B
- Bad Hönningen
- Baghras
- Balantrodoch (=Temple, Komturei, Schottland)
- Baphomet
- Barberà (Komturei, Spanien)
- Barcelona (Komturei, Spanien)
- Bari (Komturei, Italien)
- Barletta (Komturei, Italien)
- Barres, Evrard de (M)
- Baugy (Komturei, Frankreich)
- Baumgarten
- Beauceant (Baucent / Beauseant)
- Beaujeu, Guillaume de (M)
- Beichte
- Belgien
- Belisch
- Belleville (Komturei, Frankreich)
- Berardi, Thomas (M)
- Bergamo (Komturei, Italien)
- Bergheim (Komturei, Frankreich)
- Bernard de Tremelay
- Bettelorden
- Blanchefort, Bertrand de
- Böhmen
- Boccaccio, Giovanni (Schriftsteller)
- Bode, Johann Joachim Christoph
- Bologna (Komturei, Italien)
- Bonvicino von Perugia (Templer)
- Bonlieu (Komturei, Frankreich)
- Bourgoult (Komturei, Frankreich)
- (Bad) Breisig (Komturei, Deutschland)
- Braunschweig (Komturei, Deutschland)
- Brescia (Komturei, Italien)
- Brettemare (Komturei, Frankreich)
- Bretteville (= Brettville-le-Rabet, Chateau de'l Hopital, Komturei, Frankreich)
- Brindisi (Komturei, Italien)
- Brohl
- Brünn (=Brno, Komturei? Tschechien)
- Bures, Richard de (M)
- Buxières (Komturei, Frankreich)
Bad Hönningen
siehe: Hönningen
Baghras
Siehe Gaston.
Balantrodoch (=Temple, Komturei, Schottland)
Die kleine Ortschaft, die heute den Namen Temple trägt, befindet sich rund 18 km südlich von Edinburgh in Schottland, nahe des Flusses Esk. Nicht weit entfernt steht die für die Templermythologie wichtige Rosslyn Chapel.
Bauliche und territoriale Entwicklung
Die Niederlassung lag etwa 140 Meter nordwestlich vom heutigen Dorf Temple, am Fluss. In zahlreicher Sekundärliteratur bis in die jüngste Zeit wird von einer Gründung nach einer Schenkung durch König David I. an Hugues de Payens 1128 gesprochen. Nachweise hierfür existieren jedoch nicht. Erst aus den 1170er Jahren bestätigt eine Urkunde die Existenz der Niederlassung. In der Belehnung eines Mannes in Glasgow mit einer den Templern einst von Bischof Joscelinus von Glasgow erhaltenen Immobilie wird als Zeuge ein „frater Alanus Preceptor“ genannt. Dabei könnte es sich um den Komtur von Balantrodoch handeln. Ausgestellt wurde die Urkunde durch Provinzmeister „Raanus Corbeht“ von Schottland und dem Rat seiner Brüder in „Plentidoc“ (Balantrodoch?). Ein weiteres Mal wird „Ballentrodoch“ – nun bereits als Komturei – 1237 erwähnt. Die Urkunde hält eine zwischen den Abteien von Newbattle und Holyrood in Edinburgh bezüglich Landbesitz und Salinen getroffene Regelung fest.
Die Templer errichteten eine Kapelle, die entweder im 13. Jahrhundert bereits erste gotische Umbauten erfuhr, oder erst im 14. Jahrhundert. Balantrodoch wurde wohl zum Haupthaus des Ordens in Schottland. Aus den Akten des Prozesses geht hervor, dass sich die Provinzmeister dort oft aufhielten. Ob das Amt des Ortskomturs mit dem des Provinzmeisters dann (stets) in Personalunion verwaltet wurde, ist aus der spärlichen Quellenlage nicht ersichtlich.
Über den detaillierten Besitzstand liegen keine Urkunden vor. Nach der Aufhebung des Templerordens kam Balantrodoch an die Johannitern. In einer durch den Meister der Johanniter 1338 angeordneten Bestandsaufnahme aller Güter und ihrer Einkünfte auf der englischen Halbinsel heißt es bezüglich der Besitzungen in Schottland: „Was die Ländereien, verpachteten Grundstücke, Einkünfte, Dienstleistungen, Kirchen und alle anderen Besitzungen die einst den Templern gehörten in Schottland angeht, kam keine Auskunft. Es konnte auch keine kommen, da alles zerstört ist, verbrannt und niedergemacht, aufgrund des verheerenden Krieges, der dort seit vielen Jahren wütet. (=De terris, tenementis, redditibus, servitiis, ecclesiis, et omnibus aliis possessionibus que fuerunt Templariorum in terra Scocie, nichil respontent, nec extendi possunt, quia omnino destructa sunt, ambusta, et adnullata, propter fortem guerram per multos annos continuatam“, ed. Larking, S. 201).
Beziehungen und Konflikte
Eine Urkunde von 1354 berichtet einen Konflikt über das Hofgut von Esperston, das sich die Templer in den 1290er Jahren widerrechtlich angeeignet hätten. Die Urkunde gibt das Ergebnis einer Verhandlung vor dem Johanniter-Provinzmeister Thomas de Lindesay wieder und fasst die Aussagen mehrerer Zeugen zusammen.
Die strittige Immobilie sei vom Ehemann der letzten Besitzerin, Christiane, an die Templer gelangt, im Gegenzug für persönlichen Unterhalt, und zwar nur auf Lebenszeit („Willelmus […] maius ocio deditus dum vixit quam labori terram […] in manibus templariorum posuit pro sustentatione sue ad tempus vite sue“, ed. Edwards, S. 24)
William lebte in der Komturei, seine Frau mit den drei Kindern auf dem alten Hof, der nicht sein, sondern ihr Erbgut gewesen war. Nach dem Tod des Mannes hätten die Templer unter Komtur Brian de Jay die Witwe und ihre Kinder gewaltsam vertrieben, anstatt die Liegenschaften wieder in Christianes Besitz zu überführen. In einer dramatischen Szene habe sich Christiane an den Türpfosten geklammert, so dass ihr einer der Bewaffneten die Finger abschlug. Die Witwe habe Gerechtigkeit vom König erbeten, und das Gut sei ihr zurückerstattet worden. Während der englisch-schottischen Kriege sei sie erneut vertrieben worden und die Immobilie wieder an die Templer gelangt. Als der Sohn Christianes den nunmehrigen Provinzmeister De Jay aufsuchte, habe dieser ihn heimlich von Söldnern ermorden lassen. Nach Aufhebung der Templer 1312 habe Christianes jüngster Sohn Gut und Land zurückerhalten, wenig später aber an einen Mann namens Alexander Simple veräußert. Der Sohn Alexanders, Robert hatte nun ein Verfahren vor den Johannitern angestrengt, um die Rechtmäßigkeit seiner Ansprüche zu beweisen.
Thomas de Lindesays Gericht entschied zugunsten Robert Simples. Ob der Bericht allerdings (teilweise) der Wahrheit entspricht, ist damit nicht gesagt. Die Geschichte greift auf Ereignisse zurück, die etwa 60 Jahre zurück liegen. Urkunden, die den Sachverhalt nachvollziehen lassen, existierten offenbar aufgrund der Kriegsereignisse nicht mehr oder wurden nicht vorgelegt. Die Ausgangslage lässt an die Übergabe der Immobilie im Rahmen einer Donation denken, die dann aber im Einvernehmen mit der Ehefrau stattgefunden haben musste. Das William nicht „arbeiten“ wollte, könnte ein Hinweis auf körperliche Einschränkung oder Krankheit sein, denn offenbar verstarb er kurz nach der Übergabe.
Die Erzählung weist einige literarische Motive auf, und es fehlen genauere zeitliche Angaben. Handelt es sich um eine Metapher für die politische Situation von Schottland im Kampf gegen England zu dieser Zeit? Interessanterweise wurden diese den Templern hier vorgeworfenen Verbrechen, inklusive Mord, im Laufe der erhaltenen Akten des Prozesses in Schottland nicht explizit erwähnt.
Einer der Zeugen, ein Mönch der nahen Abtei Newbattle, spricht in seiner Aussage nur sehr vage davon, dass die Templer sich mit allen Mitteln, legal und illegal, den Besitz ihrer Nachbarn aneigneten und deswegen vielfach berüchtigt seien („de injusto conquestu sunt Templarii multipliciter diffamati, nam indifferenter sibi appropriari cupiunt per fas vel nefas bona et praedia suorum vicinorum“, ed. Wilkins, S. 382).
Architektonische Überreste
Bis zur Reformation im 16. Jahrhundert existierte die Johanniterkomturei. Dann wurde der Besitz in eine weltliche Herrschaft umgewandelt, der sich in den Händen des letzten Komturs als Lord Torphichen befand. Die Kapelle diente bis ins 19. Jahrhundert als Pfarrkirche des Ortes.
Die Mauern des einschiffigen gotischen Kirchenbaus mit umgebendem Friedhof sind erhalten. Die Anlage wurde aber vor allem im Westteil in Nach-Templerzeit baulich verändert. Grundmauern weiterer Gebäude der Komturei wurden bei Bauarbeiten 1928 entdeckt, aber nicht dauerhaft freigelegt.
Komture/in Balantrodoch residierende Provinzmeister (nach Lord):
~1174-1199 Ranulph Corbet
~1233 Hugues de Conyers
~1278 - 1290 (?) Roger de Akiney
~1286 - 1292 Brian de Jay
~1296 John de Sautre
~1304 - 1306 John de Husflete
~1306 - 1309 Walter de Clifton
Anke Napp
Quellen:
- Registrum Episcopatus Glasguensis; Munimenta Ecclesie Metropolitane Glasguensis a Sede Restaurata Seculo Incunte Xii Ad Reformatam Religionem, Edinburgh 1843, Nr. 41, S. 37.
- Registrum S. Marie de Neubotle. Abbacie Cisterciensis Beate Virginis de Neubotle chartarium vetus. Accedit appendix cartarum originalium. 1140-1528, Edinburgh 1848, Nr. 160, S. 127f.
- The Knights Hospitallers in England: Being the Report of Prior Philip de Thame to the Grand Master Elyan de Villanova for A. D. 1338, ed. L. B. Larking, Camden 1857, S. 201.
- D. Wilkins (Hg.) Conciliae Magnae Britanniae et Hiberniae II, London 1737, S. 382.
Sekundärliteratur:
- G. Chalmers, Caledonia, or, an Account, Historical and Topographic, of North Britain, Bd. II, London 1810, S. 813f.
- J. Edwards, The Templars in Scotland in the Thirteenth Century, in: The Scottish historical review 5 (1909), S. 13-25.
- E. Lord, The Knights Templar in Britain, 2002, S. 143-148.
- H. Nicholson, The Knights Templar on Trial. The Trial of the Templars in the British Isles, Brimscombe Port 2009, S. 140f, 208, 214.
Baphomet
Dieses berühmte Objekt steht im Zentrum vieler pseudo-historischer und esoterischer Werke. Die Theorien über die Bedeutung des „Baphomet“ nahmen in den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts mit J. A. von Starck ihren Anfang (s. unten Populärkultur).
Historischer Hintergrund
Das historische Fundament des Baphomet ruht in den Anklagepunkten und Protokollen, die während des Prozesses redigiert wurden. In den Instruktionen, die König Philipp IV. seinem Verhaftungsbefehl (s. Anklageartikel) von 1307 beifügte, heißt es, man solle die festgesetzten Templer befragen, ob sie ein „Idol in Kopfform“ auf ihren Provinzialkapiteln verehrten. Aufgrund der Suggestivfragen während der ersten Verhöre gab es bereits hier einige Aussagen zu „Kopfidolen“, aber auch anderen Formen von Götzenbildern (goldene Statuen, goldene, reliquiarähnliche Büsten, vierfüßige Idole). Die in den ersten Verfahren gewonnenen Aussagen flossen in die späteren detaillierteren Anklageartikel ein. Letztlich machten aber nur wenige Zeugen über den gesamten Zeitraum des Prozesses verteilt eine Aussage zu diesem Punkt. Nur in einigen Protokollen, die im Süden Frankreichs aufgenommen wurden, taucht der Terminus „baffomet“ auf, um das Objekt zu benennen.
Dabei handelt es sich um nichts anderes als das provenzalische Wort für den Propheten Mohammed, beziehungsweise für das angebliche Idol, welches man den Muslimen zuschrieb. Zum Beispiel findet man die „Götter Bafum/Bafumet et Travagan“ und Mohammed als ihren Abgesandten im provenzalischen Gedicht über das Leben des Heiligen Honorat, fertiggestellt im Jahre 1300. Im Chanson Simon de Pouille, geschrieben vor 1235, spricht man von einem sarazenischen Idol genannt „Bafumetz“, und bereits der Chronist des Ersten Kreuzzuges, Raimond d'Aigulhers, nennt die Moscheen „Bafumarias“. Dass die Muslime ein Idol Mohammeds verehrten, berichtet auch der Chronist und Bischof von Akkon Jacques de Vitry (1160–1244) in seiner Historia Orientalis, cap. 62.
Es handelte sich um ein gängiges Feindbild aus der Polemik. Darüber hinaus galt der muslimische Glaube galt nicht als eigene Religion, sondern seit dem 12. Jahrhundert als Häresie. Der Abt von Cluny und Autor Petrus Venerabilis, der sich mit dem Islam auseinandersetzte und eine Übersetzung des Koran in Auftrag gab, stellt in seiner Summa quaedam brevis contra haereses et sectam diabolicae fraudis Saracenorum (= Gegen die Sekte des teuflischen Betruges der Sarazenen) Mohammed als von Juden und Ketzern unterrichteten und vom Teufel benutzten Betrüger dar und stellt ihn in eine Tradition mit dem „Ur-Häretiker“ Arius. In der mittelalterlichen Literatur vermischen sich die heidnische Antike mit ihren „Götzenbildern“ mit Propaganda gegen Juden, Häretiker und Muslime, was die Anbetung von Idolen/Tieren (und mit ihnen in Zusammenhang stehenden unzüchtigen Handlungen) und/oder im Gegenzug die Entweihung christlicher Bildwerke zu einem generell gegen NichtKatholiken anwendbaren Topos machte.
Anhaltspunkte zur Beschreibung des angeblichen Idols gab es für die Templer (und Inquisitoren) reichlich. Episoden des Alten Testaments, wie etwa Israel in Ägypten, die Eroberung des Gelobten Landes durch die Israeliten, die Aufstellung der geraubten Bundeslade neben dem Abbild des Dagon oder der Kampf der Makkabäer, boten den Illustratoren der Handschriften und den Steinmetzen Gelegenheit, das darzustellen, was sie unter „Götzendienst“ verstanden. Die Künstler setzten die Angaben in kleine, zumeist auf Säulen stehende Figuren um, zum Teil antikisierend und in Gold gefasst, zum Teil mit eindeutig teuflischen Zügen wie Hörnern und Hufen. Aber auch das Neue Testament mit den Apostelbriefen oder das künstlerisch sehr beliebte Kindheitsevangelium des Pseudo-Matthäus, dass die Flucht nach Ägypten und die Ereignisse dort (auch den „Sturz der Götzenbilder“) detailliert erzählt, bot Ausgestaltungsmöglichkeiten. Darüber hinaus lassen sich Götzenbilder in (biblischen) Romanen wie Roman de Joseph, diversen Heiligenlegenden, in denen der oder die Helden sich bei der Ausbreitung des Glaubens etablierten Götzenkulten entgegenstellen müssen, oder mittelalterlichen Geschichtswerken finden. Als Vorbild haben weiterhin wohl die gängigen Hauptreliquiare gedient, von denen sich auch einige in Templerbesitz befanden. Diese Objekte wurden während des Prozesses inventarisiert und nicht in Zusammenhang mit dem gesuchten – und nie gefundenen – Götzenbild gebracht. Auch möglich ist, dass Darstellungen aus der Apokalypse-Tradition hier Eingang fanden. So existiert beispielsweise der ikonographische Topos eines dreiköpfigen Antichristen – ein Anklang an die Darstellung der göttlichen Trinität. Zu finden ist er in einigen Bible Moralisées, wo er von „den Juden“ angebetet wird.
Die Prozessprotokolle (und der in ihnen verwendete Begriff „Baffometus“) blieben bis Mitte des 17. Jahrhunderts unbekannt. Erst Pierre DUPUY benutzte und zitierte die Originaldokumente ausgiebig für seine Traittez concernant l'histoire de France: sçavoir la condamnation des Templiers, das 1654 in Paris gedruckt wurde. DUPUYs Werk wurde mehrfach leicht überarbeitet neu herausgegeben (1685, 1713 und 1751) und erlangte entsprechend weite Verbreitung. Auch Friedrich NICOLAI benutzte es und änderte die Schreibweise von Baffometus in Baphometus, was neue Deutungen eröffnete.
