit. Und da war auch schon damals ein bisschen bei mir im Hinterkopf die Überlegung, gehe ich jetzt eher Richtung alte Sprachen, alte Geschichte oder gehe ich eher in die naturwissenschaftlich-technische Richtung. Der Wehrdienst hat es natürlich nochmal so ein Jahr aufgeschoben, wobei ich dann auch beim Wehrdienst… also mir war relativ klar, dass ich mit den alten Sprachen da jetzt wenig Vorteile haben würde beim beim Wehrdienst. Ich hab dann aber geschaut, weil ich eben auch diese technische Ausrichtung von der Schule schon hatte, dass ich zu den technischen Truppen bei der Bundeswehr gekommen bin, was auch geklappt hat. Und letztlich während dieses Jahres hat sich dann so ein bisschen verfestigt, dass die alten Sprachen und die alte Geschichte so ein bisschen Interessensgebiet bleiben, ich mich aber beruflich dann doch stärker in Richtung Naturwissenschaften oder Ingenieurwissenschaften bewegen möchte.
Und da war ich mir auch am Anfang nicht so ganz sicher, welches Fach denn jetzt eigentlich für mich das Geeignete wäre. Wer mir da schon geholfen hat war mein Vater, der auch Physiker ist. Und da gab es zum Schluss, ja, paar
Sachen wurden einfach ausgeschlossen von vornherein, sei es weil… ich konnte zum Beispiel nie besonders gut zeichnen. Das hieß das technische Zeichnen beim Maschinenbaustudium, das wollte ich dann schon eher umgehen, so dass Maschinenbau dann alleine aus dem Grund letztlich rausfiel. Es lief zum Schluss auf die Entscheidung Physik oder Elektrotechnik raus und das war dann so eine “Hop oder Top” Entscheidung. Den Ausschlag gab da in der Tat der damalige Fachstudienberater an der Universität Kaiserslautern, für Physik muss man dazu sagen, der dann sagte das beides gut wäre, aber ich solle mir mal klarmachen, Elektrotechnik sei halt eher “einmal Transistor, immer Transistor”. Und der Satz ist irgendwie dann auch haften geblieben bei mir im Gedächtnis, so dass ich dann gesagt habe, Physik ist vielleicht so vom Gebiet her etwas breiter gestreut. Der Elektrotechnik bin ich aber verbunden geblieben und hab das als Nebenfach genommen.
Christina Schulz: Und wie haben Sie generell ihre Studienzeit empfunden?
Dr. Hermsdörfer: Ich muss sagen, am Anfang fand ich das Studium eigentlich relativ doof, muss ich mal ganz ehrlich sagen. Das hing damit zusammen, dass ich in der Schule halt schon ein sehr breites Interessenspektrum hatte und das in der Schule auch ausleben konnte, mit den verschiedenen Fächern. Ich fand es am Anfang ein bisschen blöd, was jetzt natürlich fachimmanent ist und wo jetzt auch die Hochschule nichts dafür konnte, es ging halt nur noch um Physik und Mathe. Das konnte man oder hätte man glaube ich auch schwer aufbrechen können, zumal dann ja auch grad bei den technischen und naturwissenschaftlichen Studiengängen am Anfang, und ich glaube das ist auch heute noch so, es ist relativ schwierig, diesen Niveausprung erstmal von der Schule zur Universität zu bewerkstelligen. Und der Mathematikanteil ist natürlich relativ hoch, wobei es auch nicht unbedingt die Mathematik ist, die man aus der Schule unmittelbar gewohnt ist. Also der Anteil an Beweisen, die geführt werden müssen oder ähnliches, der ist dann an der Universität sicherlich deutlich höher, als man es von der Schule gewohnt war. Und da gab es dann natürlich auch so ein bisschen Umstellungsschwierigkeiten.
Das wurde dann letztlich besser, als so ein bisschen klarer wurde für mich, wohin die Reise eigentlich gehen soll, weil dann auch so das eigene Interesse stärker durch kam. Das heißt bei mir, für die Generation Bachelor/Master muss man das vielleicht nochmal erklären, früher im Diplomstudiengang gab es also typischerweise nach 4 Semestern das Vordiplom und dann ging das Hauptstudium los, wo man sich dann allmählich spezialisiert hat. Und da war in Physik im 5. Semester die Vorlesung Festkörperphysik verpflichtend, da war mir irgendwie von Anfang an klar, dass das das ist, was ich später mal machen möchte. Und auch vom Nebenfach konnte man dann so ein bisschen freier wählen, da bin ich dann der Elektro-Informationstechnik immer noch so ein bisschen verbunden geblieben, aber da gab es in Kaiserslautern die Möglichkeit, Medizinische Physik und Technik zu belegen, was dann auch wieder so ein bisschen diesem breiteren Interessenspektrum entgegenkam. Und da fand ich es dann schon so ein bisschen spannender alles, zumal ich dann noch angefangen habe als HiWi in der Arbeitsgruppe mitzuarbeiten.
