Der Jakobsweg in Frankreich und Spanien – Architektur und Heiligenkult
Lehrkraft | Prof. Dr. Henrik Karge |
Termin | Mi., 3. DS |
Ort | ABS/105 |
Beginn |
19.10.2022 |
Einschreibung | OPAL |
Module | Master PhF-KG-MA-TMH-B PhF-KG-MA-TMH-V MA LA MAKU-KG-VT 1 LA / Staatsexamen PHF-SEMS-KU-KG3 PHF-SEGY-KU-KG3 |
Inhalt der Lehrveranstaltung
Die Pilgerschaft zur Grabstätte des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela ist seit mehreren Jahren und verstärkt auch wieder nach der Corona-Pandemie zu einem Massenphänomen geworden. Neben touristischen Aspekten drückt sich hierin ein Bedürfnis nach einer Rückkehr zur Spiritualität im modernen Leben aus. So ist es von besonderem Interesse zu ergründen, aus welchen Motiven heraus sich bereits im Mittelalter viele Menschen aus allen Ländern Europas auf den weiten und gefahrvollen Weg nach Santiago begeben haben und wie die Realität des Pilgerwesens ausgesehen hat, die Bewältigung der Wegstrecken, die Herbergen, die Gefahren durch Räuber etc. So wird sich der allgemeinere Teil des Hauptseminars mit den Pilgerführern und Pilgerberichten vom Codex Calixtinus des 12. bis zu den deutschen Druckwerken des 15. und 16. Jahrhunderts beschäftigen. Hier gilt das besondere Interesse den ausgewählten Kirchen und Heiligtümern auf den verschiedenen Routen des Jakobswegs. Welche Verehrung wurde ihnen entgegengebracht, wie wandelte sich diese im Lauf der Jahrhunderte? Wie war das Verhältnis der Jakobuswallfahrt zu den zwei anderen großen Pilgerzielen: Rom und Jerusalem?
Der speziellere Teil des Seminars hat die Architektur der Pilgerkirchen zum Gegenstand. Hier liegt der Fokus auf der ab ca. 1075 errichteten Kathedrale von Santiago de Compostela und einer Gruppe von auffallend ähnlich gestalteten Wallfahrtskirchen des 11. Jahrhunderts in Frankreich: Sainte-Foy in Conques, Saint-Sernin in Toulouse, Saint-Martial in Limoges und Saint-Martin in Tours. Sie alle sind mit bedeutenden Heiligengräbern verbunden und wurden in offenkundiger Konkurrenz zueinander und zu dem immer bedeutenderen Jakobuskult in Spanien konzipiert. Wie sahen in dieser Situation die architektonischen Wechselbeziehungen aus? Kann man sich auf die Beschreibungen des Pilgerführers im Codex Calixtinus (um 1135-40) verlassen? Wie ist das Verhältnis zu nahe gelegenen Kirchen, die anderen Gestaltungsmustern folgen? Am Rande soll ein Blick auf die bedeutende Bauplastik der Pilgerkirchen des Jakobswegs geworfen werden.
Grundliteratur:
- Yves Bottineau: Der Weg der Jakobspilger. Geschichte, Kunst und Kultur der Wallfahrt nach Santiago de Compostela, Bergisch-Gladbach 1987;
- Klaus Herbers: Jakobsweg. Geschichte und Kultur einer Pilgerfahrt, München 2006;
- Paula Gerson (Hrsg.): The Pilgrim’s Guide to Santiago de Compostela, 2 Bde., London 1998 (Bd. 2 = Critical Edition lateinisch-englisch);
- Annie Shaver-Crandell / Paula Gerson: The Pilgrim’s Guide to Santiago de Compostela. A Gazetteer, London 1995 (Handbuch zu den Stationen des Jakobswegs);
- Henrik Karge: Die Kathedrale von Santiago de Compostela. Neue Forschungen zur Baugeschichte der romanischen Jakobuskirche, in: Achim Arbeiter / Christiane Kothe / Bettina Marten (Hrsg.): Hispaniens Norden im 11. Jahrhundert. Christliche Kunst im Umbruch, Petersberg 2009, S. 183-199;
- Manuel Castiñeiras (Hrsg.): Compostela and Europe. The Story of Diego Gelmírez, Mailand 2010;
- Ronny Horst: Santiago de Compostela. Die Sakraltopographie der romanischen Jakobus-Kathedrale, Korb 2012;
- Bernd Nicolai / Klaus Rheidt (Hrsg.): Santiago de Compostela. Pilgerarchitektur und bildliche Repräsentation in neuer Perspektive, Bern 2015;
- James D’Emilio (Hrsg.): Culture and Society in Medieval Galicia. A Cultural Crossroads at the Edge of Europe, Leiden / Boston 2015;
- Claude Andrault-Schmitt (Hrsg.): Saint-Martial de Limoges. Ambition politique et production culturelle (X-XIII siècles), Limoges 2006,
- Quitterie Cazes / Daniel Cazes: Saint-Sernin de Toulouse. De Saturnin au chef-d’œuvre de l’art roman, Graulhet 2008.
Kontakt
Prof. i. R. Dr. Henrik Karge
Professur für Kunstgeschichte
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