Populärkultur
Pseudohistorische und esoterische Werke des 20. Und 21. Jahrhunderts bemühen sich aus dem „Baphomet“ eine alchimistische oder kabbalistische Formel, gnostische Häresien oder satanische Kulte zu dechiffrieren. Die Ideen haben ihre Wurzel in den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts im Umfeld der Hochgrad-Maurerei. J. A. von Starck rief eine geheime okkultistische Gesellschaft mit dem Namen Klerikat der Tempelherren ins Leben, in der auch eine Baphometfigur eine Rolle spielte. 1782 spekulierte Friedrich Nicolai in seinem Versuch über die Beschuldigungen, welche dem Tempelherrenorden gemacht worden und über dessen Geheimnisse, bei der Aufnahme in den angenommenen dritten Grad der Initiation im Templerorden werde ein Baphometus angebetet. Mehrfach widmete sich der Orientalist Joseph von Hammer-Purgstall Anfang des 19. Jahrhunderts dem fiktiven Objekt und seiner Bedeutung, sah Verbindungen zu altägyptischen Hieroglyphen und dem gnostischen Ophitenkult. 1818 untermauerte er seine These in der Schrift Mysterium Baphometis revelatum seu fratres militiae templi (=Die Entschlüsselung des Geheimnisses des Baphomets und der Tempelritter) mit der sogenannten Bilderbibel der Kirche in Schöngrabern (kein Templerbauwerk) und nutzte pseudoägyptische Kunstwerke. Der französische Historiker Francois Raynouard kanzelte die Erklärungsversuche als „Chimäre und Irrtum“ ab. Trotzdem war der Baphomet aus Gelehrtendiskussionen nicht mehr wegzudenken. Im Laufe des 19. Jahrhunderts hielt er über Okkultismus und Anti-Freimaurerpolemik ( Léo Taxil) Einzug in die Populärkultur. Die heute bekannteste Darstellung des Baphomet als androgyne Figur mit Bockshaupt und Flügeln entstammt der Feder des Okkultisten Eliphas Levi, der wiederum Anleihen bei antiken Gottheiten und mittelalterlichen Teufelsdarstellungen nahm.
Anke Napp
Da in den Anklagepunkten aus dem Prozess den Templern vorgeworfen wird, ein Götzenbild in Form eines Hauptes anzubeten, interpretieren Autoren aus der Pseudohistorie und Populärwissenschaft häufig Kopfdarstellungen an mittelalterlichen Kirchen als „Baphomet“ und das Bauwerk infolge als in Verbindung zu den Templern stehend. Der Baphomet taucht als Dämon im Marvel-Comicuniversum und im Computerspiel Baphomets Fluch auf.
Quellen
- J. v. Hammer-Purgstall, Mysterium Baphometis revelatum, in: Fundgruben des Orients, Hg. W. Rzewusky, Bd. 4, Wien 1818: URL, Widerlegung der Argumente durch F. Raynouard im Journal de Savans (1819): URL.
- F. Nicolai, Versuch über die Beschuldigungen, welche dem Tempelherrenorden gemacht worden und über dessen Geheimnisse, Berlin/Stettin 1782.
- A. Nicolotti, L’interrogatorio dei Templari imprigionati a Carcassone, in: Studi Medievali, 3e serie, Anno LII, Fasc. II, Dez. 2011, S. 697–729.
- Bible Moralisee, Wien MS 2554, fol. 36.
- La Chanson de Roland, Oxford Bodleian Library MS Digby 23, fol. 63r.
Sekundärliteratur
- N. Bade, Stereotype Vorstellungen? Die christlich-abendländische Wahrnehmung der
Sarazenen im Spiegel dr französischen Historiographie zu Beginn des 11.
Jahrhunderts, in: N. BADE / B. FREUDENBERG (Hgg.), Von Sarazenen und Juden,
Heiden und Häretikern. Die christlich-abendländischen Vorstellungen von
Andersgläubigen im Früh- und Hochmittelalter in vergleichender Perspektive Bochum
2013, S. 13-54. - M. Camille, The Gothic idol. Ideology and Image-making in Medieval Art,
Cambridge 1989. - W. W. Comfort, The literary role of the Saracens in the french epic, in: Publications
of the modern language Association of America 55 (1940), 628–649. - H.-W. Goetz, Ungläubige, Teufelsdiener, Abtrünnige ... Der Umgang mit Andersgläubigen in Geschichte und Gegenwart (Hamburger geisteswissenschaftliche Studien zu Religion und Gesellschaft 3), Berlin 2013.
- R. Klausnitzer, Poesie und Konspiration. Beziehungssinn und Zeichenökonomie
von Verschwörungsszenarien in Publizistik, Literatur und Wissenschaft, 1750–1850,
Berlin/New York 2007. - A. Krüger, Das Baphomet-Idol. Ein Beitrag zur Provenienz der Hauptvorwürfe
gegen den Templerorden, in: Historisches Jahrbuch 119 (1999), S. 120–133. - A. Napp, Vom Ketzerprozess zur Metaverschwörung. Die Mythen um den Templerorden, Baden-Baden 2020.
- M. Neugebauer-Wölk, Nicolai-Tiedemann-Herder: Texte und Kontroversen zum
hermetischen Denken in der Spätaufklärung, in: A.-Chr. TREPP / H. LEHMANN (Hgg.),
Antike Weisheit und kulturelle Praxis: Hermetismus in der Frühen Neuzeit, 2001, S.
397–448. - A. Nicolotti, L'idolo/statua dei Templari dall'accusa di idolatria al mito del
Bafometto, in: L. CANETTI (Hg.), Statue. Rituali, scienza e magia dalla Tarda
Antiquità al Rinascimento (Micrologus Library 81), Florenz 2017. - P. Partner, The murdered magicians. The Templars and their myth, Oxford 1982.
- L. Saurma-Jeltsch, Muslime im Bild des Spätmittelalters. Unterschiedliche Blicke
auf die „Anderen“, in: L. Grenzmann/ T. Haye/ N. Henkel/ Th. Kaufmann
(Hgg.), Wechselseitige Wahrnehmung der Religionen im Spätmittelalter und in der
Frühen Neuzeit, II. Kulturelle Konkretionen (Literatur, Mythographie, Wissenschaft
und Kunst), Berlin 2012, S. 209–245.
Populärkultur
- L. Charpentier, Les mystères Templiers, Paris 1967, S. 225–238.
- G. Kirchner, Terra X Expeditionen ins Unbekannte. Schatzsucher, Ritter und Vampire, München 1995.
- Marvel Database: URL.
Barberà (Komturei, Spanien)
Bauliche und territoriale Entwicklung
Schon im 11. Jahrhundert stand am Ort eine einfache Burganlage. Um die Burg hatte sich ein kleines urbanes Zentrum entwickelt. Die Burg mit Siedlung und Mannschaft wurde den Templern bereits 1132 durch den Grafen Ermengol VI. von Urgel geschenkt – als Dank für geleistete Hilfe und auf weitere Unterstützung bei der Reconquista hoffend. In seinem Testament vermachte er dem Orden weitere Besitzungen, sowie sein Pferd und seine Waffen. 1133 komplettierte Graf Ramon Berenguer IV. die Schenkung mit den von ihm an Burg und Ort gehaltenen Rechten.
Die Anlage konnte aber nicht sofort bemannt werden, zum einen, weil die personellen Ressourcen fehlten, zum anderen, weil es langwierige rechtliche Probleme mit Pere de Puigvert gab, dem ein Teil des Lehens von Barberà gehörte. 1157 entschied ein Gericht in Lleida, das die Herrschaftsrechte zwischen Puigvert und den Templern geteilt werden sollten. Die Beziehungen der Parteien blieben gespannt. Erst nach Peres Tod wohl 1167 wurde die Errichtung der Niederlassung wirklich umgesetzt. Spätestens 1173 residierte in Barberà ein Komtur.
In den folgenden Jahrzehnten erweiterte der Orden die alte Anlage. Unter anderem wurden ein Donjon und ein rechteckiger Bau (25 x 5 Meter) mit einer Kapelle im Obergeschoss errichtet. Die Kapelle war dem Heiligen Erlöser geweiht.1190 konnte Alfons II. mit seinem Gefolge einige Zeit in Barberà logieren, wie dort ausgefertigte Urkunden zeigen. Die der Heiligen Maria geweihte Pfarrkirche im Ort Barberà wird Mitte des 12. Jahrhunderts erstmalig erwähnt.
Barberà war eine reiche Komturei, in der Mitte des 13. Jahrhunderts etwa 10 bis 15 Brüder lebten. Zu ihren Besitzungen gehörten Dörfer mit weiteren Befestigungsanlagen wie Montbrió, aber auch Mühlen am Fluss Anguera und weiteren kleineren Wasserläufen, sowie Einkünfte aus Pacht und Zins. Drei abhängige Niederlassungen (Kastelle) mit weiteren Dörfern und Gütern unterstanden Barberà: Vallfogona, Mesó del Rourell und L’Espluga de Francolí. 1307 konnte die Komturei bei den Responsorien einen Überschuss zahlen.
Beziehungen und Konflikte
Die Komturei erweiterte durch Schenkungen, testamentarische Übertragungen und Ankäufe ihren Besitz. Lokale Adelsfamilien wie die Queralt-Timor unterstützten den Orden durch Schenkungen, aber auch durch den Eintritt mehrerer Familienmitglieder. Streitigkeiten entstanden in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zum Beispiel mit dem Zisterzienserkloster von Santes Creus um das Dorf Vilagrassa und dort befindliche Stallungen. Testamente waren ebenfalls oft Ausgangspunkt von komplexen Streitfragen, da weitere Parteien noch Rechte innehatten, die berücksichtigt werden mussten, oder der Erblasser seine Güter und Rechte unter mehrere Erben aufteilte. Guillaume de Montcada schenkte in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts das Kastell von Puigtinyós nebst Mühle dem Kloster Santes Creus, einen Teil der Einkünfte daraus allerdings den Templern von Barberà, was die Zisterzienser verpflichtete, an die Templer zu zahlen. Ein kurioser Fall ereignete sich 1269, als eine Witwe nach längerem Rechtsstreit mit Santes Creus um Kastell und Dorf Montbrió den Besitz letztlich den Templern schenkte – kurz darauf allerdings nochmals dem Zisterzienserkloster! Der Fall kam vor den Erzbischof von Tarragona, der 1275 zugunsten der Templer entschied.
Zur Zeit des Prozesses wurde kein Versuch unternommen, die Anlage zu verteidigen. Brüder aus Barberà befanden sich mit ihrem Komtur Dalmacio de Timor bei den Verteidigern in Monzón. Dass sich 1308 Einwohner der Stadt Templerbesitz aneigneten, geht aus einer vom König auferlegten Strafzahlung hervor. Ab Juni des gleichen Jahres wurde die Komturei von Barberà gemeinsam mit weiteren, darunter Barcelona durch den königlichen Beamten Guillermo Olomar verwaltet. 1318 kam die Komturei an die Johanniter.
Architektonische Überreste
Nach dem Prozess kam Barberà an die Johanniter, die die Anlage bis ins 19. Jahrhundert um- und ausbauten. Ein Inventar aus dem 17. Jahrhundert gibt Auskunft über den damaligen Zustand. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1970er Jahre war der Komplex in Barberà verlassen und dem Verfall preisgegeben. Ab 1972 kümmerte sich der Verein Amigos de los Castillos um die Ruine, archäologische Untersuchungen und Restaurierung wurden eingeleitet, zunächst von Freiwilligen – darunter der Historiker Joan Fuguet Sans - , ab den 80er Jahren auch von der Provinzregierung unterstützt. Die Bauten können heute besichtigt werden und dienen kulturellen Zwecken. Die Pfarrkirche wurde 1792 abgerissen und durch einen barocken Bau ersetzt.
Komture (nach Forey):
Bernat de Albespino - Feb. 1173-Feb. 1174
Berenguer de Monte - Dezember 1174-Jan. 1181
Gaucebert de Serra - Mai 1181-Dezember 1190
Pere de Aguda - Dezember 1196-März 1198
Guillem Amil - Oktober 1198
Pere de Aguda - Oktober 1199
Ramon de Lorenzao - Sept. 1200
Bernat de Claret - April 1202-Feb. 1203
Gaucebert de Serra - April 1204
Guillem de Azylach - Feb. 1207-Aug. 1208
Bernat de Claret - Feb. 1210-Mai 1214
Bernat de Grañena - April 1215
Riperto - Mai 1219
Pere de Pertegas - Juni 1220-Juni 1233
Guillem de Trapos - Mai 1236
Guillem Acharia - Nov. 1236
Pons de Oltrera - Sept. 1237-April 1240
Bernat de Monfalcó - Dezember 1240
Berenguer de Torá - 1242
Ramon de Villalba - Sept. 1242-Oktober 1244
Guillem de Anglesola - Jan. 1246
Guillem de Tordo - April-Juni 1246
Bernat de Palomar - Oktober 1247-Jan. 1249
Dalmau de Busol - Sept. 1249
Guillem de Ager - April-Oktober 1250
Guillem de Prades - 1251
Guillem Mascarón - Oktober 1253
Ramon de Baco - April 1256-Juni 1257
Berenguer de Torrefeta - Juni 1257
Berenguer de Villafranca - Sept. 1257-Mai 1258
Guillem de Anglesola - Nov. 1258-Nov. 1260
Pere de Montpalau - Aug.-Oktober 1261
Arnold de Timor - Nov. 1262-Aug. 1266
Bernat de Pujalt - Oktober 1267-Juni 1269
Gallart de Josa - Dezember 1269-Juli 1270/April 1271
Arnold de Timor - Feb./Mai 1271-Aug. 1276
Arnold Guarner - Mai 1277
Guillem de Abellars - Juni1277-April 1279
Bernat de Rocamora - Oktober 1280
Guillem de Abellars - Mai 1283-Dezember 1290
Bernat de Montolíu - Juni 1291-März 1302
Dalmau de Timor - Jan. 1305-Juli 1307
Siegel (Anfang des 14. Jahrhunderts): eine Burg zwischen zwei Fischen, (Sigillografia Catalana, S. 473)
Quellen
- J. M. Sans Travé, Collecció Diplomática de la casa de Temple de Barberà (945-1212), Barcelona 1997.
- F. de Sagarra y de Siscar, Sigillografía catalana: inventari, descripcío i estudi dels segells de Catalunya, Bd. III, Barcelona 1915: URL.
Sekundärliteratur
- Th. Biller, Templerburgen, Darmstadt 2014, S. 111.
- M. M. Esplugues / P. Català, Castell de Barberà, in: Els Castells Catalans, Bd. IV, Barcelona 1973, S. 204-215.
- Forey, The Templars in the Corona de Aragón, London 1973, S. 90.
- J. Fuguet Sans, L’Arquitectura dels Templers a Catalunya, Barcelona 1995, S. 205-261 (inclusive der abhängigen Häuser).
- J. M. Sans Travé, Relacions de la casa del temple a Barberà amb el monestir de Santes Creus (Segle XIII), in: Analecta sacra tarraconensia vol. 48 (1975) S. 33-74: URL.
Barcelona (Komturei, Spanien)
Bauliche und territoriale Entwicklung
Im Jahr 1134 bezeugt eine Urkunde die Schenkung von "Torres d'en Gallifa" in Barcelona an der Stadtmauer an die Templer. Dabei handelte es sich um einen Gebäudekomplex mit Turm. Diese Niederlassung war zunächst von der Komturei in Palau Solità (=Vallès) abhängig. Bereits 1150 hatte das Haus in Barcelona an Bedeutung stark zugenommen und erscheint gleichrangig neben der Komturei in Palau Solità, wobei der städtischen Niederlassung andere Aufgaben zufielen als der ländlichen. Ursprünglich durch Schenkungen vorhandene verstreute Güter wurden durch weitere Käufe in Vallès und Barcelona zentralisiert. Unter Komtur Pere Gil, der von 1238–1250 und von 1254–1258 die Amtsgeschäfte in Barcelona führte, wurde die Komturei zu einem bedeutenden Zentrum des Ordens in Spanien, auch für das Transportgeschäft ins Heilige Land. Eine Kirche (S. Maria de Palau) und das Palais sowie die Ummauerung wurden zu dieser Zeit errichtet. Um Gläubige zu Beiträgen zur Errichtung der Kirche zu ermuntern, stiftete Papst Innozenz IV einen Ablass von 40 Tagen für jede Spende. Ab 1246 gewährte der Bischof von Barcelona der Komturei einen eigenen Friedhof. Dort konnten auch Donati beerdigt werden. Erst 1282 löst die Niederlassung in Barcelona aber Palau Solità als administratives Zentrum ab.
Nach dem Prozess ging die Komturei von Barcelona mit ihren Besitzungen an die Johanniter und 1328 an den Bischof von Vic, bevor sie 1367 wieder in königlicher Hand war und zur Residenz aus- und umgebaut wurden (=Palacio Real Menor).
Aus der Komturei in Barcelona sind ein Sakramentar und eine Handschrift der Regel erhalten. Ersteres bietet Einsicht in die liturgischen Bräuche und die Spiritualität der Templer in Katalonien und im gesamten Orden.