Christina Schulz: Danach hat sich ja eine Promotion angeschlossen. Wie kam es zu der Entscheidung und was waren vielleicht auch so Besonderheiten von dieser Phase?
Dr. Hermsdörfer: Ich muss dazu sagen, und das Thema wird sich jetzt wahrscheinlich noch so ein paar Mal wiederholen, bei mir gab's immer einen grundsätzlichen Plan, wo ich mal hin möchte oder so eine Grundidee, was ich machen möchte. Die aber oftmals, weil die Umstände sich geändert haben, dann angepasst wurde oder verworfen. Salopp gesagt, es hat sich alles so ergeben. Ich hab das Studium in Kaiserslautern dann innerhalb der 5 Jahre, die damals vorgesehen waren für den Diplomabschluss, letzten Endes auch abgeschlossen. War zwischendurch noch ein Semester in Großbritannien, in Sheffield, was ich sehr angenehm fand oder auch sehr interessant. Und nach der Diplomarbeit... für mich war immer so ein bisschen Universität nicht das, wo ich mein Leben lang bleiben wollte, von daher war die Promotion auch nicht zwangsläufig vorhergesehen. Ich hatte damals mit meinem Diplom- und später auch Doktorvater ein Gespräch, wie es nach der Diplomarbeit weitergehen soll und hab dem halt auch von meinen Bedenken berichtet, wegen der dauerhaften Zeit oder noch mehr Zeit an der Universität zu verbringen, ob das sinnvoll ist. Zumal dann auch dazu kam, dass ich auch aus Kaiserslautern komme und dementsprechend auch überlegt habe, ob ich nicht nochmal was anderes machen möchte. Und mein Doktorvater hatte sich anscheinend schon was überlegt und sagte dann nämlich auch gleich: “Naja wir brauchen jemanden, der für ein halbes Jahr nach Japan geht, da entsteht jetzt gerade eine Kooperation.” Wir hatten damals auch einen japanischen Professor in der Arbeitsgruppe und da suchte man eben Leute, die Interesse daran hatten, das so ein bisschen voranzutreiben und diese Kooperation aufzubauen. Und das war dann sowas, wo mein ursprünglicher Plan mal wieder über den Haufen geworfen war und ich gesagt habe gut, in der Gruppe hat es mir gut gefallen und diese Aussicht da dann nochmal ein halbes Jahr im Ausland verbringen zu können, die war auch sehr schön, so dass ich da dann zugesagt habe und die Promotion auch mit dem Auslandsaufenthalt in Japan dann fertiggestellt habe.
Christina Schulz: Und wie erinnern Sie sich an Ihre Zeit in Japan?
Dr. Hermsdörfer: Ich fand das sehr schön, wobei ich sagen muss, ich habe auch die Zeit in Großbritannien in sehr guter Erinnerung. Wenn ich das auch als Tipp weitergeben darf, also ich mach’s jetzt einfach, ich würde das schon empfehlen, eine Zeit lang ins Ausland zu gehen. Weniger weil man da jetzt fachlich besonders viel noch mitnimmt, die Physik ist halt weltweit identisch. Das mag in anderen Fächern dann unterschiedlich sein und so gerade Jura, da sind die Rechtsordnungen ja schon stark unterschiedlich, so dass man da vielleicht eher etwas Neues lernt. In der Physik ist es letztlich immer das Gleiche, aber interessant war zu sehen, wie andere Nationen bestimmte Sachen anpacken. Da kann man glaube ich in jedweder Form was davon lernen, Japan war natürlich kulturell einfach von Deutschland noch ein gutes Stück weiter weg als es England war.
