Origami für Fortgeschrittene - Von Blättern und Sonnensegeln
Wie in der Natur …
Platzsparend gefaltet und schützend umschlossen warten junge Blätter in den Knospen der Bäume auf den Austrieb.
Die Hainbuche (Carpinus betulus L.) lässt die Grundstruktur der Faltung auch am entfalteten Blatt noch gut erkennen.Die parallel verlaufenden Falten stoßen nie im 90°-Winkel an die Verbindungsachse. Sie sind kinematisch aneinander gekoppelt: Wenn man eine Falte auseinanderzieht, öffnen sich die anderen selbständig mit.
Der japanische Raumforscher Koryo Miura entdeckte das Prinzip dieser „gekrümmten Falten“ ursprünglich an zerknülltem Papier. An den Scheitelpunkten treffen stets drei Bergfalten mit einer Talfalte zusammen – oder umgekehrt drei Tal- mit einer Bergfalte. Die Analogie zum Hainbuchenblatt wurde erst 1998 beschrieben.
… so in der Technik
Miura erfand eine Sonnensegelstruktur, die seither als Miura-Faltung bekannt ist. Sie ist platzsparend, stabil und belastbar und lässt sich mit nur einer einzigen, kontinuierlichen Bewegung entfalten. Studien am Hainbuchenblatt und anderen biologischen Systemen inspirierten später die Weiterentwicklung des Systems.
Bildunterschriften
Die Knospe einer Hainbuche entfaltet sich.
„Gerade Faltung“: Beim Entfalten müssen beide Falten separat geöffnet werden.
Gekrümmte Falte: Wird eine der Falten geöffnet, entfaltet sich die zweite Falte automatisch mit.
Miura-Faltung: Mit nur einer Bewegung öffnet sich die kompakte Struktur zu einer Fläche.
Text der Informationstafel im Botanischen Garten