Beziehungen und Konflikte
Die Gesta Comitum Barcinonensium berichtet über den Eintritt Graf Raimond-Berengars III. in den Orden am Ende seines Lebens 1131. Raimond-Berengar vermachte den Templern sein Pferd, seine Rüstung, und die Burg von Granyena als „Verteidigungsstützpunkt“ gegen die Mauren. Auch seine Nachfolger unterstützten den Orden als Helfer bei der Reconquista (s. Spanien). Konflikte gab es mit dem Weltklerus vor allem über Einkunftsquellen. Eine 1246 getroffene Übereinkunft mit dem Bischof regelte, dass die Templer von Barcelona von allen testamentarischen Schenkungen (mit der Ausnahme von Pferden und Waffen) einen Teil dem Bischof und dem Domkapitel abzutreten hatten, die wiederum mit dem entsprechenden Gemeindepfarrer zur Teilung verpflichtet waren. Aus dem 13. Jahrhundert sind Probleme der Templer mit säumigen Zins- und Mietzahlern überliefert, wobei auch der Orden selbst in Zahlungsschwierigkeiten geriet und Kredite aufnehmen musste.
Architektonische Überreste
Von der Komturei hat nur die der Jungfrau Maria geweihte Kapelle überdauert. Das Ensemble des Palau Reial Menor wurde 1866 abgerissen. Pläne und Zeichnungen früherer Jahrhunderte erlauben jedoch eine relativ genaue Rekonstruktion der Bauten. Die Kapelle wurde allerdings im 16. Jahrhundert. erheblich umgebaut. Die ursprüngliche Kapelle aus dem 13. Jahrhundert war ein einschiffiger, holzgedeckter Bau. 2001 wurden Reste von Wandmalereien, vermutlich aus Templerzeit, entdeckt.
Komture von Palau/Barcelona (nach Miret, 1910 u. Forey, 1973):
Berengar de San Vicenç ~1151 ~ 1172
Guilhelm de Solsona ~1170 ~ 1176
Gerau de Caercí ~1179 ~1180
Guilhelm de Cerdanyola ~1181 ~ 1199
Raimond de Traveseras ~1199 ~ 1202
Raimond de Batalla ~1202 ~ 1211
Guy ~ 1212
Berenguer d‘Arbores ~1213 (+ Niederlassung Aiguaviva)
Raimond Arlet ~1213 ~ 1216
Gaucelino/Gaucelm ~1217 ~ 1223
Guerau ~1224
Ferrer ~1225 ~ 1230
Guilhelm Dezmer ~1230 ~ 1232
Guerau ~1232 ~ 1236
Guilhelm de Monzón ~1237
Pere de Sant Feliu ~1237 ~ 1238
Pere Gil ~1238 ~ 1250 (+ Niederlassung Juncosa)
Pons d’Oluja ~1250 ~ 1254
Pere Gil ~ 1254 ~ 1258 (+ Niederlassung Juncosa)
Sancho de Tena ~ 1258 ~ 1259
Pere Sastre ~ 1260 ~ 1261
Per Peironet ~ 1262
Arnau Guarner ~ 1263 ~ 1267
Raimond de Barbará ~ 1268 ~ 1279
Romeu de Burguet ~ 1281 ~ 1302
Berenguer Guamir ~ 1302 ~ 1305
Anke Napp
Sekundärliteratur:
- Alan J. Forey, The Templars in the Corona de Aragón, London 1973, Cap. 5: URL.
- Joan Fuguet Sans, Els templers a Barcelona, in: L'Avenc 133 (1990), S. 6–15.
- Joan Fuguet Sans, La casa del palau del Temple de Barcelona, in: Locus Amoenus 7 (2004), S. 99–109. (Dort alte Pläne und Zeichnungen): URL.
- Edward L. Holt, Crusading Memory in the Templar Liturgy of Barcelona, in: Nikolaos G. Chrissis, Benjamin Z. Kedar, Jonathan Phillips, Iris Shagrir (eds.), Crusades 18 (2020): S. 217-230.
- Joaquim Miret y Sans, Les cases de Templers y Hospitalers en Catalunya, Barcelona 1910.
- Jaume Vilagines Segura, Els orígens dels templers a Barcelona I al Vallès, in: Jaume Vilaginés, (ed.), La gent i el paisatge. Estudis sobre el Vallès medieval, Barcelona, 2006, S. 238-263.
Bari (Komturei, Italien)
Eine Niederlassung der Templer wurde hier vielleicht in Zusammenhang mit der Predigt des Hl. Bernhard für den II. Kreuzzug gestiftet, oder bei der Rückkehr von Kreuzfahrern zwischen 1147 und 1150. Erst aus dem Jahr 1262 stammt jedoch der älteste urkundliche Beleg. Zur Komturei gehörte die Kirche St. Apollinarius. Die Niederlassung befand sich in der Nähe des Kastells. Auch von Bari aus wurden Lebensmittel ins Heilige Land verschifft.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Ricci, Vito: Gli Ordini religiosi-militari e i porti pugliesi, in: Gli Ordini religioso-militari e i porti pugliesi /Military Orders and Apulian harbours Atti del XXXI Convegno di Ricerche Templari, Bologna 12 ottobre 2013, S. 49-106, hier S. 73f.
Barletta (Komturei, Italien)
Bauliche und territoriale Entwicklung
Templer in Barletta (fratres Templi in capitulo Baroletti) sind in einer Urkunde aus dem Jahr 1158 erstmalig erwähnt, in der Bischof Bonifatius von Canne dem Orden die Kirche Santa Maria de Salinis mit zugehörigem Land und Leuten gegen eine jährliche Zahlung von Weihrauch übereignet.
Ende des 12. Jahrhunderts war das Ordenshaus auf jeden Fall bereits etabliert; aus dem Jahr 1197 stammt die Urkunde eines Donaten namens Ruggero de Travalia. Die Niederlassung befand sich in der Nähe der Kirche San Leonardo außerhalb der Stadtmauern im Borgo San Vitale, wie in den 1970er Jahren gemachte archäologische Funde deutlich zeigen. Die Kirche Santa Maria Magdalena (heute San Domenico) innerhalb der Stadtmauern – angeblich 1169 durch den Erzbischof von Trani geschenkt und den Templern vielfach zugeschrieben (auch auf touristischen Webseiten) - gehörte dem Orden nach neueren Erkenntnissen (Cilli, 15f) nicht. Der Text der Urkunde spricht vom einem Abt und Klerikern im „Templum Domini“ – hier handelte es sich also um die Kanoniker auf dem Tempelberg, den Nachbarn der Templer.
Im Laufe des 13. Jahrhunderts entwickelte sich die Niederlassung von Barletta zu einem bedeutenden Zentrum, in dem schließlich der Provinzmeister für Sizilien/Süditalien residierte. Zur Komturei gehörten weitere abhängige Häuser und Güter (Felder, Weinberge, Olivenhaine) unter anderem in Bari, Molfetta, Trani, Brindisi, Alberona, Foggia, Sant'Angelo, Lecce, Maruggio, Matera, Melfi, Venosa, Chieti, Penne, Termoli und Vasto.
Beziehungen und Konflikte
Die Hafenstadt hatte naturgemäß enge Handelsbeziehungen zum Heiligen Land, an denen die Templer und die übrigen hier ansässigen Ritterorden teilhatten. Eine weitere Verbindung zum Orient bestand in der – nach dem Fall von Akkon 1291 dauerhaften – Residenz des Erzbischofs von Nazareth in Barletta. Die Komturei musste über bedeutende Lagerhäuser verfügen, denn hier wurden die auf den Landgütern produzierten Lebensmittel sowie Salz aus den Salinen von Apulien gesammelt und für den Weitertransport ins Heilige Land vorbereitet. Die Anjou unterstützten diesen Handel, in dem sie z. B. 1269 und 1271 den Templern von Barletta (und auch den übrigen Häfen im Königreich) die Befreiung vom Ausfuhrzoll gewährten.
Dass diese und weitere Privilegien zum Teil Unmut bei anderen Autoritäten hervorriefen, zeigen Urkunden Charles II., in denen er königliche Amtsträger ermahnt, die Templer nicht zu behelligen. Zum Teil überschritten die Ordensbrüder wohl ihre Befugnisse: 1296 befahl Charles II. seinen Baillis in Barletta, die Ritterorden am Missbrauch der Weiderechte zu hindern.
1226 hatte es offenbar Streit mit den Zisterziensern der Abtei Casanova über Landbesitz bei Lucera gegeben, der bis vor den Papst ging und mit einer Absolution der Zisterzienser endete.
Der Komtur von Barletta, Giovanni de Nivelle, befand sich 1307 bei Beginn des Prozesses gerade in Paris und wurde dort verhaftet und verhört. Weitere Mitbrüder der Komturei wurden1308 in Barletta verhaftet und im Kastell der Stadt untergebracht. 1310 wurden sie vor der Untersuchungskommission in Brindisi befragt.
Architektonische Überreste
Die Komturei ging 1312 in den Besitz der Johanniter über, wobei wie andernorts auch, der Name "Tempel" ("Tempio") für die ehemaligen Templerbesitzungen erhalten blieb. Die Gebäude wurden im Laufe des 16. Jahrhunderts zerstört. Am ehemaligen Standort wurden in 1973 bei Bauarbeiten Grundmauerreste und 15 Grabplatten aus dem 12 bis 15. Jahrhundert entdeckt, darunter zwei Templergrabplatten mit Darstellungen der Verstorbenen im Haushabit: sie zeigen die Provinzmeister Gioberto de Nicherio (Inschrift nach Tommasi: +Hic iacet fr(a)t(er) Job(er)t(us) de Nicher[- - magist(er) domor(um) milicie / Templi in regno S]ici[lie, q(u)i obii]t [di]e i[o]/vis XIII° marcii XV° indicionis, anno D(omi)ni M°CCL[XXXV]II°. Orate pro eo Deo) und Simon de Quincy (Inschrift nach Tommasi: [+ Hic i]acet frater Simon de Q(u)inciaco, magist(er) domorum mili/cie Templari[mpli i]n regno / Sicilie, q(u)i obiit die mercurii VII iunii anno MCC[CVII A(n)i(m)a] ei(us) vivat in Cristo).
Komture (nach Bramato, Cilli und Ricci)
- Ende 12. Jhd. – Pietro da San Gregorio
- 1228 - Giovanni
- 1256 – Pietro Catalmo
- 1307 – Giovanni de Nivelle
Anke Napp
Sekundärliteratur
- F. Bramato, Storia dell‘Ordine Templari in Italia, Bd. I, Le fondazioni, Rom 1991, S. 60, 131f.
- F. Bramato, Storia dell’Ordine dei Templari in Italia, Bd. II, Le Inquisizioni, Le fonti, Roma, 1994, S. 166.
- O. Cilli, (Hg.): I Templari a Barletta. Nuove acquisizioni, Barletta 2002, bes. S. 14ff zur Kirche S. Maria Magdalena, 22ff zu den Grabplatten u. S. 47ff zu den abhängigen Häusern, URL
- D. A. R. Fiorella, La presenza degli ordini monastico-cavallereschi a Barletta, in: Tra Roma e Gerusalemme nel Medievo (Atti del Congresso Internazionale di Tudi, Ravello 26-29.10.2000), Salerno 2005, S. 420-427.
- A. Prologo, Carte che si conservano nello Archivio Capitolare Metropolitano della città di Trani (dal IX secolo fino all’anno 1266), Trani, 1877.
- V. Ricci, Gli Ordini religiosi-militari e i porti pugliesi, in: Gli Ordini religioso-militari e i porti pugliesi /Military Orders and Apulian harbours Atti del XXXI Convegno di Ricerche Templari, Bologna 12 ottobre 2013, S. 49-106, hier S. 68f.
- V. Ricci, Templari e Giovanniti nel mezzogiorno normanno-svevo,Salerno, 2022.
- F. Tommasi, Fonti epigrafiche della Domus Templi di Barletta per la cronotassi degli ultimi maestri provinciali dell’ordine nel regno di Sicilia, in: E. Coli/M. De Marco, F. Tommasi (Hg.), Militia Sacra. Gli ordini militari tra Europa e Terrasanta, Perugia, 1994, S. 167-202.
Barres, Evrard de (M)
Evrard de Barres entstammte dem mittleren französischen Adel, vermutlich aus der Champagne oder Burgund. Er war zunächst Provinzmeister von Frankreich. Vielleicht nahm er an der Kampagne gegen die Mauren in Kastilien teil. Er leitete das große Generalkapitel in Paris von 1147, während dem Papst Eugen III. den Templern das berühmte rote Kreuz für ihr Habit verlieh. In Zusammenarbeit mit dem französischen König Louis VII. und dem Papst bereitete er den II. Kreuzzug vor. Er begleitete die Kreuzzugstruppen 1147/48 auch nach Palästina, und während der Route durch die kleinasiatischen Gebirgszüge bewies er viele Male seine militärische Erfahrung und rettete Männer und Gut, was der französische König anerkennend in einem Brief feststellt. 1149 wurde er zum Ordensmeister gewählt und begleitete im selben Jahr den König Louis VII. zurück nach Frankreich. Anfang des Jahres 1152 war er genötigt, in den Orient zurückzukehren, denn nach der Niederlage der Christen vor Antiochia hatte der Orden schwere Verluste erlitten. Aber sehr bald schon war er wieder in Frankreich, verließ den Orden und zog sich in das Cistercienserkloster Clairvaux zurück. Er starb als Cisterciensermönch im Jahre 1176. Im Cisterciensermenologium wird er als Seliger geführt.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Bulst-Thiele, M. L.: Sacrae Domus Militiae Templi Hierosolymitani Magistri, Göttingen 1974, S. 41 - 52.
Baugy (Komturei, Frankreich)
Baugy befindet sich in der heutigen Gemeinde Planquery, ungefähr 1,5 km südlich von Balleroy. Die Komturei ging aus einer Schenkung hervor, die Roger Bacon, Herr von Molay, 1148 oder 1149 tätigte. Möglicherweise befand sich sogar vorher bereits ein kleines Ordenshaus hier. Das Original der Urkunde von 1148/9 ist verloren, es existiert aber eine Kopie von 1617. Der Komtur von Baugy besaß das Patronatsrecht über die Kirche von Saint-Aubin-de-Saon (westlich von Bayeux), übereignet durch den Bruder Roger Bacons. Weiteren Land- und Einkunftszuwachs erhielt Baugy bis in die erste Hälfte des 13. Jh.s durch Schenkungen der Adelsfamilien der Umgebung. Anfang des 14. Jahrhunderts wurden etwa 95 Hektar unter der Verwaltung von Baugy bewirtschaftet. Das Inventar von 1307 zählt 26 Pferde auf, 30 Rinder, 280 Schafe und 108 Schweine. Auch eine Wassermühle gehörte zur Niederlassung.
Zum Zeitpunkt der Verhaftung der Ordensbrüder in Frankreich wohnten in Baugy außer dem Komtur nur zwei weitere Brüder. Natürlich gehörten noch Lohnarbeiter und weiteres Nicht-Ordenspersonal hinzu.
Von der Niederlassung in Baugy ist heute die im 13. Jh. entstandene Kapelle zu sehen, sowie die Grundmauern des Haupthauses (bereits Ende des 14. Jh.s beklagt eine Bestandsaufnahme der Johanniter den ruinösen Zustand der Komturei infolge von Kriegsschäden!). Am Tympanon der Kapelle ist noch das Lamm Gottes zu erkennen. Zu Baugy gehörten außerdem zwei Häuser in Bayeux, von denen im 18. Jahrhundert noch Reste (Engelsköpfe, Kapitelle und eine Christusfigur) entdeckt wurden.
Komture:
um 1307 Aubin Langlois, Servient
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Lascaux, M.: Les Templiers en Normandie, Rennes 1983.
- Miguet, Michel: Templiers et Hospitaliers en Normandie, Paris 1995, S. 156-169 (inklusive Entwicklung unter den Johannitern; Photos und Pläne)
Baumgarten
Die genaue geographische Lage der Komturei Baumgarten ist auf Grund der Quellen nicht genau feststellbar. Die Niederlassung befand sich vermutlich rund 1km südlich von der Gemeinde Bernardvillè (Bernhardsweiler) im Dèpartement Bas- Rhin (Unterelsass). Die nächstgrößere Stadt ist Sèlestat (Schlettstadt), rund 15km nördlich vom Zisterzienserkloster Baumgarten. Damit lag sie an der heutigen Elsässischen Weinstraße.
Den ersten Nachweis einer Templerniederlassung in Baumgarten und gleichzeitig Aufschluss über Konflikte mit dem Umfeld gibt eine Urkunde vom 6. Dezember 1243. In dieser beurkunden der Dompropst Arnold und der Domkustos Heinrich von
Straßburg, dass der „magister“ (=Komtur) Marsilius und der Bruder Baldemar vom Hof der Templer zu Baumgarten („fratres templarii de curia Bömgart“) auf jeden Ersatz des Schadens, welchen die Bürger von Straßburg ihrem Hof zufügten, verzichten (ed. Wiegand, S. 217). Das Straßburger Briefbuch fügt hinzu, es habe sich um einen „Weinhof“ gehandelt. Nicht klar ist, ob der Schaden an Weinstöcken oder in Fässern für den Transport lagerndem Wein angerichtet wurde.