Wobei auch in England fand ich damals 2004 schon ganz interessant zu sehen, dass die, grad was organisatorisches angeht, an der Universität eigentlich ein gutes Stück weiter waren als wir in Deutschland. Also viele
Verwaltungsvorgänge, die bei uns wirklich relativ lange gedauert haben, das ging bei denen ziemlich schnell. Also ich hatte einen Studentenausweis mit einem Foto, ich glaube es hat noch nicht mal eine Stunde gedauert. Das waren so Sachen, da hat man in Deutschland halt problemlos einen Vormittag damit verbracht, da mal zu gucken wo man hin laufen muss und dann den jeweiligen Ansprechpartner zu finden oder ähnliches. In Japan war es natürlich noch mal krasser, wobei ich da nicht als Student eingebunden war, das heißt Vorlesungen im herkömmlichen Sinn habe ich da eigentlich keine besucht. Das Gruppenseminar habe ich natürlich mitgemacht, was eigentlich auch schon wieder ganz interessant war, weil da auch so ein etwas anderes Verhältnis, andere Umgangsformen herrschen. Also das berühmte Bild von den Studenten, die dann im Hörsaal liegen und erstmal Nickerchen machen, das stimmt schon. Da hat Japan kulturell einen ganz anderen Zugang dazu als wir, das wird auch nicht irgendwie als beleidigend empfunden. Da wird einfach davon ausgegangen, dass auf der anderen Seite die Leute, die dann schlafen müssen, auch entsprechend hart und lange arbeiten und so ein bisschen das eine das andere bedingt. Aber das sind so kulturelle Unterschiede, mit denen man dann erstmal klarkommen muss. Und auch vom Universitäts-Aufbau fand ich das eigentlich ganz interessant zu lernen, wie das funktioniert. Zumal man dann auch sagen muss, ich war in Japan an der Tohkou University in Sendai. Die waren auch damals schon auf dem Gebiet des Magnetismus, auf dem ich promoviert habe, deutlich breiter aufgestellt als es die TU Kaiserslautern damals war oder auch heute noch ist, so dass man da auch nochmal ein ganz anderes Spektrum an Forschungsgegenständen hatte, als ich es von zu Hause gewöhnt war.
Christina Schulz: Und wie hat sich dann Ihr Berufseinstieg gestaltet bis zu Ihrer heutigen Tätigkeit als Patentanwalt?
Dr. Hermsdörfer: Auch das hat sich mal wieder so ergeben, das war letzten Endes auch nicht geplant, dass ich Patentanwalt werde. Ich wusste, dass es den Beruf gibt, hatte mich damit aber im Studium jetzt nicht nicht übermäßig beschäftigt. Und als es dann so in die Endphase der Promotion ging, da war ich auch noch für die Arbeitsgruppen-Homepage zuständig und da gehörte auch dazu, Kontakte oder die Adressen von ehemaligen Arbeitsgruppen-Mitgliedern so ein bisschen zu verwalten. Und da rief ein ehemaliger Diplomand an, der mittlerweile Patentanwalt war, um zu sagen, dass er jetzt umgezogen sei und er möchte uns die neue Adresse geben. Und da hatten wir dann miteinander telefoniert, ich hatte dann auch mal gesagt, ich werde bald fertig und hab von dem Beruf schon mal gehört, wie das so ist. Und der lobte das wirklich in den höchsten Tönen und malte das in goldenen Farben, was man da als Patentanwalt alles macht, so dass ich dann gesagt habe, gut, das könnte ich mir mal überlegen. Da war jetzt allerdings noch keine Festlegungen dafür, die Entscheidung, dass ich das machen möchte, war da auch noch nicht endgültig gefallen.
Ich habe mich dann relativ breit beworben, unter anderem eben bei bei zwei Patentanwaltskanzleien. Die einen hatten im Physik Journal inseriert und die anderen, die hatten einfach so auf ihrer Website Vakanzen ausgeschrieben und da habe ich mich dann bei beiden beworben. Habe erstaunlicherweise bei beiden ziemlich schnell eine Einladung zum Vorstellungsgespräch bekommen, woraus ich dann geschlossen habe, dass
ich mit meinem Lebenslauf anscheinend da ganz gut zu dem Beruf passe. Und habe dann bei meiner jetzigen Kanzlei angefangen, bei Pfenning, Meinig & Partner. Die hatten mich als erstes eingeladen und ich bin dann damals nach Berlin gefahren zum Vorstellungsgespräch und hatte dann relativ schnell auch den Entwurf eines Arbeitsvertrags und die Zusage Briefkasten. Also das ging wirklich damals sehr schnell und ich hatte einfach ein gutes Bauchgefühl, so dass ich den Vertrag dann auch unterschrieben hab und zum zweiten Vorstellungsgespräch letztlich auch gar nicht mehr hingegangen bin. Das war aber wirklich eine Bauchentscheidung, weil ich mich da so wohl gefühlt habe und das auch so angenehm fand, dass ich da dann das erste Angebot quasi gleich angenommen habe. Insgesamt habe ich es auch nicht bereut, also ich bin dann damals nach Berlin umgezogen. Und als Patentanwaltskandidat, so wird das genannt, wenn man da noch in der Ausbildung steckt, fand ich also auch gerade die Berliner Zeit sehr schön, die ich da miterleben durfte.
