Weitere Forschung
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Handel und Interregionale Ungleichheit
Führt Handel zu einer Erhöhung der Ungleichheit zwischen Regionen eines Landes? Dieser Frage gehen wir in einer empirischen Analyse für 180 Länder der Erde nach mit Methoden, die es uns erlauben, die Ergebnisse als kausalen Zusammenhang zu interpretieren. Wir finden Evidenz dafür, dass der Anteil des Handels im BIP keinen direkten Effekt auf Ungleichheit hat. Allerdings gibt es einen mittelbaren Effekt über interne und externe Handelskosten. Es zeigt sich, dass Länder deren Regionen sehr unterschiedliche Handelskosten infolge ihrer geographischen Lage haben, durch Handel ungleicher werden. Dieser Effekt ist in Industriestaaten nicht erkennbar, was wir darauf zurückführen, dass durch Infrastrukturinvestitionen dieser geographische Nachteil ausreichend verringert werden kann.
Hirte, G., C. Lessmann, A. Seidel (2020). International trade, geographic heterogeneity and interregional inequality European Economic Review
Altersvorsorge
Warum wird in Deutschland, trotz der vorherrschenden Meinung unter Ökonomen, kein vollständig privatisiertes System der Rentenvorsorge diskutiert? Unter Verwendung eines dynamischen Gleichgewichtsmodells zeigt sich jedoch, dass mit den Alternativen einer teilprivatisierten oder einer gänzlich staatlichen Vorsorge, die Bevölkerung ein privatisiertes System nicht möchte. Beim Vergleich mit anderen Modellen der Altersvorsorge wird klar, dass für die Akzeptanz in der Bevölkerung immer die bisherige Situation von großer Bedeutung ist.
Hirte, G. (2003). The Political Feasibility of Privatizing Old-Age Insurance, Scottish Journal of Political Economy, 50(4), S. 507-525.
Betrachtet werden die Reformen der Rentengesetze aus 1992 und 1999. 1992 wurde das Renteneintrittsalter verpflichtend angehoben und 1999 die Rentenleistungen den aktuellen demographischen Entwicklungen angepasst. Die Ergebnisse zeigen, dass die Änderung aus 1992 zu Wohlfahrtsgewinn, die aus 1999 hingegen zu Wohlfahrtsverlusten geführt hat.
Hirte, G. (2002). Welfare and Macroeconomic Effects of the German Pension Act 1992 and 1999 – A Dynamic CGE Study, German Economic Review, 3(1), S. 81-106.
Der Artikel vergleicht Güte und Aussage der beiden Ansätze Computable General Equilibrium und Generational Accounting, um Finanzreformen zu beurteilen. Generational Accounting ist dabei eine kürzere Variante der Computable General Equilibrium-Betrachtung. Bei der Betrachtung im Zusammenhang mit Einkommenssteuer- und der Rentenreform, zeigt sich, dass bezüglich der Einkommenssteuer Generational Accounting die Effekte nicht angemessen abbildet, bei der Rentenreform werden die Effekte jedoch, mit Ausnahme der jüngsten Altersgruppe, gut abgebildet.
Börstinghaus, V. und G. Hirte (2001). General Equilibrium versus Generational Accounting, Finanzarchiv, 58(3), S. 227-243.
Die Überalterung der deutschen Gesellschaft stellt eine Bedrohung für das bisherige Rentensystem dar. In dieser Arbeit werden die umgesetzten Reformen sowie weitere Vorschläge untersucht. Zudem wird der Einfluss der im Schnitt immer älter werdenden Wahlberechtigten betrachtet.
Hirte, G. (2005b). Demographischer Wandel und Rentenversicherung, Wissenschaftliche Zeitschrift der TU Dresden 54, Nr. 3-4, S. 31-35.
In den USA werden die Beitragssätze der einzelnen Firmen zur Arbeitslosenversicherung ermittelt. So soll verhindert werden, dass Branchen die viele Menschen entlassen ihre Kosten auf andere Wirtschaftsbereich abwälzen. Die vorliegende Arbeit untersucht, ob und in welchem Rahmen dies in Deutschland geschieht.
