29.06.2024
Neue Publikation: Praxistheoretische Privacy-Theorie
Privacy ist ein Kernthema der datafizierten Gesellschaft. Dabei geht es um mehr als Datenschutz oder die transparente Gesellschaft. Privacy ist ein kritisches Konzept, das hilft, den Fluss von Daten und Informationen zu verstehen und zu bewerten. Wie aber diese Kritik gefasst, wie sie theoretisch fundiert werden kann, dazu gibt es nicht nur in der Kommunikations- und Medienwissenschaft unterschiedliche Bewertungen. Während die einen Privacy als individuelle Aufgabe sehen, fordern die anderen mehr politische Verantwortungsübernahme, um Privacy zu steuern und zu gestalten.
IfK-Postdoktorandin Johanna E. Möller diskutiert in einem frisch in der international renommierten Fachzeitschrift erschienenen Theoriebeitrag Privacy aus praxistheoretischer Perspektive. "Situational privacy", so das Argument, erschließt das Konzept systematisch aus dem alltäglichen Kommunikations- und Medienhandeln heraus. Der Beitrag fokussiert auf die Transformation von Privatheit und nutzt neuere empirische und theoretische Überlegungen der praxisbasierten Privatheitsforschung sowie konzeptionelle Arbeiten zum Begriff der Situation in der Gesellschaftstheorie. Durch die Verlagerung des Schwerpunkts auf disruptive Momente von Privatheit, alltägliche Kritik und pragmatische Maßnahmen für eine "good enough privacy" wird Privatheit über Alltagsroutinen und -situationen erklärt. Situative Privatheit bietet damit eine Kommunikations- und Medienperspektive auf Privatheit als kritisches Konzept in der datafizierten Gesellschaft.
Der Artikel ist über die Seite des ICA-Journals Communication Theory Open Access verfügbar.
Die Publikation ist im Rahmen des interdisziplinären Projekts "Disruptionen vernetzter Privatheit" (DIPCY) entstanden und wäre ohne die finanzielle und organisatorische Unterstützung der Maßnahme "Disruption and Societal Change" (TUDiSC) nicht möglich gewesen.