Christina Schulz: Sie haben ja gerade schon die Ausbildung angesprochen. Was umfasst denn diese Ausbildung?
Dr. Hermsdörfer: Also das beruht im Endeffekt auf drei Säulen. Die wichtigste ist, dass man in der täglichen Arbeit mit schon fertig ausgebildeten Patentanwälten und Patentanwältinnen zusammenarbeitet, also so ein bisschen Training-on-the-Job. Das zweite ist, dass es in den größeren Städten so eine Art Seminar gibt. Also Berlin hat da ein eigenes, hier in Dresden gibt es übrigens auch ein eigenes, München, da ballen sich ja die verschiedenen Patentanwälte, die haben glaube sogar drei oder vier Gruppen. Da ist es dann so, dass man quasi unter Anleitung eines schon sehr erfahrenen Patentanwalts nochmal ausgewählte Themen, ja wirklich wie in so einer Art Seminar, sich gemeinsam dann erarbeiten muss. In Berlin war es so, dass das alle zwei Wochen stattfand und da muss ich ja sagen, das fand ich schon sehr gut gemacht, wie es in Berlin gehandhabt wurde. Die dritte Säule ist dann ein Studium, Recht für Patentanwälte, an der FernUniversität in Hagen, was über zwei Jahre angelegt ist und was dann, ja, verschiedene Rechtsgebiete umfasst. Also ein sehr großer Teil ist Zivilrecht erstmal, dann kommt noch so ein bisschen Handelsrecht, Gesellschaftsrecht, Wettbewerbsrecht, Zivilprozessordnung, also man geht da so ein bisschen im Schweinsgalopp durch einzelne Rechtsgebiete. Das ganze wird dann auch mit einer Prüfung abgeschlossen, bevor dann die Ausbildung bei den Patentbehörden in München beginnt.
Christina Schulz: Also eine sehr umfassende Ausbildung nochmal. Und was macht man denn eigentlich so täglich im täglichen Arbeitsalltag als Patentanwalt? Können Sie uns da ein bisschen einführen?
Dr. Hermsdörfer: Also generell gilt Patentanwälte sind keine Rechtsanwälte, weil wir kein vollständiges Jurastudium haben und auch weder 1. noch 2. Staatsexamen absolviert haben. Gibt natürlich ein paar Kollegen, die beide Zulassungen haben, die Patentanwalt und Rechtsanwalt sind, die Regel ist das allerdings nicht. Das heißt jeder Patentanwalt ist in irgendeiner Art und Weise erstmal Ingenieur oder Naturwissenschaftler von der Ausbildung her, denn ohne diesen Abschluss wird man erst gar nicht zur Ausbildung zugelassen. Und wir arbeiten dementsprechend auf verschiedenen sehr speziellen
Rechtsgebieten, vornweg natürlich das Patentrecht, von dem sich ja der Name “Patentanwalt” auch ableitet, aber auch Markenrecht, Designrecht, Arbeitnehmer- und Erfinderrecht, meistens ist es dann so. Das hängt noch so ein bisschen davon ab, in welcher Form man den Beruf ausübt, also ob man als Patentanwalt in der Industrie tätig ist, ob man in der Kanzlei arbeitet, in welcher Art von Kanzlei, in einer großen oder in einer kleinen. Da gibt es sehr vielfältige Ausgestaltungen des Berufs. Prinzipiell ist es natürlich so, dass man in erster Linie mit Patentrecht in jeglichen Formen zu tun hat.