Genosko, J., G. Hirte und R. Weber (1999). Quersubventionierung in der Arbeitslosenversicherung, Wirtschaftsdienst 79, S. 44-49.
Lebenszufriedenheit und interregionale Ungleichheit
Die interregionale Ungleichheit misst die Unterschiede in der Wirtschaftskraft von Regionen eines Landes und verringert die Lebenszufriedenheit von Personen. Dieser Effekt bleibt bestehen, wenn für verschiedene Determinanten der Lebenszufriedenheit kontrolliert wird.
Kalenborn, C. und Lessmann, C. (2014): Regional Income Inequality lowers Life Satisfaction: Evidence from OECD Countries, Annual Conference 2014 (Hamburg): Evidence-based Economic Policy 100561, Verein für Socialpolitik / German Economic Association.
Konvergenz
In der Vergangenheit wurde die Konvergenz zwischen Ländern und Regionen als gegeben angesehen. Wie der vorliegende Artikel zeigt ist jedoch eher von einer Clubkonvergenz auszugehen.
Hirte, G. und A. Neumann (2008). Konvergenz von Regionen, Wissenschaftliche Zeitschrift der TU Dresden 57, Heft 3-4, S. 31-35.
Korruption, Demokratie und Pressefreiheit
Betrachtet werden Pressefreiheit und Demokratie als Einflussfaktoren auf die Korruption. Die Untersuchung zeigt, dass beide als Substitute zur Korruptionsbekämpfung gesehen werden sollten. Eine erfolgreiche Eindämmung von Korruption funktioniert nur, wenn sowohl Pressefreiheit, als auch Demokratie zu einem gewissen Grad vorhanden sind.
Kalenborn, C., und C. Lessmann (2013): The Impact of Democracy and Press Freedom on Corruption: Conditionality Matters, Journal of Policy Modeling, 35(6), S. 857-886.
Migration
Worin unterscheiden sich Menschen, die in Sachsen bleiben von Menschen, die vor haben aus Sachsen wegzuziehen? Für Menschen, die mit dem Gedanken spielen umzuziehen, ist ausschlaggebend, ob sie in anderen Städten soziale Netzwerke besitzen und ob sie dort bessere Lebensumstände erwarten. Auch die subjektive Norm, dass Westdeutschland besser ist als Ostdeutschland spielt eine Rolle bei der Intention innerhalb Deutschlands zu migrieren. Hingegen binden unter anderem enge Freunde und Familie die Menschen an Sachsen.
Kaplan, S., L. Grünwald und G. Hirte (2016): The effect of social networks and norms on the inter-regional migration intentions of knowledge-workers: The case of Saxony, Germany, Cities, 55, S. 61-69.
Regionale Produktivität und Humankapital
Untersucht wird der Einfluss der Altersstruktur des Humankapitals auf die regionale Produktivität. Dabei wird von einer neuen Definition des Humankapitals ausgegangen, die misst wie viele hoch ausgebildete Personen eine Arbeitsstelle haben, die eine hohe Bildung voraussetzt. Es stellt sich heraus, dass in Deutschland altersspezifische Effekte existieren. Während des demographischen Umschwungs kann es zu einer vorrübergehenden Steigerung der regionalen Produktivität kommen.
Brunow, S. und G. Hirte (2009). The Age Pattern of Human Capital and Regional Productivity: A Spatial Econometric Study on German Regions, Papers in Regional Science, 88(4), S. 799-823.
Die verschiedenen Altersstrukturen der europäischen Regionen determinieren das regionale Pro-Kopf-Wachstum des Outputs der Region. Die Ergebnisse zeigen, dass auch die Altersstruktur angrenzender Regionen einen Einfluss hat. Der deutlichste Wachstumseffekt tritt bei der Altersgruppe der 30- bis 44-jährigen auf.
Brunow, S. und G. Hirte (2006). Age Structure and Regional Economic Growth, Jahrbuch für Regionalwissenschaft, 26(1), S. 3-23.