Didaktische Prinzipien wirken wie Scheinwerfer, da sie Inhalte auf bestimmte Art und Weise in Szene setzen und sich so Themen(-Schwerpunkte) ergeben können (Sander 2008: 191). Vielfaltssensibel lässt sich Lehre besonders dann gestalten, wenn die Auswahl und das Setzen der Scheinwerfer an die Lernenden gegeben wird. So werden die Lernenden in die Lage versetzt, sich entlang ihrer Interessen und Bedarfe Sinn und Bedeutung von Themen zu erschließen. Dies soll nicht heißen, dass die Lehrperson, die Lernenden mit den Inhalten alleine lässt. Vielmehr soll eine individuelle Auseinandersetzung anhand der inhaltlichen, zeitlichen, räumlichen und materiellen Gestaltung des Lernsettings ermöglicht werden. So eröffnen sich individuelle Zugänge zum Thema.
Stellen Sie sich dazu eine gesellschaftswissenschaftliche Unterrichtsstunde zum Thema Umweltbildung und Umweltverschmutzung vor. Für Lernende könnte es einerseits relevant sein, sich dem Thema anhand von Zahlen, Fakten und Statistiken zu nähern und so einen wissenschaftsorientierten Zugang zu wählen. Andere Lernende könnten sich fragen, was sie selbst im Umweltschutz bewirken können, was einem subjektorientierten Zugang entspräche. Wieder andere Lernende interessieren sich womöglich für die Argumente, die für und gegen Zoos sprechen und möchten beispielsweise dazu recherchieren und eine Debatte vorbereiten.
An diesem Beispiel wird sichtbar, wie viele verschiedene Scheinwerfer Didaktische Prinzipien auf vielfaltssensible Art und Weise auf ein Thema werfen können. Zusammenfassend lässt sich herausstellen:
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Die Planung entlang der Prinzipien ermöglicht vielfältige Zugänge zu Themen.
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Die Subjektorientierung ermöglicht insbesondere die Übernahme einer Verstehenden Perspektive. So können die Interessen, die Lebenswelten und -umstände der Lernenden am spezifischen Thema einbezogen werden.
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Didaktische Prinzipien sind Scheinwerfer, welche den Lernenden zur Verfügung gestellt werden können, damit diese individuell anschlussfähige Aspekte identifizieren können.
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Anhand von Didaktischen Prinzipien können Lehrende verschiedene Formen der Auseinandersetzung identifizieren, um ein Gefühl für mögliche Zugänge zu erhalten.
Jedoch ist Subjektorientierung nicht zwingend vielfaltssensibel und muss nicht per se positive Auswirkungen auf die emotionale Wahrnehmung haben. Themen, die eine Lehrperson vermeintlich subjektorientiert ausgewählt hat, können in Wahrheit irrelevant oder sogar emotional negativ belegt und damit potentiell bindungsgefährdent sein (Hölzel, Jugel 2019). Lehrende sollten daher eher eine Bandbreite von Zugängen und Themen zur Verfügung stellen oder die Lernenden gänzlich selbstgesteuert ihre Scheinwerfer ausrichten lassen. Die Subjektorientierung kann außerdem dafür sensibilisieren, die Bedarfe und Emotionen der Lernenden im Blick zu behalten und mitzudenken. Darüber hinaus können Didaktische Prinzipien einen überindividuellen Erkenntnisraum öffnen. Denn indem Lernende zunächst individuelle Scheinwerfer auf einen Aspekt richten, erlangen sie spezifische Erkenntnisse. Werden dann Austausch- und Diskussionsräume geschaffen, können die verschiedenen Erkenntnisse der Lernenden zusammengeführt werden. Didaktische Prinzipien sind demnach Werkzeuge für Lehrende und Lernende!