Das heißt mein täglicher Tagesablauf bei Pfenning, Meinig & Partner der sieht eigentlich so aus, dass ich, ja, verschiedene Akten habe, die fristgebunden bearbeitet werden müssen und da dann in der Regel morgens erst mal gucke, welche Akten jetzt am dringendsten sind oder falls ich es schon vorsortiert hab, welche Akten ich jetzt demnächst bearbeiten muss. Und da ist es dann so, dass eben der normale Zyklus von so einer Patentanmeldung oder eines Patents sich da widerspiegelt. Also entweder, dass es Neuanmeldungen sind von Sachen, die jetzt zum Patent angemeldet werden sollen, bei denen die Unterlagen vorbereitet werden müssen. Oder dass es Akten sind, wo die Anmeldung selbst schon eingereicht ist und der Patentprüfer vom Patentamt jetzt schon recherchiert hat und seine Recherchen-Ergebnisse uns geschickt hat oder den Prüfungsbescheid schon geschickt hat, auf den wir jetzt antworten müssen. Das heißt ob man durch eine Änderung der Patentansprüche da vielleicht nochmal, ja, ein günstigeres Urteil erwarten kann oder ähnliches oder ob das sogar schon ein erteiltes Patent ist, gegen das jetzt eine andere Seite Einspruch erhoben hat. Das heißt wir sind dann im Einspruchsverfahren in einem zweiseitigen Verfahren, wo wir dann auch gucken müssen, wie man die Argumente der Gegenseite dann kontern kann.
Generell gilt, als Patentanwalt sollte man gern viel und schnell lesen, das ist halt eine Tätigkeit, bei der ich den Schreibtisch eigentlich maximal zu Verhandlungen verlasse und selbst das ist dank Videokonferenzen mittlerweile, ja, stark eingeschränkt, also auch die Verhandlungen werden mittlerweile teilweise online geführt. Richtig schrauben, also das, weswegen ja viele ursprünglich mal Ingenieur werden wollten oder Experimental-physiker, also ich komme eigentlich aus der Experimentalphysik, das mache ich eigentlich nur noch, wenn irgendwo bei uns die Technik spinnt. Also ja, wenn bei einem Computer irgendein Kabel gebrochen ist oder sonst was, solche Kleinigkeiten, aber wir haben hier keine Labors, was manche Leute anscheinend so als Vorteil mitführen. Hat übrigens auch das Patentamt nicht. Das heißt diese klassische Labortätigkeit, die führe ich letztlich gar nicht mehr aus. Es geht darum, hier wirklich viel zu lesen und das in entsprechender Geschwindigkeit. Man darf sich dann auch dabei nicht langweilen und dann kommt natürlich noch dazu diese Rechtssprache, also auch die Patent-Rechtssprache, die ist so ein bisschen ungewohnt, unterscheidet sich vom herkömmlichen Deutsch. Auch das muss man dann natürlich also so ein bisschen mögen, sich damit zu befassen. Aber letzten Endes gilt halt, Patentanwälte, wir drücken in irgendeiner Art und Weise Technik in Sprache aus, was natürlich was ist, was im Studium sehr selten geleert wird. Da ist es eigentlich eher umgekehrt, man möchte technische oder naturwissenschaftliche Sachverhalte nach Möglichkeit in irgendeiner
Form mathematisch beschreiben, was für uns letztlich von untergeordneter Bedeutung ist.
Christina Schulz: Mhm, und was ist das spannendste an Ihrem Job?
Dr. Hermsdörfer: Das Schöne ist eigentlich, dass man sehr viele verschiedene Sachen sieht, zumal man auch sagen muss, viele Ideen sind eben wirklich gut. Also zum einen ist es, dass man hier Sachen zu sehen bekommt, wo ich schon weiß die Markteinführung, die ist in drei, vier, fünf Jahren. Das heißt es ist jetzt erstmal die initiale Idee, die hier später mal zum Produkt führen soll, was dann in irgendeiner Art und Weise käuflich erworben werden kann. Dann ist halt auch die Tatsache, dass man da wirklich immer wieder neue Sachen kriegt, auf den Tisch zum bearbeiten bekommt und man sagen muss, das ist jetzt, ja, wirklich gut durchdacht, das ist wirklich schön. Auch technisch gedacht, was man damit machen kann, wie dieser Effekt hervorgerufen wird. Das ist dann, ja, so ein bisschen... ich will jetzt nicht sagen der ästhetische Effekt, aber gerade wenn man aus einem naturwissenschaftlich-technischen Studium kommt, freut man sich natürlich schon so ein bisschen, wenn man erkennt, hier steckt wirklich ein kluger Gedanke dahinter. Das genauso zu machen, um damit wirklich einen signifikanten Vorteil erreichen zu können. Das ist jetzt natürlich nicht bei jeder Anmeldung so, aber es gibt schon immer wieder Sachen wo man auch sagen muss, das ist einfach wirklich gut durchdacht und gut überlegt, wie man dieses Problem mit technischen Mitteln lösen kann.