Im Jahr 1303 und nochmals 1306 verkaufte der Komtur von Baumgarten, Burchard von Mummenheim, Güter in Wingersheim/Wiwersheim an das St. Thomasstift in Straßburg. Dazu erteilten 1303 Friedrich von Alvensleben, Provinzmeister von Deutschland, und 1306 Alban von Landeck, Provinzmeister der Rheinprovinzen, ihre Genehmigung. 1306 übernahmen die Templer die zuvor verkaufte Immobilie – die 36 Mark erbracht hatte – wieder als Pacht wieder. Nach dem Prozess kam die Komturei an die Johanniter.
Frank Sengstock / Anke Napp
Quelle
- W. Wiegand (Hg.), Urkundenbuch der Stadt Strassburg, Bd. 1, Urkunden und Stadtrechte bis zum Jahre 1266, Strassburg 1879, Nr. 283, S. 217: URL.
Sekundärliteratur
- P. Kurmann / T. L. Zotz, Historische Landschaft, Kunstlandschaft? Der Oberrhein im späten Mittelalter, Ostfildern 2008, S. 193.
- Ch. Schmidt, Histoire du chapitre de Saint-Thomas de Strasbourg pendant le moyen age suivie d’un recueil de chartes, Strasbourg 1860, S. 91.
- M. Schüpferling, Der Tempelherren-Orden in Deutschland, Bamberg 1915, S. 23.
Beauceant (Baucent / Beauseant)
Der Name bezeichnete die Standarte des Ordens und bedeutet zweifarbig, denn sie war schwarz und weiß geteilt. Das genaue Aussehen ist unterschiedlich überliefert. In der Cronica Maiora des Matthäus Paris hat die Standarte eine schwarze obere Hälfte, auf dem Fresko der Templerkirche San Bevignate ist die obere Hälfte weiß und mit einem Kreuz geschmückt. Jacques de Vitry behauptete, das Beauceant sei weiß, weil die "Templer gut zu den Christen" und schwarz, weil sie "schrecklich für die Feinde (der Christen)" seien.
Laut der Regel durften neben dem Meister auch andere hohe Würdenträger wie der Seneschall das Beauceant führen (Regel § 99, 121, ed. Curzon, S. 87, 101). Die Standarte war als militärisches Signalzeichen von entscheidender Wichtigkeit, denn im Lärm der Schlacht und bei eingeschränkter Sicht zeigte sie den Sammelort der Brüder an. Sie musste deshalb besonders geschützt werden. Im Kampf konnten fünf bis zehn Brüder zur Bewachung und zum Schutz des Feldzeichens abgestellt werden (Regel § 164, ed. Curzon, S. 125). Mit der Standarte betraut war der Gonfalonier (Regel §§ 177 und 178, ed. Curzon, S. 132f).
Waren die Templer in Gefechts- oder Marschformation, wurden mehrere Standarten mitgeführt, wobei die erste sich - entfaltet - zuvorderst beim Meister oder Marschall befand. Eine zweite befand sich um die Lanze gelegt beim Gonfalonier, sowie eine weitere beim Kommandanten der Turkopolen. Fiel die Hauptstandarte, durften die Ersatzbanner entrollt werden. Ein Ritterbruder durfte die Standarte während des Gefechts unter keinen Umständen verlassen, nicht einmal bei (leichter) Verwundung, oder wenn er nicht gerüstet war (Regel § 419, ed. Curzon, S. 229). Fiel das Beauceant, mussten sich die Templer anderen Standarten anschließen, in erster Linie jenem der Johanniter (Regel § 421, ed. Curzon, S. 230).
Die Regel verbietet ausdrücklich, dass ein Standartenträger die an einer Lanze befestigte Standarte senkt um anzugreifen - denn diese Aktion hätte für Ordensbrüder in größerer Entfernung so ausgesehen, als sei die Standarte vom Feind erbeutet worden, was Unruhe in die gesamte Schlachtordnung und Disziplin gebracht hätte, und im schlimmsten Fall zum Verlust von Menschenleben, Pferden und Ausrüstung geführt hätte (Regel §§ 241 und 242, ed. Curzon, S. 157). Dass in der Hitze der Aktion dennoch einige Standartenträger diese als Waffe nutzten, ist in den daraufhin gegen sie ausgesprochenen Strafen überliefert.
Anke Napp
Quellen:
- Abbildung der zwei Templer auf einem Pferd und der Standarte: Chronik des Matthäus Parisiensis, Cambridge, Corpus Christi College, MS 026, fol. 110v: URL.
- Jacobi de Vitriaco, Orientalis et occidentalis Historia, Cap. 65. Ex officina typographica Balthazaris Belleri, Douai 1597, S. 115-120, 118 zur Standarte: URL.
- H. deCurzon, La règle du Temple, Paris 1886.
Sekundärliteratur:
- B. Hallinger, Milites Templi. Der Dienende Bruder des Templerordens um 1190, Selbstverlag 2008 (Details zur Schlachtordnung auf deutsch)
- P. Hill, The Knights Templar at War. 1120-1314, Barnsley 2017, S.174-177.
Beaujeu, Guillaume de (M)
Guillaume de Beaujeu stammte aus einer hochadligen Familie aus dem Lyonnais. Er war sowohl mit dem französischen König und den Anjou, als auch dem Grafen von Flandern eng verwandt. Mitglieder seiner Familie hatten hohe militärische Ämter am französischen Hof inne und waren engagiert in den Kreuzzügen in dem Orient wie gegen die Albigenser. Humbert de Beaujeu, der Wohltäter der Abteil Cluny und ehemalige Templer, für den sich Petrus Venerabilis einsetzte, gehörte ebenfalls zur Familie.
Beaujeu wurde noch vor 1253 in den Templerorden aufgenommen. Wie der „Templer von Tyrus“ berichtet, war er um 1260 bereits im Orient und geriet bei einem Scharmützel in Gefangenschaft der Turkmanen. 1271 taucht Beaujeu als Komtur von Tripolis in den Quellen auf. 1273 war er Provinzmeister von Süditalien (Apulien und Sizilien), eine Funktion, die er bis zu seiner Wahl (in absentia) zum Ordensmeister am 13. Mai 1273 innehatte.
Er nahm 1274 am Konzil von Lyon teil, auf dem ein erneuter Kreuzzug beschlossen und die Wiedervereinigung mit der getrennten Ostkirche in Angriff genommen wurde. Die dort verkündeten Kreuzzugspläne des Königs Jayme I. von Aragon lehnte er ab, zum einen wohl, da ein großes Unternehmen die fragile politische Lage in den Resten der Kreuzfahrerstaaten weiter erschüttert hätte, zum anderen, weil er die Möglichkeiten des französisch-angevinischen Lagers als größer einschätzte. Gesandte der Krone von Aragon beim Konzil äußern sich unwillig über die als Zögern ausgelegte Reaktion.
Nach dem Konzil reiste Guillaume de Beaujeu durch die europäischen Ordensprovinzen, warb für die Belange des Heiligen Landes und sammelte Geld: in England über 38.000 Livres Tournoises, die der König dem Orden schuldete und nun zurück erstattete. Im September 1275 landete Beaujeu in Akkon. Er griff er aktiv in die Politik ein, involvierte den Orden damit aber auch in die Querelen der lokalen Herrscherfamilien und ihrer europäischen Verbündeten, respektive die verfeindeten italienischen Seerepubliken. Hugo III., König von Zypern und Titularkönig von Jerusalem, musste Akkon verlassen. Beim Papst beschwerte er sich über Templer und Johanniter, die es ihm unmöglich machten zu regieren:
„[…] le roy Hugue de Jerusalem et de Chipre se parti d’Acre et abandona la seignorie […] et manda lettres au pape coment il ne poiet plus gouverner la terre por le Temple et l’Ospitau” (Templer von Tyrus, § 396, ed. Raynaud, S. 206)
Beaujeu unterstützte stattdessen Charles I. d’Anjou, der als Hoffnungsträger für den Orient galt, und an den die konkurrierende Prätendentin auf den Jerusalemer Königsthron 1277 ihre Rechte verkaufte. Hugo III. rächte sich mit der Zerstörung von Templerniederlassungen auf Zypern und der Beschlagnahmung dortigen Templerbesitzes.
Auch in die Fehde zwischen Guido de Embriaco, Boemond VII. von Tripolis, Bischof Paolo di Segni von Tripolis und Bischof von Barthélémy Mansel von Tortosa (und ihren jeweiligen Bündnispartnern) wurde Beaujeu verwickelt, da beteiligte Parteien Schutz beim Orden suchten und sich ihm als Donaten anschlossen. Im Verlauf der Auseinandersetzungen kam es sogar zu einem Angriff einer kleinen Templerflotte auf Tripolis, was Boemond VII. mit der Eroberung der Templerfestung von Sidon beantwortete. Beaujeu ersuchte den Papst um Exkommunikation des Fürsten und drohte mit einer geschlossenen Front von Templern, Johannitern und Deutschem Orden (Templer von Tyrus § 399f, ed. Raynaud, S. 207f). Die Fehde endete mit der letztlichen Gefangennahme Guy de Gibelet, der 1282 die Templer des Verrats bezichtigte (ed. Mas-Latrie III, S. 662ff).
1277 gelang Guillaume de Beaujeu gemeinsam mit den Meistern der Johanniter und Deutschordensritter, den Friedensschluss zwischen Venedig und dem Herrn von Tyrus (Verbündeter von Genua) zu erwirken, woraufhin die Venezianer ihre Besitzungen in der Stadt zurückerhielten. Nach der Schlacht von Homs 1282 handelte der Meister den Waffenstillstand mit den Mamelucken aus (Vertrag von Tortosa), der den verbliebenen christlichen Plätzen im Heiligen Land eine letzte Atempause ermöglichte.
Vertragsschlüsse mit muslimischen Mächten waren durchaus üblich. Im Prozess gegen den Orden sagte ein Zeuge aus, Beaujeu habe „große Freundschaft mit Sarazenen gepflegt (magnam amiciciam cum soldano et Sarracenis)“. Doch nennt der Zeuge auch den – realpolitischen – Grund: die Sicherheit des Ordens.
Die Sizilianische Vesper 1282 beendete alle Pläne der Anjou für ein Mittelmeerreich und die Hoffnungen des Ordensmeisters auf großangelegte Hilfe von dieser Seite. 1290 nahm Beaujeu daher Verhandlungen mit Alfons III. Aragon auf – der sich allerdings wegen Sizilien im Krieg mit dem Papst befand und selbst von einem Kreuzzug betroffen war. Eine wirkliche Hilfe war von keiner Seite zu erwarten. In Akkon leitete ein Massaker an einheimischen Muslimen und Christen durch neu eingetroffene Hilfstruppen aus Venedig den Untergang ein. Am 5. April 1291 begann die Belagerung der letzten christlichen Stadt: Akkon. Guillaume de Beaujeu wurde bei einem der letzten Abwehrgefechte schwer verwundet und starb wenig später. Er wurde in der Ordenskirche bestattet. Mehrere Chronisten würdigen seinen heldenhaften Kampf in der Verteidigung der Stadt.
Anke Napp
Quellen
- L. de Mas-Latrie (Hg.), Histoire de l'Île de Chypre sous la règne de princes de la maison de Lusignan. Documents et mémoires, Bd. III, Paris 1855, S. 662-668: URL.
- R. de Mas-Latrie (Hg.), Chronique de l'Île de Chypre par Florio Bustron, Paris 1884, S. 114f: URL.
- G. Raynaud (Hg.), Les Gestes des Chiprois. Recueil de Chroniques françaises écrites en Orient, Paris 1887, 141-334: URL.
- J. Michelet, Le procès des Templiers, 2 Bde., Paris 1851: II, S. 143, 187, 209, 215: URL.
Sekundärliteratur
- M. L. Bulst-Thiele, Sacrae domus militiae Templi Hierosolymitani magistri : Untersuchungen zur Geschichte des Templerordens 1118/19 - 1314, Göttingen 1974, S. 259-290.
- F. Gabrieli, Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht, Augsburg 1999, S. 385 - 406.
- L. Vasselot de Régné, Le Dernier Templier de Terre sainte - Vie et mort de Guillau: Vie et mort de Guillaume de Beaujeu, 2021.
Beichte
Die Templer waren durch die Regel verpflichtet, nur den Ordenskaplänen zu beichten, es sei denn, es stand keiner zur Verfügung (§ 354). Während des Prozesses wurde hieraus einer der Anklageartikel geformt. Aber man findet diese Restriktion auch in den Regeln anderer Orden: der Franziskaner, der Cistercienser und der Deutschordensritter. Es sind aus den Prozessakten viele Fälle bekannt, in denen die Templer bei anderen Priestern, bei Franziskanern, Dominikanern, Karmelitern die Beichte ablegten, da gar nicht in jedem Ordenshaus ein Kaplan anwesend war.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Boehmer, N.: Analekten zur Geschichte des Franciscus von Assisi, 1930, „Regula non bullata”.
- Curzon, H. de: La règle du Temple, Paris 1977. Nomasticon Cisterciense, ed. Séjalon, Solesmes 1892, 389 u. 417.
- Schenk, Jochen: Aspects and problems of the Templars' religious presence in medieval Europe from the 12th to the early 14th century, in: Traditio 71 (2016), S. 273-302.
- Perlbach, M.: Die Statuten des Deutschen Ordens, Halle 1890, 63.
Belgien
Belgien ist erst seit 1830 ein unabhängiger Staat. Im Mittelalter befanden sich auf dem Territorium und den heute angrenzenden Niederlanden diverse Herrschaften, darunter im nördlichen Teil (heutiges Flandern) die Grafschaft Flandern und die Grafschaft Artois, die lehnsrechtlich zu Frankreich gehörten. Südlich an die Grafschaft Flandern und teilweise mit ihr durch Eheschließungen vereinigt, schloss die Grafschaft Hennegau (Hainaut) an, östlich das Herzogtum Brabant. Beide gehörten lehensrechtlich zum Heiligen Römischen Reich. Einige Teile der Templerprovinz Flandern gehören heute zu Frankreich.
Territorien
Die Ordensprovinz Flandern unterstand dem Provinzmeister von Frankreich. In den Urkunden tauchen aber Unter-Provinzmeister „preceptores/magistri“ für Flandern, Hennegau, Haspengau & Brabant auf. Die vermutlich älteste Niederlassung des Ordens wurde in Ypern eingerichtet. Weitere Komtureien bzw. Niederlassungen gab es zum Beispiel in Agnes-les-Duisans, Arras, Avesnes-le-Sec, Brügge, Caestre, Cassel, Douai, Gent, Gombermont, La Braque (=Ter Brake), La Haie, Leffinge-Slijpe (Doppelniederlassung), Pérenchies, Ruiselede, Saint-Aubin, Saint-Léger, Saint-Omer, Saint-Venant, Vaillamport, Villers-le-Temple, und Wissant. Die Mehrzahl der Häuser wurde nach dem Verlust Jerusalems an Saladin bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts gestiftet.
Beziehungen und Konflikte
Das Gebiet war ein Zentrum der Kreuzzugsbegeisterung. Baudoin VI. von Hennegau wurde 1204 erster lateinischer Kaiser von Konstantinopel.Zwei der Gründer des Templerordens stammten aus der Region: Geoffroi de Saint-Omer aus der Grafschaft Artois und Archambaud de Saint-Amand aus der Grafschaft Hainaut. Auch zwei Meister, Odo de Saint-Amand und Gerard de Ridefort, nannten das flandrische Gebiet ihre Heimat.
Die Beziehungen zwischen der Grafenfamilie von Flandern und dem Orden waren eng. Die erste bedeutende Gabe erhielten die Templer bereits 1127 oder 1128 durch Wilhelm Clito: sie umfasste die Erbschaftsabgabe für alle gräflichen Lehen in Flandern. Sein Nachfolger Thierry d’Alsace bestätigte die Schenkung im Beisein Hugues de Payens und Geoffroi de Saint-Omers in der Petrikirche von Cassel (D’Albon, S. 5 u. 11). Seit 1157 residierte ein hochrangiger Templer, oft der Provinzmeister selbst, am gräflichen Hof und war als Berater, aber auch Steuereintreiber tätig. Auch der niedere Adel der Region unterstützte den Orden, mit Schenkungen und Personal, darunter die Burgrafen von Saint-Omer und von Lille. Die üppig ausgestattete Komturei Villers-le-Temple ging auf die Schenkung ihres Gründers, Girard de Villers, zurück, der später auch als Unterprovinzmeister für Brabant/Haspengau, und als Komtur von Villers urkundete. Sein Grabstein ist einer der wenigen erhaltenen originalen Templergrabplatten.
