N
- Nangis, Guillaume de (Chronist)
- Naplouse, Philipp de (M)
- Navarra
- Neotempler
- Nerval, Gérard de (Autor)
- Neuss
- Nicolai, Friedrich (Autor)
- Nordendorf
- Normandie
- Noviziat
Nangis, Guillaume de und die Continuatoren (Chronisten)
Guillaume DE NANGIS war Mönch der Abtei St. Denis bei Paris und verfasste neben Lebensgeschichten der französischen Könige Louis IX. und Philippe III. eine lateinische Weltchronik (Chronicon universale), die er bis zu seinem Tode um 1300 führte. Später wurde sie von weiteren, namentlich nicht bekannten Schreibern, ebenfalls Mönchen der Abtei St. Denis, fortgeführt. Zahlreiche Handschriften sowie Übersetzungen in das Französische haben überdauert. Das offenkundig beliebte Werk floss auch in die Grandes Chroniques de France ein. In den älteren Teilen der Chronik, für die Guillaume aus früheren Quellen schöpft, sind Templer (und Johanniter) nur annalistisch genannt (z.B. GÉRAUD, S. 82, 92, 184, 278).
Einer der Continuatoren berichtet jedoch ausführlich über den Prozess gegen den Templerorden und damit in Verbindung stehende Aktionen König Philippes IV. Von den Anklagepunkten nennt der Continuator folgende: heimliche, nächtliche Ordensaufnahme, Küsse auf das Hinterteil, Bespucken und Treten des Kruzifixes, die Verehrung eines Hauptes als Idol, das Auslassen der Konsekrationsworte bei der Messe und homosexuelle Handlungen. Durchaus nicht ohne mitschwingende Kritik fährt der Chronist fort, dass zwar einige Brüder sich den Anschuldigungen angenommen hätten, Anderen jedoch intensive Überzeugungsarbeit durch Versprechungen, schlimme Haftbedingungen und mehrfache Folter geleistet werden musste. Trotzdem hätten „viele so gut wie alles geleugnet, und mehrere, die erst gestanden, sind später zur Leugnung zurückgekehrt“ (ed. GÉRAUD, S. 362).
Der Chronist berichtet auch über die Beschlüsse der Provinzialsynode von Sens, die sich mit dem weiteren Vorgehen gegen die Templer auseinandersetzten: einige sollten absolviert werden, einige eingekerkert, die Rückfälligen dem weltlichen Arm überantwortet. Kleriker des Ordens seien vorher aber zu degradieren und ihrer Würden zu entkleiden. 59 Templer, die sich zu keiner Schuld bekennen wollten, sondern „allesamt standhaft und hartnäckig in der Leugnung verharrten und erklärten, dass sie lieber sterben würden“ (Qui tamen omnes, nullo excepto, nil omnino finaliter de impositis sibi criminibus cognoverunt, sed constanter et perseveranter in abnegatione communi perstiterunt, dicentes semper sine causa morte se traditos, ed. GÉRAUD, S. 378), wurden verbrannt. Diese Standhaftigkeit habe viele aus dem Volk mit Staunen erfüllt.
Mit ähnlichen Worten der Bewunderung schildert der Continuator die Verurteilung von Jacques de Molay und Geoffroi de Charny. Beide hätten den Scheiterhaufen ohne Zaudern bestiegen, und „ihre Leugnung und Standhaftigkeit im Tod löste bei allen Zuschauern Bewunderung und Staunen aus“ (Qui sic paratum incendium prompto animo et volenti sustinuisse sunt visi, ut pro suae mortis constantia et abnegatione finali cunctis videntibus admirationem multam intulerint ac stuporem, ed. GÉRAUD, S. 202).
Anke Napp
Quelle
- Chronique latine de Guillaume de Nangis, de 1113 à 1300 avec les continuations de cette chronique de 1300 à 1368, ed. H. GÉRAUD, Paris 1843, Bd. 1, S. 361ff (Geständnisse) S. 365f (Poitiers), S. 402f (Tod Molays und Charnys: URL.