Christina Schulz: Und was würden Sie sagen ist das Wichtigste, was Sie während Ihres Studiums für Ihren jetzigen Job gelernt haben?
Dr. Hermsdörfer: Das Wichtigste ist wahrscheinlich, dass man so ein breites naturwissenschaftlich-technisches Grundverständnis vermittelt bekommt. Das ist so ein bisschen auch der Vorteil einem Physikstudium, dass da wirklich sehr stark in die Breite gegangen wird, was natürlich ein bisschen auf Kosten der Tiefe geht. Aber gerade für meinen Beruf eigentlich, würde ich das schon als vorteilhaft ansehen. Denn so in der Tiefe ausgebildet, dass man dann genau dieses Gebiet, auf das die jeweilige Akte abzielt, beherrscht, das ist ein reiner Zufall, falls das wirklich mal der Fall sein sollte. Also man kann sich natürlich schon ein bisschen darauf spezialisieren, ich habe ja jetzt gesagt, ich komme eigentlich aus dem Magnetismus. Selbst da gilt, das was ich in der Promotion gemacht habe, dass ich mal eine Anmeldung oder eine Akte auf den Tisch kriege, die sich genau mit diesem Thema befasst, ja das ist wirklich reiner Zufall. Aber der Vorteil ist, dass man sich in viele Sachen relativ schnell einarbeiten kann, einfach weil die Grundlagen da sind. Und in der Regel ist ja auch so, die Erfinder stehen als Fachleute sowieso zum Diskutieren zur Verfügung, das tiefergehende Fachwissen haben die sowieso. Das heißt da geht es im Wesentlichen darum, dass ich verstehe, was die machen wollen und da greift dann halt wieder das, was ich vorhin gesagt habe. Die Physik ist Gottseidank weltweit gleich, die physikalischen Gesetze gelten halt so oder so. Wenn der Anwalt da einmal das hoffentlich verstanden hat, wie das System funktioniert, dann ist die Akte eigentlich händelbar oder beherrschbar. Das Wichtigste ist da wirklich, dass man bedingt durch dieses breite technische und naturwissenschaftliche Grundwissen da auch schnell sich rein denken kann.
Was natürlich in einem normalen naturwissenschaftlichen und Ingenieur-Studium nicht vermittelt wird, ist sprachliche Ausdrucksfähigkeit oder auch juristische Denkweise. Für die juristische Denkweise gibt's ja dann dieses Kurzstudium an der Fernuniversität Hagen, mit dem sprachlichen Ausdrucksvermögen das ist natürlich was, was man so ein bisschen von Zuhause aus mitbringen sollte. Von daher, auch jetzt so ein bisschen als Tipp wer sich dafür interessiert, bei unserer Bewerbung, wir fragen eigentlich immer nach dem Abiturzeugnis. Das machen wir jetzt nicht aus Boshaftigkeit, sondern weil das letzten Endes die einzige Möglichkeit ist, ja, nochmal was über die sprachlichen Ausdrucksfähigkeiten des Bewerbers oder der Bewerberin rauszufinden. Im Studium taucht das ja praktisch nicht mehr auf, das heißt ob da jetzt die Deutsch-, Englisch-, Französisch-, Latein-, was auch immer Note, die gibt dann halt schon nochmal so ein bisschen Aufschluss darüber, wie man mit Sprache umgehen kann. Das Technische deckt dann natürlich das Bachelor-, Master-, Diplom-, was auch immer Zeugnis ab.
Christina Schulz: Was möchten Sie heutigen Studierenden gerne mit auf den Weg geben?
Dr. Hermsdörfer: Also als Tipp, gerade für Physiker, würde ich sagen: erstens man sollte nach Neigung studieren, auch bei der Festlegung der Vertiefungsrichtungen im Studium. Also es bringt nichts, sich komplett gegen die eigenen Interessen zu zwingen etwas zu machen, was vermeintlich irgendwie erfolg-versprechender sein soll. Das heißt erstmal ausschließen, was einen nicht interessiert und dann gucken, was davon übrig bleibt. Da würde ich dann vielleicht eher sagen, was ist davon am ehesten erfolgversprechend.