Streitigkeiten, zumeist aufgrund der jurisdiktionellen Privilegien und Steuerbefreiung des Ordens, gab es hingegen mit den Räten in zahlreichen Stadtkommunen. Zum Problem wurde, dass nicht nur die Ordensbrüder, sondern auch die Bewohner der Templerquartiere in Genuss der Vergünstigungen kamen. In Ypern sorgte 1288 der Verkauf von Wein und die Benutzung von Wasserläufen durch Bewohner des Templerlandes für Konflikte mit der Stadt. In Douai kam 1291 der Streit mit der Komturei von Arras um die hohe und niedere Gerichtsbarkeit vor den französischen König. Entschieden wurde in diesem Fall, dass die Templer lediglich innerhalb der Mauern ihres Bezirkes die hohe und niedere Gerichtsbarkeit ausüben sollten, überall sonst die Schöffen der Stadt und der Graf. Einen Galgen durften die Ordensbrüder nicht errichten, und innerhalb des Rechtsbezirks der Stadt auch niemanden exekutieren – im Falle des Falles sollte dies eben außerhalb geschehen.
1307 zu Beginn des Prozesses wurden auch die Templer von Flandern verhaftet. Zwei ihrer führenden Mitglieder, Provinzmeister Gossuin de Bruges und Bernart de Caestre, waren unter den standhaften Verteidigern des Ordens.
Nachleben und Legenden
Im Volksgedächtnis der Region sind die Templer nicht gut in Erinnerung geblieben. Die Anfang des 20. Jahrhunderts verschriftlichte Sage Die Tempelritter von Canegem erzählt „überall, wo ihre Häuser standen, weiß man noch da seine oder andre Schlimme von ihnen, und das Sprichwort ‚trunken wie ein Templer‘ ist allgemein bekannt“. In diesem Fall geht es um Templer, die den Pfarrer von Canegem erschlagen haben sollen, sich jedoch arglos stellten.
Der Templerturm zu Nieuwpoort berichtet von einer in der Stadt befindlichen Templerburg, die mit Hilfe des Teufels errichtet worden sei, weshalb niemand ihn zerstören könne. Im Volksmund hieß es, der belgische Staat werde so lang Bestand haben wie der Teufelsturm; gelänge es dem Feind, ihn zu zerstören, würde der Teufel ihn binnen drei Wochen wieder errichten. Dennoch habe 1916 ein deutsches Geschütz das Gemäuer zum Einsturz gebracht – und noch immer lägen die Trümmer, berichtet der Autor des Sagenschatzes ein Jahr darauf. In der Tat gab es in Nieuport/Nieuwpoort eine Niederlassung, gestiftet 1239 durch eine Frau. Der fragliche Turm allerdings gehörte nicht zu ihr, sondern zur St. Laurentiuskirche, die dem späteren Festungsbau zum Opfer fiel. Wie alt die Legende ist, die ihn mit den Templern verbindet, ist unbekannt.
Unter-Provinzmeister Flandern (nach Hosten/Wikipedia-Wikiwand: URL):
~1171 Balduin de Legendhem
~1181-1182 Thibaut de Furnes
~1199-1200 B. Vulpis
~1205 Heldebaldus
~1220-1228 Soybert de Salverte
~1230 Guillaume de Lambersart
~1235-1241 Jan
~1241 Jacques
~1250-1257 Gauthier de Villers/Watiers de Vilers
~1271-1273 Gautier de Villers
~1280-1303(?) Piere dou Sac/Pieter Uten-Zaeke
~1304 Jacques de Repere
~1306 Bernart de Caestre (?)
~1307 Gossuin de Bruges/Gozwin van Brugge
Hennegau & Brabant (nach Hosten):
~1175 Baudoin de Gand
~1179-1186 Renaud
~1240 Renaud
~1248-1256 Inguelran (Brabant)
~1248 Gautier de Villers (Haspengau)
~1248-1251 Thierry Denis (Hennegau/Brabant)
~1251-1273 Gerard de Villers (Hennegau/Brabant/Haspengau)
~1280-1289 Henri de Lille (Brabant)
~1295 Jacques de Bruges (Brabant)
Anke Napp
Quellen:
- Paris, Archives Nationales, Commanderies des anciennes provinces d'Artois (Haute-Avesnes, Loison), de Brabant (La Braque et Chantraine), de Flandre (Caëstre et Slype), de Hainaut (Vaillampont), et de la principauté de Liège (Villers-le-Temple), 1160-1789 (detailliertes Findbuch mit kurzen Regesten der Urkunden): URL.
- G. A. M. J. A. D’Albon, Cartulaire général de l'Ordre du Temple (1119-1150), Paris 1913, Nr. 7, S. 5 (Urkunde von 1127/28): URL.
- G. Goyert / K. Wolter, Vlämische Sagen, Legenden und Volksmärchen, Jena 1917, S. 48f.
Sekundärliteratur
- L. Dailliez, Les Templiers en Flandre, Hainaut, Brabant, Liège et Luxembourg, Nice, 1978
- F. Hooghe, The Trial of the Templars in the County of Flanders, in: H. Nicholson / P. F. Crawford / J. Burgtorf (Hgg.), The Debate on the Trial of the Templars (1307–1314), Aldershot 2010, S. 285–299.
- F. Hooghe, Dwalende tempeliers en klagende hospitaalridders: het lot van de tempeliers in het graafschap Vlaanderen (1284-1332), in: Westhoek. Tijdschrift voor geschiedenis en familiekunde in de Vlaamse en Franse Westhoek, XXXI, 1 (2015), S. 5-116.
- J. Hosten, De tempeliers in de Lage Landen, Amsterdam 2020 (Rezension in: Tijdschrift voor Geschiedenis 133, 4 Dez. 2020, S. 738 – 739: URL).
- M. Nuyttens, Krijgers voor God: De orde van de tempeliers in de Lage Landen (1120–1312), Leuven 2007. (Rezension in: Bijdragen en mededelingen betreffende de geschiedenis der Nederlanden 123, Jan. 2008: URL).
- M. Nuyttens, De tempeliers in de Franse Nederlanden, in: De Franse Nederlanden / Les Pay-Bas Français 1994, S. 48-58: URL.
- P. Rogghé, De Orde van de Tempelridders en haar geschiedenis in het oude graafschap Vlaanderen, Gent 1973.
Über eine Niederlassung in „Belisch“ in der Kirchenprovinz Trier, die nach dem Ende der Templer an den Deutschen Orden gelangt sei informiert Claude Le Jeune Mansuet in seiner Histoire critique et apologétique aus dem Jahr 1789.
Laut Schüpferling (1915), war ein Ort dieses Namens Anfang des 20. Jahrhunderts nicht mehr existent. Ledebur (1835) war der Auffassung, dass vermutlich der Ort Waldbillig zwischen Dietrich und Echternach im Großherzogtum Luxemburg gemeint ist.
Allerdings existiert im Landkreis Trier-Saarburg noch ein Welschbillig mit einer Festung aus dem 12. Jahrhundert (nachweislich kein Templerbesitz) und einer Siedlung, die 1291 die Stadtrechte erhielt.
Urkunden oder historische Nachweise für eine Kommende des Templerordens in Waldbillig oder Welschbillig existieren nicht.
F. Sengstock / A. Napp
Quellen
- C. Le Jeune Mansuet, Histoire critique et apologétique de l'ordre des chevaliers du
temple de Jérusalem, dits Templiers, Paris, 1789, Bd. II, S. 43.
Sekundärliteratur
- L. v. Ledebur, Die Tempelherren und ihre Besitzungen im preußischen Staate. Ein Beitrag zur Geschichte und Statistik des Ordens (Allgemeines Archiv für die Geschichtskunde des preußischen Staates 16), Berlin 1835, S. 107.
- M. Schüpferling, Der Tempelherren-Orden in Deutschland, Bamberg1915, S. 72: URL.
Belleville (Komturei, Frankreich)
Belleville gehört heute zur Gemeinde Prunay-Belleville in der Champagne. Die Templer sind hier seit 1209 bezeugt; sie erwarben die Kirche und die Herrschaftsrechte von den Heilig-Grab-Kanonikern. Einen weiteren Landzuwachs erhielt die Niederlassung im Jahr 1226, als Garnier de Trainel den Ordensbrüdern seinen Anteil an den Herrschaftsrechten und Land in Belleville übereignet. Belleville wurde später der Komturei von Coulours angegliedert.
Heute noch zu besichtigen ist die der Hl. Maria Magdalena geweihte Kirche, die frühere Kapelle der Komturei.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Leroy, Thierry: Hugues de Payns, chevalier Champenois, Fondateur de l'Ordre des Templiers, Troyes 2001.
Berardi, Thomas (M)
Er war vermutlich englischer oder italienischer Herkunft. Freund des englischen Königs Heinrich III. und dessen Sohn Edward I., rettete er ihm sogar während dessen Heilig-Land-Aufenthalt das Leben. Thomas Berardi wurde 1256 zum Ordensmeister gewählt. Während des Krieges von Genua mit Venedig war er und mit ihm der Orden auf venezianischer Seite. In einigen Briefen, die er 1260 in den Okzident sandte, fordert Meister Berardi Hilfe gegen die Angriffe der Mongolen, die die letzten noch verbleibenden festen Plätze des Königreichs Jerusalem bedrohten. Die finanzielle Lage des Ordens sei prekär, schreibt der Meister an den Schatzmeister des Londoner Temple, Amadeus Morestello, im Jahr 1260, da die Verteidigung des Rest-Königreiches Jerusalem im Wesentlichen auf den Schultern der Templer läge. Allein die Ausgaben für die Befestigungsanlagen hätten sich vervierfacht, da auch kaum mehr Arbeiter zu finden seien. Der englische König möge schnellstens 10.000 Silbermark senden.Unter seiner Herrschaft wuchs die militärische und politische Bedeutung des Ordens, aber trotz allem verloren die Templer beinahe alle ihre Besitzungen im Orient. Ohne Unterlaß mühte sich Thomas Berardi um den Frieden unter den Christen des Heiligen Landes. Vielleicht war er es auch, der Marco Polo von Jerusalem nach Armenien begleitete. Berardi starb 1273.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Annales Monasterii de Burton, in: Luard, H. R. (Hrsg.): Annales Monastici Bd. 1, London 1864, S. 491ff. (ein Brief des Meisters)
- Hill, Paul: The Knights Templar at War. 1120-1314, Barnsley 2017, S. 110ff.
Bergamo (Komturei, Italien)
Die ältesten Nachrichten über eine Niederlassung der Templer in Bergamo datieren aus den 1160er Jahren und beinhalten Waffenschenkungen zugunsten des Ordenshauses. 1268 taucht in einer Urkunde erstmalig ein Komtur auf, die Niederlassung hatte diesen Rang aber wohl schon länger.
Die Komturei befand sich außerhalb der Stadtmauern im Dorf Mugazzone. Die Kirche, erstmalig erwähnt 1201, war der Hl. Maria geweiht. Erst im 16. Jh. ist die Niederlassung als Johanniterbesitz wieder dokumentiert. Die Kirche wurde in der 1. Hälfte des 20. Jh.s zerstört.
Komture:
~1268-1278 Guglielmo di Caselle, gleichzeitig Prokurator des Provinzmeisters
Anke Napp
Quellen dieses Artikels und weiterführende Literatur:
- Bellomo, Elena: The Templar Order in North-West Italy, 2007, S. 240ff.
Bergheim (Komturei, Frankreich)
Bergheim ist heute eine Ortschaft im französischen Département Haut-Rhin, an der elsässischen Weinstraße. Im Jahre 1283 gelangte das Dorf in den Besitz der Familie Rappoltstein (Ribeaupierre), welche es 1313 zur Stadt erhoben. Das Bestehen einer Templerkomturei in Bergheim geht aus dem Urkundenbuch der Stadt Basel und einer weiteren Urkundensammlung der Pfarrei Bergheim hervor.
Ersteres benennt für das Jahr 1220 einen Dietrich als Komtur des Templerhauses zu Bergheim. Das Urkundenbuch der Pfarrei Bergheim einhält ein Schriftstück vom 15. Oktober 1257, mit dem Papst Alexander IV. allen Besuchern der Templerkirche in Bergheim am Fest Maria Himmelfahrt sowie am Kirchweihtag einen Ablass von 40 Tagen gewährt. In weiteren Urkunden aus dem Jahr 1300 (30.03.1300, Gerard an dem Mühlenhofe; 30.06.1300, Peter Brugger; 16.10.1300, Schultheiß Rudolf und 13.12.1300, Ritter Karlo) werden Vermächtnisse an die Templerkirche festgehalten.
Nach Aufhebung des Ordens ging die Niederlassung von Bergheim an den Johanniterorden. Der Name "Tempelhof" blieb jedoch bestehen. Im 16. Jahrhundert wurden an den Gebäuden größere Umbauten vorgenommen. 1789 gelangte der Komplex in private Hände, und im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde die Kapelle zerstört. Elemente des Bauensembles wurden in Häusern der Stadt verbaut. Erhalten blieb das Haupthaus aus dem 16. Jahrhundert, wie in Fliesen und Mauerwerk angebrachte Datumsstempel zeigen.
F. Sengstock / A. Napp
Quellen
- E. Hans, Urkundenbuch der Pfarrei Bergheim - Quellenschriften der elsässischen Kirchengeschichte - Straßburg 1894, S. 3.
- R. Wackernagel / R. Thommen (Hg.),Urkundenbuch der Stadt Basel Band I., Basel 1890.
Sekundärliteratur
- M. Schüpferling, Der Tempelherren- Orden in Deutschland, Bamberg 1915, S. 23f.
- Commanderie Tempelhof, Französisches Denkmalinventar: URL.
Bernard de Tremelay
Siehe Tremelay, Bernard de
Anke Napp
Bettelorden (=Mendikanten)
Die Bezeichnung Bettelorden/Mendikanten wurden den Franziskanern und Dominikanern, sowie weiteren im 13. Jahrhundert entstandenen Orden gegeben, da sie – anders als zum Beispiel die Templer – (zunächst) auch auf den gemeinschaftlichen Besitz ihrer Kommunitäten verzichten wollten. Gelebte Armut in der Nachfolge der Apostel besaß besonders für die Franziskaner einen hohen Stellenwert. Die Dominikaner oder Predigerbrüder wurden im Zusammenhang mit dem Kampf gegen die Katharer in Südfrankreich ins Leben gerufen und erhielten 1217 die päpstliche Bestätigung. Franz von Assisis Gemeinschaft wurde 1210 vom Papst approbiert. Die Mendikanten verzeichneten aufgrund der sich wandelnden Gesellschaft und ihrer Probleme im 13. Jahrhundert großen Zuspruch. Viele Dominikaner waren hochgebildete Theologen und lehrten an Universitäten. Franziskaner waren insbesondere in der Mission tätig, auch bei den Muslimen. Nach Einrichtung der päpstlichen Inquisition wurden zahlreiche Mitglieder des Dominikanerordens mit diesem Amt betraut. Die „Armutsfrage“ und der Streit um die richtige Auslegung der Regel führte bei den Franziskanern zu großen Krisen ihrer Gemeinschaft, die versucht wurde durch päpstliche Regelungen („Regula bullata“) zu beheben. Die der wachsenden Institutionalisierung der Franziskaner ablehnend gegenüber stehenden Spiritualen („Joachimiten“ nach Joachim von Fiore) werden ab 1250 fassbar. Apokalyptische Theorien über ein drittes Zeitalter des Heiligen Geistes, das der Heilige Franziskus eingeleitet habe, fanden in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts viele Anhänger. 1317 erklärte Papst Johannes XXII die Lehre der Spiritualen endgültig zur Häresie, ihre Wortführer mussten sich vor der Inquisition verantworten. Probleme mit der Inquisition hatten auch einige Dominikaner: der an der Pariser Universität lehrende Jean Quidort erhielt aufgrund einer theologischen Abhandlung zur Eucharistie 1304 Lehrverbot.
Bettelorden und Templer
Berührungspunkte zwischen den Orden gab es, da beide sich (auch) im städtischen Bereich ansiedelten, und durch das Engagement der Medikanten in der Mission. Wenigstens ein Übertritt ist bekannt: 1248 wechselte ein französischer Franziskaner mit päpstlichem Dispens zu den Templern. Die Ursache zahlreicher Streitigkeiten, in die Templer mit dem Weltklerus oder traditionellen Orden gerieten, der Besitz von Immobilien und Herrschaftstiteln, bestand hinsichtlich der Bettelorden kaum.
Auf dem 1243 in Paris abgehaltenen Generalkapitel legten die Dominikaner fest, dass, sollte ein Bruder bei der Aufsetzung eines Testamentes zugegen sein, Spenden an die Templer auf keinen Fall behindert werden dürfen. Denn die Templer seien enge Freunde des Ordens: „Cum fratres intersunt testamentis, caveant ne impediant elemosinam fieri templariis, qui devoti amici sunt ordinis […]”, ed. Reichert, S. 26). Vermutlich hatte es hier Unstimmigkeiten gegeben, die damit geklärt werden mussten.
Aus während des Prozesses gegen die Templer 1307 bis 1311 aufgenommen Akten geht hervor, dass zahlreiche Franziskaner und Dominikaner als Geistliche für die Templer tätig waren, für sie die Messe feierten und ihnen die Beichte abnahmen.