Naplouse, Philipp de (M)
Er wurde in Nablus, in den Kreuzfahrerstaaten und entstammte dem lokalen Hochadel. Als Vertrauensmann der Königin von Jerusalem Melisende II. war er einer ihrer militärischen Führer und Mitglied des Rates. Nach der Machtergreifung von Baudoin III. blieb er in dessen Diensten. Der König übergab ihm 1161 das Lehen von Oultrejourdain. 1164, nach dem Tod seiner Frau, trat Philipp de Naplouse in den Templerorden ein und wurde bereits fünf Jahre später zum Meister gewählt. Bereits 1171 jedoch legte er sein Amt nieder und kehrte in den Dienst des Königs von Jerusalem zurück. Die Motive für diese Entscheidung sind ebensowenig bekannt wie sein Todesjahr.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Bulst-Thiele, M. L.: Sacrae Domus Militiae Templi Hierosolymitani Magistri, Göttingen 1974, S. 75-86.
Navarra
s. Spanien
Neotempler
Als Neotempler werden im Rahmen dieses Lexikons bezeichnet: a) Gemeinschaften, die sich als Erben des historischen Ordens über eine bestimmte Filiation bezeichnen, sei es freimaurerische oder nicht-maurerische Gemeinschaften, und b) Gemeinschaften, die neu gegründet wurden und sich auf den Geist und die Tradition des historischen Ordens berufen, ohne eine Filiation zu postulieren. Unter den Gesellschaften, die sich als direkte Erben des 1312 nach dem Prozess aufgehobenen Ordens deklarieren, kann man drei Zweige unterscheiden: den freimaurerischen Zweig, der seinen Aufschwung im 18. Jahrhundert erlebte; den christlichen Zweig, der Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts aufkam; und den okkultistisch/gnostischen Zweig, der Anfang des 20. Jahrhunderts aufblühte. Unter den christlichen Neotemplerorganisationen gibt es heute ökumenische, evangelische, katholische und orthodoxe Gemeinschaften, die jedoch keine Orden im kirchenrechtlichen Sinne darstellen. Die meisten von ihnen akzeptieren sowohl Männer als auch Frauen. Struktur und Observanz vieler dieser zumeist als "Verein von Gläubigen" anerkannten Gruppen sind relativ fluide, es kommt sowohl zu Affiliationen als auch zu Spaltungen und der Entstehung neuer Observanzen.
Siehe auch: Strikte Observanz des Tempelordens, Klerikat der Tempelherren, Ordo Templi Orientis, Freimaurer des Schottischen Ritus, Pariser Neutempler
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Bauer, Martin: Die Tempelritter. Mythos und Wahrheit, Hamburg 2002, S. 222-236.
- Schuster, Georg: Geheime Gesellschaften Verbindungen und Orden, Wiesbaden, Reprint von 1905, Band II.
- Sippel, Hartwig: Die Templer. Geschichte und Geheimnis, Wien 1996, S.301-336 .
Nerval, Gérard de (Autor)
Der französische Romancier (1808-1855) vertrat in Cagliostro und seinen Voyages d'Orient die Ansicht, die Templer hätten eine „Allianz der katholischen Religion mit orientalischen Ideen“ versucht, die letztlich zum Ursprung der -> Freimaureri geführt hätte. Eine besondere Stellung nimmt innerhalb seiner These die Religion der Drusen ein, die für ihn Teil der Maurerbewegung sind. Wie später die Aufklärer sollen sich auch die Templer gegen den Machtmissbrauch der Herrschenden gewandt haben und damit zu den Vorreitern politischer „Opposition“ gehört haben.
Anke Napp
Quellen
- G. de Nerval, Voyage en Orient, vol 2, Paris 1857, pp. 50f. Online
- G. de Nerval, Cagliostro, in: Les Illumines, Paris 1852, pp. 299-519, hier pp. 303ff. Online
Sekundärliteratur
- P. Partner, The Murdered Magicians. The Templars and their Myth, Oxford 1982.
