Weimarer Republik
Parlamentarische Kultur im Sächsischen Landtag der Weimarer Republik
Bearbeiter: Janosch Pastewka M.A.
Bildquelle (Zugriff am: 21.10.2013)
Projektskizze:
Der Landtag nach dem Ersten Weltkrieg
Nach der Novemberrevolution und der Abschaffung der Monarchie konstituierte sich im Februar 1919 das erste demokratisch gewählte Parlament in Sachsen. Bis zur Inkraftsetzung der neuen Verfassung zunächst ‚Volkskammer‘ genannt, konnte sich der neue Sächsische Landtag etablieren, wurde bis Anfang der 30er Jahre zunehmend zum Spielball der Extreme, bis ihn die Nationalsozialisten nach der Machtübernahme zum 30. Januar 1934 offiziell auflösten.
Der Landtag stand in vielem in der Tradition der früheren Zweiten Kammer, war aber dennoch eine neue, demokratische Vertretungskörperschaft mit modernem institutionellem Gefüge. Hier kamen Abgeordnete unterschiedlichster sozialer Herkunft zusammen und mussten eine gemeinsame Basis für ihre Zusammenarbeit finden. Die politischen Konflikte der Weimarer Zeit, die ‚draußen‘ nicht selten in Gewalt ausarteten, wurden hier mit Worten ausgetragen – wenn es nicht auch im Plenarsaal zu Handgreiflichkeiten kam. Trotzdem kann der Landtag auch eine Reihe von Erfolgen vorweisen, wie etwa eine Schulreform, eine Gemeindereform und nicht zuletzt die Erarbeitung und einstimmige Verabschiedung der ersten demokratischen Verfassung in Sachsen.
Parlamentarische Kultur
Im Fokus dieses Projekts stehen allerdings weniger die konkreten politischen Sachfragen, als vielmehr die parlamentarische Kultur des Sächsischen Landtages: Wie hat sich im Sächsischen Landtag eine solche parlamentarische Kultur entwickelt? Was waren ihre wichtigsten Elemente? Welche Kontinuitäten bestanden in Bezug auf ältere sächsische Vertretungskörperschaften und mit Blick auf die Biographien der Mitglieder des Landtags und seine institutionelle Ordnung? Wie wurde versucht, die parlamentarische Kultur aufrechtzuhalten, und durch welche Kräfte wurde versucht, sie zu zerstören? Trugen die Auseinandersetzungen im Landtag zur Erosion der ersten sächsischen Republik bei oder wirkte der Landtag eher stabilisierend in Zeiten der Krise?
Diese Fragen sind bisher kaum oder gar nicht bearbeitet worden. Weitere offene Forschungsfragen ergeben sich möglicherweise auch aus dem Vergleich mit anderen Landesparlamenten der Weimarer Zeit wie etwa in Baden, Preußen oder Bayern.
Die Arbeit untersucht auf breiter Quellenbasis die parlamentarische Kultur im Sächsischen Landtag und nutzt dafür, sofern sie sinnvoll anwendbar sind, Theorien zeitgenössischer Parlamentarismusforschung, insbesondere den interpretativen Ansatz der politischen Kulturforschung. Dabei werden neben den Plenarprotokollen auch die überlieferten Landtagsakten, einschlägige Artikel in Zeitungen und Zeitschriften, sowie Bildmedien und Nachlässe ausgewertet.
Die Arbeit wird gefördert vom Sächsischen Landtag.
Die Dissertation ist im Oktober 2018 unter dem Titel Koalitionen statt Klassenkampf. Der sächsische Landtag in der Weimarer Republik (1918-1933) im Thorbecke-Verlag erschienen.