In den Kreuzfahrerstaaten war die Zusammenarbeit zwischen Bettel- und Ritterorden gut. Fidenzio di Padua, Provinzialvikar der Franziskaner im Heiligen Land von 1266-1291, entsandte auf Bitten des Templermeisters während der Belagerung der Burg Safed 1266 zwei Franziskaner als geistlichen Beistand zu den Templern, die er als tapfere Kämpfer lobt: „In ipso castro erant multi fratres Templarii probi viri valde, et cum ipsis erant duo fratres minores quos ego miseram […] rogatus a Magistri Templi“ (ed. Golubovich II, S. 2)
In seinem wohl erst nach dem Fall Akkons fertig gestellten Liber de Recuperationis Terrae Sanctae nennt der Franziskaner jedoch das eigenverantwortliche Handeln der Templer neben dem Fehlen eines von allen anerkannten Oberhaupts als einen der Gründe der Niederlage der Christen: „[…]nam regi Jerosolimitano non obediunt nec obedire volunt Veneti, nec Januenses, nec Pisani, nec Templarii, nec Hospitalarii, nec Alemani, nec aliqui alii barones […]“ (weder gehorchen die Venezier, die Genueser, die Pisaner, die Templer, die Hospitaliter, die Deutschordensritter, noch irgendwelche anderen Barone dem König von Jerusalem, noch wollen sie gehorchen, ed. Golubovich II, S. 15).
John Peckham, Franziskaner und Erzbischof von Canterbury von 1278-1293 schätzte die Templer und berief seine Synoden in den New Temple von London ein. Papst Benedikt XI. war Dominikaner und hatte wie viele seiner Vorgänger, Templer als Kammerherrn.
Während des Prozesses gehörten Mendikanten zu den Inquisitoren. Darunter war an herausragende Position der Dominikaner Guillaume de Paris, Beichtvater von König Philippe IV. und Inquisitor von Frankreich seit 1303. Er wurde laut des Arrestationsbefehls (s. Anklagepunkte) des Königs 1307 damit beauftragt, die Ketzerei der Templer zu untersuchen. Unter den Inquisitoren gegen die Templer war auch der Dominikaner Bernard Guy, tätig in Toulouse, der sich über den Prozessverlauf und seine kirchenrechtlichen Grundlagen kritisch äußerte. Der damalige Generalmagister der Dominikaner, Aimery Giliani aus Piacenza, war 1309 von Papst Clemens V. zum Mitglied der päpstlichen Kommission in Kastilien/Léon ernannt worden. Nach der im Sinne der Anklage ergebnislosen Arbeit der dortigen Kommission ermahnte der Papst den Generalmagister zu härterem Vorgehen. Aimery war zu diesem Zeitpunkt jedoch schon unterwegs nach Italien und so nicht mehr in der Lage, die Mahnung umzusetzen. Auch der eindringlich formulierten Vorladung zum Konzil von Vienne, der er sich nicht versuchen solle, mit Ausreden zu entziehen („nequaquam fallaciam excusationum velamento te munias“, ed. Mortier II, S. 467), leistete der Generalmagister trotz angedrohter Sanktionen keine Folge. Er verblieb in Italien und trat nach dem Ordenskapitel in Neapel 1311 von seinem Amt zurück – womit ein Erscheinen beim Konzil obsolet wurde.
Im Verfahren der Provinzialkommissionen in England sind Franziskaner und Dominikaner unter den externen Zeugen. Sie geben zahlreiches belastendes Material zu Protokoll, oft aber aus dritter oder vierter Hand. Nicholson (2009) vermutet, dass die Eifrigkeit durch deren eigene häretische Verdachtsmomente begründet sein könnte.
Anke Napp
Quellen:
- E. Berger (Hg.), Les registres d’Innocent IV publiés d’après les manuscrits originaux du Vatican et de la Bibliothèque Nationale, 4 Bde. Paris 1881-1921, Bd. I, Nr. 3631, S. 547 (Ordenswechsel): URL.
- Fratris Fidentii de Padua, ordinis minorum, vicarii Terrae Sanctae Liber recuperationis Terrae Sanctae, ex Cod. biblioth. nation. parisien., ms. lat. 7249, fol. 85-126, ed. G. Golubovich, in: Biblioteca bio-bibliografica della Terra Santa e dell'Oriente francescano. Tomo II. (Addenda al sec. XIII, e fonti pel sec. XIV) con tre carte geografiche dell' Oriente francescano de' secoli XIII-XIV, Bd. 2, Florenz 1913, S. 9-60, hier Cap. XI, S. 15f.
- K. Esser, Die Opuscula des Heiligen Franziskus von Assisi, 1976.
- Registrum epistolarum fratris Johannis Peckham, archiepiscopi Cantuariensis, ed. C.T. Martin (Rolls Series 77), 3 Bde., London 1882, hier Bd. I, S. 256f, Bd. II, S. 508 (Ladungen zu den Synoden).
- B. M. Reichert (Hg.), Acta capitulorum generalium Ordinis Praedicatorum, Bd. 1: Ab anno 1220 ad annum 1303, Rom 1898: URL.
Sekundärliteratur:
- K. Esser, Mysterium paupertatis. Die Armutsauffassung des Heiligen Franziskus von Assisi, in: Wissenschaft und Weisheit 14 (1951), S. 177-189.
- G. Golubovich, Biblioteca bio-bibliografica della Terra Santa e dell'Oriente francescano. Tomo II. (Addenda al sec. XIII, e fonti pel sec. XIV) con tre carte geografiche dell' Oriente francescano de' secoli XIII-XIV, Bd. 2, Florenz 1913, S. 2f.
- D.-A. Mortier, Histoire des maîtres généraux de l'Ordre des Frères Prêcheurs, Bd. 2, S. 421-473, zum Templerprozess: S. 460: URL.
- H. Nicholson, The Knights Templar on Trial. The Trial of the Templars in the British Isles, Stroud 2009, S. 116-119 und S. 158f.
- K. Suso Frank, Geschichte des christlichen Mönchtums, Darmstadt 1993 (5. Verbesserte Auflage), S. 86-102.
- A. Walz, Compendium historiae Ordinis Praedicatorum, Rom 1930.
Blanchefort, Bertrand de (M)
Er stammte wahrscheinlich aus Südfrankreich. Die Ämter, die er im Orden vor seiner Wahl zum Meister 1156 innehatte, sind nicht bekannt. Im selben Jahr seiner Wahl nahmen ihn die Sarazenen gemeinsam mit 87 anderen Ordensbrüdern gefangen, als er versuchte, König Baudoin III. von Jerusalem zu Hilfe zu kommen. In Anerkennung für diese Hilfe schenkte der König später dem Orden die Burg Safed. Bertrand 1159 wurde im Austausch gegen einen moslemischen Offizier freigelassen. In den folgenden Jahren stand er im Kampf gegen Nur-ad-Din. 1168 stimmte er gegen den von König Amaury von Jerusalem geplanten Angriff auf Ägypten, möglicherweise, weil es ein Templer gewesen war, der den alten Vertrag mit Schawar von Ägypten ausgehandelt hatte, möglicherweise aber auch aus Zorn gegen den Ordensmeister der Johanniter, der für den Angriff votierte. Bertrand de Blanchefort starb 1168. Fünf Briefe dieses Meisters an den französischen König Louis VII. sind erhalten. In ihnen beklagt er die Situation der Christen im Heiligen Land und bittet um Unterstützung.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
- Duchesne: Recueil des lettres et hist. des écrivains francais, Bd. IV, 512, 692, 692, 697, 699, 702.
- Bulst-Thiele, M. L.: Sacrae Domus Militiae Templi Hierosolymitani Magistri, Göttingen 1974, S. 62-74.
Böhmen
Das alte Fürstentum Böhmen war seit 1085 Königreich, seit dem 14. Jh. bis 1526 gehörte es als Kurfürstentum zum Heiligen Römischen Reich.
s. Tschechische Republik
Anke Napp
Boccaccio, Giovanni (Schriftsteller)
Der Florentiner Schriftsteller Giovanni Boccaccio widmete dem letzten Ordensmeister der Templer Jacques de Molay, und den Geschehnissen des Prozesses ein Kapitel in seinen zwischen 1363 und 1364 verfassten De casibus virorum illustrium libri novem: De Iacopo Magistro Templariorum (Buch 9) . Am Beispiel berühmter Männer und Frauen aus der biblischen, römischen und zeitgenössischen Geschichte, stellt der Verfasser hier die Wandelbarkeit des menschlichen Schicksals dar, ausgedrückt durch das sich immer drehende Rad der Fortuna, das die eben noch Reichen und Mächtigen zu armseligen Bettlern macht. Nach einem kurzen Bericht über die Anfänge des Templerordens als eine „Blüte an Heiligkeit“ rügt Boccaccio, dass die Templer sich durch die zahlreichen Privilegien und ihnen zufließenden Reichtümer schlechte Gewohnheiten zulegten und in ihrem Gehabe immer mehr herrschenden Majestäten anglichen. Und „es könne kein Zweifel bestehen, dass je größer die Machtfülle ist, desto geringer die Heiligkeit“. So habe schließlich auch Jacques de Molay, ein zweitgeborener Sohn aus burgundischem Adel, als Ordensmeister einen solchen Pomp entfaltet, dass er damit König Philipp IV. zur Gier reizte, gegen ihn und den gesamten Orden vorzugehen. Trotz dieser anfänglichen Kritik rühmt Boccaccio später den Heldenmut der Templer und bekräftigt ihre Unschuld. Er berichtet von der Gefangennahme der Templer im französischen Königreich unter Duldung Papst Clemens V., dem Einzug ihrer Schätze, „Städte“ und beweglichen Güter bis hin zum Essgeschirr. Ohne zeitliche Untergliederung fährt er dann mit dem Bericht über eine Gruppe in Paris verbrannter Templer fort, die er als Tugendbeispiel adliger Abstammung und Seelenstärke zeigt. Weder Schmeicheleien noch Drohungen hätten vermocht, dass sie die Wahrheit verrieten und die Beschuldigungen gegen den Orden anerkannten. Dies habe den König schließlich so zum Zorn gereizt, dass er befahl, sie der Folter zu unterwerfen. Als auch dies fruchtlos blieb, habe Philipp befohlen, sie auf den Scheiterhaufen zu führen. Doch selbst „im Angesicht des Feuers und des Henkers“ konnte sie keiner der anwesenden Freunde dazu bringen, ein falsches Geständnis abzulegen. Während das Feuer sie verzehrte, beteuerten sie, „wahre Christen zu sein und dass ihr Orden allerheiligst ist und war“.
Erst dann kommt Boccaccio wieder auf Jacques de Molay zu sprechen, berichtet von seinem Geständnis einer der Vorwürfe in Lyon vor dem Papst „infolge Zermürbung durch langen Kerker“. Bei der endgültigen Urteilsverlesung in Paris, die ihm die Freiheit und dem Orden Verdammung eingebracht hätte, habe er allerdings gemeinsam mit einem seiner Gefährten, der „der Bruder des Dauphins von Vienne“ gewesen sei, widerrufen. Allein durch die Einflüsterungen des Papstes und des Königs sei er verleitet worden, einen so berühmten und heiligen Orden, der sich so bewährt habe, mit abscheulichen Lügen zu beflecken. Daraufhin ließ König Philipp Jacques de Molay und den anderen Ordensbruder verbrennen – ein Ereignis, bei dem Boccaccios Vater offenbar Augenzeuge war.
In einem weiteren Kapitel kommt Boccaccio nochmals auf die Tapferkeit der 56 verbrannten Templer zu sprechen, bei denen es sich wohl um die durch Erzbischof Philipp de Marigny verurteilten Zeugen der Verteidigung im Jahre 1310 handelte. Sie werden in ihrer Geduld und Tapferkeit mit Hiob, den Heiligen Stephanus und Laurentius, aber auch antiken Helden wie Anaxarchos und Mucius Scaevola verglichen, ihre Standhaftigkeit jedoch höher eingeschätzt, da sie als Gruppe zusammenhalten mussten und gleichzeitig ihre flehenden Freunde vor Augen hatten.
Anke Napp
Sekundärliteratur
- Giovanni Boccaccio: Die neun Bücher vom Glück und vom Unglück berühmter Männer und Frauen, hrsg., übers. u. erläutert von Werner Pleister, München 1965
(Münchner Boccaccio – Handschrift). - Ioannis Bocatij de Certaldo: De casibus virorum illustrium libri novem, hrsg.
Philippus Ulhardus, Augsburg 1544, (mit Kommentaren des 16. Jhs. zu
Ordensentstehung und den Anklageartikeln) Inkunabel in München, Bayerische
Staatsbibliothek, 2 Bio 22, S. 261f: URL. - Ioannis Bocatij de Certaldo: De casibus virorum illustrium libri novem 1511.
Inkunabel in München, Bayerische Staatsbibliothek 2H misc. 2, fol. 110v -111: URL.
Bode, Johann Joachim Christoph
Der Musiker, Verleger, Gelehrter und Verschwörungstheoretiker stellte 1780 die Templerische Hochgradmaurerei des schottischen Rituls als Erfindung der römischen Kirche, vor allem der Jesuiten, dar, die mit ihr angeblich eine Waffe zur Bekämpfung des Protestantismus in England und schließlich auch auf dem Kontinent schaffen wollten. Bode folgte mit seiner sogenannten "Jesuitenriecherei", die "kryptokatholische Agenten" überall an der Arbeit gegen Aufklärung und Protestantismus sah, einer regelrechten Mode des ausgehenden 18. Jhs. Auch der - 1773 aufgehobene - Jesuitenorden kommuniziere mit geheimen Schriften und Symbolen, so Bode, und existiere im Geheimen weiter. 1786 reihte der sächsische Beamte Ernst August Anton von Göchhausen in seiner Enthüllung des Systems der Weltbürger-Republik Karl Gotthelf von Hund, Gründer der Strikten Observanz, in eine Reihe vorgebliche und tatsächliche Gruppen und Geheimgesellschaften unter der Steuerung der Jesuiten ein.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Klausnitzer, Ralf: Poesie und Konspiration. Beziehungssinn und Zeichenökonomie von Verschwörungsszenarien in Publizistik, Literatur und Wissenschaft, 1750-1850, Berlin-New York 2007.
Bologna (Komturei, Italien)
Vielleicht wurde die Niederlassung in Bologna kurz nach dem Konzil von Pisa 1135 gegründet, auf dem Bernhard von Clairvaux sich für die Templer eingesetzt hatte. Die älteste erhaltene Urkunde, die einen Komtur von Bologna nennt, stammt jedoch erst aus dem Jahr 1213. Das Ordenshaus stand unter dem Titel der Hl. Maria Magdalena, einer beliebten Heiligen zur Zeit der Kreuzzüge. Es befand sich ursprünglich außerhalb der Mauern, im Bereich der heutigen Straßen Strada Maggiore, Via Torleone und Vicolo Malgrado. Ein Grundbuch aus dem 18. Jahrhundert aus der Feder der Johanniter geben einen Eindruck vom damaligen Zustand der Gebäude, die einem befestigten Gutshaus mit Rittersaal und Kapelle ähnelten. Die Kapelle war einschiffig und hatte eine quadratische Apsis. Der zugehörige Campanile von 25 Metern Höhe wurde 1455 versetzt.
Im August 1308 wurden die Templer des Ordenshauses (der Komtur Pietro de Monte Acuto und vier Brüder) durch den Vikar des Inquisitors von Bologna festgesetzt. Das im Anschluss an die Aktion redigierte Inventar befindet sich im erzbischöflichen Archiv in Ravenna (Signatur AARa 12575). Die Ordensbrüder wurden vor der Provinzialkommission in Ravenna verhört, wo sie durch Erzbischof Rinaldo da Concorezzo letztlich freigesprochen wurden - was Papst Clemens V. dazu veranlasste, der Kommission Nachlässigkeit vorzuwerfen. Nach dem Prozess kam die Komturei an die Johanniter. Der letzte Komtur, Pietro de Monte Acuto, wird 1313 als Kammerherr des Erzbischofs Rinaldo da Concorezzo vermerkt.
Der Campanile wurde 1825 abgerissen; die Kirche des Ordenshauses fiel dem II. Weltkrieg zum Opfer. Dabei wurde auch die Grabplatte von Pietro di Bologna zerstört, dem berühmten Verteidiger und Prokurator während des Prozesses. Er zeigte eine Figur in Priestergewand mit Messkelch, ohne irgendwelche Ordensinsignien. Von den übrigen Gebäuden sind Teile des Rittersaales mit seiner originalen Holzdecke erhalten. Im November und Dezember 2015 wurden archäologische Grabungen im Areal durchgeführt.
Komture (nach Bagni):
Alberto Canoli ~ 1274
Giovanni ~1280 / 1300
Pietro de Monte Acuto (Pietro Roda ?) ~1308
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Bagni, Giampiero: Lo scavo archeologico di Santa Maria del Tempio a Bologna: primi risultati, in: Atti del XXXIV Convegno di Ricerche Templari, Nizza 2016 (2017), S. 27-52 (zahlreiche Abbildungen). Online
- Bagni, Giampiero: I Templari a Bologna e frate Pietro, il difensore dell'Ordine: nuove fonti, in: Atti del XXXII Convegno di Ricerche Templari, Perugia 2014 (2015), S. 37-48.