Neuss (Niederlassung?)
Neuss ist eine Stadt am linken Niederrhein im heutigen Bundesland Nordrhein-Westfalen. Sie liegt am Ende einer Fernstraße und bot verkehrsgünstigen Zugang zu den Wasserwegen von Rhein, Erft, Lippe, Ruhr und Wupper. Im Hochmittelalter war die Stadt im Besitz des Kölner Erzbischofs.
Früheste Nachrichten
Die ältesten Nachrichten über einen Templerbesitz in Neuss, der später an die Franziskaner kam, scheinen erst aus dem 18. Jahrhundert zu datieren. Das früheste Werk ist wohl Mersaeus Cratepoleus Geschichte der Erzbischöfe von Köln aus dem Jahr 1736. Kleinsorgen (1780) erwähnt das Haus, das nach Aufhebung der Templer an die Minoriten gelangte, in seiner Kirchengeschichte von Westphalen (1780), ebenso Mansuet in seiner Histoire critique et apologétique de l’ordre des Templiers (1789). Ledebur (1835) führt Neuss mit Verweis auf Kleinsorgen an, und Wilcke (1860) mit Verweis auf Ledebur. Urkunden aus dem Mittelalter konnten bisher nicht ausfindig gemacht werden.
Nachleben und Populärkultur
Schwager (2013) berichten in ihrem alternativhistorischen Buch über den Neotemplerorden OSMTH, dass sich die Templerniederlassung am Platz des späteren Jesuitenhofes befunden habe. „Älteste Stadtpläne“ zeigten überdies „deutlich das typische Templerkreuz, welches zur damaligen Zeit auch vor dem […] Quirinusmünster nachgewiesen ist“. Weitere „ungelöste Geheimnisse“, bei denen die Zahl Neun eine Rolle spielt, und der „Kopfkult“ des Heiligen Quirinus werden ebenfalls als mögliche Hinweise auf die Anwesenheit der Templer gewertet.
Am Turm des Jesuitenhofes wurde 1911 eine Gedenktafel angebracht, die unter anderem auch informiert, dass hier „bis 1310“ das „Haus der Tempelherren“ gestanden habe.
Anke Napp
Sekundärliteratur:
- Gedenktafel im Architekturbildarchiv: Jesuitenturm Neuss. Bild Nr. 72993: URL.
- P. Mersaeus Cratepoleus, De electorum ecclesiasticorum archiepiscoporum ac Episcoporum Coloniensium, Köln 1736, S. 113.
- L. von Ledebur, Die Tempelherren und ihre Besitzungen im preussischen Staate. Ein Beitrag zur Geschichte und Statistik des Ordens“ Allgemeines Archiv für die Geschichtskunde des preußischen Staates Berlin 1835, S. 115.
- Cl. Lejeune Mansuet, Histoire ciritique et apologètique de l’ordre des Templiers, 2 Bde., Paris 1789, II, S. 332.
- M. Schüpferling, Der Tempelherren-Orden in Deutschland, Bamberg 1915, S. 83.
- G. G. Schwager (Hg.), Der moderne Templerorden OSMTH, Norderstedt 2013, S. 6f.
- F. Wilcke, Geschichte des Ordens der Tempelherren. Nebst Bericht seiner Beziehungen zu den Freimaurern und den neuern pariser Templern, Halle 1860, Bd. II, S. 30f.
