Band 21 (Freydank, Eberhard, 2014)
Eberhard Freydank, 2014
150 Jahre staatliche Wetter- und Klimabeobachtungen in Sachsen
Teil I
ISBN 978-3-86780-410-3
150 Jahre staatliche Wetter- und Klimabeobachtungen in Sachsen
Teil II
ISBN 978-3-86780-410-3
Über den Inhalt
Bereits aus der gestellten Aufgabe, die Gewinnung und Verarbeitung der Daten von meteorologischen Stationen im staatlichen Beobachtungs- und Messnetz in Sachsen, von den Anfängen im Jahre 1864, über die Gründung des Königlich Sächsischen Meteorologischen Instituts im Jahre 1882 bis zur Gegenwart darzustellen, deuten sich die Grenzen und Weiten des zu bearbeitenden Themas an. Wir wollen uns beschränken auf:
- das staatliche Messwesen, können auf die zahlreichen Beiträge, die an anderen Institutionen, z. B. Universitäten, geleistet wurden nur insofern eingehen, wie sie ersteres beeinflussen
- das Messwesen im Beobachtungsnetz, können also nicht eine Geschichte aller Aktivitäten der Meteorologie in Sachsen erwarten, beispielweise des Wetterdienstes oder der Forschung, oder gar der Institution selbst im Sinne einer Betriebsgeschichte, einschließlich der Beschreibung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Mitarbeiter. Schließlich ist unser Thema das heutige Sachsen.
Letzteres führt sofort zur Beachtung der politischen Entwicklung im Verlaufe des betrachteten Zeitraumes und gleichzeitig zu einer Ausweitung unseres Themas:
- Zu erinnern ist daran, dass Teile des östlichen und nordöstlichen heutigen Freistaats Sachsen zum Königreich Preußen bzw. Provinz oder Land Brandenburg und Schlesien und die nordwestliche Kreise Eilenburg und Torgau zur Provinz Sachsen gehörten. Deshalb gilt es, auch die in Preußen und Brandenburg geltenden Mess-, Beobachtungs- und Auswertevorschriften im Auge zu behalten, soweit sie von denen in Sachsen gültigen abwichen.
- Mit dem Aufhören des Pluralismus in der meteorologischen Datengewinnung im Jahre 1934, der auch nach 1945 in den wieder belebten föderalen Strukturen nicht wesentlich an Boden gewann, ist die Geschichte der staatlichen meteorologischen Netze Teil der Geschichte des einheitlichen Reichswetterdienstes, Meteorologischen Dienstes und des Deutschen Wetterdienstes.
- In den ersten Jahrzehnten des Aufbaus der meteorologischen Beobachtungssysteme in Sachsen orientierte man sich selbstverständlich an den schon fortgeschrittenen Systemen in den Nachbarstaaten Österreich und Preußen und, wie auch später, an den aufkommenden internationalen Vereinbarungen.
Um die damit abgesteckten Erwartungen zu erfüllen, war das Studium zahlreicher Quellen notwendig, von denen die wichtigsten in der Anlage „Verzeichnisse“ aufgeführt sind. Selbstverständlich kommen Interviews von Zeitzeugen und umfangreiche Literaturstudien hinzu. Für die Zeit bis 1934 ist der Schriftverkehr des Beauftragten für das sächsische meteorologische Beobachtungssystem, KARL CHRISTIAN BRUHNS, des Königlich Sächsischen Meteorologischen Instituts (KSMI) und der Landeswetterwarte mit dem Sächsischen Ministerium des Innern bis 1919 und, nachdem die Zuständigkeit 1919 wechselte, mit dem neu gegründeten Wirtschaftsministerium, im sächsischen Staatarchiv aufbewahrt. Leider sind die Zeiten nach 1919 (noch) nicht im OnlineKatalog erfasst. Unter dem Stichwort „Meteorologie“ findet man jedoch zahlreiche Bestände in den Forstämtern, die ehemaligen Forststationen betreffend. Möglicher Weise gibt eine Recherche in den Akten des ehemaligen Luftamtsbezirk Dresden weitere Aufschlüsse über die Organisation des Wetterdienstes in Sachsen in der Zeit von 1934 bis 1945.
Im Bundesarchiv befinden sich die Akten des Meteorologischen Dienstes der DDR, nach dem damaligen Aktenplan sortiert. Enthalten sind dort auch die „Ordnungen und Weisungen des Direktors“, die auch über die Organisation der Datengewinnung und –Verarbeitung in der Zeit von 1945 bis 1990 Auskunft geben. Für das Studium der Verhältnisse an den Stationen sind die Stationsakten unerlässlich. Sie enthalten ab 1945/46 – übrigens nach den eben angeführten Weisungen einheitlich aufgebaut – u. a. ausführliche, kurze und seit 1988 auch EDV-gerechte Stationsbeschreibungen, Fotos, Listen über die eingesetzten Geräte und die Betriebsabläufe. Sie befinden sich, ebenso wie die Akten vor dieser Zeit in den Archiven des Deutschen Wetterdienstes.
Für Recherchen zu genaueren Details in manchen Fragen ist die Bibliothek des Wissenschaftsparks Albert Einstein Potsdam zu empfehlen, die in ihrem Onlinekatalog und Bestand sämtliche F/EBerichte des meteorologischen Dienstes aufgenommen hat. Zum vertiefenden Studium der Netzentwicklung ist auch auf die Meteorologischen Jahrbücher hinzuweisen.