- Bagni, Giampiero: I Templari bolognesi e la Magione di Santa Maria del Tempio, in: Atti e memorie della deputazione di Storia patria per le Provincie di Romagna, 2008.
- Oretti, Marcello: Sepolcri nelle chiese di Bologna e loro iscrizioni, Handschrift aus der 2. H. des 18. Jhs., Biblioteca Comunale dell Archiginnario di Bologna MS B.14 (Zeichnung des Grabmals Pietro di Bolognas)
"Bononia/Boulogne"/Rotis de, Pietro
siehe de Rotis, Pietro
Bonvicino von Perugia (Templer)
Bonvicino wirkte in der zweiten Hälfte des 13. Jh.s in Umbrien. Er stammte aus Perugia selbst oder aus Assissi, aus einer Familie mit Grundbesitz in San Giustino d'Arna. Er war Kammerherr der Päpste Gregor IX. und Innozenz IV. und in dieser Eigenschaft mit schwierigen diplomatischen Missionen betraut, wie zum Beispiel der Vermittlung zwischen Manfred von Sizilien und dem Papst. Überdies hatte Bonvicino das Amt eines Komturs des Hauses San Bevignate von Perugia inne. In zahlreichen Fällen setzte er sich für die Stadt ein, so zum Beispiel beim Versuch, die Kanonisation des Lokalheiligen Bevignatus zu erlangen, oder 1260 als Vermittler zwischen Papst Alexander IV. und der Stadtregierung. Eine Tätigkeit auf Sardinien wird zwar vermutet (Pirodda, 2008) ist aber nicht mit urkundlichen Materialien zu belegen.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Casagrande, G.: San Bevignate: una chiesa per la città, in: Milites Templi, Perugia 2008, S. 191-205, hier S. 195.
- Tommasi, F.: L'Ordine dei Templari a Perugia, in: Bollettino della Deputazione di Storia Patria per l'Umbria 78 (1981), S. 6ff.
Bonlieu (Komturei, Frankreich)
Bonlieu liegt im heutigen Naturpark Forêt d'Orient (früher Forêt de Der) in der Champagne. Die Templer sind hier seit 1220 urkundlich belegt. Unter denen, die die Niederlassung mit ihren Gütern beschenkten, befand sich auch André de Rosson, der selbst in den Orden eintrat. Bonlieu besaß Land in Rossing und Aillefol sowie einen großen Teil des Waldgebietes, seit 1230 den Hof und die Ziegelei von Maurepaire, einen Landwirtschaftshof in Loge Bazin seit 1288 und in Loge Lionne ab 1294.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
Leroy, Thierry: Hugues de Payns, chevalier Champenois, Fondateur de l'Ordre des Templiers, Troyes 2001.
Bourgoult (Komturei, Frankreich)
Diese Niederlassung im Vexin wurde mit dem Grundstock einer Schenkung Robert Crespins, Sohn des Barons von Etrepagny, um 1220 gegründet. Eine weitere große Landschenkung erfolgte 1222 durch Amaury de Verclives, sowie Waldgebiet 1225 und 1226. Zunächst unterstand Bourgoult der Komturei von Renneville, wurde Ende des 13. Jahrhunderts jedoch unabhängig. Die Landwirtschaft von Bourgoult entstand größtenteils auf neu gerodeten Gebieten. Drei Dependancen gehörten zu dieser Niederlassung: in Mesnil-sous-Verclives, Boisemont und Cahaignes.
Architektonische Überreste dieser Niederlassung sind nicht mehr vorhanden; die heutigen eindrucksvollen Fachwerkgebäude einschließlich der Kapelle wurden im 18. Jh. von den Johannitern errichtet.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Guéry, C.: La Commanderie de Bourgoult, Evreux 1903.
- Lascaux, M.: Les Templiers en Normandie, Rennes 1983.
- Miguet, M.: Templiers et Hospitaliers en Normandie, Paris 1995, S. 355-369 (mit Entwicklung unter den Johannitern, Plänen und Photos).
Braunschweig (Komturei, Deutschland)
Braunschweig liegt im Südosten des Bundeslandes Niedersachsen. Insbesondere durch Heinrich den Löwen entwickelte sich die Stadt schnell zu einer mächtigen und einflussreichen Handelsmetropole, die ab Mitte des 13. Jahrhunderts der Hanse angehörte.
Von der Gründung einer Niederlassung des Templerordens Ende des 12. Jahrhunderts berichtet das Chronicon Riddagshusense ohne genauere Angaben. Möglicherweise ging die Komturei Braunschweig um 1180 aus den Schenkungen, welche Heinrich der Löwe nach seiner Rückkehr aus dem Heiligen Land 1172 getätigt hat, hervor. Urkundlich erstmalig erwähnt wird die Komturei erst 1289, anlässlich der Ablassgewährung für die Matthäuskapelle der Templer („Capelle St. Matthaei sacrae domus militiae templi de Bruneswich“). In dieser Urkunde firmiert auch ein Komtur der Niederlassung. Alle in dieser Kirche geopferten Gaben gingen an die Templer. Die Niederlassung in Braunschweig besaß zumindest noch einen Hof im Hagener Bohlweg, der in einigen Quellen ebenfalls auf eine Schenkung Heinrichs des Löwen zurückgeführt wird.
Die Komturei befand sich vor den Toren des mittelalterlichen Braunschweigs, direkt neben dem Hof des Ordens der Deutschritter und dem der Zisterzienser. Über das Schicksal der Komturei und die Matthäuskapelle nach Aufhebung des Ordens informiert das 1739 gedruckte Werk von Gebhardi über die dort ansässige Kalandsbruderschaft. Der Autor, Pastor der nahen Katharinenkirche und Dekan von St. Matthäi, zitiert das lateinische Original des Ordinarius ecclesie sancti Mathei, entstanden im 15. Jahrhundert. Dort ist zu lesen, dass sich nach Aufhebung des Templerordens 1312 Otto von Braunschweig, ehemaliger Templer und Komtur von Süpplingenburg und Braunschweig weigerte, die Güter an die Johanniter zu übertragen. Der Streitfall sei geregelt worden, indem die Johanniter Otto den Tempelhof in Braunschweig, sowie einige Einkünfte aus Süpplingenburg „ad vitam suam“ übereignete. Entgegen der Vereinbarung wurden die Güter aber auch nach Ottos Tod nicht den Johannitern übereignet. Herzog Magnus I. verpfändete die Braunschweiger und Süpplingenburger Komturei mehrfach. Letztlich waren die Johanniter gezwungen, den ihnen zustehenden Besitz nochmals für 400 bis 500 Mark Silber Braunschweiger Währung zu kaufen. Diese Probleme sorgten dafür, dass bis in die 1350er Jahre in der Matthäuskapelle keine Gottesdienste mehr gefeiert wurden.
1367 wurde der Tempelhof mit der Matthäuskapelle und allen anderen zugehörigen Liegenschaften innerhalb der Mauern Braunschweigs an die Kalandsbruderschaft verkauft. Er behielt den Namen „Tempelhof“ bei. 1830 wurden die Gebäude bei einem Aufruhr Opfer von Brandstiftung. Der Wiederaufbau erfolgte bereits 1860, jedoch brannte auch dieser nieder. Eine erneute Rekonstruktion wurde im II. Weltkrieg beschädigt, und 1960 wurde schließlich der gesamte Komplex abgerissen. Um das Jahr 1800 wurde die Matthäuskapelle noch zweckentfremdet als Archiv genutzt und 1830 abgebrochen.
Quellen
- Stadtarchiv Braunschweig G II 17 Nr. 1 / StA Wolfenbüttel VII D Hs 17 p. 48 f , Abschrift des 18. Jahrhunderts (B).
- L. Haenselmann (Hg.), Urkundenbuch der Stadt Braunschweig, Bd. 2, Braunschweig 1900, S. 167 (Urkunde von 1289): URL.
- J. J. Gebhardi, Der mit dem Matthäusstift verbundene Caland zum Heiligen Geist, Braunschweig 1739 (dort Urkunden und Auszüge aus dem „Ordinarius“), S. 32 u. 65ff: URL.
- H. Meibom, Chronicon Riddagshusense, Sive Eorum, Qui Antiquo Celeberrimoque illi Monasterio Riddaghusen, a prima eius fundatione in praesentem usque diem, Helmstedt 1620, S. 12, Regensburg, Staatliche Bibliothek, 999/4Hist.pol.728: URL.
Sekundärliteratur
- Dr. Dürre, Oberlehrer am Obergymnasium zu Braunschweig: Geschichte der Stadt Braunschweig im Mittelalter", 1875, s. 535ff: URL.
- G. Lehmann / Ch. Patzner, Die Templer in Mitteldeutschland, Erfurt 2004.
- M. Schüpferling, Der Tempelherren- Orden in Deutschland, Bamberg 1915, S. 87f: URL.
- F. Wilcke, Die Geschichte des Ordens der Tempelherren, überarbeitete Ausgabe Wiesbaden 2005; nach der 2. Auflage Halle 1860.
(Update in Progress)
(Bad) Breisig (=Niederbreisig/Brysische, Komturei, Deutschland)
Bauliche und territoriale Entwicklung
Das heutige Bad Breisig liegt am Rhein, im Bundesland Rheinland-Pfalz an einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Die Stadt gehörte zu den alten Besitzungen des Stiftes Essen. Die Obervogtei war in der Hand der Pfalzgrafen, der sie allerdings spätestens Anfang des 13. Jahrhunderts dem Grafen von Jülich zu Lehen gab. Möglicherweise kann die Gründung der Templerniederlassung in Bad Breisig mit Graf Wilhelm III. von Jülich in Verbindung gebracht werden, der am Fünften Kreuzzug teilnahm und auf diesem verstarb.
Das genaue Gründungsjahr der Niederlassung der Templer ist nicht bekannt. Eine Schenkungsurkunde des Florinstiftes von Koblenz an den Templerhof zu "Brysich" im Jahre 1215 ist der bisher älteste urkundliche Vermerk. Caesarius von Heisterbach in seinem 1222 verfassten Dialogus miraculorum einen Templer-Priester namens Einulf, der in "Briseke villa Diocesis Coloniensis" verstorben sei.
Als Niederlassung im Rang einer Komturei darf Breisig wohl erst ab 1237 gelten. Die Kapelle der Komturei, gewidmet dem Hl. Donatus, wurde um 1245 errichtet und beherbergte eine Kreuzreliquie, die in späterer Zeit auch von den Johannitern zur Verehrung ausgestellt wurde. Sie wird noch heute in der Bad Breisiger Pfarrkirche St. Marien verehrt.
Breisig entwickelte sich zu einem Zentrum des Ordens in der Region mit zahlreichen Besitzungen, deren Umfang nicht mehr vollständig rekonstruiert werden kann. Einige Flurnamen in der Umgebung, wie „Templerwäldchen“ oder „Tempelacker“ könnten auf ehemaligen Besitz verweisen. Zu dem Besitz der Komturei Breisig gehörte wahrscheinlich ein Tempelwald in Franken, für den eine Größe von 80 Morgen angegeben wird, und eine Tempelwiese in Waldorf. Auch der Flurname „Am Tempelfeld“ in Brohl könnte mit der Niederlassung in Breisig in Zusammenhang stehen. Die Flurnamen könnten allerdings auch zum Beispiel mit paganen römischen Kultstätten im Zusammenhang stehen.
1237 kaufte der Komtur von "Brisike" ein Haus in Köln in der Trankgasse, in unmittelbarer Nähe des Doms. Im 13. Jahrhundert war diese Liegenschaft als „neuer Tempel“ bekannt. Dem Orden gehörte noch ein weiteres Haus in Köln, ebenfalls in der Trankgasse, dass 1290 als „alter Tempel“ urkundlich benannt wird (Keussen II, S. 110 u. S. 161). Einiger Besitz gelangte über Schenkungen beim Ordenseintritt an die Komturei: 1226 schenkte aus diesem Anlass laut der Andernacher Schreinsrolle ein Johann Landeigentum in oder bei Andernach. Vermutlich ebenfalls über eine Gabe bei Ordenseintritt gelangten auch einen Acker in Kottenheim, sowie ein "Templergarten" in Meindorf im Siegkreis in den Besitz der Komturei Breisig. 1268 verpachteten die Templer Besitz in Obererlebach, den ein Mitbruder bei seinem Ordenseintritt eingebracht hatte, an dessen leiblichen Bruder und Wicker von Offenbach (Böhmer, Nr. 277).
Gegen Ende des 13. Jahrhunderts machte die wirtschaftliche Lage des Ordens offenbar Verkäufe notwendig. 1284 verkaufte Komtur Konrad sämtliche Güter in Ostheim für 70 Mark Kölner Denare. Im gleichen Jahr gibt er Zinseinkünfte aus landwirtschaftlichen Erträgen, die von Wicker von Offenbach und Gipel von Holzhausen dem Orden zu entrichten waren, an die Klöster Thron und Marienborn für 42 Denare. Der zugehörige Landbesitz in Obererlebach war wohl schon eher an die Klöster gekommen. Denn diese verpachten ihn wiederum an die früheren Pächter der Templer. (Böhmer I, Nr. 482 u. 483, Günther II, Nr. 316). Der „alte Tempel“ in Köln wurde 1291 in Erbleihe gegeben. 1330 wurde der „neue Tempel“ von den Johannitern an das Domkapitel verkauft.
Beziehungen und Konflikte
Konflikte sind nicht überliefert. Eine Urkunde von 1290 zeigt durch die Nennung einiger Brüder der Komturei Breisig (Heinrich von Blaterstein, Conrad und Gysilbert von Menden, Tilmann von Honnef, Heinrich von Dollendorf) exemplarisch, dass die dortigen Templer aus der näheren rheinischen Umgebung stammten.
Architektonische Überreste
Das Haupthaus der Breisiger Komturei wurde im Dreissigjährigen Krieg zerstört. Das heute als „Tempelhof“ bekannte Gebäude wurde 1657 von den Johannitern errichtet. Die von den Templern um 1245 erbaute Kapelle wurde in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts abgebrochen. In den Jahren 1910 und 1955 stieß man bei Bauarbeiten auf die Fundamente der Kirche sowie auf zahlreiche Gräber, die jedoch größtenteils auf die Johanniterzeit datieren.
Komture (nach Schüpferling u. Böhmer)
~1245 Godefridus
~1268 Hildebrand
~1278 Gerlach
~1285 Konrad
F. Sengstock/ A. Napp
Quellen
- A. Goerz, Mittelrheinische Regesten, Bd. IV, Nr. 1132 u. 1134, S. 256, Koblenz 1886: URL.
- W. A. Günther, Codex diplomaticus Rheno-Mosellanus Urkundensammlung zur Geschichte der Rhein- und Mosellande, der Nahe- und Ahrgegend, und des Hundsrückens, des Meinfeldes und der Eifel, Koblenz 1822, Bd. II, Nr. 316, S. 454 (Urkunde von 1285): URL.
- H. Keussen, Topographie der Stadt Köln im Mittelalter, 2 Bde., Bonn 1910, Bd. II, S. 110, 161, Universitäts- und Stadtbibliothek Köln: URL.
- J. F. Böhmer / F. Lau (Hg.), Codex Diplomaticus Moenofrancofurtanus Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt a. M., 2 Bände, Frankfurt/M. 1901/05, Bd. I, Nr. 277, S. 136 (Urkunde von 1268): URL, Nr. 482 u. Nr 483 (Urkunden von 1284), S. 231f.: URL.
Sekundärliteratur
- T. Bohn, Gräfin Mechthild von Sayn - eine Studie zur rheinischen Geschichte und Kultur (Dissertation 1996), Köln 2002, S. 61f.
- J. Breitbach, Vom alten Breisig und seiner Nachbarschaft, Niederbreisig 1954.
- H. Möhring, Die Kommende der Templer zu Breisig, in: Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 54 (1997), S. 51 – 53: URL.
- H. Neu, Die Templer von Niederbreisig - Versuch der Geschichte eines Rheinischen Templerhauses, in: Rheinische Vierteljahresblätter, Mitteilungen des Bonner Instituts für Geschichtliche Landeskunde des Rheinlandes, Bonn 1968.
- M. Schüpferling, Der Tempelherren-Orden in Deutschland, Bamberg 1915, S. 77 – 80: URL.
- Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins 30 (1894), S. 200 (Urkunde von 1290).
Brescia (Komturei, Italien)
Das älteste authentische Dokument, das eine Templerniederlassung in der Stadt erwähnt, stammt aus dem Jahr 1222. Eine angeblich auf 1101 (was noch VOR der Gründung des Ordens gewesen wäre!) datierte Schenkungsurkunde ist nur in einer Kopie des 16. Jahrhunderts überliefert und hält einer näheren textkritischen Prüfung nicht stand. Die Fälschung entstand möglicherweise zu Anfang des 14. Jhs., als es über den Besitz der Marienkirche Streit zwischen den Johannitern als Rechtsnachfolgern der Templer und der Gilde der Schmiede gab. Attestiert ist dieser Streit allerdings erst ab dem 15. Jahrhundert.