Nicolai, Friedrich (Autor)
Friedrich Nicolai (1733-1811) war ein deutscher Schriftsteller, Gelehrter und Verleger. Er war Mitglied des Berliner Aufklärerkreises, Freimaurer, seit 1783 Mitglied der Illuminaten, und von der Gefahr einer päpstlich-jesuitischen Verschwörung gegen das protestantische Preußen durchdrungen. 1782 veröffentlichte er sein Werk Versuch über die Beschuldigungen, welche dem Tempelherrenorden gemacht worden und über dessen Geheimnisse. Hier stellt er seine These vor, dass es innerhalb des historischen Templerordens drei Gruppen von Mitgliedern gegeben habe, die nach unterschiedlichem Ritus aufgenommen worden seien. Nur ein kleiner Teil der Templer sei mit der häretischen Version, die in den Anklagepunkten beschrieben wird, aufgenommen worden, und ein noch kleinerer Teil sei mit der wahren symbolischen Bedeutung dieser Taten vertraut gewesen. Das Idol der Templer war seiner Meinung nach eine männliche Büste, auf der sich das Baphomet-Symbol (das Pentagramm?) befand. „Baphomet“ erklärte er als eine Zusammensetzung der griechischen Wörter für Tauchen/Färben und Weisheit. Dies bedeute die Praktizierung eines gnostischen Taufritus.
Nicolais wissenschaftlicher Opponent, Johann Gottfried Herder beantwortete die Schrift mit polemischen Gegenreden, in denen er sowohl eine Verbindung der Templer zur Freimaurerei, als auch Nicolais Baphomet-Erklärung strikt ablehnt. Herder selbst führte „Baphomet“ bereits auf „Mohammed“ zurück – eine Erklärung, die Nicolai wegen des bekannten Bilderverbots des Islam ablehnte.
Anke Napp
Quellen
- J. G. Herder, Historische Zweifel über Nicolai's Buch "Versuch über die Beschuldigungen, welche dem Tempelherrenorden gemacht worden", in: Der Teutsche Merkur I (1782), pp. 224-255, II (1782), pp. 46-83 und pp. 232-252. Online bei der Univ.Bib. Bielefeld
- F. Nicolai, Versuch über die Beschuldigungen welche dem Tempelherrenorden gemacht worden, und über dessen Geheimnis; nebst einem Anhange über das Entstehen der Freymaurergesellschaft, Berlin-Stettin 1782, Online
Sekundärliteratur
- R. Klausnitzer, Poesie und Konspiration. Beziehungssinn und Zeichenökonomie von Verschwörungsszenarien in Publizistik, Literatur und Wissenschaft, 1750-1850, Berlin-New York 2007.
- A. Nicolotti, L'idolo/statua dei Templari dall'accusa di idolatria al mito del Bafometto, in: L. Canetti (ed.), Statue. Rituali, scienza e magia dalla Tarda Antiquità al Rinascimento (Micrologus Library 81), Florenz 2017, pp. 277-338.
Nordendorf (Niederlassung?)
Nordendorf, ein bereits 1400 wüst gewordener Ort, befand sich am Nordwestrand vom heutigen Seehausen im Bundesland Sachsen-Anhalt.
In der Ausführlichen topographischen Beschreibung des Herzogthums Magdeburg (1785) heißt es, die Burg Nordendorf sei wegen der beständigen Grenzstreitigkeiten zwischen den Grafen von Sommerschenburg und Wanzleben erbaut und letztlich den Templern verkauft worden. Diese hätten zur Erweiterung des bereits bestehenden Ortes Seehausen beigetragen. Laut Kremmling (1906) waren um 1906 noch Überreste der Burg vorhanden waren. Jeglicher Nachweis in Form von Urkunden zu diesem Besitz fehlt.
F. Sengstock / A. Napp
Sekundärliteratur:
- J. H. Heineccius, Ausführliche topographische Beschreibung des Herzogthums Magdeburg und der Grafschaft Mansfeld, Magdeburgischen Antheils, Berlin 1785, S. 144: URL.
- H. Kremmling, Aus Oscherslebens Vergangenheit, Oschersleben 1906, S.110.
Normandie
Das Herzogtum Normandie gehörte bis Anfang des 13. Jahrhunderts zur englischen Krone. Erst im Vertrag von Paris von 1259 wurde das Gebiet mit seinen Herrschaftsrechten an den französischen König abgetreten.
