Zwischen Anspruch und Realität: Licht, Lichtgebrauch, Lichtinszenierung und Lichtgerät bei den Zisterziensern des Mittelalters
Projektgegenstand und Zielsetzung
Licht war für den mittelalterlichen Klerus von besonderer Relevanz. Es machte nicht allein sichtbar und war sowohl bei Tag wie bei Nacht zur Beleuchtung von Räumen, Ausstattung und Ritual erforderlich. Es diente der Rhythmisierung des Tages und der Zeitmessung, war also auch eine Vorbedingung für die korrekte Durchführung des Officium divinum bzw. des klerikalen Tagesablaufs. Dies zog einen entsprechenden Aufwand hinsichtlich der notwendigen Organisation, der Kosten oder des Personals nach sich. Mehr noch verwies das im Hier und Jetzt sichtbare Licht auf eine transzendente Sphäre, war Ausdruck Jesu Christi, ja Gottes selbst. Durch diese dem Licht eigene Semantik und Ikonographie ebenso wie durch sei-ne außerordentliche Kostbarkeit als Ressource kennzeichnete die Lichtinszenierung im Verlauf des Kirchenjahres den Sakralraum als heiligen, dem Alltäglichen enthoben Ort. Damit ging eine intensive Auseinandersetzung des Klerus mit theoretischen Grundlagen und Fragen der theologischen Deutung des Lichts einher. Insofern galt sowohl dem natürlichen wie auch dem künstlichen Licht die Aufmerksamkeit des Klerus im Allgemeinen wie der Orden im Speziellen.
Den Zisterziensern kommt hierbei eine Schlüsselstellung zu. So haben sie sich in ihren Ordensregeln intensiv mit dem Licht beschäftigt, vermutlich vor allem deswegen, weil sie einen Widerspruch zwischen dem enormen Lichtgebrauch des Klerus und ihrem Armutsideal ausmachten. Tatsächlich jedoch findet sich auch bei den Zisterziensern ein nachweislich aus-giebiger Lichtgebrauch mit entsprechendem Lichtgerät, das sich in Teilen zudem als mindestens auf der Höhe der Zeit, wenn nicht gar als innovativ erweist.
Das Projekt zielt darauf ab, den Lichtgebrauch bei den Zisterziensern des Mittelalters auf Basis ihrer Rechtsordnung, ihrer Schriftüberlieferung, ihrer Architektur und der materiellen Ausstattung ihrer Konvente, hier vor allem des Lichtgeräts, zu untersuchen. Zugleich ist zu fragen, in welchem Verhältnis hierzu die Kritik der Zisterzienser an übermäßigem Licht, Lichtgebrauch, Lichtinszenierung und Lichtgerät standen.