Ein missus des Ordens namens Albert de Brixia taucht 1165 in Cremona auf. Damit ist noch nicht gesagt, dass es auch eine Niederlassung in der Stadt gegeben hat. Dies ist jedoch sehr wahrscheinlich, da sich Brescia an einer sehr frequentierten Pilgerstraße befand.
Zu Beginn des 14. Jhs. kam es über den Besitz von einigen Parzellen Land zu einem Streit der Komturei mit der Stadtregierung Torbole. Der Schiedsrichter, Vikar des Bischofs von Brescia, sprach sich 1300 zugunsten der Templer aus, und im folgenden Jahr gab die Kommune Torbole die fraglichen Landstücke zurück. Streit gab es auch mit der Kommune von Pontevico, der auch in diesem Fall mit einem Sieg der Templer endete - der Orden erhielt alle Ausgaben erstattet, die ihm wegen dieser Auseinandersetzung entstanden waren. In beiden Fällen standen die kirchlichen Autoritäten hinter den Templern. Dies steht auch in Zusammenhang mit der Politik des damaligen Bischofs von Brescia, Berardo Maggi, der sich besonders um die Stärkung religiöser Gemeinschaften gegenüber von Laienkörperschaften bemühte.
Die Komturei mit ihrer unter dem Titel der Hl. Maria stehenden Kirche befand sich in der St. Agatha-Vorstadt, unweit der Kirche der Heiligen Nazarius und Celsus. Mitte des 13. Jh., als eine neue Stadtmauer errichtet wurde, schloß diese auch die Templerniederlassung ein. Einige Stadterweiterungsmaßnahmen von 1239 und 1249 führten allerdings zur Zerstörung von Eigentum des Ordens (Ackerland, Häuser, ein Aquadukt, eine Presse); im sogenannten Liber potheris sind die Entschädigungssummen festgesetzt, die die Stadt zu zahlen hatte. Nach dem Prozess gingen das Ordenshaus und seine Besitzungen an die Johanniter über.
Von den ursprünglichen Gebäuden ist kaum mehr etwas erhalten; auch von der barocken Kirche der Johanniter steht nur noch die Fassade.
Komture (nach Bellomo):
~1241 Vivolo
~1244 Alberto de Mezeta (identisch mit Alberto Murete?)
~1254 Alberto Murete
~1268 Americo
~1271 Guglielmo
~1281 Bianco da Pigazzano
~1300 Pagano
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Bellomo, Elena: The Templar Order in North-West Italy, 2007, S. 317ff.
- Zur Kirche: http://it.wikipedia.org/wiki/Chiesa_di_Santa_Maria_della_Mansione
Brettemare (Komturei, Frankreich)
Die landwirtschaftliche Niederlassung befand sich nicht weit entfernt von der Komturei Saint-Etienne-de-Renneville, an der alten römischen Straße zwischen Elbeuf und Evreux, einem Verkehrsweg der Santiagopilger.
Fundament der Gründung war möglicherweise die große Landschenkung des Lehens von Sacquenville durch Roger de Harenc im Jahr 1212. Die erste urkundliche Erwähnung von Brettemare stammt von 1222. Spätestens ab 1262 war Brettemare Komturei, denn eine Schenkung geht an „preceptori et fratribus militie Templi apud Bretemaram commorantibus“. Möglicherweise unterstand Brettemare bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts der Komturei von Saint-Etienne-de-Renneville. Zur Niederlassung gehörte umfangreicher Landbesitz (ungefähr 76 Hektar). Gegen Ende des 13. Jahrhunderts vergrößerten die Ordensbrüder von Brettemare ihren Besitz mit Ankäufen in Tourville.
Die große Grangie von Brettemare, die bis Anfang des 20. Jahrhunderts bestand, stammte in weiten Teilen erst aus dem 17. Jahrhundert.
Anke Napp
Sekundärliteratur:
- E. Mannier, Ordre de Malte. Les commanderies du Grand-prieuré de France, d'après les documents inédits conservés aux Archives Nationales à Paris, Paris 1872, S. 435f.
- M. Miguet, Templiers et Hospitaliers en Normandie, Paris 1995, S. 294, 342f.
Bretteville (=Chateau de'l Hopital, Komturei, Frankreich)
Wann genau die Niederlassung gegründet wurde, ist unbekannt. Einige Schenkungsurkunden sind aus dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts überliefert, machen aber deutlich, dass das Ordenshaus bereits existierte. Vielleicht geht es sogar auf das 12. Jahrhundert zurück.
Einige Dörfer gehörten zum Besitz, sowie Mühlen, seit 1222 ein Haus in Falaise und seit 1266 ein Haus in Caen. Das Land (ungefähr 120 ha) wurde zum Teil von Pächtern bewirtschaftet. Zum Viehbestand gehörten Anfang des 14. Jahrhunderts Pferde, Rinder, 572 Schafe und 40 Schweine. Das 1307 anlässlich der Verhaftung der Templer erstellte Inventar zeugt von der Bedeutung des Ordens in der Weidewirtschaft der Region.
Nach 1307 standen die Niederlassung und ihre Güter zunächst unter königlicher Verwaltung. 1309 wurden die beweglichen Güter verkauft und der Rest verpachtet, was sich vor allem auf den Baubestand katastrophal auswirkte. 1312 gelangte Bretteville in den Besitz der Johanniter.
In der Bestandsaufnahme von 1307 ist zu lesen, dass die Baulichkeiten neben Kapelle und Konventsgebäude eine Küche nebst Keller, zwei Grangien, einen Getreidespeicher und Gerätschaften zur Cidreherstellung umfassten. Erst aus der Mitte des 15. Jahrhunderts existiert eine detailliertere Beschreibung der Komturei. Die als „romanisch“ beschriebene Kapelle wie auch die übrigen Gebäude wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts zerstört.
Komture:
um 1307: Mathieu Renaud, Servient
Anke Napp
Quelle:
- L. Delisle, Etudes sur la condition de la classe agricole et l’état de l’agriculture en Normandie au Moyen Age, Evreux 1851, S. 723f (Inventar): URL.
Sekundärliteratur:
- E. Mannier, Ordre de Malte. Les commanderies du Grand-prieuré de France, d'après les documents inédits conservés aux Archives Nationales à Paris, Paris 1872, S. 454.
- M. Miguet, Templiers et Hospitaliers en Normandie, Paris 1995, S. 170-181.
Brindisi (Komturei, Italien)
Historiker des frühen 20. Jahrhunderts gingen von einer Ansiedlung der Templer in diesem wichtigen Hafen Richtung Orient bereits in der Normannenzeit aus. 1169 taucht in einer Urkunde ein Bruder Ambrosius als Komtur des Hauses von Brindisi auf - das Dokument ist jedoch eine spätere Abschrift oder Fälschung. Erst aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gibt es sichere Nachrichten. 1244 wird ein Bruder Bonasenga als Komtur des Hauses in Brindisi genannt.
Die Anjou begünstigten seit 1267 den zollfreien Handel der hier angesiedelten Ritterorden (außer den Templern auch Johanniter und Deutscher Orden).Nicht nur Güter wurden von Brindisi aus auf Schiffen des Ordens transportiert - auch Würdenträger reisten von und nach dem Heiligen Land über diesen Hafen. 1278 fuhr auf der "Santa Maria dei Templari" Ruggero di Sanseverino, Generalvikar des Königreichs Jerusalem, mit 35 Pferden und Lebensmitteln Richtung Akkon. 1286 reiste auch Maria von Ungarn, künftige Gemahlin Charles II. von Anjou, auf einem Templerschiff. Nicht immer ging es jedoch ordnungsgemäß zu: so sind Klagen von venezianischen Händlern überliefert, deren Schiffe durch den Komtur von Brindisi festgesetzt, ihrer Ladung beraubt und einige ihrer Seeleute im königlichen Kastell arrestiert wurden. Charles I. orderte zwar Freilassung und Restituierung der Güter an - doch mit wenig Erfolg, der kleine Handelskrieg zwischen Templern und Venedig in Brindisi setzte sich fort.
Der letzte Komtur von Brindisi, der Servient Hugo de Samaya, wurde während des Prozesses von der Provinzialkommission unter dem Erzbischof von Brindisi 1310 als einer von nur zwei Zeugen verhört. Die Untersuchung fand in der Kirche Santa Maria del Casale statt.
Die Niederlassung umfasste eine Kirche unter der Titulatur des Hl. Georg, wie aus einer Urkunde von 1260 hervorgeht. Doch wo sich die Kirche und die übrigen Gebäude befanden, ist umstritten: möglicherweise in der Nähe des heutigen Bahnhofs, wo es eine Station San Giorgio gibt, oder in der Nähe der Kirche San Giovanni al Sepolcro, die sich im Mittelalter außerhalb der Mauern befand. (Die als Kopie des Jerusalemer Heiligen Grabes Anfang des 12. Jahrhunderts errichtete Kirche befand sich nachweislich von 1128 bis wenigstens 1220 im Besitz der Grabeskanoniker, und wurde Ende des 15. Jahrhunderts von diesem an die Johanniter übertragen; päpstliche Urkunden existieren. Dennoch will der Lokalhistoriker Federico Sanapo deutlich Hinweise auf eine Beziehung zu den Templern entdeckt haben, wie Kreuze, Salomons-Siegel, vor allem aber Gralssymbolik.)
Dem Orden zugeschrieben wurde auch die soganannte "Portico dei Templari" auf dem Domplatz. In Wahrheit handelt es sich jedoch um die Überreste eines Adelspalazzo. Auch das heute als Tourist-Center dienende Gebäude am Hafen wird als Ordensbau "Arsenale dei Templari" angesehen. Die erste Nachricht hierzu findet sich bei dem Lokalhistoriker Maricino im 16. Jahrhundert. Hinzu habe die Kirche San Giovanni gehört, in der zur seiner Zeit die griechisch-orthodoxe Gemeinde Gottesdienst feierte.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Maddalenna-Capiferro, G.: Vestigia templari a Brindisi, in Pavalon - Atti del 1° Convegno Nazionale, a cura di Giuseppe Giordano, Cristian Guzzo, 1999.
- Maddalena-Capiferro, G.: La casa del turista di Brindisi: un arsenale templare? in Pavalon - Atti del 3° Convegno Nazionale, Materiali inediti per una storia dei Templari nel Regno di Sicilia a cura di Giuseppe Giordano, Cristian Guzzo, 2002.
- Ricci, Vito: Gli Ordini religiosi-militari e i porti pugliesi, in: Gli Ordini religioso-militari e i porti pugliesi /Military Orders and Apulian harbours Atti del XXXI Convegno di Ricerche Templari, Bologna 12 ottobre 2013, S. 49-106, hier S. 76ff, 88, 92.
- Schottmüller, K.: Der Untergang des Templer-Ordens, Bd. II, Berlin 1887, S. 124-139.
Brohl (Besitz)
Brohl ist heute eine Ortsgemeinde im Bundesland Rheinland-Pfalz. In der näheren Umgebung befinden sich die Orte „Rheinbrohl“ und „Brohl-Lützing“. Brohl wird 926 in einer Urkunde als „Brula“ im Besitz der Abtei St. Maximin in Trier erwähnt.
Der Templerorden erhielt am 12. März 1226 von Heinrich Graf von Sayn, seiner Gemahlin Mechthild und Ada von Looz deren Rechte an den Gütern des Ritters Conrad von der Mühle zu Brohl geschenkt. Von einem anderen Güterteil, der vom Gertrudenhof zu Brole (= Rheinbrohl) abhängt, behält sich der Graf das Vogteirecht vor. Welcher Komturei die Güter zugeeignet wurden, ist unklar. In Frage kommen Breisig und Hönningen. Die Urkunde spricht lediglich von dem „Haus des Tempels in Übersee und den dort dienenden Brüdern“ (ed. Beyer III, S. 279).
In Brohl existiert der Flurname „Am Tempelfeld“. Zwischen Dattenberg und Wallen trägt ein Weinberg den Namen „Im Tempelberg“. Die Herkunft der Ortsbezeichnung ist unbekannt. Eine vermutete heidnische Gedenkstätte konnte archäologisch nicht bestätigt werden. Allerdings wurde beim Bau der Bremsbahn vom Steinbruch zur Verladestelle am Rhein ein fränkisches Gräberfeld angeschnitten. Eine Verbindung der Immobilie zum Templerorden konnte ebenso wenig nachgewiesen werden wie zur Abtei Nivelles in Belgien, der der Gertrudenhof in Rheinbrohl gehörte.
Frank Senkstock
Quellen:
- H. Beyer (Hg.), Urkundenbuch zur Geschichte der, jetzt die Preussischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden mittelrheinischen Territorien, Aalen 1874, Bd. 3, Nr. 279, S. 226f: URL.
- A. Goerz (Hg.), Mittelrheinische Regesten oder chronologische Zusammenstellung des Quellenmaterials, Bd. 2, Koblenz 1879, S. 468.
Sekundärliteratur:
- J. Labonde, Die Templer in Deutschland, Aachen 2010, S. 39-40.
- G. Lehmann / Ch. Patzner, Die Templer im Westen Deutschlands, Erfurt 2013, S. 63.
- M. Schüpferling, Der Tempelherren-Orden in Deutschland, Bamberg 1915, S. 77-80.
- Gemeinde Dattenberg – Ort- und Gemarkungsnamen: https://dattenberg.eu/
Brünn (=Brno, Komturei? Tschechien)
Den einzigen Anhaltspunkt für die Annahme einer Templerkomturei in Brünn
bildet eine Urkunde vom 30.09.1302, in der ein „Bruder Sifrid von Brünn, Meister unseres Ordens – frater Sifridus de Brunna, ordinis nostri magister“ als Zeuge aufgeführt wird. Es könnte sich jedoch auch um eine einfache Herkunftsbezeichnung handeln. In einer Urkunde vom 01.03.1290, abgefaßt anläßlich des Verkaufs von 1 ½ Lahn [entspricht der Maßeinheit Hufe] in Swatoslau (= Svatoslav) an die Abtei in Trebitsch (= Trebic), wird ein "Komtur Syfridus" erwähnt. Ob es sich um die selbe Person handelt, sei dahin gestellt, denn der Name Sifrid und seine Ableitungen sind häufig anzutreffen.
Artikel v. F. Sengstock, bearb. v. A. Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Graf, J., W.: Geschichte der Tempelherren in Böhmen und ihres Ordens überhaupt, Prag 1825.
- Hofer, D., J., H.: Zprava o Veveří/ Bericht über Eichhorn ("Veverský rukopis"/Eichhorn-Handschrift, "Hoferova zpráva"/Hofers Bericht), Handschrift, etwa 1739
- Horky, Joseph, Edmund: Die Tempelherren in Mähren. Sagen, Unter-Suchungen, Geschichte, Znajm 1845
- Hruby, Elmar S.: Sie alle trugen das rote Tatzenkreuz – Tempelritter in Österreich, Böhmen und Mähren, Wien 2011
- Kadlec, J.: Přehled českých cirkevních dějin/Übersicht der tschechischen Kirchengeschichte, 1. dil/Teil, Praha/Prag: Zvon/Die Glocke – České katolické nakladelství/Tschechischer katholischer Verlag, 1991
- Melichar, J.: alias Böhmischer Templer: Templáří v zemích českých králů – Morava, Slezsko, Lužice, Rakousy / Die Templer in den Ländern der tschechischen Könige – Mähren, Schlesien, Lausitz, Österreich, Beroun 2010, S. 48
- Pěšina, T., z Čecherodu/von Tschechoroda: Prodromus Moravographiae, tj. Předchůdce Moravo-pisu/Aufsatz zur Mährischen Geschichte, dh. Vorgänger der Beschreibung Mährens. 1663
- Schüpferling, Michael: Der Tempelherren- Orden in Deutschland, Bamberg 1915, S. 175 S
- chwoy, F., J.: Die Topographie vom Markgrafthum Mähren I. – III., Wien 1793 -1794
Bures, Richard de (M)
Über seine Herkunft gibt es keine Informationen. 1241 urkundet er als Kastellan von Safed. Das Jahr seiner Wahl zum Ordensmeister ist nicht genau bekannt, wahrscheinlich 1244 oder 1245.Nach der Niederlage des Kreuzfahrerheeres bei La Forbie, wo der Großteil der Templer umkam, war es schwierig gewesen, die für die Wahl juristisch notwendigen Personen zu versammeln. Über seine Amtsführung ist nichts bekannt. 1247 war er bereits tot.
Anke Napp
Sekundärliteratur
- M. L. Bulst-Thiele, Sacrae domus militiae Templi Hierosolymitani magistri : Untersuchungen zur Geschichte des Templerordens 1118/19 - 1314, Göttingen 1974, S. 211-216
Buxières (Komturei, Frankreich)
Die Niederlassung gehörte zur Komturei von Avalleur. Sie ist im Wesentlichen der Stiftung von Etienne de Buxières zu verdanken, der 1196 sein Lehen zur Hälfte den Templern gab.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Leroy, Thierry: Hugues de Payns, chevalier Champenois, Fondateur de l'Ordre des Templiers, Troyes 2001.