Das Zweite, hatte ich jetzt schon mal gesagt, Auslandsaufenthalte finde ich sehr sinnvoll. Weniger weil man da jetzt noch groß was über die Physik lernen würde, aber weil es so ein bisschen den eigenen Horizont erweitert. Dass man dann lernt, man kann das gleiche Problem eigentlich auf ganz unterschiedliche Art und Weise lösen, dass man auch sieht, was sind die Vorteile oder Nachteile davon, dass man eine fremde Kultur nochmal kennenlernt. Und da ist es glaube ich auch nicht mal so entscheidend, wo man hingeht, sicher je nachdem was man machen möchte, ist das eine Land interessanter als das andere. Für diese diese kulturelle Erfahrung ist es letzten Endes glaube ich egal, da kommt es einfach darauf an, dass man ein paar Monate in einem fremden Land mit einer fremden Sprache sich zurechtfinden muss und einfach mal sieht, wie es dort funktioniert.
Das Dritte, was ich jetzt noch nicht angesprochen hatte, allerdings was ich gerade für Physiker sehr wichtig finde, ist, dass man mal Praktika macht, also mal in Betriebe reinschnuppert. Einfach vor dem Hintergrund es gibt keine Pflichtpraktika im Studium, gab es zumindest damals nicht, ich glaube es gibt auch heute keine und man muss da auch mal sich selbst austesten. Also ich würde noch nicht mal sagen, das Praktikum muss ein voller Erfolg sein. Wenn zum Schluss da steht, ich bin nicht der Typ, um in einem Großunternehmen zu arbeiten, ist das auch eine wichtige Erkenntnis. Da spart man sich vielleicht dann Frust in den ersten Berufsjahren, weil man dann doch meint man muss irgendwie zu einem Dax-Konzern und ist dort kreuzunglücklich. Es gibt da verschiedene Typen von Menschen und jeder muss dann so ein bisschen schauen, was für ihn selbst passend ist. Also es gibt Leute, die sind total glücklich in kleinen, inhabergeführten Firmen, weil die mit dem Chef quasi auf du und du sind. Es gibt Leute die sind bei sowas
kreuzunglücklich, weil die sagen Arbeit ist Arbeit und ich möchte halt irgendwann wirklich einen harten Schnitt machen und das ist dann privat. Das ist vielleicht in kleinen Unternehmen nicht ganz so möglich, wie es jetzt in einem etwas anonymeren Großkonzern der Fall sein würde. Da muss einfach jeder für sich schauen, was er am besten kann. Und sowas zu testen, da sind eigentlich Praktika ganz gut. Oder auch mal um zu schauen, für Physiker, welche Tätigkeitsfelder gibt's da eigentlich, wo könnte ich dann zum Schluss mal landen? Da ist, was einerseits ein Vorteil der Physik ist, dass man halt relativ viel und relativ breit studiert. Ist dann umgekehrt natürlich auch ein bisschen Nachteil. Jetzt salopp gesagt: die Chemiker wissen alle, dass sie später bei der BASF landen und die E-Techniker bei Siemens oder was auch immer. Für die Physiker ist es halt weit weniger klar, wenn sie nicht gerade Optik machen und Carl Zeiss im Hinterkopf haben, sind die da so ein bisschen befangener, wo es eigentlich später mal hingehen könnte. Und auch da sind eigentlich Praktika eine schöne Möglichkeit um mal zu schauen, was eventuell in Frage kommen könnte.
Christina Schulz: Herr Dr. Hermsdörfer, ich danke Ihnen ganz herzlich für das Gespräch!
Dr. Hermsdörfer: Sehr gerne!
~ Gesprächsende ~
[Outro-Musik spielt]
Einspieler: Weitere Informationen und Veranstaltungen findet ihr unter: tud.de/deinstudienerfolg/ofp
Alumniporträts
Dr. Franziska Iltzsche, Dr. Felix Socher und Dr. Carsten Bittrich eint ihr zielstrebig bewältigtes Studium, gefolgt von Promotionsstudien. Heute arbeiten sie bei LogMeIn. Warum sie sich als Forschende für einen Berufseinstieg in der Wirtschaft entschieden haben? Mehr Informationen
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