26.04.2023
Neues Drittmittelprojekt am IfK: Informationsnutzung von Senior:innen in sozialen Medien
„Online sein“: Das gehört auch für die allermeisten älteren Personen mittlerweile zum Alltag. Unter den 60- bis 69-jährigen Deutschen nutzen 95 Prozent mindestens selten das Internet – und selbst bei den über 70-Jährigen machte der Anteil im Jahr 2022 ganze 80 Prozent aus. Nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie gab es insbesondere in der Gruppe der älteren Nutzer:innen einen weiteren Digitalisierungsschub, bei dem auch Social-Media-Plattformen wie Facebook und Messenger-Apps wie WhatsApp an Bedeutung gewonnen haben.
Ähnlich wie jüngere Nutzer:innen verwendet die Generation 60+ diese Angebote zunehmend nicht nur für den sozialen Austausch, sondern auch für tagesaktuelle Informationen und Nachrichten. Einhergehend mit diesen Entwicklungen wurden Befürchtungen über ein dysfunktionales Nutzungsverhalten lauter: Erste Studien deuten darauf hin, dass ältere Nutzer:innen über weniger digitale Nachrichtenkompetenz verfügen und empfänglicher für Fehlinformationen sind. Um die Ursachen für diese Tendenzen angemessen adressieren zu können, ist es zunächst jedoch nötig, das grundsätzliche Informations- und Nachrichtennutzungsverhalten älterer Menschen besser zu verstehen.
Die Kommunikationswissenschaft hat bislang nämlich kaum gesichertes Wissen darüber, (1) wie ältere Nutzer:innen soziale Medien und Messenger-Apps als Informations- und Nachrichtenkanäle wahrnehmen, (2) welche Praktiken sie im Umgang mit Informationen und Nachrichten haben und (3) mit welchen Inhalten sie in Kontakt kommen. Dieses Wissen aber ist angesichts der übergeordneten Merkmale der Angebote – wie etwa der (algorithmischen) Personalisierung des Informationsangebots und der starken Abhängigkeit von sozialen Einflüssen – nicht nur wissenschaftlich, sondern auch gesellschaftlich hochgradig relevant.
Dank einer Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) werden diese Aspekte ab Oktober in einem innovativen Mehrmethodenprojekt von Jun.-Prof. Anna Sophie Kümpel und ihrem Forschungsteam – bestehend aus Luise Anter und einer/einem noch zu besetzenden wissenschaftlichen Mitarbeiter:in – untersucht. Das Projekt umfasst drei übergeordnete empirische Studien: Eine stimulusbasierte qualitative Beobachtung mit (Selbstkonfrontations-)Interviews, eine standardisierte Online-Befragung sowie eine Datenspende-Studie, bei der Teilnehmer:innen gebeten werden, Messenger-Protokolle sowie Social-Media-Nutzungsdaten für eine wissenschaftliche Analyse zu spenden.
Absolvent:innen, die sich insbesondere für den letztgenannten Bereich interessieren und eine Begeisterung für Computational Methods mitbringen, können sich bereits jetzt gerne bei Jun.-Prof. Anna Sophie Kümpel melden sowie die IfK-Website im Blick behalten: Die Stellenausschreibung wird bald auf der Seite Arbeiten am IfK erscheinen.