Schenkungen und Privilegien
Die Etablierung des Templerordens in der Normandie erfolgte in zwei Etappen: die erste von 1130 bis 1190, die zweite von 1204 bis etwa 1250. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden die ersten Niederlassungen: in Baugy, Saint-Etienne de Renneville und Sainte-Vaubourg. Saint-Etienne de Renneville wurde durch Richard d’Harcourt, den Herrn von Renneville, gegründet, der später selbst in den Orden eintrat und auch in der Ordenskapelle bestattet wurde. Zahlreiche Ländereien, Kirchen und Einkünfte gehörten zu dieser Komturei. Das Land von Sainte-Vaubourg wurde um 1175 durch Henry II. von England, Herzog der Normandie, gestiftet. Das administrative Zentrum der Provinz lag bis 1173 in Rouen, danach in Sainte-Vaubourg vor den Toren von Rouen. Auch im 13. Jahrhundert setzten sich die Neugründungen neben dem Ausbau bestehender Besitzverhältnisse fort. So entstand um 1245 die Komturei von Ivry-le-Temple. Zum Zeitpunkt der Auflösung des Ordens gab es etwa 16 große Ordenshäuser, zu denen neben Landgütern, Wald und Weiden auch mehrere Mühlen und zahlreiche Herrschaftsrechte sowie Einkünfte gehörten.
Die Johanniter stellten 1373 im Auftrag des Papstes ein Inventar auf, welches Auskunft über die Niederlassungen und Güter des Ordens in Frankreich gibt.
Beziehungen und Konflikte
In den zwei Jahrhunderten der Präsenz in der Normandie veränderte sich der soziale Kontext der Stifter. Waren diese im 12. Jahrhundert noch hauptsächlich Mitglieder des Hochadels bis hin zum Herzog selbst, so lässt sich aus den Urkunden des 13. Jahrhunderts ein weit niedrigeres soziales Niveau der Stifter feststellen, die nun zum kleinen Landadel gehörten. Die geistlichen Herren der Normandie zeigten sich nur selten generös gegenüber den Templern. Die einzige überlieferte episkopale Schenkung ist die des Bischofs von Coutances Richard de Bohon in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts.
Vermehrt im 13. Jahrhundert versuchte der Orden, seinen Besitz durch Kauf und Tausch bestimmter Landparzellen zu vermehren. Land gelangte auch an den Orden, wenn ein früherer Pächter in Zahlungsschwierigkeiten geriet. Miguet (1995) sieht darin gezielte frühkapitalistische „Miethai“-Praxis (S. 32f., 82).
Streitigkeiten entstanden wiederholt um die Frage, ob die Templer bestimmte Zölle und Abgaben an andere Herrschaftsträger zu zahlen hatten: so Anfang des 13. Jahrhunderts in Compiegne mit der Abtei von Saint-Corneille über die Wegesteuer. Letztlich entschied der Papst, dass der Orden befreit war – die Komturei konnte ihren Wein weiterhin auf der besagten Straße steuerfrei zum Markt transportieren (Mannier, S. 386). Die Niederlassung von Rublemont war Ende des 13. Jahrhunderts in eine gerichtliche Auseinandersetzung um Weiderechte und Landnutzung mit dem Herrn von Sacquenville verwickelt. Auch hier ging der Orden siegreich aus dem Streit hervor und durfte das umstrittene Land fast zur Gänze weiterhin als Weide benutzen (Mannier, S. 437).
Während des Prozesses wurden zahlreiche normannische Templer in der Festung von Caen gefangen gehalten und durch die Inquisition befragt. Die dabei aufgenommenen Protokolle sind überliefert. Andere Ordensmitglieder waren in Rouen und auf der Burg Gisors inhaftiert, die bis heute einen festen Platz in der Templer-Mythologie hat.