Aus dem Bestreben, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen tiefgreifenden Detailinformationen und Wahrung des Gesamtüberblicks herzustellen, erwies sich die Aufgabe, die Vielzahl der Informationen zu einem überschaubaren und interessanten Inhalt zu bündeln als eine der Hauptschwierigkeiten bei der Erarbeitung des Berichts Hilfreich bei der Aussonderung zu vieler Detailinformationen war die feste Absicht, mit diesem Buch die Informationen, die der Deutsche Wetterdienst bereits liefert und die er weiterhin erarbeitet, nicht zu ersetzen. Vielmehr soll auf diese hingewiesen werden. Deshalb wird man wird auch nicht hoffen können, für jede Station eine chronologisch ablaufende Stationsbeschreibung, einschließlich der eingesetzten Messtechnik zu finden. Das Hauptanliegen liegt eher in einer Beschreibung (zumindest der Grundprinzipien) der bei der Primärdatengewinnung und –Verarbeitung eingesetzten Gerätetechnik und Methoden.
Der Autor hofft, dass es ihm mit der gewählten Struktur gelungen ist:
1. In dem sich anschließendem chronologischer Überblick werden für das Stationsnetz wichtige Entwicklungsetappen beschrieben.
2. Der Teil 2 behandelt die für unsere Zwecke wichtigen meteorologischen Größen und die eingesetzten Geräte und Methoden im Detail. Damit nach diesen Detailbetrachtungen der Überblick nicht verloren geht, haben wir abschließend für jede der besprochenen Größe die wichtigsten Entwicklungsetappen tabellarisch und in einer gesonderten Anlage zusammen gefasst.
Der kritische Leser wird sofort bemerken, dass in der Aufzählung der behandelten Klimagrößen der Luftdruck fehlt. Wir hielten dies aus drei Gründen berechtigt: Zum Ersten gehört die Messung des Luftdrucks traditionell nicht zum Standardprogramm einer Klimastation. Zum Zweiten ist der genauen Messung des Luftdrucks seitens der Netzverwaltung stets eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet worden, gehört dieser doch zu jenen Größen, die quasi permanent einem „Datenmonitoring“ unterliegen, in dem sie bei der Wetteranalyse mehrmals täglich national wie international untereinander verglichen werden. Zum Dritten sind wir der Meinung, dass in dem regionalen Maßstab Sachsen, der mit diesen Ergebnissen untersucht werden soll, die Einbeziehung des Luftdrucks nur eine geringe Priorität besitzt (weshalb er nicht zum Standardprogramm einer Klimastation gehört).
Sollte es aber bei großräumigen Analysen, etwa zur Ableitung von Wetterlagenklassifikationen o. ä. notwendig werden, auf Luftdruckwerte zurückzugreifen, muss die eine Analyse nachgeholt werden. Allerdings scheint dies dann nur unter Einbeziehung größerer Gebiete sinnvoll.
3. Der Teil 3 beschäftigt sich mit den sich wandelnden Beobachtungs- und Messterminen und versucht deren Einfluss auf die Ermittlung der wichtigsten statistischen Parameter zu klären. Diese Frage, beschäftigte die Meteorologen seit Beginn der regelmäßigen Messungen permanent, wobei meist nur die Frage der Ermittlung wahrer Tagesmittel aus wenigen Einzelwerten im Vordergrund stand. Erst seitdem durch die automatischen Wetterstationen die Abtastfrequenzen der Messwerte scheinbar beliebig hoch gelegt werden können, ist man dem Wunschtraum nach „wahre“ Werten, zumindest aus diesem Blickwinkel heraus, ziemlich nahe gekommen.
4. Teil 4 behandelt die Ergänzungsmessungen, die nicht zum Standardprogramm einer Klimastation gehören und die Sondermessnetze, die meist nur beschränkte Zeit aufrecht erhalten werden. Besprochen werden Messungen 1. des Ozons und anderer Luftinhaltsstoffe, 2. der Sonnenscheindauer und Strahlung, 3. der Verdunstung, 4. der Bodenfeuchte sowie 5. von Nebelfrost- und Eisablagerungen.
5. Teil 5 ist den Messungen in der freien Atmosphäre gewidmet, die in Sachsen eine lange Tradition haben. Angefangen von der wissenschaftlichen Ballonfahrt, bei der erstmals in der Geschichte der Aerologie ein „Doppelanschnitt“ des Ballons praktiziert und beschrieben wurde, über die Messungen mit Ballonmeteorographen in den 1920er Jahren reicht der Bogen bis hin zum über 65-jährigen Betrieb der Radiosondenaufstiegsstelle Dresden- Wahnsdorf, deren Werdegang wir ausführlich beschreiben.
Die Beschreibung der Anlagen kennzeichnet auch deren Inhalt. Weil die Arbeit in 2 Teilen erschienen ist, hielten wir es zum Zwecke der besseren Lesbarkeit für angebracht, großformatige Abbildungen und Tabellen in den 2. Teil unterzubringen. Diese Anlagentitel und Nummerierungen gehen dann konform mit jenem im Textteil.