Politische Bildung in der Einwanderungsgesellschaft
Ansprechparterin an der Professur: Brigitte Fuhrmann
Laufzeit der wissenschaftlichen Begleitforschung: April 2012 bis Februar 2013
Einwanderungsgesellschaft und schulische Politische Bildung
Deutschland ist Einwanderungsgesellschaft. Gleichzeitig verdeutlichen Studien, dass junge Migrantinnen und Migranten Unterstützung im Bildungsbereich und Identifikation über gesellschaftliche Identifikationsfiguren aus strukturellen Gründen verwehrt bleiben (vgl. Bildungsbericht 2012, S. 82 ff). So sind in Schulen Lehrerinnen und Lehrer aus anderen Kulutrkreisen oder Zuwanderungsgeschichte noch deutlich unterrepräsentiert. Schulische Angebote, die jungen Migrantinnen und Migranten Chancen zur gesellschaftlichen Teilhabe verdeutlichen wollen, haben es daher häufig besonders schwer, von diesen Jugendlichen wahrgenommen und akzeptiert zu werden.
Das Projekt
Daher haben sich die Bundeszentrale für Politische Bildung und die Robert Bosch Stiftung dazu entschlossen, mit der Zielgruppe in direkten Dialog zu treten: Mit ihrem Modellprojekt „Dialog Macht Schule - Politische Bildung mit Jugendlichen in der Einwanderungsgesellschaft“ haben sie damit ein Format für Politische Bildung mit Migranten vorlegt, das sehr vielversprechend scheint: Junge Erwachsene mit Migrationshintergrund führen Schülerinnen und Schüler in mehrmonatigen dialogischen Settings an politische Themen heran. Sie knüpfen an Themen aus dem Nahraum der Jugendlichen an und verbinden sie mit gesellschaftspolitischen Fragestellungen, deren Dimension den Jugendlichen im normalen Schulalltag möglicherweise verborgen geblieben wären. DIALOG – MACHT – SCHULE eben.
Seit 2009 engagieren sich sogenannte (Dialog-) Moderatoren mit Wurzeln in Griechenland, Albanien, Vietnam, Iran, Türkei, Libanon, Ungarn – an Schulen in Berlin und Stuttgart, deren Schülerschaft häufig einen hohen Anteil an Nicht-deutschstämmigen Schülerinnen und Schülern aufweisen.
In diesem Video stellen das Projekt sein Ausbildungskonzept vor das wir im Rahmen unserer Arbeit entwickelt haben.
Was können wir aus dem Projekt lernen? – Unsere Forschungsperspektive
Die meist an den Politik- oder Ethikunterricht angegliedert bzw. im Schulalltag eingebunden Dialoggruppen bestechen durch natürliche Zugänge zur Zielgruppe, sie schaffen Vertrauensräume und stärken die Sozialkompetenzen der Schülerinnen und Schüler. Von den Moderatoren wird viel Kreativität und Flexibilität verlangt und etliche Beispiele zeigen uns, dass die Moderatoren dieser Herausforderung mit hoher Motivation begegnen und sich gern auf die Jugendlichen und deren Themen, Sorgen und Träume einlassen. Was können angehende Politiklehrerinnen und –lehrer oder allgemeiner gesprochen Pädagogen, von den Moderatoren lernen? Wie können Erkenntnisse aus dem augenscheinlich überaus erfolgreichen Projekt „Dialog Macht Schule“ für Diskurse innerhalb der Politischen Bildung nutzbar gemacht werden?
Unsere Forschungsziele
Das Ziel unserer wissenschaftlichen Begleitforschung ist es daher, das Profil des Projekts „Dialog Macht Schule“ und dessen Gelingensbedingungen zu erforschen, um Befunde für Politische Bildungsprozesse abzuleiten. Daher untersuchen wir zum einen die natürlichen Zugänge der Moderatoren zur Zielgruppe und zu politischer Bildung. Zum anderen beschreiben wir inhärente Charakteristika des Projektes um eine überregionale Verstetigung des Modellprojekts und Implementation der Erkenntnisse in andere Zusammenhänge zu erleichtern. Wir interessieren uns auch dafür, in welcher Form die Moderatoren durch Qualifizierung unterstützt werden können. Konkret erheben wir dafür Weiterbildungsbedarfe zur Konzeption einer Pilotsommerakademie, die im Oktober diesen Jahres stattfinden wird.