11.01.2023
Call für "Ethische, rechtliche und soziale Aspekte (ELSA) der Neurowissenschaften“ is veröffentlicht!
Ziel der Aufforderung ist es, multinationale Verbundforschungsprojekte zu ermöglichen, die sich mit wichtigen Fragen zu ethischen, philosophischen, rechtlichen und soziokulturellen Aspekten im Zusammenhang mit den Neurowissenschaften und ihren jüngsten Fortschritten befassen, die wissenschaftliche Erkenntnisse für eine sachkundige Debatte in Wissenschaft und Gesellschaft bereitstellen, die mit dem technologischen und methodischen Fortschritt verbundenen Chancen und Risiken bewerten und die die allgemeine Wissensbasis erweitern. Dies soll den verschiedenen Beteiligten in Politik, Wissenschaft und Gesellschaft zu einem besseren Verständnis dieser Aspekte verhelfen und bildet die Grundlage für die Entwicklung eines rechtlichen Rahmens für die Neurowissenschaften sowie für die Erarbeitung allgemeiner Leitlinien für die praktische Anwendung von Technologien und Methoden.
Geförderte Projekte können sich unter anderem mit den folgenden exemplarischen Themenfeldern befassen:
- Folgen der Entwicklung neurowissenschaftlicher Diagnosemethoden (z. B. Umgang mit Zufallsbefunden; "Recht auf Nichtwissen"; sehr frühe Krankheitsvorhersage vor dem Auftreten von Symptomen; Diagnose bei fehlenden Behandlungsmöglichkeiten; Interaktionen zwischen soziokulturell vielfältigen Patient:innen und Gesundheitspersonal; (gleichberechtigter) Zugang zu neuartigen teuren Methoden; unbeabsichtigter Einsatz und/oder Missbrauch),
- Fragen der klinischen Forschung mit Patient:innen, die an neurologischen oder psychiatrischen Erkrankungen leiden (z. B. Entwicklung von Instrumenten zur besseren Beurteilung der Entscheidungsfähigkeit von Patienten, Analyse rechtlicher Maßnahmen zum Schutz von Personen, die nicht einwilligungsfähig sind),
- intelligente Technologien und enge Mensch-Maschine-Interaktion (z. B. umgebungs-unterstütztes Leben, Gehirn-Computer-Schnittstellen, maschinelles Lernen); Persönlichkeitsveränderungen als Nebenwirkungen neurologischer oder psychiatrischer Therapien (z. B. tiefe Hirnstimulation, Gehirnimplantate),
- Biobanking von Nervengewebe (z. B. Gewebespende, verstorbene Spendende, mögliche Folgen für Angehörige),
- Nutzung von Hirndaten; Eingriffe in das Gehirn in rechtlichen Zusammenhängen (z. B. Neurorechte, Datenschutz, "Brain Reading" zur Täuschungserkennung; Hirnintervention bei Straffälligen; Psychochirurgie; Versicherungsrecht),
- die Auswirkungen der modernen Neurowissenschaften auf traditionelle philosophische Fragen, Konzepte und Theorien zu grundlegenden Aspekten der menschlichen Natur (z. B. die Beziehung zwischen Geist und Gehirn, die Natur des Bewusstseins, die eigene und persönliche Identität, der freie Wille),
- Neuroenhancement wie die Veränderung mentaler Zustände (kognitiv, affektiv) und Fähigkeiten (z. B. Wahrnehmung, Schlaf, Appetit, Sexualverhalten) bei gesunden Personen durch pharmakologische oder elektrische/magnetische Hirnstimulation,
- abnormes Verhalten, das auf abweichende Gehirnzustände zurückgeführt wird (z. B. Ausweitung des Konzepts des neurotypischen Gehirns und der Krankheit; psychiatrische Symptome werden lediglich als spezifische neurochemische Ungleichgewichte betrachtet),
- gesellschaftliche und kulturelle Veränderungen, die durch neurowissenschaftliche Erkenntnisse und deren Anwendung ausgelöst werden,
- verantwortungsvolle Forschung und Innovation in der Neurotechnologie und den Neurowissenschaften.
Die einzelnen Ansätze der Verbundanträge sollten sich gegenseitig ergänzen und neuartige, ehrgeizige Ideen zur Beantwortung von Schlüsselfragen oder zu einer schrittweisen Veränderung des Verständnisses enthalten. Die Finanzierung der Zusammenarbeit sollte einen klaren Mehrwert gegenüber den Einzelprojekten aufweisen.
Die Aufforderung zielt darauf ab, die Öffentlichkeit und die Patienten stärker in die Forschung einzubeziehen und dadurch die Eigenverantwortung zu stärken. Von den Antragstellern wird erwartet, dass sie gegebenenfalls Bürger und/oder Patienten in ihren Forschungsprozess einbeziehen. Eine sinnvolle Beteiligung der Öffentlichkeit und der Patienten kann auf der Ebene der Forschungsplanung, der Forschungsdurchführung oder der Verbreitung von Forschungsergebnissen erfolgen.
Vorschläge, die nicht in erster Linie ethische, rechtliche und/oder soziale Aspekte berücksichtigen, können nicht gefördert werden.
Zeitplan und Förderbedingungen:
- 04.05.2023 – Vollantrag
- BMBF-Förderung (insgesamt 1,5 Millionen Euro), 20 % Projektpauschale)
- gefördert werden Verbundprojekte mit mind. zwei Partnern aus vier teilnehmenden Ländern
- max. fünf Partner
Teilnehmende Länder:
Belgien, Deutschland, Spanien, Schweiz, Taiwan
Weitere Informationen:
https://www.neuron-eranet.eu/joint-calls/elsa/elsa-jtc2023-neuroethics/
Kontakt am EPC:
Projektmanager
NameHerr Dr. Stefan Schuldt
ERA-Nets, BMBF-Begleitmaßnahmen
Eine verschlüsselte E-Mail über das SecureMail-Portal versenden (nur für TUD-externe Personen).
Besuchsadresse:
FAL Falkenbrunnen BT-A Würzburger Straße 35
01187 Dresden