Provinzmeister
~1199 Robertus Parvus
~1227 Guillaume de l’Aigle
~1240 Thibaut de Melay
~1258~1261 Robert Payart
~1281 Alveret
~1298-1303 Philipp Agate
1303-1307 Geoffroi de Charny
Besitzungen des Templerordens in der Normandie
Quelle
- Livre Vert (Inventar der Visitation von 1373), Paris, Archives Nationales de France, S 5543 (nicht digitalisiert, nur vor Ort einsehbar).
Sekundärliteratur
- L. Delisle, Etudes sur la condition de la classe agricole et l'état de l'agriculture en Normandie au Moyen-Age, Paris 1903 (S. 721–782 Inventar von Templereigentum in der Normandie, erstellt 1307): URL.
- M. Lascaux, Les templiers en Normandie, Rennes 1983.
- A.-L. Léchaudé d'Anisy, Documents historiques touchant les Templiers et les Hospitaliers en Normandie, tirés des Archives du Calvados et d’autres dépôts publics (1258-1376), in: Mémoires de la Société des antiquaires de Normandie 14 (1844), S. 351-358+378-383: URL.
- E. Mannier, Ordre de Malte. Les commanderies du Grand-prieuré de France, d'après les documents inédits conservés aux Archives nationales à Paris, Paris 1872, ab. S. 375 Normandie: URL.
- M. Miguet, Templiers et Hospitaliers en Normandie, Paris 1995.
Noviziat
Noch in der lateinischen Fassung der Ordensregel ist eine Probezeit vor der Profess vorgesehen: „non ei statim assentiatur (= sie sollen nicht sofort zugelassen werden)“, sondern zunächst geprüft werden, ob die Absicht der Eintrittswilligen wirklich von Gott inspiriert ist (§ 56, ed. Schnürer, S. 148). Die Dauer dieser Probezeit war nicht festgelegt. Der Grundsatz der Geistesprüfung, die dem Ordenseintritt vorausgehen soll („Probate spiritu, se ex Deo sunt“) findet sich bereits in der Benediktsregel.
Die Papstbulle Omne datum optimum von 1139 schreibt zumindest für die Kapläne der Templer ein Noviziatsjahr vor. Die Chronik von Michael dem Syrer, zusammengestellt Ende des 12. Jahrhunderts, spricht noch von einem allgemeinen Noviziatsjahr im Templerorden. Offenbar erst während des 13. Jahrhunderts wurde diese Praxis aufgegeben. Die während des Prozesses befragten Templer erklärten übereinstimmend, dass sie sofort beim Ordenseintritt ihre Profess ablegten. Die Nichterfüllung einer Noviziatszeit war einer der Anklagepunkte gegen den Orden („habebunt statim pro professis“ = sie wurden sofort als Professmitglieder behandelt). Der Grund liegt wahrscheinlich im großen Bedarf an Nachschub-Soldaten für den Dienst in Outremer, was so auch von vielen Zeugen im Prozess erklärt wurde.
Unterrichtung im täglichen Ordensleben und Einübung in die Pflichten erhielten die Templer sowohl durch Vorlesen der entsprechenden Regelpassagen, aber auch durch Tutorien langjähriger Brüder. Auch sind Fälle bekannt, bei denen künftige Brüder zunächst Jahre als Donaten bei einem Haus lebten. Vielfach bestanden auch Kontakte und damit Wissen über den Orden durch Familienmitglieder, die ihm bereits angehörten.
Anke Napp
Quellen:
- Michel le Syrien, Chronique, ed. J.-B. Chabot, 3 Bde., Paris Bd. 3, Paris 1905, S. 202: URL.
- R. Hiestand (Hg.), Papsturkunden für Templer und Johanniter, Bd. I, Göttingen 1972, S. 204–214.
- G. Schnürer, Die ursprüngliche Templerregel, Freiburg 1908.
Sekundärliteratur:
- J. Forey, Noviciate and instruction in the military orders during the twelfth and thirteenth centuries, in: Speculum 61,1 (1986), S. 1-17.